Computer-Animation: Geschichte, Techniken und Beispiele.

Als Computer-Animation bezeichnet man die Erstellung bewegter digitaler Bilder, wie sie z. B. aus vielen modernen Disney-Filmen und Videospielen bekannt sind. Du kannst Computer-Animationen aber auch für kleinere Projekte gestalten. Erfahre mehr über Merkmale, Funktionsweise und Geschichte der digitalen Animation. Lerne außerdem nützliche Tipps und Techniken für deine eigenen Animationsprojekte.

Was ist digitale Animation, und wie funktioniert sie?

Die Computer-Animation – auch als „digitale Animation“ bezeichnet – ist eine Form von CGI (Computer-Generated Imagery) mit Fokus auf bewegten Bildern. Während sich der Begriff CGI auch auf statische Bilder beziehen kann, die digital erzeugt wurden, geht es bei der Computer-Animation ausschließlich um bewegte Bilder. Beliebte Beispiele dafür sind Filme wie „Toy Story“ oder „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“.

Einfach ausgedrückt, erwecken Computer-Animationen statische Bilder oder Objekte zum Leben, indem sie sie mit digitalen Mitteln in Bewegung versetzen. Zeichnung, Modellierung und Animation von Objekten oder Figuren erfolgen mittels Software. Das Grundprinzip besteht darin, fast identische statische Bilder in schneller Abfolge auf dem Computer-Bildschirm anzuzeigen, sodass der Eindruck von Bewegung entsteht. (Dieser Prozess wird auch Keyframing genannt.)

Digitale Animationen lassen sich mit verschiedenen Algorithmen und Techniken erstellen. Die genaue Methode hängt von der jeweiligen Aufgabe ab (Keyframing, Motion Capture usw.).

Vorteile von digitaler bzw. traditioneller Animation.

Obwohl die digitale Animation aus der traditionellen Animation hervorgeht, gibt es heute deutliche Unterschiede zwischen den beiden. Beide haben Vor- und Nachteile und bieten sich für unterschiedliche Einsatzbereiche an.

Digitale Animation
Klassische Animation
Werkzeuge
Ein leistungsstarker Computer, auf dem die gewünschte Animations-Software ausgeführt werden kann
Papier, Bleistifte, Buntstifte/Malfarben, Radiergummis und andere Materialien, die regelmäßig nachgekauft werden müssen
Virtuell bzw. physisch
Computer-Animationen sind vollständig virtuell und können somit bequem online gespeichert und geteilt werden.
Für traditionelle Animationen müssen physische Zeichnungen erstellt werden. Sie erfordern Platz zur Aufbewahrung, stellen aber auch einen physischen Vermögensgegenstand dar.
Kosten
Die digitale Animation erfordert in der Regel weniger Arbeitsaufwand und Tools und ist deshalb kostengünstiger.
Der zeitliche Aufwand zur Erstellung handgefertigter Zeichnungen macht die traditionelle Animation zu einer eher kostspieligen Methode.
Zeitaufwand
Die Erstellung von Animationen am Computer ist deutlich schneller und kann mit einem Laptop sogar unterwegs fortgeführt werden.
Bilder von Hand zu zeichnen, ist deutlich zeitaufwendiger. Der Prozess erfordert mehr Hilfsmittel und lässt sich nicht ohne Weiteres unterwegs fortsetzen.
Fehler
Bei der digitalen Animation lassen sich Fehler schnell und unkompliziert rückgängig machen oder beheben.
Bei der traditionellen Animation ist die Fehlerkorrektur oft kniffliger und zeitaufwendiger.
Wiederverwendung
Digitale Animationen können nachträglich bearbeitet und für neue Projekte wiederverwendet werden. Das spart Zeit und Geld.
Die erneute Verwendung traditioneller Animationen ist recht schwierig, da dafür physische Bilder angepasst werden müssen.
Realitätsnähe
Am Computer lassen sich täuschend echt wirkende Animationen erstellen.
Selbst den besten Artists gelingt es nicht so leicht, fotorealistische Ergebnisse zu erzielen.

Anwendungsbeispiele für traditionelle und digitale Animation.

Vor der Erfindung der digitalen Animation wurde jedes Bild einzeln von Hand angefertigt. Diese klassische Form der Animation wird auch heute noch verwendet – allerdings hauptsächlich im Bereich der 2D-Animation.

Bei folgenden Projekten setzen viele Artists dagegen inzwischen fast nur noch auf Computer-Animation:

  • Filme
  • Videospiele
  • Simulationen
  • Werbe-Spots
  • Wissenschaftliche Visualisierungen
  • Cartoons

Unterschiede zwischen Computer-Animation und CGI-Animation.

Der Begriff Computer-Generated Imagery (CGI) wird manchmal als Synonym für Computer-Animation verwendet. Es handelt sich dabei jedoch um zwei eigenständige Techniken. Der größte Unterschied besteht darin, dass CGI statische und dynamische Grafiken bezeichnen kann, während „digitale Animation“ (oder „Computer-Animation“) sich ausschließlich auf bewegte Bilder bezieht.

Ein gutes Beispiel ist der Film „Vergessene Welt: Jurassic Park“. Die (statischen) Designs der Dinosaurier wurden mit CGI erstellt, die Tiere selbst dann mithilfe von Computer-Animation zum Leben erweckt.

Die beiden Begriffe sind also nicht einfach austauschbar.

Faustregel: Bei statischen Designs handelt es sich immer um CGI. Wenn es sich bewegt, könnt es auch eine Computer-Animation sein.

Weitere Animationsarten:

Weitere Infos zur CGI-Animation

Geschichte.

Die Geschichte der Computer-Animation beginnt – wie die der CGI-Animation – mit den rotierenden Spiralen in der Eröffnungssequenz zum Film „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ von 1958. In den 1960er-Jahren wurden verschiedene frühe Formen der Computer-Animation entwickelt. „Catalog“ aus dem Jahr 1961 gilt allgemein als erster per Computer animierter Kurzfilm.

In „A Computer-Generated Ballet“ traten 1965 die ersten menschlichen Figuren in einer Computer-Animation auf. „The Stick Man“ von 1967 macht erstmals Gebrauch von der Motion-Capture-Technik. Bei vielen dieser Pionierleistungen handelt es sich um kurze, experimentelle Projekte, bis 1973 mit „Westworld“ ein erster Spielfilm mit digitaler Animation erschien.

Danach fasste die Computer-Animation zunehmend in Filmen und TV-Serien Fuß – vor allem in den 1980er-Jahren. 1982 kamen gleich zwei Liveaction-Filme mit digitaler Animation in die Kinos: „Star Trek II: Der Zorn des Khan“ und „Tron“. Erst 1994 ging aber mit „ReBoot“ die erste vollständig am Computer animierte TV-Serie an den Start. Im Jahr darauf folgte „Toy Story“, der erste digitale Animationsfilm in Spielfilmlänge.

Seitdem haben Disney und Pixar (erst unabhängig voneinander, dann nach der Übernahme von Pixar durch Disney gemeinsam) sowie DreamWorks zahlreiche weitere am Computer animierte Hollywood-Hits in Spielfilmlänge produziert.

Beispiele.

Toy Story (1995).

Der erste Computer-animierte Film in Spielfilmlänge wurde von Pixar entwickelt und von Disney veröffentlicht. 27 Animationskünstlerinnen und -künstler arbeiteten mit 400 Computer-Modellen, um die Figuren zum Leben zu erwecken. Die Familienkomödie war ein solch durchschlagender Erfolg, dass (bislang) drei weitere Fortsetzungen folgten.

Shrek – Der tollkühne Held (2001).

Drei Jahre nach „Antz“ brachte DreamWorks mit „Shrek – Der tollkühne Held“ einen zweiten Computer-animierten Spielfilm heraus. Die Handlung spielt an 36 separaten digitalen Schauplätzen – laut DreamWorks damals ein Rekord für dieses Genre. Der Film war ein absoluter Kassenschlager und zog drei Sequels und verschiedene Spinoffs nach sich.

Ice Age (2002).

In den frühen 2000er-Jahren entstand eine ganze Reihe Computer-animierter Filme. Mit „Ice Age“ versuchten Blue Sky Studios und 20th Century Fox, die Dominanz von Disney/Pixar zu brechen. Als Handlungsträger treten mehrere Tiere auf, die nie zuvor in Filmen animiert worden waren (Faultier, Mammut und Säbelzahntiger). Eine der größten Herausforderungen bestand darin, ihre Bewegungen realistisch, aber dennoch ansprechend erscheinen zu lassen. Auch dieser Film war äußerst erfolgreich und hatte mehrere Sequels.

Die Abenteuer von Tim und Struppi (2011).

Die Kombination aus Motion Capture und traditioneller Computer-Animation wurde über einen Zeitraum von sieben Jahren entwickelt. Als Produktionsgesellschaften waren Paramount Pictures, Columbia Pictures und Nickelodeon Movies an diesem Hollywood-Blockbuster beteiligt. Mit dem einzigartigen Stil gelang es Regisseur Steven Spielberg, eine äußerst nostalgische Atmosphäre zu erzeugen.

Animationstechniken.

Unter dem Begriff „digitale Animation“ werden verschiedene Animationstechniken zusammengefasst. Der Einsatz von Computern bietet nahezu endlose Möglichkeiten, statische Figuren zum Leben zu erwecken, z. B.:

  • Digitale Cutout-Animation: Bei der traditionellen Form dieser Animationstechnik werden ausgeschnittene Papier- oder Kartonfiguren aufgenommen und Bild für Bild animiert. Diese Methode wurde z. B. in den ersten Episoden der Serie „South Park“ eingesetzt. Bei der digitalen Cutout-Animation werden die Figuren digital entworfen und animiert, was eine deutliche Zeitersparnis bedeutet.
  • Papierlose Animation: Diese Technik ähnelt der traditionellen Animation, kommt dabei aber ganz ohne Papier aus. Figuren, Hintergründe usw. werden direkt von Hand auf einem elektronischen Zeichen-Tablet entworfen und für die digitale Animation auf den Computer übertragen.
  • 3D-Animation: Hier werden zuerst virtuelle Skelette für 3D-Figuren, -Modelle oder -Gegenstände entworfen. Die Animation erfolgt ähnlich wie bei einer Marionette, indem die Punkte des Skeletts bewegt werden. Das so erzielte Resultat ist aber realistischer als bei der 2D-Animation.
  • Motion Capture: Mit Techniken der Motion-Capture-Animation werden heute in vielen Filmen und TV-Serien realistische Bewegungen von Personen, Tieren oder anderen Objekten dargestellt. In der Regel werden dafür Schauspielerinnen und Schauspieler aufgenommen und die entsprechenden Bewegungsdaten dann exakt auf animierte 2D- oder 3D-Figuren übertragen.
  • Motion Graphics: Motion Graphics bzw. Grafikanimationen waren bereits in den 1960er-Jahren in Eröffnungssequenzen von Filmen wie „West Side Story“ zu sehen. Formen und Text werden animiert, um eine Story zu erzählen (oft in Kombination mit stimmungsvoller Musik).
  • Textanimation: Diese Animationsart hat Ähnlichkeit mit Motion Graphics, wird aber ausschließlich auf Wörter angewendet. Durch visuelle Effekte können Begriffe eine größere Wirkung entfalten – sei es bei der Verdeutlichung von Statistiken in einem Lehrvideo oder bei der Gestaltung eines Filmabspanns.
  • Stop-Motion-Animation: Bei der klassischen Stop-Motion-Animation werden Fotos aneinandergefügt, um Bewegungen zu erzeugen. Gute Beispiele dafür sind die Clangers oder auch Wallace und Gromit. Die moderne, digitale Stop-Motion-Animation hat diesen Prozess beschleunigt und kombiniert physische Modelle mit neu entwickelten Techniken.
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Animationen faszinieren dich?

Lies unseren Leitfaden für Einsteiger in die Animation.

Weitere Infos

Zwei Methoden zur Erstellung einer Computer-Animation.

Für die Erstellung einer Computer-Animation kommen zwei Produkte von Adobe infrage.

Adobe Animate.

So erstellst du eine Computer-Animation mit Adobe Animate:

  1. Öffne Adobe Animate. Klicke links auf „Neu erstellen“.
  2. Wähle die gewünschte Animationsart. Lege Frame-Größe, Frame-Rate und Plattformtyp fest. Diese Angaben kannst du später ändern, indem du mit der rechten Maustaste bzw. mit gedrückter Ctrl-Taste auf die Bühne klickst.
  3. Erstelle deine Kreation. Verwende die Tools auf der Werkzeugleiste links, um Pins hinzuzufügen, die Größe von Objekten zu ändern usw.
  4. Im Bedienfeld „Eigenschaften“ kannst du Merkmale der Objekte ändern, die du gezeichnet hast und später animieren möchtest.
  5. Über das Bedienfeld „Bibliothek“ kannst du Bilder oder andere vorhandene Elemente einfügen.
  6. Sobald dein Startbild fertig ist, kannst du Frames sowie einen Keyframe erstellen und das Bild dann animieren.
  7. Zum Abschluss speicherst du die Animation und veröffentlichst sie auf der gewünschten Plattform.

Weitere Infos zu Adobe Animate

Adobe Character Animator.

So erstellst du Computer-Animationen mit Adobe Character Animator:

  1. Gestalte deine Figur. Wähle eine Beispielmarionette aus, und passe sie ggf. mit dem Marionettenersteller an. Oder erstelle eine eigene Marionette mit Characterizer.
  2. Animiere die Figur mit Webcam, Mikrofon und Maus. Aktiviere die Erfassung von Kamera- und Body-Tracker-Daten, und klicke dann auf „Kalibrieren“.
  3. Bewege Kopf und Arme, und verändere deinen Gesichtsausdruck, um deine Bewegungen zu tracken.
  4. Bearbeite die Verhaltensparameter deiner Figur, um ihre Bewegungs- und Reaktionsweise in der gewünschten Form anzupassen.
  5. Zeichne die Szene auf, und exportiere sie in verschiedenen Formaten zur Wiedergabe. Alternativ kannst du Szenen auch live streamen.

Weitere Infos zu Adobe Character Animator

Häufig gestellte Fragen.

Kann man mit Computer-Animation den eigenen Lebensunterhalt verdienen?

Im Bereich Computer-Animation gibt es zahlreiche Beschäftigungsfelder, darunter Filme, Games oder Werbe-Spots. Verschiedene Studiengänge erleichtern dir den Einstieg. Du kannst dir die erforderlichen Kenntnisse aber auch anhand von Online-Tutorials selbst beibringen. Wenn du gerne Designs entwirfst und zum Leben erweckst, könnte die Computer-Animation der richtige Beruf für dich sein.

Wie werde ich Computer-Animator?

Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Schreibe dich für einen Studiengang im Bereich Animation ein.
  • Melde dich für einen Animationskurs an (Online- oder Präsenzunterricht).
  • Erstelle ein aussagekräftiges Portfolio und einen überzeugenden Democlip
  • Sammle möglichst viel praktische Erfahrung in Animations-Studios.
  • Erweitere deine Kenntnisse daheim mithilfe von professioneller Animations-Software.

Welche Software eignet sich am besten für Computer-Animation?

Es gibt verschiedene Programme für Computer-Animation. Welches davon jeweils am sinnvollsten ist, hängt von deinem Projekt ab. Adobe Animate kommt für Computer-Animationen infrage, die du Frame für Frame komplett neu erstellst. Wenn du dagegen nur eine Figur als Teil eines Projekts oder Livestreams animieren willst, ist Adobe Character Animator besser geeignet.

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