Erlerne die Kunst der Blumenfotografie.

Mit diesen Methoden für Perspektive, Komposition und Beleuchtung gelingen dir wunderschöne Aufnahmen von Blumen. Außerdem findest du hier Expertentipps für die Bildbearbeitung, mit denen du das Beste aus deinen Blumenfotos herausholen kannst.

Blumenstrauß auf einem Beistelltisch

Warum Blumenfotografie?

Blumen sind ein natürliches fotogenes Thema – und dank ihrer Vielfalt an Farben, Texturen und Formen ein sehr spannendes obendrein. Die Blumenfotografie würdigt die Schönheit von Blumen und ist eine effektive Möglichkeit, verschiedene fotografische Fähigkeiten zu verbessern. „Blumenfotografie ist ein guter Einstiegspunkt, aber sie bietet auch Herausforderungen“, sagt der Fotograf Derek Boyd. „Wie heißt es so schön: Sie ist leicht zu erlernen, aber schwierig zu meistern.“ Wenn du dich mit dem Blickwinkel, der Auswahl des Bildausschnitts, der Beleuchtung und der Bearbeitung deiner Aufnahmen auskennst, bist du in der Lage, statt einfacher Blumenbilder wunderschöne Fotos von Blüten zu machen, die Emotionen wecken und den Blick des Betrachters fesseln.

 

Zubehör für Blumenfotografie.

Du brauchst nicht viel, um loszulegen. Nachfolgend findest du ein paar Dinge, die du vor deinem ersten Ausflug in die Welt der Blumenfotografie zusammenstellen kannst.

 

Dein Smartphone.

Der einzige Ausrüstungsgegenstand, auf den du tatsächlich nicht verzichten kannst, ist eine Kamera. Zur Not tut es aber auch die Kamera deines Smartphones. „Dein Handy hast du sowieso immer dabei, und wenn es in den letzten vier bis fünf Jahren hergestellt wurde, kannst du damit tolle Blumenfotos schießen, von denen du sogar in recht großen Größen Abzüge erstellen kannst“, sagt der Fotograf Jake Braught. „Smartphones neigen dazu, Fotos überzubelichten. Um besser zu erkennen, was dein Foto aufnimmt, solltest du die Helligkeit des Displays erhöhen und dann die Belichtung des Fotos anpassen. Ich empfehle, die Belichtung zu reduzieren, damit mehr Details erhalten werden.“

Person, die mit einem Smartphone Blumen fotografiert

Eine DSLR und ein 50-mm-Objektiv.

Mit einer digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR) und einem Objektiv stehen dir mehr Optionen offen, um Blumen auf professionellem Niveau zu fotografieren. „Das Objektiv meiner Wahl ist ein 50-mm-Objektiv“, sagt Braught. „Das ist ein tolles Objekt für den Einstieg, egal, ob du Blumen oder Portraits fotografierst. Für Portraits und Blumen verwende ich zusätzlich auch ein 85-mm-Objektiv. Der große Vorteil dieser zwei Objektive mit Festbrennweite ist, dass sie große Blendenöffnungen ermöglichen. Mit dieser geringen Tiefenschärfe erhältst du einen schönen unscharfen Hintergrund.“

 

Ein Stativ und ein Fernauslöser.

Ein Stativ hält die Kamera stabil. Das vermeidet Verwackelungen und sorgt für schärfere Aufnahmen der Blumen. Wenn du einen Fernauslöser verwendest, musst du beim Fotografieren nicht hinter der Kamera stehenbleiben. Nutze die Möglichkeiten, die du mit einer so fixierten Kamera hast. Probiere verschiedene Einstellungen aus, um zu sehen, wie sie sich auf deine Fotos auswirken. „Mit einem Stativ kann man ziemlich coole Sachen machen“, sagt Braught. „In der Dämmerung kannst du beispielsweise mit einer Langzeitbelichtung kleine Bewegungen erfassen, wodurch die Pflanze aussieht wie ein Gemälde.“

 

Reflektoren.

„Der Reflektor gehört zu meinem Lieblingszubehör für die Blumenfotografie, besonders im Freien. Man kann damit so gut die Schatten füllen“, sagt Boyd. „Bei so vielen flachen Winkeln und Schatten hilft er dir, das Sonnenlicht umzulenken.“

 

Plane deine Expedition.

Mit diesen Tipps und Tricks zur modernen Blumenfotografie gelingen dir eindrucksvolle Aufnahmen von schönen Blumen.

Feld voller Blumen vor dem Sonnenaufgang am Horizont
Nahaufnahme einer Blume
  • Probiere unterschiedliche Tageszeiten aus.

„Ich fotografiere gerne beim Aufgang oder Untergang der Sonne. Das sind bessere Tageszeiten“, sagt Braught. „Aber die Blumenfotografie verzeiht viel – man kann auch mitten am Tag fotografieren und mit den Schatten spielen.“

 

  • Strebe nicht nach Perfektion.

Missgeschicke können zu interessanten Ergebnissen führen. „Nicht jedes Foto ist technisch perfekt. Und manchmal sind gerade das die besten Fotos“, so Braught. „Du hast vielleicht eine Bewegung oder Weichzeichnung im Bild, die Emotionen auslöst, die du andernfalls nicht erzielt hättest.“

 

  • Nimm Requisiten mit.

Mit einer Sprühflasche kannst du Wassertropfen erzeugen. Rahme dein Objektiv mit Plastikfolie ein – das sorgt für verträumtes diffuses Licht. Wenn du herabgefallene Blütenblätter an den Rand des Objektivs hältst, entstehen schöne Lichtreflexe. Mit einem Prisma oder einer Fraktal-Linse kannst du das Licht brechen, das auf die Blume fällt. „Es macht immer Spaß, verschiedene Dinge auszuprobieren“, erzählt Braught. „Alles, was durchsichtig ist, kann man vor die Linse halten, um einzigartige Effekte zu erzielen.“

 

Von Blumen kann man viel lernen.

Blumen sind Models, die selbst der schüchternste Fotograf anleiten kann. Und ihre Farben und Texturen sind hervorragendes Übungsmaterial, wenn man seine fotografischen Fähigkeiten ausbauen und die Einstellungen der Kamera besser kennenlernen will. Bei der künstlerischen Blumenfotografie kannst du Folgendes lernen:

 

Die Komposition ist wichtig.

„Das Erste, das ich bei der Blumenfotografie gelernt habe, war der Bildaufbau – die Komposition, die das zentrale Motiv an der richtigen Stelle im Foto platziert und Objekte im Vorder- und Hintergrund als Rahmen für das Motiv nutzt“, sagt Boyd. Die Drittelregel hilft dir, eine gute Komposition zu erreichen, gleich, ob du eine Nahaufnahme einer einzelnen Blume machen oder einen Garten in Vollansicht fotografieren willst. Nimm viele Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven auf. „Versuche, aus Höhe des Bodens zu fotografieren“, sagt Boyd. „Fotos, die von oben gemacht werden, können auch toll aussehen“, erklärt Braught. „Das Schöne an Blumen ist, dass sie gleich ganz anders aussehen, wenn man den Blickwinkel nur ein bisschen verändert.“

 

Unterbelichtung ist besser.

„Du solltest deine Fotos tendenziell eher unterbelichten“, rät Braught. „Egal, ob du Fotos mit dem Smartphone oder der DSLR aufnimmst: Bei der Nachbearbeitung kannst du das Bild immer noch aufhellen, weil die Daten noch vorhanden sind. Aber wenn das Foto überbelichtet ist, sind die Daten in den ausgefressenen Bereichen unwiederbringlich zerstört.“ Reduziere auf deinem Smartphone die Belichtung um eine Stufe oder schließe an deiner Kamera mehr die Blende, indem du die Blendenzahl erhöhst. Eine längere Verschlusszeit kann auch helfen.

 

Eine geringe Tiefenschärfe verzeiht viel.

Wenn du mit geringer Tiefenschärfe fotografierst, ist das Motiv deines Bildes im Fokus, während alle anderen Elemente im Vorder- und Hintergrund unscharf sind. Eine kürzere Fokusentfernung ist hilfreich, wenn du die Aufmerksamkeit von bestimmten Objekten im Foto, die nicht so schön aussehen, ablenken möchtest. „Ob es sich um Gebäude im Hintergrund oder Abfall auf dem Boden handelt: Oft sorgt eine ausreichend geringe Tiefenschärfe dafür, dass diese Elemente so verschwommen abgebildet werden, dass sie nicht mehr störend wirken“, sagt Braught.

Nahaufnahme einer Blume

Verwende für dieses Aussehen eine große Blende, aber übertreibe es nicht – es sei denn, du möchtest nur bestimmte Teile der Blume scharf abbilden. „Bei einer Blendenzahl von 5,6 bis 8 hast du genug Tiefenschärfe, damit die ganze Blume im Fokus liegt, aber der Hintergrund und der Vordergrund verschwommen sind“, sagt Boyd. Denke daran, eine kurze Verschlusszeit zu wählen, wenn deine Blende weit offen ist, damit das Bild nicht überbelichtet wird.

 

Bearbeite deine Blumenfotos.

„Ein wichtiger Teil der Blumenfotografie ist für mich die Bearbeitung“, sagt Braught. „Hier erzeuge ich die gewünschten Farbtöne und die Stimmung für das Foto.“ Schnelle Bearbeitungen kannst du über jedes Gerät mit Adobe Lightroom vornehmen. Tiefergreifende Bearbeitungsvorgänge kannst du dann mit Adobe Photoshop ausführen.

 

Verwende die Lightroom-Vorgaben für umgehende Verbesserungen.

Erstelle deine eigenen benutzerdefinierten Filter oder verwende mit den Lightroom-Vorgaben Filter von Fotografen, die du magst. „Es gibt Vorgaben, die etwas bewirken, das ich auch manuell erreichen könnte, aber mit den Vorgaben geht es schneller“, sagt Boyd.

 

Passe die Temperatur und den Ton an.

Überprüfe den Weißabgleich deiner Fotos in der Kamera. Dann kannst du die Töne deiner Fotos in Photoshop durch die Gradationskurvenkorrektur noch verfeinern. „Ich lege meinen Weißpunkt gerne auf Reinweiß oder ein bisschen auf der kühleren bzw. blaueren Seite des Spektrums fest“, sagt Braught. „Man muss eine Balance finden. Wenn ich die Temperatur eines Fotos stark verringere, muss ich über die Farbtöne das Magenta reduzieren.“

 

Experimentiere mit Kontrast, Sättigung und Textur.

„Kontrast und Sättigung sind die zwei Einstellungen, mit denen ich am meisten herumspiele“, berichtet Boyd. „Ich mag es, wenn die Fotos dramatischer aussehen.“ Probiere verschiedene Einstellungen aus, um herauszufinden, was dir gefällt. Durch eine höhere Sättigung kann ein Bild verträumter wirken. Wenn du die Sättigung so stark reduzierst, dass ein Schwarz-Weiß-Bild entsteht, kannst du die Komposition und den Kontrast besonders betonen. „Ich liebe die Körnung der Filmfotografie. Deswegen füge ich sie bei der Bearbeitung zu meinen Digitalfotos hinzu“, sagt Braught. „Dadurch wirken die Fotos greifbarer und zeitloser.“

 

Probiere Focus Stacking aus.

Mit Focus Stacking kannst du Fotos von deinem Smartphone oder deiner DSLR zu einem Bild kombinieren, bei dem mehrere Fokuspunkte im scharfen Fokus liegen. Versuche einmal, ein Foto zu erstellen, bei dem ein ganzer Blumenstrauß oder sogar ein ganzer Garten scharf ist. 

Nahaufnahme einer Blume

Erste Schritte in der Blumenfotografie.

Vom typischen sonnigen Foto eines Osterglockenfelds bis hin zur Aufnahme einer einzigen getrockneten Rose bei bedecktem Himmel aus ungewohnter Perspektive – die Vielfalt von Blumenbildern ist schier unbegrenzt Finde heraus, welche Stimmungen du mit kreativer Blumenfotografie transportieren kannst.

 

Erkunde deine Nachbarschaft.

„Bei Spaziergängen durch die Nachbarschaft finde ich Inspiration und habe schon viele Fotos aufgenommen“, sagt Braught. „Solche Spaziergänge sind eine gute Gelegenheit, um die Geschichte meiner Nachbarschaft zu dokumentieren, aber auch, um Schönheit in alltäglichen Dingen zu erkennen.“

 

Arrangiere zu Hause Szenen für Stillleben.

Besorge dir beim Floristen oder im Internet Blumen. Du kannst auch wild gewachsene Blumen pflücken. Dann kannst du zu Hause eine Szene für Stillleben arrangieren und sie fotografieren. „Ich schaffe mir meine eigenen Arrangements, um interessante Kompositionen zu fotografieren“, sagt Boyd.

Blumenstrauß vor einer weißen Backsteinwand

Suche im Internet Blumenfotografen, deren Arbeit dir zusagt. Studiere ihre Werke und traue dich, ihnen Fragen zu stellen. „Die Foto-Community ist sehr freundlich und immer bereit, Tipps weiterzugeben“, so Braught. Fange dann an, selbst Blumen zu fotografieren. „Nimm viele Fotos auf – auch dann, wenn dir schon die erste Aufnahme gefällt“, rät Boyd. „Wenn du mehr Bilder machst, wird in neun von zehn Fällen das erste Bild nicht dein Favorit sein.“

Mitwirkende.

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