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Cel-Animation (Folienanimation): Definition, Arten und Methoden.
Ganze Generationen von Fans sind mit den Trickfilmen von Disney aufgewachsen. Die handgezeichneten Animationen haben im 20. Jahrhundert für ein ganz neues Kinoerlebnis gesorgt. Was aber ist Cel- bzw. Folienanimation eigentlich, und wie funktioniert sie? Hier erfährst du mehr.
Was ist Cel- bzw. Folienanimation?
Die Cel-Animation gehört zu den ältesten Formen der Animation. Dabei werden Objekte – in der Regel Figuren – von Hand auf transparente Folien aus Zelluloid gezeichnet und über gemalten Hintergründen platziert. Diese Folien werden als „Cels“ (abgeleitet vom englischen Materialnamen „Celluloid“) oder Animations-Cels bezeichnet.
In den frühen 1990er-Jahren begann die Ära der digitalen Animation. Anfangs wurden Computer nur zur Kolorierung eingesetzt. Doch schon bald wurden sämtliche Phasen des Animationsprozesses digital abgewickelt, so Floyd Norman, Animator bei Disney, in einem Interview für das Online-Magazin „Collider“. Für Film-Begeisterte, ob Profi oder Fan, war die Zeit der Cel-Animationsfilme jedoch ein goldenes Zeitalter.
„Damals wurden Animationsfilme von Hand erstellt – ganz ohne Technologie. Das gesamte Produkt war handgemacht.“
Floyd Norman, Animator bei Disney
Unterschiede zur digitalen Animation.
Handgezeichnet vs. Computer-generiert.
Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Animationstechniken liegt in der Art der Erstellung. Bei der Cel-Animation wird händisch auf Zelluloid-Folien („Cels“) gezeichnet. Digitale Animationsfilme entstehen zum Großteil mit Software am Computer.
Algorithmen vs. Kunstfertigkeit.
Die Animatoren bei Disney, die an Filmen wie „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ beteiligt waren, waren zuallererst Künstler. Ihr Werkzeug bestand aus Bleistiften, Markern und Malfarben. In CGI-Produktionen hingegen wird mit Algorithmen und 3D-Grafiken gearbeitet. Auch das ist große Kunst. Die Technik unterscheidet sich jedoch von der traditionellen Zeichenkunst früherer Animationen, die eher in die Kategorie der bildenden Künste fällt.
Große Kreativabteilungen vs. kleinere Teams.
Die Erstellung traditioneller Trickfilme mit Animations-Cels erfordert Unmengen von Ressourcen. Da jedes einzelne Bild von Hand gezeichnet wird, sind zahlreiche Animatorinnen und Animatoren nötig. CGI-Filme können dagegen in viel kürzerer Zeit und mit deutlich weniger Personal produziert werden.
Beispiele.
Disney machte die Cel-Animation Ende der 1930er-Jahre bekannt und erzielte damit ein bis dahin unvorstellbares Maß an Farbe, Dynamik und Realismus in Trickfilmen, z. B. in:
Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937).
Wenn Fachleute aus der Branche über Cel-Animation sprechen, kommt dieser Film fast immer zur Sprache. „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ wurde 1937 veröffentlicht. Es war der erste Trickfilm in Spielfilmlänge in den USA, wurde mit von Hand gezeichneten Cels produziert und setzte die Messlatte höher für das, was mit Animation möglich ist.
Dornröschen (1959).
2015 fragte ArtInsight die Leserschaft, was den besonderen Charme der Bilder von „Dornröschen“ ausmacht. Im Trickfilm von 1959 setzte Disney neben handbemalten Folien auch die damals ganz neue Xerografie ein, mit der sich Originalzeichnungen automatisch auf die Folie übertragen ließen. Mit diesem Verfahren konnte Disney die Erstellung detailreicher Bilder effizienter gestalten.
Der König der Löwen (1994)
In den 1990er-Jahren hatte Disney bereits über ein halbes Jahrhundert Erfahrung mit der Erstellung von Cel-Animationsfilmen gesammelt. „Der König der Löwen“ läutete die von vielen Kritikerinnen und Kritikern beschworene „Renaissance von Disney“ ein. Sie schwärmten vor allem von der Wärme und den Farben. Für viele ist „Der König der Löwen“ bis heute der Maßstab für die Animationskunst von Disney.
Küss den Frosch (2009).
In den späten 2000er-Jahren hatte sich die CGI-Animation als Standard durchgesetzt. Zu verdanken war das nicht zuletzt der Übernahme des Animations-Studios Pixar durch Disney im Jahr 2006. Mit „Küss den Frosch“ brachte Disney 2009 jedoch noch einmal einen handgezeichneten Film heraus. Verantwortlich dafür war das Team hinter „Arielle, die Meerjungfrau“. Der Film war eines der letzten handgezeichneten Projekte aus dem Hause Disney.
Technik.
Die Cel-Animation wurde zwar durch CGI und andere digitale Animationstechniken abgelöst – das heißt aber nicht, dass du nicht auch heute noch eine traditionelle Folienanimation erstellen kannst. Wir zeigen dir, wie das in wenigen, einfachen Schritten geht:
- Das richtige Werkzeug bereitlegen: Für einen Cel-Animationsfilm brauchst du keine Software und keinen Laptop, sondern Stifte und Papier.
- Folien besorgen: Verwende dünne, farblose, transparente und biegsame Folien für deine Cels.
- Konturen zeichnen: Zeichne die Umrisse deiner Figur(en) von Hand auf die Vorderseite der Folie.
- Farben hinzufügen: Fülle die Figur(en) auf der Rückseite der Folie mit Farben und Details.
- Vorgang für jedes Bild wiederholen: Zeichne und fülle die Konturen für jedes Bild deiner Szene.
- Einen Hintergrund erstellen: Entwerfe den Hintergrund der Szene auf einem separaten Blatt Papier oder Pappe.
- Die Animation platzieren: Lege die Animations-Cels auf dein Hintergrundbild, und fotografiere sie. Wiederhole diesen Vorgang für jedes einzelne Bild.
Traditionelle Methoden.
Folienzeichnung.
Die Einzelbilder, aus denen sich eine Animation zusammensetzt, werden per Hand auf dünne, transparente Folien gezeichnet. Diese Folien werden als „Animations-Cels“ bezeichnet. Die Technik wurde ab den späten 1930er-Jahren durch Disney bekannt und wird als Cel-Animation bezeichnet. Auf der einen Seite der Folie werden Konturen aufgezeichnet und auf der anderen Seite Farben hinzugefügt. Anschließend wird das Animations-Cel auf einen vorab erstellten Hintergrund gelegt und abfotografiert.
Overlay.
Die Cel-Animation hat die Produktion von Trickfilmen Mitte des 20. Jahrhunderts revolutioniert. Figuren wurden von Hand auf Folien gezeichnet und dann vor einem Hintergrundbild platziert. Diese platzierten Folien werden als „Overlay“ bezeichnet, weil sie „über“ den Hintergrund „gelegt“ werden. Sie bilden Bewegungsabläufe der Figuren und oder Änderungen an Körperhaltung und Gesichtsausdruck ab.
Begrenzte Animation.
Die Zeichnung vieler Einzelbilder für eine Animation hat Cels mit einem unvorstellbaren Grad an Detailreichtum, Farbe und Tiefe hervorgebracht. Allerdings ist dieser Prozess äußerst zeitintensiv und nimmt unverhältnismäßig viele Ressourcen in Anspruch. Mit der begrenzten Animation wurde ein Kompromiss gefunden. Soweit möglich verwenden Animations-Teams vorhandene Bilder mehrfach und erstellen nur dann neue Animations-Cels, wenn dies unbedingt erforderlich ist.
Animationsschleifen.
Eine Animationsschleife ist eine Animation, die mehrfach hintereinander ausgeführt wird. In der Regel handelt es sich um eine relativ kurze und einfache Sequenz, die kontinuierlich wiederholt wird. Die ersten Animationsschleifen stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert und wurden in „Steamboat Willie“ verwendet, einem Kurzfilm von Walt Disney aus dem Jahr 1928. Mit der digitalen Technologie haben sich in jüngerer Zeit ganz neue Einsatzmöglichkeiten für Animationsschleifen eröffnet.
Mehrfach-Ebenen.
In den späten 1930er-Jahren entwickelte Disney die Multiplan-Kamera und revolutionierte damit den Cel-Animationsprozess. Bis dahin waren alle Animationen für ein Einzelbild auf einer Ebene angeordnet worden. Das Ergebnis waren 2D-Bilder ohne Tiefe. Wie der Name schon andeutet, ermöglichte die Multiplan-Kamera die Platzierung von Figuren und Objekten auf mehreren Ebenen. Von oben fotografiert entstanden Bilder, die den Eindruck räumlicher Tiefe vermittelten.
Xerografie.
Die Xerografie wurde 1938 von Xerox, einem Unternehmen für Drucktechnologie, als neue Methode zur Wiedergabe von Text und Grafiken auf Papier entwickelt. Bei den Vorarbeiten zum Film „101 Dalmatiner“ setzte Disney 1959/60 auf Xerografie, um den Prozess der Folienanimation zu straffen. Durch das Fotokopieren von Zeichnungen auf Folien wurden beträchtliche Zeit- und Kosteneinsparungen erzielt, so Disney-Animator Floyd Norman.
Rotoscoping.
Rotoscoping ist eine Animationstechnik zur Erzeugung realistischer Bewegungsabläufe. Dazu werden Figuren Bild für Bild von Filmaufnahmen abgezeichnet. Die Technik wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt, aber erst 1937 erstmals von Disney für „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ auf die Kinoleinwand gebracht. Disney filmte Schauspielende in Bewegung und pauste das Material dann ab.
Häufig gestellte Fragen.
Was war der letzte Cel-Animationsfilm von Disney?
Der letzte von Disney veröffentlichte Film mit handgezeichneten Folienanimationen war „Winnie Puuh“ im Jahr 2011. Mit diesem Film endete die Ära der 2D-Animation, die 1937 mit „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ begann und die Populärkultur des 20. Jahrhunderts prägte. Weitere handgezeichnete Disney-Klassiker sind „Dornröschen“ (1959) und „Der König der Löwen“ (1994). Die von A. A. Milne verfassten Geschichten über Pu den Bären sind passenderweise fast genauso alt wie das Unternehmen Disney.
Welche Vorteile hat die klassische Folienanimation?
Der größte Vorteil der traditionellen Cel-Animation liegt in der Qualität der erstellten Trickfilme. Da jedes einzelne Bild per Hand gezeichnet wurde, konnte ein bis dahin nicht vorstellbares Maß an Farbe, Tiefe und Realismus erzielt werden. Der Hauptnachteil der Cel-Animation besteht im hohen Zeit- und Kostenaufwand.
Kommt Cel-Animation heute noch zum Einsatz?
Die Folienanimation ist weitestgehend im Hollywood des 20. Jahrhunderts verhaftet und wird vor allem mit Disney-Klassikern wie „Dornröschen“ oder „101 Dalmatiner“ in Verbindung gebracht. Trotzdem wird die Technik, die unter Generationen von Animatoren und Cineastinnen Kultstatus hat, auch heute noch eingesetzt. Oft werden dabei Verfahren der Cel-Animation mit modernen digitalen Techniken kombiniert.