Chroma Key: Wie funktioniert die Greenscreen-Technik?

Hast du dich auch schon einmal gefragt, wie ein Fernsehstudio in Wirklichkeit aussieht und wie genau die Greenscreen-Technik funktioniert, die Wetterkarten und Co. in den Moderationshintergrund bringt? Greenscreen-Hintergründe sind ein fester Bestandteil von Fernseh- und Videoproduktion. In diesem Artikel erfährst du, wie du mit Hilfe von Chroma Key und geschicktem Schnitt visuelle Effekte in Hollywood-Qualität in deine Videos einbaust.

Ein Frau vor einem Greenscreen: Mit Chroma Key kannst du Hintergründe digital ersetzen.

Was ist Chroma Key und wie funktioniert es?

Chroma Keying ist ein Verfahren, das in der Postproduktion eingesetzt wird, um grüne oder blaue Hintergründe digital durch ein anderes Bild zu ersetzen. Dabei wird eine vordefinierte Farbe, die sogenannte Chroma Key-Farbe, im Filmmaterial durch digitale Inhalte wie Karten, Grafiken oder visuelle Effekte (VFX) ersetzt. Die Idee des Chroma Key ist, den Farbkontrast zu nutzen, um digital produzierte Motive freizustellen und an einer ganz anderen Stelle so einzubauen, dass der Zuschauer keine Änderung bemerkt. Doch warum greifen Filmproduktionen ausgerechnet auf Greenscreens oder Bluescreens als Hintergrund für Chroma Keying zurück? Das hat einen einfachen Grund: Die Farben Blau und Grün eignen sich am besten dafür, um Personen oder Gegenstände vor einem anderen Hintergrund zu isolieren. Da die Farben Grün oder Blau normalerweise nicht in Hauttönen oder Haarfarben vorkommen, eignen sich solche Farben – auch Chroma Key-Grün oder Chroma Key-Blau genannt – am besten für das so genannte „Keying“, dem Freistellen mittels einer Chroma Key-Software. Damit ist es ein Leichtes, die Darsteller*innen oder Moderator*innen vom Hintergrund zu unterscheiden. Vorausgesetzt, sie tragen nicht den gleichen Farbton wie der Hintergrund.

Viele Studios setzen daher inzwischen auf Bluescreens, da die Farbe Blau den verschiedenen Hauttönen besser schmeichelt. Doch worin unterscheidet sich die Bluescreen-Technik von der Greenscreen-Technik? Grundsätzlich funktionieren beide Hintergründe gleich, vorausgesetzt die Farben im Vordergrund finden sich nicht im Hintergrund wieder, allerdings gibt es Vorteile, die je nach Vordergrund für den Bluescreen oder den Greenscreen sprechen. Wenn beispielsweise eine Sequenz oder ein Video in einer schwach beleuchteten Umgebung gedreht wird, liegt der Bluescreen im Vorteil, weil der Greenscreen im Vergleich zum Bluescreen eine höhere Helligkeit besitzt. Damit lässt sich ein blauer Hintergrund bei schlechter Beleuchtung leichter freistellen. In puncto Farbüberlauf hat der Bluescreen die Nase vorn, da er weniger Farbüberläufe aufweist und die Farbkorrektur bei Übergängen von beispielsweise dem Haaransatz zum Hintergrund einfacher ist. Doch wie funktioniert Chroma Keying genau?

Mit einem Schnittprogramm wie Adobe Premiere Pro können sogenannte Compositing Artists Hintergründe auswählen und transparent machen. Anstelle des Screens können dann die gewünschten Elemente wie Animationen oder visuelle Effekte mittels Compositing eingefügt werden. Mit dem Werkzeug Ultra Key in Premiere Pro geht das Compositing ganz unkompliziert: Einfach die gewünschten Effekte oder Elemente auf das Video ziehen und die Farbe auswählen, die ersetzt werden sollen.

Wofür wird Chroma Key eingesetzt?

Ein Dinosaurier im Dschungel – solche Effekte sind dank Greenscreen-Technik möglich.

Das Compositing mit Chroma Key ist ein fester Bestandteil bei der Filmproduktion und kommt sowohl bei großen als auch bei kleinen Produktionen zum Einsatz. Ein*e Regisseur*in der/die einen Science-Fiction-Film dreht, nimmt vielleicht Greenscreen-Aufnahmen von Schauspieler*innen vor einem Greenscreen auf und lässt im Hintergrund einen fremden Planeten einfügen. Oder jemand, der ein Drama inszeniert, könnte Schauspieler*innen in einer Kulisse mit Greenscreens vor Fenstern filmen und dann eine Stadtsilhouette darüberlegen, um dein Eindruck zu erwecken, die Szene spiele sich in einem Hochhaus ab. Chroma Key kommt aber auch dann zum Einsatz, wenn Spezialeffekte (SFX) und Co. erst nach Abschluss der Dreharbeiten eingebaut werden sollen. Du kannst beispielsweise eine Explosion in einer kontrollierten Umgebung vor einem Greenscreen aufnehmen und diese hinter einer Kampfszene einfügen, weil eine reale Explosion für die Schauspieler*innen zu gefährlich wäre.

Chroma Keying wird aber nicht nur für realistische Effekte eingesetzt, sondern auch für das Retuschieren von unerwünschten Gegenständen. Ob Kabel, Drehbühnen oder Sicherheitsausrüstung, die für einen Stunt gebraucht wurde: An einem Filmset befindet sich allerlei Equipment, das für den Dreh benötigt, aber im Film selbst nicht zu sehen sein soll. In der Postproduktion werden nachträglich Fehler korrigiert, Soundeffekte eingefügt und Farbkorrekturen wie Color Grading vorgenommen, die dem Film seinen charakteristischen und vor allem natürlich aussehenden Look geben.

 

4 Tipps für einen perfekten Dreh mit Chroma-Key-Effekt.

Damit der Chroma-Key-Effekt auch so funktioniert, wie du es dir vorstellst, gibt ein paar Dinge zu beachten. Wir haben dir einige Tipps zusammengestellt, worauf du beim Dreh mit einem Greenscreen achten solltest.

Mit Chroma Key kannst du etwa eine Wetterkarte in einen Moderationshintergrund bringen.

Tipp 1: Einen großen Greenscreen verwenden.

Dreharbeiten sind aufwändig und meist auch ziemlich teuer, daher solltest du bei der Videoproduktion nicht an den falschen Stellen sparen und lieber einen sehr großen Greenscreen einsetzen, der den gesamten Hintergrund abdeckt. Spätestens in der Postproduktion macht sich dieser Mehraufwand bemerkbar, weil du keine kleinen Ecken abdecken muss.

Tipp 2: Auf die richtige Beleuchtung achten.

Damit die über Chroma Key Compositing eingebauten Elemente nicht hinzugefügt, sondern realistisch und natürlich wirken, ist eine gleichmäßige Beleuchtung des Hintergrunds unerlässlich.

Tipp 3: Den richtigen Chroma Key-Hintergrund auswählen.

Für die Videoproduktion , etwa eines Erklärvideos oder eines Food-Videos, ist nicht immer ein aufwändiges Set oder ein teurer Greenscreen nötig. Jede Oberfläche, die die richtige grüne Farbe hat, eignet sich für Chroma Key. Das kann zum Beispiel eine grüne Decke sein, die du als Hintergrund verwendest. Allerdings solltest du darauf achten, dass dein verwendetes Hintergrundmaterial keine Falten wirft, da diese tiefe Schatten erzeugen, die du im Nachgang mit viel Aufwand ausblenden musst.


Tipp 4: Abstand zum Hintergrund halten.

Stehen Schauspieler*innen während der Dreharbeiten zu nahe am Greenscreen, kann das grün gefärbte Licht, das von der Leinwand auf sie reflektiert wird, zu einem Fehler im Chroma Key-Prozess führen. Bei dem als „Spilling“ bezeichneten Phänomen, geht dann das zusammengesetzte Hintergrundbild auf den Körper des Schauspielers über. Diesen Effekt kannst du mit Videobearbeitungsprogrammen im Nachgang bearbeiten, den Farbbereich entsättigen und damit den Überlauf beseitigen.

 

Chroma Key-Software anwenden mit dem „Ultra key“.

Deine Videoproduktion ist abgeschlossen, alle Aufnahmen mit dem Greenscreen gemacht. Jetzt kannst du in die Chroma Keying-Bearbeitung gehen und das geht mit Videobearbeitungsprogrammen wie Premiere Pro ganz einfach. Im Folgenden zeigen wir dir, wie du Bereiche eines Videos auf Basis der Pixelfarbe mit dem Werkzeug „Ultra key“ transparent machen kannst.



Einen Greenscreen mit Chroma Key ersetzen.

Verwende den Effekt „Ultra Key“, um einen Greenscreen-Hintergrund transparent zu machen. So geht‘s:

So isolieren Sie Elemente durch Greenscreen-Keying.

1 Füge im Schnittfenster einen Clip mit Greenscreen auf V2 über einen Clip auf V1 hinzu.

2 Ziehe aus dem Bedienfeld „Effekte“ unter der Kategorie „Keying“ den Effekt „Ultra Key“ auf das Greenscreen-Video auf V2.

3 Während der Greenscreen-Clip im Schnittfenster noch ausgewählt ist und der Abspielknopf sich darüber befindet, öffne das Bedienfeld „Effekteinstellungen“, um den Ultra-Key-Effekt anzupassen.

4 Klicke auf die Pipette und nimm die grüne Farbe des Bildes im Programmmonitor auf. Jetzt siehst du das Hintergrundbild von V1 anstelle des Greenscreens.

5 Falls ein Grünstich zu sehen ist, wähle im Menu „Einstellung“ des Ultra-Key-Effekts die Option „Aggressiv“, dadurch wird der Farbbereich erweitert, um mehr grüne Pixel zu entfernen.
 

Keying-Effekt verfeinern.

Mit zusätzlichen Steuerungen kann du das Chroma Keying zusätzlich verfeinern und den Key-Effekt noch realistischer aussehen lassen. Du hast über das Menü „Ausgabe“ die Möglichkeit dir den angewendeten Ultra-Key-Effekt über das zusammengestellte Bild, den Farbkanal oder den Alphakanal anzeigen zu lassen. Den Farbbereich für die Transparenz kannst du unter „Einstellungen“ eingrenzen oder erweitern:


 

  • Die Einstellung „Entspannt“ grenzt den Pixel-Farbbereich ein und sorgt für weniger Transparenz.

  • Wählst du die Einstellung „Aggressiv“, wird der Pixel-Farbbereich erweitert und dein Hintergrund wird transparenter.

  • „Benutzerdefiniert“ ermöglicht dir die manuelle Anpassung der Transparenz-Steuerung.
     

Chroma Keying-Funktionen nutzen: die Werkzeuge für den Feinschliff.

transparente Bereiche noch zusätzlich verfeinern mit Green Screen.

Die erste Überarbeitung deines Hintergrunds ist bereits geschafft, nun geht es an die Feinabstimmung. Wir zeigen dir, welche Werkzeuge du dafür verwenden kannst und wie sie funktionieren:

 

Die Maskengenerierung.

Mit der Steuerung „Maskengenerierung“ kannst du transparente Bereiche noch zusätzlich verfeinern:
 

  • Transparenz: Passt beim Chroma Keying deines Hintergrunds die Transparenz deines Quellbilds an. 100 = vollständig transparent, 0 = deckend.

  • Glanzlicht: Dieses Werkzeug passt die Deckkraft heller Bereiche im Quellbild ein.

  • Schatten: Damit kannst du die Deckkraft dunkler Bereiche im Quellbild anpassen.

  • Toleranz: Passt den ausgewählten Farbbereich an.

  • Austastwert: Diese Einstellung filtert Rauschen aus dem Alphakanal und kann schlecht belichtetes Filmmaterial verbessern.

 

Die Maskenbereinigung.  

Die Größe oder Härte der Kanten transparenter Bereiche kannst du mit der Steuerung „Maskenbereinigung“ reduzieren:
 

  • Unterfüllen: Reduziert die Größe der Alphakanal-Maske.

  • Glätten: Zeichnet die Kanten der Alphakanal-Maske weicher.

 

Die Überlaufunterdrückung.  

Eine Steuerung, die dir besonders beim Freistellen heller Farben hilfreich sein kann, ist die „Überlaufunterdrückung“. Damit kannst du Greenscreen-Keys um hellere Farben, wie etwa blonden Haaren, bereinigen:
 

  • Sättigung verringern: Dieses Werkzeug ist für den Feinschliff und entfernt Farbe aus Pixeln, die fast transparent sind.

  • Bereich: Damit kannst du die Menge an Key-Farbe steuern, die korrigiert wird.

Die Farbkorrektur.

Mit den Werkzeugen unter der Einstellung „Farbkorrektur“ kannst du den für das Chroma Keying ausgewählte Farbbereich ganz genau eingrenzen:
 

  • Sättigung: Hier kannst du die Sättigung der Vordergrundquelle bearbeiten.

  • GFarbton: Dieses Werkzeug steuert den Farbton.

  • Luminanz: Mit diesem Werkzeug kannst du die Luminanz der Vordergrundquelle steuern, also die Helligkeit der Pixel bearbeiten.

 

Egal, ob du Schauspieler*innen in eine andere Welt versetzen oder nur eine kleine Fehlerkorrektur im Hintergrund vornehmen möchtest: Chroma Key ist ein dynamisches Mittel für realistische und natürliche Effekte.

Du hast Fragen zum Thema Chroma Keying? Adobe hat die Antworten.

Häufig gestellte Fragen.

Was versteht man unter Keyframes?  

Beim Erstellen von Animationen, Effekten und Motion Graphics sind Keyframes unverzichtbar, denn sie legen Start- und Endpunkt einer Animation fest. Vor Erfindung der digitalen Keyframe-Animation musste jeder Frame von Hand gezeichnet werden. Ein Aufwand, der Animationsexperten Tage, sogar Wochen, an Arbeit gekostet hat. Beim Keyframing legen sie fest, wie sich bestimmte Elemente einer Grafik im Verlauf eines Videos bewegen oder verändern.
 

Wie ermittle ich die richtige Auflösung für mein Video?

Die Videoauflösung legt fest, wie detailliert ein Video dargestellt wird. Sie wird anhand der Pixelzahl im Seitenverhältnis 16:9 gemessen und gibt an, wie viele Pixel ein Bild enthält. Hat ein Video eine hohe Pixelzahl, hat es eine hohe Auflösung. Im Umkehrschluss hat ein Bild mit einer geringen Pixelzahl eine niedrige Auflösung. Welche Auflösung du für dein Video verwendest, ist vom vorgesehenen Ausgabeformat abhängig. Wenn du bereits im Vorfeld weißt, dass dein Video auf YouTube mit einer maximalen Anzeigeauflösung von 1080px ausgespielt werden soll, dann solltest du keine Zeit mit Videodateien in besonders hoher Auflösung im 4K-Bereich verschwenden.



Welche Techniken gibt es beim Compositing?

Beim Compositing werden mehrere getrennt voneinander aufgenommene Bildteile zu einem Gesamtbild zusammengeführt. Es werden also beispielsweise computeranimierte Elemente mit Realaufnahmen so kombiniert, dass ein realistischer und natürlicher Eindruck entsteht. Um visuelle Effekte an einer Stelle in ein Video einbauen zu können, muss zunächst ein gewisser Bereich freigestellt werden. Dafür stehen dir mehrere Keying-Methoden wie Chroma Key, Color Difference Key, 3D Keying oder Difference Matte zu Verfügung oder aber, du nutzt die Rotoskopie, die als Alternative zur Bluescreen-Technik meist bei komplizierten Einstellungen am Set eingesetzt wird.

Erstelle visuelle Effekte mit den Apps deiner Wahl.

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