Tweening: Ursprünge und Anwendung in der modernen Animation.

Egal, ob es sich um traditionelle Animationsfilme wie "Schneewittchen und die sieben Zwerge“ oder moderne, digitale Animationsfilme wie "Avatar“ handelt – animierte Bewegungsabläufe, wie wir sie aus Filmen kennen, wären ohne Tweening nicht möglich. Bei Animationen dreht sich alles um die Illusion von Bewegung. Tweening bezeichnet wiederum ein Animationsverfahren, welches diese Illusion besonders realistisch aussehen lässt. Tweening steht als Abkürzung für Inbetweening und bezeichnet die Erzeugung von Bildern, die zwischen Keyframes, den so genannten Schlüsselbildern, liegen.

Doch was genau passiert beim Tweening? Wie hat sich der Prozess seit den Anfängen der klassischen Animation weiterentwickelt und wie wird Tweening in Animationsprogrammen angewendet? In diesem Artikel erklären wir dir alles, was du über Tweening wissen musst.

Was ist Tweening?

Tweening oder auch Inbetweening ist ein Begriff aus der Animation, bei dem Einzelbilder zwischen zwei Keyframes, auch Schlüsselbilder genannt, eingefügt werden. Ziel ist ein fließender Übergang zwischen den Keyframes herzustellen. Während Keyframes in der Animation den Start- und Endpunkt einer Bewegung markieren, füllen die sogenannten Inbetweens den zwischen zwei Keyframes liegenden zeitlichen und visuellen Raum. Das Tweening dient also dazu, die Illusion von Bewegung flüssiger wirken zu lassen. Dementsprechend dienen Inbetweens hauptsächlich der Überleitung und bieten weniger künstlerische Freiheit und Flexibilität bei der Erstellung. Vor diesem Hintergrund werden die Inbetweens oftmals von weniger erfahrenen Animator*innen gezeichnet, während die Keyframes als zentrale Eckpunkte der Animation in der Hand von berufserfahrenen Animator*innen liegen.

Die Animationstechnik hat sich im Laufe der Jahre erheblich weiterentwickelt. Entwarfen Animator*innen die Keyframes und die dazugehörigen Inbetweens in der Anfangszeit des Zeichentricks noch aufwendig per Hand, gestaltet sich das Tweening in der modernen Animation viel einfacher und weniger zeit- und arbeitsintensiv. Spezielle Software-Programme wie Adobe After Effects oder Adobe Animate füllen die Datenlücken, sprich die visuelle Leerstelle, zwischen zwei Keyframes inzwischen automatisch. Diesen Prozess nennt man auch Interpolation. Wie genau das funktioniert, zeigen wir dir später.

Figuren lassen sich in Adobe Animate mit verschiedenen Bewegungspfaden animieren. Ziel ist ein realistisch wirkender Bewegungsablauf

Ursprünge des Tweenings.

In den Anfängen des Zeichentricks zeichneten Animator*innen jedes einzelne Bild von Hand. Um die Illusion von Bewegung zu erzeugen, waren zwischen 12 bis 24 Einzelbilder pro Sekunde nötig. Die Bilder wurden oft von Hand auf Zelluloid-Folie (Cel Animation) gezeichnet. Für die Produktion eines abendfüllenden Filmes waren also sehr viele Einzelbilder nötig, was einen sehr hohen Arbeitsaufwand und dadurch auch hohe Kosten bedeutete.

Um den hohen Ressourcenaufwand zu verdeutlichen: Für die Produktion des Disney-Klassikers "Schneewittchen und die sieben Zwerge“ waren unter anderem 32 Hauptzeichner, 102 Assistenzzeichner sowie mehr als 150 Inbetweener beschäftigt. Während die Hauptzeichner ausschließlich die Keyframes mit den wichtigsten Schlüsselbildern zeichneten, waren die etwas weniger erfahrenen Inbetweener für die weniger anspruchsvollen Einzelbilder zwischen den Keyframes verantwortlich.

Tweening in der modernen Animation.

Die moderne Computertechnik hat die Art und Weise, wie Animationen erstellt werden, grundlegend verändert. Die Methode des Tweenings bildet dabei keine Ausnahme. Mit dem Aufkommen digitaler Animationssoftware konnte der Tweening-Prozess voll automatisiert werden. Mussten in der analogen Animation sowohl Keyframes als auch die Inbetweens einzeln von Hand gezeichnet werden, sind moderne Animationsprogramme inzwischen in der Lage das Tweening automatisch auszuführen. Damit sind Animationen wesentlich kostengünstiger und effizienter geworden. Wenn du schon einmal mit Software-Lösungen wie Adobe Premiere Pro, After Effects oder Animate in einem Schnittprogramm Keyframes gesetzt hast, dann hast du möglicherweise bereits automatisiertes Tweening angewendet, ohne es zu wissen.

Bei der digitalen Animation unterscheidet man derweil zwei Haupttypen von Tweens: Klassische Tweens und Bewegungs-Tweens. Darüber hinaus stellt Animate mit den Form-Tweens einen weiteren Tween-Typ zu Verfügung. Bei den beiden Hauptvarianten kannst du den Einzelbildern (Frames) verschiedene Übergänge hinzufügen, darunter Position, Drehung, Skalierung, Farbe und Filter. Wie sich die drei Typen unterscheiden, erklären wir dir hier:

Mittels Interpolation füllen Animations-Softwares die Datenlücke (das Schiff in der Mitte) zwischen zwei Keyframes (Schiff links und rechts) automatisch.

Klassische Tweens: Sie werden in den meisten traditionellen videobasierten Animationen verwendet. Sie sind komplex in der Erstellung und bestehen aus einer Gruppe einzeln auswählbarer Bilder in einer Zeitleiste.

Bewegungs-Tweens: Sie kommen meist in interaktiven Animationen wie Computerspielen oder Grafikanimationen zum Einsatz. Sie sind leistungsstark, einfach zu erstellen und können 3D-Objekte animieren. Im Gegensatz zur klassischen Animation werden bei Bewegungs-Tweens Symbole verwendet, um Bewegungs-, Größen- und Richtungsänderungen sowie Überblendungen und Farbeffekte zu erzeugen.

Form-Tweens: Hierbei handelt es sich um einen besonderen Tween-Typ, der in Animate zu Verfügung steht. Dabei wird eine Vektorform in einem vorab bestimmten Einzelbild der Zeitleiste gezeichnet und diese Form in ein anderes Bild der Zeitleiste übertragen. Animate interpoliert im Anschluss die Zwischenformen für die dazwischenliegenden Bilder. Dadurch entsteht eine Animation einer Form, die in eine andere Form übergeht.

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Weitere Infos

Tweening-Animation in einem Programm anwenden.

Du möchtest nun selbst kreativ werden und Bilder mithilfe einer Software zum Leben erwecken? Adobe bietet dir verschiedene Programme, mit denen du ganz unterschiedliche Animationsstile umsetzen kannst. Du möchtest aus einer Bilderreihe ein animiertes GIF oder eine Stop-Motion-Animation erstellen? Dann kannst du in Adobe Photoshop ganz einfach Tweens für eine Animation erstellen. Für dynamische Animationen und spektakuläre Effekte in Motion Graphics und die Nachbearbeitung von Videos ist After Effects dein Tool der Wahl. Du möchtest dich lieber an interaktiven Animationen für Spiele versuchen oder Website-Banner in Bewegung bringen? Dann stehen dir mit Animate vielseitige Illustrations- und Animations-Tools zu Verfügung. Ganz egal welches Programm sich für deine Zwecke am besten eignet, die von dir angelegten Keyframes und Tweens lassen sich ganz einfach von einer Animationsanwendung in eine andere übertragen. Du kannst Tweens als Voreinstellungen für die Wiederverwendung speichern und bereits vorhandene Animationselemente für zukünftige Projekte mischen und anpassen.

Animator*innen können beim Tweening den Bewegungspfad eines Gegenstandes genau vorherbestimmen.

Tweening in Animate anwenden.

Du möchtest dich in der Animation mit Keyframes und Tweening ausprobieren? Animate gibt dir zahlreiche Tools an die Hand, um flüssige Animationsabläufe zu gestalten. Erstelle Zeitleisten, Keyframes und Ebenen mit verschiedenen Aktionen, um Bewegung in deine Objekte zu bringen. Unabhängig davon, ob du mit klassischen Tweens oder Bewegungs-Tweens arbeiten möchtest, solltest du dich zunächst mit den grundlegenden Basiswerkzeugen, Arbeitsbereichen und Funktionen wie Transformieren sowie den verschiedenen Komponenten wie Timeline, Bildbereich und Keyframes in Animate vertraut machen. Zahlreiche Tutorials erklären dir die wichtigsten Grundlagen zum Thema Tweening oder die Unterschiede zwischen Klassik- und Motion-Tweening.

Wie du klassische Tweens in Animate anwendest, zeigen wir dir im folgenden Video:

Eine Animation mit Bewegungs-Tweens erstellen.

In Animate kannst du mithilfe von Bewegungs-Tweens Animationsbewegungen (h)erstellen. Hast du dich einmal mit den verschiedenen Funktionen in Animate vertraut gemacht, kannst du in dem Tool ganz einfach einen Bewegungsablauf nachstellen. Wir erklären dir im Folgenden, wie du Schritt für Schritt einen Bewegungs-Tween anlegst:

  1. Erstelle eine Grafik oder Objekt die du tweenen möchtest und wähle die Option "Bewegungs-Tween erstellen“. Das ausgewählte Element wird dabei automatisch in ein Symbol konvertiert, damit du es tweenen kannst.
  2. In der Zeitleiste öffnet sich ein Bereich für den Bewegungs-Tween.
  3. Wähle nun in der Zeitleiste den Frame für das letzte Bild des Tween-Bereichs aus.
  4. Verschiebe nun das Symbol (s. Schritt 1) an die gewünschte Position. Es entsteht ein Bewegungspfad, den du individuell bearbeiten kannst. Du kannst bestimmen, ob das Element sich gerade oder in einem Bogen bewegen soll, damit die Bewegung natürlicher wirkt.
  5. Abschließend kannst du die Bewegung mit dem sogenannten "Zwiebelschalen-Effekt“ anzeigen lassen. Bei dieser Bearbeitungstechnik, die auch Onion Skinning genannt wird, werden mehrere Frames gleichzeitig angezeigt, um einen flüssigen Übergang der einzelnen Frames sicherzustellen. Damit stellst du sicher, dass deine Animation in einer realistischen Bewegung verläuft. Nun kannst du so lange deine Animation bearbeiten, bis du mit dem erstellten Bewegungs-Tween zufrieden bist.

Im Gegensatz zu klassischen und Form-Tweens erstellt Animate automatisch einen Bewegungspfad, der die Bilder zwischen dem ersten und dem nächsten Schlüsselbild animiert. Egal, für welche Variante des Tweenings du dich entscheidest – um die Funktionsweise der jeweiligen Tools kennenzulernen, braucht es etwas Geduld. Mache dich vorab vertraut mit den verschiedenen Begrifflichkeiten, bevor du deine erste Bewegungs-Tween-Animation erstellst. Mit ein wenig Übung erstellst du schon bald Animationen, die sich sehen lassen können.

Häufig gestellte Fragen.

Was ist ein Bewegungspfad?

Hast du in Adobe Animate eine Animation angelegt, wird dafür in der Regel im Bearbeitungsfeld ein Bewegungspfad angelegt. Der Bewegungspfad zeigt in jedem Frame die Position des getweenten Objekts an und wird als Linie angezeigt. Du kannst den Bewegungspfad direkt auf der Bühne bearbeiten, also dem Bereich, in dem du in Animate Grafikinhalte platzierst. Bearbeite deinen Bewegungspfand ganz einfach, indem du an seinen Steuerpunkten ziehst und ihn beispielsweise nicht gerade, sondern in einer Kurve verlaufen lässt.

Was ist ein Keyframe?

Der Keyframe wird auch Schlüsselbild genannt und umfasst unterschiedliche Bereiche der digitalen Videoproduktion und Datenkompression. In der Animation legt jeweils ein Keyframe den Start- bzw. Endpunkt einer Bewegung fest und dient als Eckpunkt für dazwischenliegende Bilder (Inbetweens), die zusammengesetzt einen flüssigen Bewegungsablauf ergeben sollen. Waren in den Anfängen des Zeichentrickfilms noch zahlreiche von Hand gezeichnete Einzelbilder für die Illusion einer Bewegung nötig, sind digitale Animationsprogramme inzwischen in der Lage, die Datenlücke zwischen zwei Keyframes automatisch zu füllen. Darüber hinaus kommen Keyframes auch in der Kompression großer Datenmengen wie beispielsweise Streaming-Plattformen wie Netflix zum Einsatz. Keyframes markieren hier die Veränderung eines Signals und verringern die zu speichernde Datenmenge um ein Vielfaches.

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