Einführung in Serifenschriften und serifenlose Schriften.

Viele von uns denken nicht darüber nach, ob wir Texte in einer Serifenschrift oder einer serifenlosen Schriftart verfassen. Dabei hat die Wahl sowohl ästhetische als auch praktische Auswirkungen. Hier erfährst du, was Serifen sind und wie du sie effektiv einsetzt – inklusive Tipps unserer Designexperten Madeline DeCotes und Dylan Todd.

Verschiedene Schriftarten auf Umschlägen dargestellt

Was sind Serifenschriften und serifenlose Schriften?


Arial, Helvetica, Times New Roman oder Minion – wenn Illustratoren und Designer an Texten arbeiten, können sie aus einer riesigen Anzahl verschiedener Schriftarten wählen. 

 

Einige davon sind verspielt wirkende Schreibschriften, darunter Comic Sans oder Potsdam. Die meisten lassen sich jedoch der Kategorie Serifenschriften (Antiqua) und serifenlose Schriftart (Grotesk, Sans Serif) zuordnen. Eine Serife ist eine kleine, dünne Linie oder die häkchenartige Verlängerung am Ende eines Buchstabens. Sie verläuft entgegen der Grundrichtung des Buchstabenverlaufs und schließt diesen ab.

Erklärung der Schriftart Sans Serif

Verschiedene Serifenarten.

 

Abhängig davon, wo die Serife den Buchstaben ¬¬– auch Glyphe genannt – abschließt, kann sie nochmals in folgende Kategorien unterteilt werden:

 

  • Abschlussserife

  • Dachserife

  • Kopfserife

  • Querserife 

  • Standserife
Frau blättert ein Buch um

Die Geschichte der Serifenschriften und serifenlosen Schriften.

 

Von in Stein gemeißelten griechischen Inschriften bis hin zu modernen Produktnamen – hier erfährst du mehr über die Entstehung und Entwicklung der Serifenschriften und serifenlosen Schriften.

 

Die Anfänge der Serifenschrift und serifenlosen Schriftart.


Inschriften mit Serifen findet man auf historisch bedeutenden Gebäuden und Siegessäulen. Da Serifen einen Text noch lesbarer machen, sind sie eine logische Wahl für diese Bauwerke. Es ist möglich, dass die Inschrift der Trajanssäule in Rom aus diesem Grund in der Serifenschrift Capitalis monumentalis ausgeführt wurde. 

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  • Antike: Serifenschriften haben ihren Ursprung in der griechischen Lapidarschrift. Da das Meißeln einfacher serifenloser Strichabschlüsse schwierig ist, entstehen die Serifen als Ausläufe.

  • 1780s: Die Schriftdesigner Firmin Didot in Frankreich und Giambattista Bodoni in Italien erschaffen moderne Serifen mit extremem Kontrast zwischen den Strichen. 

  • 1816: William Caslon IV entwirft die erste serifenlose Schrift, Caslon. Zu dieser Zeit ist sie allerdings noch sehr unpopulär. Als jedoch um die Jahrhundertwende die Moderne entsteht und das Designkonzept der Form nach der Funktion einführt, explodiert die Serifenlosigkeit.

  • 1928: Mit Futura rückt die serifenlose Schrift immer weiter in den Vordergrund. Die Schriftart „Sans Serif“ wurde anfangs sehr skeptisch betrachtet. Aus diesem Grund werden serifenfreie Schriften noch immer als groteske Schriften bezeichnet. 

 

Modernistische Designschulen wie Bauhaus begrüßten die minimalistische Schreibweise, woraufhin serifenlose Schriften schließlich zum Symbol modernen Designs wurden. Sie wurden auch vermehrt vom Handel verwendet und standen für zukunftsweisende Marken.

 

Wie werden Serifenschriften und serifenfreie Schrift genutzt?

 

Jede Schriftart kann einen anderen Effekt haben. Als Designer ist es Teil eines durchdachten Prozesses herauszufinden, welche Schrift eine Message am besten unterstützt und wie sie letztendlich von Lesern wahrgenommen wird. 

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Wichtige Fragen für die Schriftwahl.


Es stehen dir zahlreiche Schriftarten zur Verfügung. Doch welche ist die richtige für dein Projekt? Um die riesige Auswahl einzugrenzen, solltest du folgende Dinge berücksichtigen:
 

  1. Die Funktion: Was möchtest du mit deinem Text erreichen? 

  2. Die Form: Passt der Charakter der Schrift zu deinem Thema?

  3. Die Umsetzung: Kann die Schrift auf das Trägermaterial übertragen werden? Kann leicht mit der Schrift gearbeitet werden? Falls du Sonderzeichen brauchst, gibt es diese ebenfalls in der gewünschten Schrift?

  4. Die Kosten: Entstehen bei deiner Wahl Kosten durch Nutzungs- oder Lizenzgebühren?
     
„Typografie ist im Grunde Wortkunst. Wenn du mit Schriftzügen designst, erzählt schon die Wahl der Schriftart eine Geschichte.“

Designer Dylan Todd 
 

Groß- und Kleinschreibung.


In Logos für Produkt- oder Firmennamen werden häufig nur Groß- oder Kleinbuchstaben genutzt. Solche Wortmarken-Logos können dabei helfen, die Markenpersönlichkeit mehr in den Vordergrund zu rücken. Jedoch bestimmt die Schreibweise einer Firma im Logo nicht die Schreibweise, die für Texte bestimmt ist. Im Text selbst sollte die richtige Orthografie verwendet werden, da eine wiederholte Hervorhebung störend wirkt.

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Zeilenabstand und Schriftgröße: Das richtige Maß finden.

 

Um eine optimale Lesbarkeit zu erzielen, ist der richtige Zeilen- und Zeichenabstand entscheidend. Ist der Freiraum zu klein, wird der Grauwert zu dunkel, was wiederum die Lesbarkeit erschwert. Das wird vor allem bei längeren Zeilen zum Problem, da das Auge so leichter beim Zeilenwechsel in die falsche Zeile rutschen kann. Lässt man aber zu viel Platz zwischen den Zeilen oder Zeichen, kann ein Text derart entzerrt werden, dass er auseinanderfällt. 

 

Auch die Schriftgröße ist für ein gutes Ergebnis ausschlaggebend. Ist eine Schrift zu groß, kann sie schnell aggressiv wirken, während sie zu klein schwer leserlich ist. 

 

Tipp: Für einen Fließtext beträgt die ideale Schriftgröße unter normalen Umständen zwischen 8 und 12 Punkt.

Expertentipps: Serifen oder serifenlose Schriftart?


Bei der Wahl Serif vs. Sans Serif solltest du sowohl die Leserlichkeit als auch die Symbolik und die historischen Hintergründe der gewählten Schriftart berücksichtigen. 

 

Serifen und serifenlose Schrift: Wirkung und Ästhetik.

Serifenschriften können Autorität, Professionalität und Erfahrung vermitteln. Designerin Madeline DeCotes weiß aber auch, dass dies eine Kehrseite haben kann: „Sie wirken ein wenig altmodisch.“ 

 

„Schriftarten mit Serifen haben oft einen etwas distanzierten, institutionellen Beigeschmack.“ 

Designer Dylan Todd 


 

Die Anfänge der Serifenschrift und serifenlosen Schriftart.
 

  • Verwendung in der Zeitung: Die New York Times gibt es schon seit über einem Jahrhundert und sie hält weiterhin an ihrer Serifenschrift fest.

  • Verwendung in Büchern: Todd nutzte eine Serifenschrift, als er am Design für ein Buch arbeitete, das im Zweiten Weltkrieg spielt. So konnte er die Leser in eine Welt entführen, in der unsere modernen Designstandards noch nicht galten.

 

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„Die verbreitete Sichtweise ist, dass serifenlose Schriften die Handschrift nachahmen und so ein fließendes Schriftbild erzeugen“, meint Todd. Im Grafikdesign können solche scheinbar kleinen Entscheidungen einen großen ästhetischen Unterschied machen. 

 

Dies spiegelt sich auch in vielen Anwendungsbereichen serifenloser Schriften wider. DeCotes stellt fest: „Wenn man eine mobile App erstellt oder eine Website gestaltet, verwendet man meistens serifenlose Schriftarten“. Das liegt daran, dass serifenlose Schriften selbst auf kleinen Bildschirmen mit geringer Auflösung noch sehr gut lesbar sind.

 

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Serifen und serifenlos: nicht nur für die Ästhetik.

Die Ästhetik ist ein wesentlicher Punkt bei der Entscheidung zwischen Serifenschriften und serifenlosen Schriften. Es gibt aber auch wichtige funktionale Unterschiede.

 

„Serifen machen kleiner gedruckte Texte oft besser lesbar. Wenn man in einem gedruckten Buch eine Schriftart der Größe 9,5 liest, helfen die Serifen dabei, die Form der Buchstaben besser auseinanderzuhalten, und erzeugen so einen besseren Lesefluss.“ 

Designerin Madeline DeCotes 

Verschiedene Schriftarten in Zeitungsartikel
Kombinierung von verschiedenen Schriftarten in Artikel
Verschiedene Schriftarten in einem Artikel kombiniert

Die richtige Mischung finden.


Eine grundsätzliche Regel für die Wahl der passenden Schrift im Alltag lautet: Je einfacher, desto besser. Ein Text muss jedoch nicht immer einheitlich in einer Schriftart gehalten werden. Eine Kombination aus verschiedenen Schriftarten kann unter Umständen visuell sehr ansprechend wirken. 

 

Häufig gestellte Fragen.

 

Was ist eine Serifenschrift?


Eine Serifenschrift ist eine Schriftart, deren Schriftzeichen mit Endstrichen, sogenannten Serifen, versehen sind. Sie wird auch manchmal Antiqua genannt. Zwei der bekanntesten Serifenschriften sind Times New Roman und Garamond. Serifenschriften sind besonders für Fließtexte in Büchern geeignet, da sie für eine gute Leserlichkeit sorgen. 

 

Wann benutzt man Serifenschrift?


Serifenschriften werden vor allem für lange Fließtexte genutzt, da sie eine Linie bilden und dem Auge beim Lesen zusätzlichen Halt bieten. Vor allem in gedruckter Form lässt die unterschiedliche Schriftstärke das Auge weniger schnell ermüden. Durch die verbesserte Struktur können solche Texte deutlich schneller gelesen werden. Serifenschriften werden außerdem häufig genutzt, wenn ein Text seriös und professionell wirken soll.

 

Wie wirkt serifenfreie Schrift?


Das Image serifenloser Schriften ist modern, neutral und emotionslos. Schriftarten wie Verdana oder Arial sind die ideale Wahl für große Texte auf Plakaten, Überschriften oder Werbetafeln. Doch wirken sie auch gut in kleiner Schriftgröße und wenn wenig Raum zur Verfügung steht. Das liegt daran, dass detailreiche Serifen den Text undeutlich machen können, während serifenlose Schriften klarer wirken. 

Unsere Experten.

 

  • Dylan ToddDesigner mit den Schwerpunkten Comics und Popkultur. 

  • Madeline DeCotes Designerin, Illustratorin und Fotografin mit Sitz in Portland, Oregon. 

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