Zeichne Menschen in all ihrer Vielfalt.
Mache dich mit der menschlichen Anatomie vertraut. Nutze dieses Tutorial, um deine Skills im Figurenzeichnen zu verbessern.
Grundlagen für realistische Zeichnungen von Personen.
Um eine menschliche Figur gut zeichnen zu können, brauchst du ein umfassendes Verständnis von Proportionen, Gestik und der menschlichen Anatomie. „Am wichtigsten ist die Gestik“, sagt Künstler Jonathan Dockery, „aber wir müssen mit den Proportionen beginnen.“
Die Bandbreite der Proportionen des menschlichen Körpers ist groß. Ein paar einfache Regeln werden dir aber helfen, Körperteile im korrekten Verhältnis zueinander darzustellen. „Die durchschnittliche Größe eines Menschen entspricht dem 7-Fachen seiner Kopflänge“, so Dockery. Für eine stehende Person von vorne beginnst du mit dem Kopf und vervielfachst dessen Länge 6 Mal nach unten, um die richtige Körpergröße zu erhalten. Die Unterseite des großen Brustmuskels (Musculus pectoralis major) befindet sich ab dem Scheitel 2 Kopflängen nach unten. 3 Kopflängen nach unten liegt der Bauchnabel, bei 4 Kopflängen nach unten der Beckenboden.
Wende dich wieder dem Kopf zu, und skizziere die Gesichtsmerkmale. Die Augen liegen in der Regel leicht oberhalb des Gesichtsmittelpunkts. Die Spitze der Nase befindet sich auf der Hälfte der Strecke zwischen Augen und Kinn. Der Abstand zwischen Scheitel und Nase ist identisch mit dem Abstand zwischen Nase und Brustkorb. „Bedenke, dass die Abmessungen bei jedem Menschen variieren“, so Dockery. „Viel wichtiger als die beste Faustregel ist deine Beobachtungsgabe. Schließlich sollen nicht alle Personen, die du zeichnest, gleich aussehen.“
Wenn du vom Scheitel aus 5 Kopflängen abwärts misst, beginnen kurz unterhalb dieses Punktes die Knie. Waden und Schienbeine sind etwa bei der Hälfte der 6. Kopflänge. Die Füße enden mit der 7. Kopflänge. „Füße kann man sich ganz gut als grobe Dreiecke vorstellen“, schlägt Dockery vor.
Zeichne oberhalb des Brustkorbs das Schlüsselbein. Es hat in etwa die Form eines Fahrradlenkers. Das Schlüsselbein ist gleichzeitig Ursprung für die Arme. „Das Handgelenk befindet sich auf Höhe des Beckens, und die Hand ragt von dort aus nach unten“, fügt Dockery hinzu.
Zeichne den Hals als zylindrische Form. Wenn du eine Person von der Seite zeichnest, bedenke, dass der Hals ein wenig über den Brustkorb hinaus neigt, und dass die Ohren etwa in der Mitte zwischen Stirn und Hinterkopf sitzen.
„Die Gestik entspricht dem Rhythmus des Körpers“, findet Dockery. Eine angewinkelte Hüfte, die Krümmung des Rückens und die Position von Armen und Beinen lassen eine gezeichnete Figur lebendiger wirken. Die Grundstruktur des Oberkörpers besteht aus Kopf, Brustkorb und Becken. „Als Erstes musst du zwischen Kopf und Brustkorb eine rhythmische Beziehung herstellen“, so Dockery.
Ziehe vom Jugulum (Vertiefung auf der Vorderseite des Halses) eine Linie am Brustbein hinab, vorbei am Bauch bis oberhalb der Beine. Anhand des Schlüsselbeins stellst du den Winkel des Oberkörpers dar und legst die allgemeine Form des Brustkorbs fest. Von dort aus bestimmst du den Winkel des dritten Elements, des Beckens.
Sobald du das Verhältnis dieser drei Elemente zueinander definiert hast, startest du mit den Beinen. Für Dockery ist die Gestik viel wichtiger als etwa Details. „Die Gestik entscheidet darüber, ob eine Pose lebendig wirkt“, betont er. „Sie ist die Story hinter der Pose. Und beim Zeichnen geht es darum, eine Story zu erzählen – selbst wenn es nur um ein bestimmtes Gefühl, eine Leidenschaft oder eine Erfahrung geht.“
Genaue Kenntnisse der menschlichen Anatomie helfen dir, eine realistische Muskulatur abzubilden. Studiere dein Motiv, Referenzfotos oder auch Grafiken des menschlichen Körpers, um dich mit der menschlichen Muskulatur vertraut zu machen. „Prinzipiell gilt: Die Schultern von kräftigen, muskulösen Personen machen etwa zwei Kopflängen aus“, so Dockery. Schmale Schultern entsprechen in etwa einer Kopflänge. Es ist trotzdem wichtig, dass du dich auf deine Beobachtungsgabe verlässt.
Tipps für digitale Zeichnungen.
Auch beim Zeichnen mit einem digitalen Programm wie Adobe Fresco sind Kenntnisse über Proportionen, Gestik und Anatomie wichtig. Künstler Eli Johnson verrät dir ein paar grundlegende Tipps für Figurenzeichnungen.
Bild von Eli Johnson
01. Richte eine neue Arbeitsfläche in beliebiger Größe ein. Erstelle eine neue Ebene. Beginne mit einer einfachen Skizze, die du mit Standardpinseln erstellst. „Gewöhne dir an, deine Ebenen zu benennen, damit du nicht den Überblick verlierst“, rät Johnson.
Bild von Eli Johnson
02. Reduziere die Deckkraft der ersten Ebene. Erstelle eine neue Ebene für eine zweite Skizze. „Es ist immer eine gute Idee, unterschiedliche Optionen zu testen. Dein Bild steht und fällt mit der Auswahl der richtigen Pose. Wenn du nicht sofort spürst, dass du die ideale Pose gefunden hast, beginne noch mal von vorne“, rät Johnson. In seiner Skizze hatte Johnson ursprünglich langes, fließendes Haar vorgesehen, um Bewegung zu suggerieren. Stattdessen entschied er sich später für einen „bauschigen Afro, der im Wind federt“. Gleichzeitig veränderte er die Position eines Armes, um mehr Platz für die neuen Haare zu schaffen.
Bild von Eli Johnson
03. Nun zum wichtigsten Element: dem Gesicht. „Probiere immer mehrere Optionen aus. Das Bild wird, was du daraus machst. Also gestalte es so interessant wie möglich“, empfiehlt Johnson. „Der Look, für den du dich am Ende entscheidest, gibt gewissermaßen die Richtung für Design und Persönlichkeit deines Projekts vor.“
Bild von Eli Johnson
04. Wenn das Gesicht fertig ist, erstelle eine neue Ebene darüber. Gib einen Namen für die Ebene ein. Füge nun Kleidung und sonstige Details hinzu.
Bild von Eli Johnson
05. Für knifflige Details wie Schnürsenkel empfiehlt Johnson, eine separate Ebene zu erstellen. „So bleiben die fertigen Ebenen intakt, während du an deinem Design feilst. Reduziere die Deckkraft der Hauptebene. Füge auf neuen Ebenen Details hinzu, die sich wie in echt um die Form des Körpers krümmen und deine Zeichnung vervollständigen.“ Die Verwendung separater Ebenen ist praktisch, da du an Einzelheiten arbeiten kannst, ohne andere Bereiche der Zeichnung zu verändern.
Bild von Eli Johnson
06. Zum Schluss kommt Farbe hinzu. „Beim Kolorieren geht jeder Künstler anders vor. Ich arbeite mich gerne von dunkel zu hell vor. Ich beginne mit einer Grundfarbe und trage sie in unterschiedlichen Helligkeitsstufen auf – bis zu den Glanzlichtern“, so Johnson.
Bild von Eli Johnson
07. Ein großer Vorteil digitaler Zeichnungen liegt darin, dass du verschiedene Hintergrundszenen ausprobieren kannst, ohne deine Zeichnung dauerhaft zu verändern. Weitere Tipps findest du im Adobe Fresco-Tutorial Teile einer Zeichnung ändern.
Lasse dich nicht entmutigen, falls deine ersten Versuche nicht sofort gelingen. Bleibe dran! Arbeite mit echten Models. Versuche, die Merkmale und Mimik abzubilden, die eine Person einzigartig machen. Denke an Gestik und Bewegung. Erzähle mit jeder deiner Zeichnungen eine Geschichte.
Mitwirkende.
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