Die französische Illustratorin und Animationsexpertin Emilie Muszczak liebt knallige Farben, ausgefallene Muster – und Tee. Ihre meisten Arbeiten beginnen als Durcheinander aus Kritzeleien, Wörtern und Farben in ihrem Notizbuch. Erfahre, wie sie mit Adobe Photoshop und Adobe Animate ein animiertes Selbstporträt erstellt hat, das zeigt, wie sich in ihrem Kopf spontane Einfälle zu neuen Projekten entwickeln.
Emilie importiert eine gescannte Porträtzeichnung in Photoshop. Auf einer separaten Ebene fügt sie Kreise in Gelb, Cyan und Orange hinzu. Das ist die Farbpalette, mit der sie mit dem Spritzer-Pinsel in unterschiedlichen Größen die einzelnen Teile des Porträts bemalen will.
Emilie legt jeweils eine eigene Ebene für Kopf, Haar, Gesicht und das Shirt an. Beim Bemalen der Elemente passt sie die Pinselgröße nach Bedarf an. Sie legt eine Schnittmaske über die Ebene mit dem Haar und malt mit einem schmalen Pinsel weiße Wellenlinien hinein. Danach blendet sie die Farbpalette und Skizzenebenen aus und speichert das Bild als JPEG-Datei.
Emilie wechselt zu Animate, um eine Reihe von animierten Blasen zu erstellen, die aus ihrem Kopf aufsteigen sollen. Sie erstellt ein HTML5-Canvas-Dokument und importiert das JPEG-Bild mit ihrem Selbstporträt als eigene Ebene in die Zeitleiste. Dann klickt sie auf der Zeitleiste auf Frame 49 und fügt dort einen leeren Keyframe ein (Einfügen > Zeitleiste > Leeres Schlüsselbild), sodass die gesamte Animation weniger als eine Minute dauert.
Als Nächstes zeichnet und animiert Emilie vier separate Sequenzen mit Blasen. Sie erstellt eine neue Ebene für die erste Blase und malt mit einem schmalen Pinsel einen Bogen, der das Anfangsstadium der Blase darstellt. Sie fügt einen weiteren leeren Keyframe hinzu, damit dieser Teil der Animation zwei Frames dauert.
Emilie zeichnet die weiteren Stadien der Blase, also wie diese ihre maximale Größe erreicht, aufsteigt und schließlich platzt. Die Animation jeder dieser Stadien erfolgt über zwei Frames, bis die animierte Sequenz zu Ende ist und die Blase zerplatzt. Sie wiederholt diese Schritte, um drei weitere Sequenzen mit Blasen zu erstellen.
Anschließend exportiert Emilie die Sequenzen, um ihre Arbeit in Photoshop fertigzustellen. Die Sequenz mit der ersten Blase importiert sie zuerst. Dazu blendet sie auf der Zeitleiste alle Ebenen außer derjenigen mit der ersten Blase aus. Dann wählt sie „Datei > Exportieren > Film exportieren“, gibt als Dateityp „PNG-Sequenz“ an und speichert die Sequenz in einem eigenen Ordner auf ihrem Computer. Die PNG-Sequenzen für die anderen animierten Blasen erstellt sie auf die gleiche Weise.
In Photoshop feilt Emilie am Erscheinungsbild und Timing der Blasen. Sie importiert alle in Animate erstellten Sequenzen mit den Blasen (über „Datei > Öffnen“ mit aktivierter Option „Bildsequenz“) und positioniert sie an den gewünschten Stellen im Selbstporträt. Auf der Zeitleiste (Fenster > Zeitleiste) verschiebt sie die Sequenzen, sodass sie zu unterschiedlichen Zeiten starten und enden. Dadurch entsteht der Eindruck, dass die Blasen sich in zufälliger Reihenfolge bilden.
Die meiste Zeit wendet Emilie dafür auf, die einzelnen Stadien der Blasen nachzuzeichnen und mit Farbe zu füllen. Sie beginnt mit der Sequenz mit der ersten Blase, fügt eine Ebene ein und malt die Blase mit einem Pinsel orange aus. Dann geht sie auf der Zeitleiste weiter zur nächsten Blase, fügt eine Ebene ein und arbeitet die Blase ebenfalls aus. Diese Schritte führt sie für alle Blasen der vier Sequenzen durch. Nachdem sie damit fertig ist, kann jede Blasenanimation 30 bis 60 Ebenen umfassen. Jede dieser Sequenzen dauert zwei Sekunden auf der Zeitleiste.
Emilie animiert nun Gesicht, Kopf, Haar, Haarsträhnen und das Shirt. Zuerst fügt sie eine neue Ebene für das Gesicht ein und zeichnet die Gesichtszüge nach. Auf diese Weise erstellt sie weitere vier Ebenen für das Gesicht. Da jede Ebene mit geringfügigen Abweichungen gezeichnet wird, entsteht in der Animation ein schimmernder, handgezeichneter Effekt.
Diese fünf Ebenen dupliziert Emilie auf der Zeitleiste so oft, bis sie die gesamte Spieldauer der Animation einnehmen. Jede Ebene erstreckt sich über zwei Sekunden.
Emilie wiederholt diese Schritte für Ebenen mit Kopf, Haar, Haarsträhnen und Shirt: Sie zeichnet die Umrisse nach, wendet Farben an, dupliziert die Ebenen und platziert sie auf der Zeitleiste. Jeder Teil des Porträts wird separat animiert.
Um ihr Porträt abzuschließen, wählt Emilie „Datei > Exportieren > Für Web speichern (Legacy)“, legt als Ausgabeformat „GIF“ fest und aktiviert die Schleifenwiedergabe.
Sieh Emilie Muszczaks Selbstporträt in Aktion.
Über die Künstlerin.
Ihre Inspiration findet Emilie Muszczak eigentlich in jeder Art von Kunst. Sie hat Grafik-Design, Raumkonzeption und Design sowie Mode-Design studiert und praktiziert. Sie hat sich mit Malerei, Modellierung, Bildhauerei und Aktzeichnen beschäftigt und verfügt zudem über einen Master-Abschluss in 3D-Animation. Während ihrer Kindheit in Frankreich kam Emilie auf vielfältige Weise mit Kunst, Kultur und Bildung in Berührung. Dieser positive Umstand hat aber auch eine Kehrseite, denn in Frankreich ist die Konkurrenz unter professionellen Künstlern groß. Schließlich verschlug ihr Berufsweg sie auf die andere Seite der Welt: Heute arbeitet Emilie für eine Agentur mit Schwerpunkt Design und Animation in Toronto.
Hier ist sie ganz in ihrem Element, denn Toronto ist eine kulturell sehr vielfältige Stadt voller Farben und Geschmäcker, sodass Emilie täglich neue Dinge entdeckt. Vor dem Brainstorming für ein neues Projekt genießt Emilie erst einmal eine schöne Tasse Tee. Egal ob in der Schule, bei der Arbeit, auf einem Spaziergang oder vor dem Einschlafen – Emilie hat ihr Skizzenbuch stets griffbereit, um jederzeit spontane Ideen festhalten zu können.
In farbenfrohen, kooperativen Umgebungen läuft Emilie zur Hochform auf. Wenn sie eine Idee mag, scannt sie die Zeichnung und arbeitet sie am Computer weiter aus. Sie experimentiert gerne mit Farben, Strukturen und Mustern. Die meiste Zeit nimmt Emilie sich für die Verfeinerung der Zeichnungen und Animationen.