Ambigramme für dein Textdesign - ein Ambigramm Tutorial

Wir verraten, was genau ein Ambigramm ist und wie du es selbst erstellen kannst. Erfahre alles über die verschiedenen Arten von Ambigrammen, hilfreiche Tipps, mit denen du selbst ein Ambigramm erstellen kannst und die Geschichte der kalligraphischen Kunstform:

1. Was ist ein Ambigramm? Alles, was du wissen musst
2. Die Besonderheiten des Ambigramms
3. Wie kann ich ein Ambigramm erstellen?
4. Die spannende Geschichte der Ambigramme

Was ist ein Ambigramm? Alles, was du wissen musst

Ambigramme sind Worte, die dank ihrer Typographie aus verschiedenen Richtungen gelesen werden können und dabei ihre Bedeutung behalten. Sie geben dem Gehirn damit ein Denkrätsel auf und fesseln den Blick des Betrachters – was besonders bei Firmenlogos oder kommerziellen Designelementen eine wichtige Rolle spielen kann.

Im Marketing-Bereich werden Ambigramme genutzt, da die Symmetrie der Typographie professionell wirkt, und einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. Dabei gibt es verschiedene Arten von Ambigrammen:

Ein Rotationsambigramm liest sich genauso, wenn das Wort auf den Kopf gestellt wird. Spiegelambigramme, auch bilaterale Ambigramme genannt, können vorwärts oder rückwärts gelesen werden.

Eine weitere Form der Ambigramme findet sich in Typographien, bei denen ein Wort aus anderer Richtung oder Perspektive gelesen eine neue Bedeutung annimmt. So entsteht ein Kontext zwischen diesen Worten und es wird eine Botschaft vermittelt. Im Englischen geschieht das beispielsweise zwischen den Worten „Live“ und „Love“:

Die Besonderheiten des Ambigramms

Ambigramme haben ihren festen Platz in der Kunst gefunden, sie sind aber auch im kommerziellen Bereich für Markennamen und Logos gefragt. Künstler und Designer Arnold Pander bezeichnet sie als echte „Gehirnakrobatik“.

„Logos und Grafiken werden zu einer Form der Kunst. Sie erfordern ein wenig Gehirnakrobatik und es müssen Regeln gebrochen oder gebeugt werden, damit sie funktionieren.“

-          Künstler und Designer Arnold Pander

Sie stechen nicht nur hervor, sondern sorgen gleichzeitig dafür, dass der Blick länger auf ihnen haften bleibt. Oft können Ambigramme gewünschte Botschaften vermitteln: Gerade im Tattoo-Bereich sind sie daher verbreitet. Verschiedene Worte werden in einem Schriftzug zum Ausdruck gebracht, um Doppeldeutigkeit zu signalisieren oder optische Täuschungen zu erzielen.

Im Branding und in der Imagepflege vermitteln sie oft untergründige Aussagen und helfen Unternehmen dabei, sich von der Konkurrenz abzusetzen.

Allgemein wird zwischen drei Arten von Ambigrammen unterschieden:

1.       Rotationsambigramme

Diese Ambigramme zeigen das gleiche Wort, wenn sie auf den Kopf gestellt werden. Das Wort „June“ und „Flip“ sind Beispiele für Ambigramme, die rotiert die gleiche Bedeutung besitzen. Dabei kommt es in erster Linie auf gleiche Buchstabenanzahl an.

„New Man“ ist ebenfalls ein Rotationsambigramm, das normal oder auf dem Kopf stehend gelesen werden kann. Ein weiteres kreatives Element ist damit das Verbinden von zwei Worten, durch einen Schriftzug, der auf dem Kopf stehend eine andere Bedeutung annimmt. Ein Beispiel hierfür sind die Worte „home“ und „away“ von Gustav Verbeek, ein Ambigramm das bereits auf Anfang des 20 Jahrhunderts zurückgeht.

2.       Spiegelambigramme oder bilaterale Ambigramme

Diese Ambigramme lassen sich vorwärts und rückwärts, oder auf transparentem Hintergrund von beiden Seiten lesen.

3.       Dreidimensionale Ambigramme 

3D-Ambigramme stellen üblicherweise ein Objekt dar, das aus verschiedenen Winkeln betrachtet auf verschiedene Weise gelesen werden kann.

Wichtig ist bei der kunstvollen Gestaltung aller Ambigramme, dass sie weiterhin lesbar bleiben. Einige von ihnen sind so kunstvoll und verschlungen gestaltet, dass sie nur schwer zu entziffern sind. Marken verwenden gerne Rotationsambigramme, da diese unabhängig vom Blickwinkel schnell erkannt werden können.

Wie kann ich ein Ambigramm erstellen?

Wer selbst ein Ambigramm erstellen möchte, sei es über einen Ambigramm Generator oder frei von Hand, sollte einige wichtige Schritte befolgen. Am einfachsten funktioniert das Design mit sogenannten Palindromen – also Wörtern oder Sätzen die vorwärts und rückwärts gelesen das Gleiche bedeuten.

Im Deutschen sind beispielsweise die Worte Reittier oder Rotor derartige Palindrome. Aber auch andere Wörter können durch geschickte Typografie in Palindrome verwandelt und als Ambigramme genutzt werden.

Generell sollten bei der kreativen Gestaltung einige wesentliche Schritte beachtet werden:

1. Überlege dir eine Botschaft.

Vor allem bei Logos ist es wichtig, dass exakt widergespiegelt wird, was die Marke ausdrücken will. Symbolik hat eine wichtige Bedeutung beim Branding und Erstellen von Logos. Ambigramme sind eine kreative Art, mit ihrer Symmetrie Professionalität und Kreativität zum Ausdruck zu bringen, allerdings muss auch das verwendete Symbol der Markenidentität entsprechen.

Es ist wichtig zu wissen, dass sich bestimmte Buchstaben nicht einfach in andere umformen lassen und nicht jede Botschaft macht auf den Kopf gestellt tatsächlich Sinn. Kenne daher die Grenzen der Möglichkeiten beim Erstellen des Logos.

2. Wähle die richtige Schriftart.

Generell kannst du mir der richtigen Schriftart fast alle Ambigramme realisieren. Selbst wenn Worte eine ungerade Anzahl von Buchstaben haben, können sie durch schlaues Kombinieren in Ambigramme umgewandelt werden. Für das Design selbst, solltest du am besten mit vielen verschiedenen Schriftarten experimentieren.

Das Internet bietet dir unterschiedliche Ambigram Maker, um verschiedene Schriften auszuprobieren. Besonders Serifenschriften aus dem mittelalterlichen oder gotischen Bereich, mit kunstvollen Schnörkeln und Schwingungen, helfen dir dabei, Buchstaben zu entwerfen oder zu verzerren.

Adobe Fonts bietet tausende verschiedener Schriften, die einfach und individuell aktiviert oder als Schriftpakete heruntergeladen werden können. Sie helfen dir bei deinen Experimenten oder wenn du ganz einfach nach Inspiration für ein kunstvolles Ambigramm suchst. 

3. Erstelle eine Ambigramm-Skizze.

Ambigramme sind Wortpuzzle, die einige Vorstellungskraft aber auch logisches Denken erfordern. Skizziere das gewünschte Wort mehrmals auf Papier, damit du seine Struktur verinnerlichst und testen kannst, welche Buchstaben zusammenpassen. Gleichzeitig können verschiedene Formen getestet werden.

Beim Experimentieren merkst du schnell, was zusammenpasst und was einfach nicht funktioniert. So kunstvoll Ambigramme sind, ist ihr Design eine kleine Herausforderung und bedarf ein wenig Übung.

Wie in aller Kunst, ist Geduld und Ausdauervermögen gefragt – weshalb du bei anfänglichen Fehlversuchen nicht gleich aufgeben solltest. Klappt eine bestimmte Schriftart nicht, wähle ganz einfach eine andere oder experimentiere mit Klein- und Großbuchstaben.

4. Perfektioniere dein Design.

Verleihe deiner Ambigramm-Skizze den letzten Schliff. Mit Adobe Illustrator kannst du das Design formalisieren. Liegt dein Entwurf als Skizze auf Papier vor, kannst du diese abfotografieren oder scannen und eine Vektorgrafik daraus erstellen.

Adobe Illustrator besitzt Funktionen zum Drehen und Spiegeln von Objekten, die einfach zu bedienen sind und es dir erlauben, dein Design aus allen Blickwinkeln zu testen. Hilfreich ist auch das Logo-Tutorial, wo du Inspiration findest und lernst, wie du ein Ambigramm für deine persönliche Marke perfektionierst.

Die spannende Geschichte der Ambigramme

Der Begriff Ambigramm existiert erst seit 1987 und wurde von Douglas R. Hofstadter definiert. Die Kunst selbst ist allerdings schon viel älter. Zu Beginn bezog man sich dabei auf Wörter, die auch bei einer 180-Grad-Drehung gelesen werden können.

Heute sind weitaus mehr Formen von Ambigrammen bekannt, darunter bilaterale oder 3D-Ambigramme. Ihre Komplexität und oft versteckten Botschaften verleihen Ambigrammen einen mystischen Ruf, weshalb sie auch in der Literatur ihren Platz fanden.

Das wohl berühmteste Beispiel aus der Literatur ist der Roman „Illuminati“ von Dan Brown, wobei der Schriftzug auf dem Buchtitel selbst als Ambigramm gestaltet ist. Darin findet der Protagonist Robert Langdon auf dem Leichnam von Leaonardo Vetra das Wort Illuminati eingebrannt. Seit dem Erscheinen des Bestsellers wurden Ambigramme immer beliebter und bekannter.

Inzwischen wurden diverse Computerprogramme zur Entwicklung von Ambigrammen entwickelt. Als eines der ersten galt Ambimatic, das 1996 erschien und auf 351 Glyphen basierte, dabei konnten jedoch nur Ambigramme erstellt werden, die auf gleicher Buchstabenzahl basierten.

2006 entwarf Mark Hunter einen Ambigramm Generator, der online genutzt werden konnte und aus 5 Millionen Buchstabenteilen und Kurven bestand. Aufgrund technischer Schwierigkeiten ist das Programm heute jedoch nicht mehr verfügbar.

Bei Ambigrammen unterscheidet man heute zwischen verschiedenen Formen:

Das Palindrom ist das natürliche Ambigramm: Worte, die vorwärts und rückwärts gelesen identisch sind, wie die Namen Otto, Anna oder neben.

Das Spinonym ist eine Sonderform des Ambigramms. Dabei wird ein Wort aus einem einzigen Zeichen gebildet, das für alle Buchstaben verwendet wird – je nach Drehung sieht es nach einem anderen Buchstaben aus.

Das klassische Ambigramm sieht bei Drehung, in der Regel um 180 Grad, identisch aus. Es kann sich jedoch auch auf ganze Sätze beziehen oder bei der Drehung eine andere Bedeutung annehmen, die zusammen mit dem ursprünglichen Wort in Verbindung steht und einen Zusammenhang bildet. 

Ambigramme sind eine großartige Option für Logos, weil sie Logik erfordern und kreatives Denken demonstrieren und gleichzeitig einen hohen Erinnerungswert besitzen. Im Branding setzt du dich so auch visuell von deinen Mitbewerbern ab. Wirke optisch ansprechend und unterstreiche gleichzeitig perfekt das Markenimage.

Für Hobby-Designer und Profis stellen Ambigramme eine neue Herausforderung dar, um Geschick und gleichzeitig auch ihre Denkfähigkeit und Kreativität zu testen.