Einen animierten Laufzyklus erstellen.
Ausgangspunkt für die Animation einer laufenden Figur ist die Erstellung eines Laufzyklus, der die einzelnen Abschnitte dieser Art der Fortbewegung darstellt. Wie generell im Leben gilt aber, dass man vor dem Rennen erst einmal das Gehen lernen muss. Grundsätzlich werden Lauf- und Gehzyklen nach demselben Prinzip erstellt, allerdings gibt es einige Unterschiede zu beachten.
Wenn du dich schon mit Gehzyklen beschäftigt hast und bereit für die nächste Stufe – das Rennen – bist, erfährst du hier, wie du einen animierten Laufzyklus erstellen kannst.
Unterschiede zwischen Lauf- und Gehzyklen.
Bewegungsablauf und Muskeleinsatz sind beim Gehen und Laufen nahezu identisch. Auch bei der Erstellung animierter Fortbewegungszyklen gibt es viele Überschneidungen. Einige wesentliche Unterschiede zwischen Lauf- und Gehzyklus gilt es jedoch zu beachten:
Position des hinteren Fußes.
In einem Gehzyklus hat immer ein Fuß Bodenkontakt. Beim Laufen dagegen hebt der hintere Fuß ab, bevor der vordere Fuß auf dem Boden aufsetzt. Die Position des hinteren Fußes zum Zeitpunkt des Aufsetzens des vorderen Fußes bestimmt das Lauftempo.
Körperwinkel.
Während der Körper einer gehenden Figur relativ aufrecht ist, ist er beim Laufen leicht nach vorn geneigt.
Armbewegung.
Beim Gehen erreichen die Arme die maximale Streckposition, wenn der Fuß am Boden aufgesetzt ist, sich also in der Kontaktposition befindet. Beim Laufen ist das Gegenteil der Fall: Die Arme sind maximal gestreckt, wenn sich beide Füße in der Luft befinden.
Key-Posen im Laufzyklus.
Ein kompletter Laufzyklus erstreckt sich über acht Frames, in denen die Figur acht Key-Posen (Schlüsselposen) einnimmt:
1. Kontaktpose rechts (rechter Fuß am Boden, linker Fuß hinten).
Die rechte Ferse hat Kontakt zum Boden, und der rechte Arm ist nach hinten angewinkelt. Das linke Bein ist nach hinten gebeugt, der linke Arm nach vorn.
2. Abwärtsbewegung.
Durch die Abwärtsbewegung neigen sich Körper und Kopf nach unten. Beine und Arme bewegen sich zur Mitte.
3. Umkehrposition (rechter Fuß unten, linkes Knie vorn).
Das rechte Bein streckt sich, das linke angewinkelte Knie wird nach vorn gezogen. Der Körper bewegt sich nach oben und nach vorn.
4. Aufwärtsbewegung (linker Fuß vorn, rechter Fuß hinten).
Beide Füße sind vom Boden abgehoben, die Beine sind gestreckt. Der linke Fuß zeigt nach vorn, der rechte Fuß nach hinten. Gleichzeitig zeigt der rechte Arm nach vorn und der linke Arm nach hinten. (Beide Arme sind nicht gerade ausgestreckt, sondern angewinkelt.) Der Kopf erreicht seine höchste Position, da die Figur durch den Schwung der Laufbewegung nach oben getragen wird.
5. Kontaktpose links (linker Fuß vorn, rechter Fuß hinten).
Umkehrung von Position 1. Die linke Ferse hat Kontakt zum Boden, und der linke Arm ist hinten. Das rechte Bein ist nach hinten gebeugt, der rechte Arm nach vorn.
6. Abwärtsbewegung.
Umkehrung von Position 2. Durch die Abwärtsbewegung neigen sich Körper und Kopf nach unten. Beine und Arme bewegen sich zur Mitte.
7. Umkehrposition (linker Fuß unten, rechtes Knie vorn).
Umkehrung von Position 3. Das linke Bein streckt sich, das rechte angewinkelt Knie wird nach vorn gezogen. Der Körper bewegt sich nach oben und nach vorn.
8. Aufwärtsbewegung (rechter Fuß vorn, linker Fuß hinten).
Umkehrung von Position 4. Beide Füße sind vom Boden abgehoben, die Beine sind gestreckt. Der rechte Fuß zeigt nach vorn, der linke Fuß nach hinten. Der linke Arm zeigt nach vorn und der rechte Arm nach hinten. (Beide Arme sind nicht gerade ausgestreckt, sondern angewinkelt.) Der Kopf erreicht seine höchste Position, da die Figur durch den Schwung der Laufbewegung nach oben getragen wird.
Jetzt musst du die acht Frames mit den Posen nur noch aneinanderfügen, und dein animierter Laufzyklus ist fertig. Natürlich ist das am Anfang leichter gesagt als getan.
Wenn du gar keine Erfahrung mit der Animation von Figuren hast, führt dich der folgende Leitfaden Schritt für Schritt durch den Prozess.
Einen animierten Laufzyklus erstellen.
Boden mit Hilfslinien skizzieren.
Wenn deine Figur läuft, braucht sie dafür einen Untergrund. Hilfslinien erleichtern dir die Platzierung der Füße für einen konsistenten Ablauf, sodass die Laufbewegung natürlich wirkt.
Körper und Beine der Figur skizzieren.
Wenn du noch nicht viel Erfahrung mit dieser Art der Animation hast, beginnst du am besten mit einer groben Skizze. Das kann auch nur ein Strichmännchen sein. Für die Details ist immer noch Zeit, wenn du dich mit den Grundlagen der Technik vertraut gemacht hast. Zeichne zunächst Kopf, Körper und Beine – um die Arme kümmern wir uns später.
Für die Animation zeichnest du die acht oben erläuterten Frames.
- Kontaktpose links.
Zeichne Kopf und Körper leicht nach vorn gebeugt. Das linke Bein ist gestreckt, die Zehen und der Kopf bilden eine Linie. Die Ferse berührt den Boden, der Ballen ist angehoben, sodass der Fuß nach oben zeigt. Das rechte Bein ist am Knie angewinkelt und zeigt nach hinten. Der rechte Fuß ist parallel zum Rücken der Figur.
- Abwärtsbewegung.
Nun setzt du den linken Fuß fest am Boden auf. Das Knie ist gebeugt, Kopf und Körper entsprechend etwas weiter unten. Rechter und linker Oberschenkel sind auf derselben Höhe und überschneiden sich fast. Der rechte Unterschenkel ist in etwa parallel zum Boden, die Zehen des rechten Fußes zeigen nach unten.
- Umkehrposition.
Das linke Bein streckt sich und katapultiert den Körper nach vorn. Wenn der Laufzyklus animiert wird, sollte es dann so aussehen, als ob die Figur auf der Stelle läuft. Das linke Bein ist also weiter hinten, das rechte (immer noch am Knie abgewinkelte) Bein bewegt sich nach vorn. Durch das Strecken des linken Beins heben sich Kopf und Körper leicht an.
- Aufwärtsbewegung.
Beide Füße befinden sich nun in der Luft. Das linke Bein ist nach hinten gestreckt, das rechte Bein bewegt sich weiter nach vorn und nach unten, bevor der Fuß in der nächsten Skizze mit der Ferse zuerst am Boden aufsetzt. Vergiss nicht, dass auch Kopf und Körper mit der Aufwärtsbewegung nach oben gehen.
- Kontaktpose rechts.
Jetzt nimmt der rechte Fuß Kontakt mit dem Boden auf. Das rechte Bein ist nahezu gestreckt, die Ferse berührt den Boden, und die Zehen zeigen nach oben. Das linke Bein bleibt nach hinten gestreckt. Denke daran, dass die Zehen des vorderen Fußes auf einer Linie mit der Stirn sein sollten.
- Abwärtsbewegung.
Zeichne den rechten Fuß fest am Boden aufgesetzt. Das Knie ist gebeugt, Kopf und Körper entsprechend etwas weiter unten. Der linke Oberschenkel bewegt sich nach vorn und ist fast auf derselben Höhe wie der rechte Oberschenkel. Der linke Unterschenkel ist in etwa parallel zum Boden, die Zehen des linken Fußes zeigen nach unten.
- Umkehrposition.
Durch das Strecken des rechten Beins heben sich Kopf und Körper leicht an. Das rechte Bein streckt sich und katapultiert den Körper nach vorn. Das rechte Bein ist nun hinten, da das linke (immer noch am Knie gebeugte) Bein an der Hüfte vorbei nach vorn gezogen wird.
- Aufwärtsbewegung.
Jetzt befindet sich deine Figur wieder in der Luft. Diesmal ist das rechte Bein nach hinten gestreckt, während sich das linke Bein weiter nach vorn bewegt. Kopf und Körper gehen durch die Aufwärtsbewegung auch nach oben.
Herzlichen Glückwunsch! Der Grundstein für deine erste Laufanimation ist gelegt. Schaue dir die Abfolge an, und beobachte, wie sich Beine, Kopf und Körper bewegen, sodass eine natürlich wirkende Laufsequenz entsteht.
Arme hinzufügen.
Ohne stabilisierende Arme wird deine Figur schnell auf der Nase liegen. Das muss nicht sein.
Beim Laufen schwingen unsere Arme entgegengesetzt zur Bewegung der Beine. Das gibt uns Halt und sorgt für zusätzlichen Schwung. Wenn das rechte Bein deiner Figur nach vorne zeigt, befindet sich also der rechte Arm hinter dem Körper und umgekehrt.
Denke auch daran, dass die Arme beim Laufen angewinkelt sind. Ausgestreckte Arme vermitteln eher den Eindruck, dass deine Figur marschiert.
- Kontaktpose – Arme vorn und hinten, jeweils entgegengesetzt zu den Beinen.
- Abwärtsbewegung – Arme nah am Körper für zusätzlichen Schwung.
- Umkehrposition – Arme etwas mehr gestreckt, während das Standbein den Körper nach oben drückt. Das hintere Bein und der entgegengesetzte Arm werden nach vorn gezogen.
- Aufwärtsbewegung – Arme vorn und hinten, jeweils entgegengesetzt zu den Beinen.
Jetzt hat deine Figur auch funktionierende Arme! Schaue dir deine Animation erneut an, und beobachte, wie die Arme die Fortbewegung unterstreichen und deine Figur zum Leben erwecken.
Feinabstimmung vornehmen.
Nachdem der Bewegungsablauf nun passt, kannst du dich an die Ausgestaltung deiner Figur machen. Soll die Animation realistisch oder Cartoon-artig wirken? Ist deine Figur groß und schlank, muskulös oder eher pummelig? Möchtest du Farben, Kleidung, Haare oder andere Details hinzufügen?
Jetzt ist der Moment, um verschiedene Dinge auszuprobieren. Adobe Animate eignet sich besonders gut für die Anwendung zentraler Animationstechniken. Und mache dir keine Gedanken, wenn dir schwingendes Haar noch eine Nummer zu groß vorkommt. Für den Anfang genügt ein einfaches Design.
Wenn du möchtest, kannst du auch einen Hintergrund hinzufügen. Bestimmt ist dir schon aufgefallen, dass Scooby-Doo und Shaggy oft durch Flure rennen, in denen sie immer wieder am selben Fenster und an derselben Pflanze vorbeikommen. Jetzt weißt du, warum!
Laufanimationen und mehr.
Hast du Lust auf mehr bekommen? Hier siehst du Beispiele für weitere Animationen, die du mit Adobe Animate erstellen kannst.
Häufig gestellte Fragen.
Wie viele Frames enthält ein Laufzyklus?
Ein typischer Laufzyklus besteht aus mindestens acht Frames. Manche Animatoren fügen zwischen erstem und letzten Frame weitere Frames ein, um den Bewegungsablauf noch flüssiger zu gestalten. Das wird als Tweening bezeichnet. Für den Anfang empfiehlt es sich aber, sich auf maximal zehn Frames zu beschränken.
Welche Pose ist bei der Erstellung eines Laufzyklus besonders wichtig?
Der wichtigste Frame für den Laufzyklus ist die Kontaktpose, wenn der vordere Fuß auf den Boden aufsetzt. Am besten fängst du mit dieser Position an, da der aufgesetzte Fuß als Fixpunkt für die Position der Figur dienen kann und die Lage des Bodens definiert.
Wie wird ein Laufzyklus in Adobe animiert?
Um einen Laufzyklus in Adobe Animate zu erstellen, zeichnest du den Bewegungsablauf deiner Figur in acht Einzelbildern und spielst sie als Schleife ab. Die acht Key-Posen sind:
- Kontaktpose rechts
- Abwärtsbewegung
- Umkehrposition
- Aufwärtsbewegung
- Kontaktpose links
- Abwärtsbewegung
- Umkehrposition
- Aufwärtsbewegung