In Adobe After Effects lassen sich mit einfachen Rigging-Techniken 1- oder 2-Knoten-Kameras im 3D-Raum animieren.
Wenn du in After Effects mit 3D-Kameras experimentierst, musst du wie Kameraleute denken. Soll die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Punkt gelenkt werden, oder gleitet die Kamera durch eine Szene? Soll die Kamera dramatisch in die Szene hineingehen, zur Seite abdriften oder um das Motiv kreisen? Die Antworten auf diese Fragen bestimmen den Kameratyp.
Eine 1-Knoten-Kamera ändert niemals ihre Ausrichtung, egal wohin du sie bewegst. Stelle dir vor, die Kamera ist auf einem Bürostuhl montiert, der zwar rollt, sich aber nicht um die eigene Achse dreht. Egal in welche Richtung du den Bürostuhl rollst, die Kamera behält stets ihre Ausrichtung bei. Dieser Kameratyp ist ideal für seitliche Aufnahmen im Vorbeifahren, also z. B. das Filmen einer Landschaft aus einem Autofenster. Auch große 3D-Filmtitel können damit effektvoll herangezoomt werden.
Erstelle eine Szene in einer Komposition mit Ebenen für Vordergrund, Mitte und Hintergrund. Falls nicht schon geschehen, wandle die Ebenen in 3D-Ebenen um. Dazu wählst du sie aus und dann „Ebene > 3D-Ebene“. Du kannst das Element „Fantasy Land“ aus den Beispieldateien verwenden. Erstelle eine neue Kamera (Ebene > Neu > Kamera). Wähle als Typ „1-Knoten-Kamera“. Lasse die Option „Tiefenschärfe aktivieren“ deaktiviert. Die Kameraebene sollte auf der Zeitleiste ganz oben liegen. Um die Arbeitsweise der Kamera zu sehen, wähle unten im Kompositionsfenster im Popup-Menü „Ansichtenlayout auswählen“ die Option „2 Ansichten – horizontal“. Die eine Fensterhälfte zeigt die Ansicht „Oben“, die andere „Aktive Kamera“. Blende die Positionsparameter auf der Kameraebene ein (P-Taste drücken). Wenn du die Position der Kamera nun änderst, behält sie dennoch stets die ursprüngliche Ausrichtung bei. Setze einen Keyframe für die Position. Bewege die Zeitmarke auf der Zeitleiste weiter nach vorne. Ändere die X-Koordinate der Kameraposition. In der Animationsvorschau siehst du, wie sich die Kamera seitwärts bewegt.
Die 2-Knoten-Kamera schafft einen „Zielpunkt“ als zweiten Knoten. Der Bürostuhl kann immer noch in jede Richtung gerollt werden. Jetzt aber dreht sich der Sitz dabei um die eigene Achse. Damit kann die Kamera stets auf das zentrale Motiv ausgerichtet sein.
Dupliziere deine 1-Knoten-Kamerakomposition (Bearbeiten > Duplizieren). Wähle die Kameraebene aus. Wähle dann „Ebene > Kameraeinstellungen“. Lege im Dialogfeld als Typ „2-Knoten-Kamera“ fest. Klappe die Transformieren-Optionen der Kameraebene auf der Zeitleiste auf. Du findest hier den Parameter „Zielpunkt“. Ändere die Einstellungen für den Zielpunkt, bis in der Mitte der Kameraansicht eine Markierung sichtbar wird. Wenn du nun die Vorschau startest, siehst du, dass sich der Weg der Kamera zwar nicht verändert hat, sie sich aber leicht um die eigene Achse dreht, um das als Zielpunkt markierte Objekt im Fokus zu behalten. Lege einen Keyframe für den Zielpunkt fest. Verschiebe die Zeitmarke auf der Zeitleiste nach vorne. Ändere die Position des Zielpunkts. Setze einen weiteren Keyframe. In der Vorschau verlagert sich der Fokus der Kamera nun von einem zum anderen Zielpunkt, während sie durch die Szene fährt.
Beide Kameratypen können mithilfe eines Nullobjekts gesteuert werden. Um im Bild mit dem Bürostuhl zu bleiben: Stelle dir vor, du befestigst vorne am Bürostuhl mit seinen Rollen und dem drehbaren Sitz einen Stab mit einem Griff. Den Griff nimmst du in die Hand – das ist das Nullobjekt. Wenn du nun den Bürostuhl mithilfe des Stabs von dir weg oder auf dich zu bewegst oder auf der Stelle drehst, bleibt die Kamera stets auf dich gerichtet. Diese Option ist ideal für Aufnahmen, die um einen Zielpunkt kreisen.
Dupliziere die 1-Knoten-Kamera-Komposition. Lösche die vorhandenen Kamera-Keyframes. Richte die Kamera auf ein Objekt in der Bildmitte aus. Erstelle ein Nullobjekt (Ebene > Neu > Null-Objekt). Wandle die Ebene in eine 3D-Ebene um. Stelle auf der Kameraebene im Popup-Menü „Übergeordnet und verknüpft“ die Nullobjekt-Ebene als übergeordnete Ebene ein. Klappe die Transformieren-Eigenschaften der Nullobjekt-Ebene auf. Setze einen Keyframe für die Y-Drehung. Verschiebe die Zeitmarke im Zeitverlauf. Setze einen weiteren Keyframe für die Y-Drehung. In der Animationsvorschau kreist die Kamera nun um das gewählte Motiv. Wähle alle Ebenen aus. Beachte im Kompositionsfenster die Ansicht „Oben“. Nun wird deutlicher, wie das Nullobjekt die Position deiner Kamera beeinflusst.
Schaue dir an, wie sich die Kamera durch unsere Beispielszene bewegt.