Hochzeitsvideos: Eine Anleitung zur Aufzeichnung des wichtigsten Tages im Leben eines Paares
Bei frisch Vermählten erfreuen sich Hochzeitsvideos, mit denen das Märchen in Weiß für immer bewahrt werden soll, immer größerer Beliebtheit. Lies hier die besten Tipps von Experten zur Vorbereitung, Aufnahme und Bearbeitung eines ganz besonderen Hochzeitsvideos.
Licht, Kamera, Hochzeitsglocken.
Der Tag, auf den das glückliche Paar schon so lange wartet, ist gekommen. Und du als fotografischer Begleiter möchtest die besonderen Augenblicke dieses Tages erfassen und in einem anmutigen, künstlerisch perfekten Hochzeitsfilm festhalten. Wie auch immer die Hochzeit gestaltet ist – als abenteuerliche Flucht oder rustikale Bauernhochzeit –, du darfst dich auf einen rasanten und langen Filmtag voller Spaß freuen, vom Lüften des Schleiers über das „Ja, ich will!“ bis zur anschließenden Feier.
„Du erzählst die Liebesgeschichte des Paars durch ein Objektiv, das den beiden verborgen bleibt“, schmunzelt Hochzeitsfilmer Chris Printz. „Der Tag rast an dem Paar vorbei, und es sieht ihn nur aus einer Perspektive. Aber da gibt es so viele besondere Momente, die das Paar an seinem Hochzeitstag gar nicht wahrnimmt. Meine Aufgabe ist es, all diese wichtigen Szenen aufzuzeichnen und eine Geschichte zu erzählen, die anzusehen dem Paar ein Leben lang Freude bereitet.“
Dahinter verbirgt sich aber mehr, als nur den Tag zu dokumentieren. „Jeder kann sich hinter eine Kamera stellen und auf ‚Aufzeichnen‘ drücken“, meint Chris. Oder wie es Videoproduzent Joshua Flom beschreibt, „besteht dein Job als Hochzeitsfilmer darin, die Geschichten des Hochzeitstages visuell zu erzählen“. Jede Hochzeit aber stellt dich vor ganz besondere kreative Herausforderungen und Gelegenheiten.
Bereite dich für den großen Tag wie ein Profi vor.
Lerne dein Hochzeitspaar kennen.
Baue eine starke Beziehung zu deinem Paar auf – ab dem Tag, an dem es dich nach deiner Verfügbarkeit und deinen Preisen fragt. Die meisten Hochzeitsfilmer nehmen Termine bis zu ein Jahr im Voraus an. Das hat durchaus seinen Grund. Stelle also auch du sicher, dass deine Vorstellungen und Anforderungen bereits frühzeitig in die Hochzeitsplanungen einbezogen werden. Dadurch lassen sich die Erwartungen an zeitliche Abläufe und Gegebenheiten vor Ort abstimmen – eine wichtige Voraussetzung, dass am großen Tag alles glatt läuft.
Frage das Paar, auf welche drei Momente seiner Hochzeit es sich am meisten freut. „Ihre Antwort sagt mir bereits, worauf ich mich am meisten konzentrieren werde“, so Chris. Du hast dann auch schon einen sehr guten Anhaltspunkt, welche Einstellungen du im endgültigen Schnitt hervorheben wirst.
Hochzeitsvideos zeigen mehr als nur das glückliche Paar. „Erstelle eine Liste der Familienangehörigen“, empfiehlt Chris. Frage das Paar nach den Familienmitgliedern und Freunden, die im Film keinesfalls fehlen dürfen. Diese Liste hilft dir, an einem aufregenden und hektischen Tag keine wichtige Aufnahme zu vergessen.
Erstelle einen Spickzettel mit den wichtigsten Aufnahmen.
Bestimmte Aufnahmen, wie das Lüften des Schleiers, das Eheversprechen und der Hochzeitstanz des Paars sind Höhepunkte der Feier, die auf kaum einer Hochzeit fehlen. Stecke dir einen Spickzettel mit den wichtigsten Aufnahmen in die Hosentasche, auf den du an diesem Tag immer wieder einen Blick werfen kannst.
„Wenn du schon einige Hochzeiten gefilmt hast, weißt du sehr genau, was die Highlights sind“, meint Chris. Vielleicht lassen sich auch Weitwinkeleinstellungen oder Drohnenaufnahmen der Hochzeitsgesellschaft und der Landschaft einbauen. Insbesondere dann, wenn die Hochzeit an einem idyllischen Ort stattfindet.
Erkundige dich, ob am Ort der Hochzeit bestimmte Regeln oder Einschränkungen gelten, die deinen Aufnahmen im Weg stehen. Bitte das Paar, am Probeessen teilnehmen zu dürfen, denn dies wird auch deine Generalprobe sein. Bei dieser Gelegenheit bekommst du eine Vorstellung von den Licht- und Raumverhältnissen und kannst herausfinden, wie du bestimmte Szenen umrahmst.
Diese Ausrüstung brauchst du.
Es führt kein Weg daran vorbei: Für Hochzeitsvideos brauchst du sehr viel Ausrüstung. Selbst die Grundausstattung füllt bereits eine große Kameratasche. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du etwas brauchst, nimm es mit. Besser zu viel im Gepäck haben als zu wenig, denn bei Hochzeiten kannst du eine Szene nicht einfach wiederholen.
Kameras mit einem Vollformat- oder Super-35-mm-Sensor bieten die größte Auflösung und können mit einer geringeren Tiefenschärfe einen wunderbaren Kinofilm-Effekt erzeugen. Das Sprichwort der Filmbranche, „die beste Kamera ist die, die du bei dir hast“, gilt aber auch für Hochzeiten. Besser, du arbeitest mit einer Kamera, die du in- und auswendig kennst, als eine Aufnahme zu verpassen, weil dir die Kamera nicht vertraut ist.
Am besten nimmst du zwei Kameras mit. Nur für den Fall, dass etwas mit deinem Lieblingsapparat schief läuft. Oder du kannst beide Kameras bei dir tragen und brauchst dann für eine andere Brennweite nicht ständig das Objektiv zu wechseln.
Mit Brennweiten von 24 bis 70 mm und 70 bis 200 mm lässt sich auf einer Hochzeit schon sehr viel erreichen. „Wahrscheinlich reichen sogar 24 bis 70 mm für den ganzen Tag aus“, meint Chris. „Aber gerade bei der Hochzeitszeremonie oder bei Ansprachen, die du nicht direkt aus der Nähe filmen möchtest, bist du mit 70 bis 200 mm besser beraten.“
Prime-Objektive – also Objektive mit fester Brennweite – haben in der Regel größere Blenden, die bei schlechten Lichtverhältnissen bessere Leistung bringen und eine geringere Tiefenschärfe erzeugen. Zoom-Objektive dagegen sind vielseitiger und damit für Hochzeiten besser geeignet – schließlich hast du hier in vielen Situationen nur einmal die Chance, im richtigen Moment abzudrücken.
Empfehlenswert ist auch ein Drei- oder Einbeinstativ oder ein anderes Stabilisierungssystem, beispielsweise ein Gimbal, mit denen dir geschmeidig-ruhige Aufnahmen gelingen. Denn nichts reißt den faszinierten Betrachter schneller aus dem Augenblick als ein wackeliger Film.
Beleuchtung
„Zu Hochzeitsempfängen bringe ich meine eigene Beleuchtung mit, denn das Hochzeitspaar beim Tanz leuchte ich gerne zusätzlich aus. DJ-Lichtanlagen sind meist Stroboskope mit grellen und schrillen Farben. Da bitte ich den DJ lieber, für einige Aufnahmen meine eigene Beleuchtung verwenden zu dürfen“, erklärt Chris.
Eine mobile Option bietet dir ein LED-Panel, das du an deiner Kamera befestigen kannst. Oder auch Lichtformer, die kein eigenes Licht erzeugen, sondern lediglich die Raumbeleuchtung manipulieren und umlenken. „Wenn es aber deine erste Hochzeit ist, dann mach dir über das Licht nicht allzu viele Gedanken“, rät Chris. „Versuche einfach, möglichst viel bei Tageslicht zu filmen.“
„Vielleicht habe ich das bezauberndste Hochzeitsvideo aufgenommen, das ich jemals gesehen habe. Aber wenn der Ton beim Eheversprechen grausam klingt, weil ich falsche Audioeinstellungen gewählt habe, könnte ich vor Ärger durch die Wand gehen“, meint Chris. „Audio ist genauso wichtig wie das Bild.“
Wenn du auch Tonaufzeichnungen machen willst, nimm einen Rekorder und ein Lavalier-Mikrofon mit, das du am Rever des Bräutigams befestigst. Für Hochzeitskleider sind Mikrofone tabu – sie sind viel zu auffällig auf dem Traum in Weiß. Auch ein Richtmikrofon, das du am Zubehörschuh deiner Kamera anbringst, leistet dir bei anderen Tonaufnahmen gute Dienste.
Ersatzakkus und -speicherkarten
Hochzeiten sind lang und du brauchst vermutlich mehrere Akkus und Speicherkarten. Packe genügend zusätzliche Akkus, Ladegeräte und Speicherkarten ein, damit du den schlimmsten Albtraum eines Fotografen nie erleben musst und keine Aufnahme verpasst.
Suche dir bei der Ankunft vor Ort einen Raum oder eine ruhige Ecke mit Steckdosen für deine Ladegeräte – und schlage dort dein Basislager auf. Dort kannst du während des Tages deine Ausrüstung oder deine Akkus wechseln und nebenbei schon einmal Dateien sichern. Ich kenne auch Fotografen, die auf Dual-Speicherkarten schwören – für den Fall, dass eine Speicherkarte inmitten einer Aufnahme ausfällt.
Das solltest du beim Filmen beachten:
Erwarte das Unerwartete.
Dein Spickzettel bildet das Rückgrat deiner Story. Jedoch sind es die kleinen, nicht geplanten Zwischenfälle, die die Wahrheit des Tages erzählen. Die besten Momente sind nicht immer die großen Augenblicke. Achte auch auf nicht inszenierte Situationen und Emotionen, die der Persönlichkeit des Paars und der Atmosphäre des Hochzeitstages wesentlich gerechter werden.
„Je mehr Hochzeiten du fotografisch begleitest, desto bewusster wird dir, dass du niemals wirklich weißt, was geschehen wird, und du einfach nur mitschwimmen musst“, meint Chris.
Filme auch die Details – vom Hochzeitskleid und dem Smoking bis zu den Blumengebinden, der Hochzeitstorte, den Ringen und der Tischdekoration. Die Gelegenheiten liegen dir zu Füßen. „Nimm lieber zu viele Details auf, denn du weißt nie, ob das Paar dich nicht nach der einen oder anderen Aufnahme fragen wird, die ihm besonders am Herzen liegt“, empfiehlt Chris. „Und ganz bestimmt möchte ich dann nicht „Nein“ sagen müssen. Lieber ziehe ich genau diese Aufnahme aus meinem Ärmel.“
Achte auf visuelle Kontraste und Tiefe.
„Wenn du eine Weitwinkelaufnahme nach der anderen zeigst, wird dein Film sehr schnell langweilig. Du brauchst visuelle Kontraste“, rät Joshua. „Filme in der Totalen, dann aus mittlerer Distanz und mache danach eine richtige Nahaufnahme. Wenn du diese drei Einstellungen für jeden Moment des Tages hast, kannst du eine richtig gute Geschichte erzählen.“
Halte Ausschau nach zusätzlichen Effekten und kleinen visuellen Spielereien, die du in dein Video einbauen kannst.
„Sieh dir einen Hollywood-Film an. Du wirst darin sehr viel Tiefe finden. Da ist Tiefe im Licht- und Schattenspiel, in Kontrasten und sehr viel physische Tiefe“, erklärt Joshua. „Wenn du das Make-up hervorheben willst, bitte die Braut an ein Fenster. Sorge dann dafür, dass das künstliche Licht während der Aufnahme ausgeschaltet bleibt. Überlege dir, wie du in der Szenerie Tiefe schaffen kannst. Vor dem Fenster hängt vielleicht ein wunderschöner weißer Vorhang – drapiere ein wenig davon vor deinem Objektiv. Deine Aufnahme strahlt nun eine einmalige verträumte Anmut aus. Wenn du Motive überlagerst und dadurch Tiefe erzeugst, wirkt dein Bild noch überzeugender.“
Tipps zur Videobearbeitung.
Daten unbedingt per Backup sichern!
Die Sicherung deiner Dateien ist das Erste, was du am Ende des Tages machst. Nach diesem langen Tag mag das mühsam erscheinen. Jedoch ist ein gut strukturiertes Sicherungssystem niemals zu unterschätzen. Sichere deine Speicherkarten auf einer Festplatte – und so bald wie möglich auch auf einer zweiten Festplatte. Speicherplatz ist angesichts der Unwiederbringlichkeit deiner kostbaren Aufnahmen billig.
Spanne einen erzählerischen Bogen.
Danach organisierst du dein unbearbeitetes Filmmaterial nach Szene oder Aufnahmetyp und suchst erst dann deine absoluten Highlights aus. Wie bei jedem Filmschnitt solltest du für ein kurzweiliges Narrativ einen Spannungsbogen aufbauen. Lege eine Szene fest und führe zu dieser in einem Crescendo hin, das Spannung oder Emotion aufbaut.
Das bedeutet jedoch nicht, dass du deine Geschichte in chronologischer Reihenfolge erzählen musst. „Früher habe ich mich immer an die Chronologie gehalten, aber heute weiß ich, dass ich auf andere Weise eine spannendere Geschichte erzählen kann“, meint Chris. „Jeder kennt Hochzeiten und deren Ablauf. Also kann ich ein bisschen herumspringen und trotzdem ergibt alles einen Sinn.“
Erzähle die wahre Geschichte, aber scheue dich auch nicht vor ein wenig Kreativität. Schließlich möchtest du in deinem Video das Hochzeitspaar und deinen persönlichen Stil als Videograph darstellen.
Entwickle ein Gespür für Musik und Effekte.
„Suche dir bloß keine Musiktitel aus, bevor die Hochzeit überhaupt stattgefunden hat“, rät Chris. „Musik ist sehr wichtig. Sie kann einem Film Zauber verleihen oder ihn vernichten. Meine Musik spielt mit Spannung, wie eine Achterbahnfahrt. Ein eintöniges, immer gleich bleibendes Tempo entspricht nicht meinem Stil.“
Halte dich mit Übergängen und zusätzlichen Effekten zurück. Dein Video soll schließlich nicht überproduziert wirken. Es empfiehlt sich, das Hochzeitspaar hier frühzeitig nach seiner Vorstellung zu fragen. Vermutlich hat das Paar dich ausgesucht, weil es deinen persönlichen Stil mag. Es nach seiner Vorstellung zu befragen, trägt aber sehr wohl dazu bei, genau ins Schwarze zu treffen.
Fühle den Groove des Hochzeitsfilmers.
Sicher gibt es Zeiten, in denen du mit deiner Kamera besser mit dem Hintergrund verschmilzt. Aber dann gibt es auch diese Momente, in denen du die Muskeln des Regisseurs spielen lassen musst, um deine Vision zu erreichen.
„Das Erste, was du in Bezug auf dich selbst am Hochzeitstag verstehen musst, ist, dass du als Creative Director eingestellt wurdest“, meint Joshua. „Wenn du also einen Raum betrittst und feststellst, dass das Licht grausam ist, hast du die Autorität, dir das anzusehen und zu überlegen: Was passt nicht? Was kann ich ändern?“ Manchmal reicht eine kleine Änderung, damit eine Szene buchstäblich und im kreativen Sinn erstrahlt.
Sei darauf gefasst, dass Fehler passieren. Du drückst nicht im richtigen Moment ab oder die Dinge laufen nicht nach Plan, aber das ist alles Teil des Spiels. Mit Erfahrung wachsen Können und Gelassenheit. Jedoch gleicht keine Hochzeit der anderen. Selbst die besten Profis erleben noch Überraschungen. Lasse dich nicht entmutigen. Konzentriere dich darauf, das beste Hochzeitsvideo zu drehen, zu dem du fähig bist. Und nimm das, was du gelernt hast, zur nächsten Hochzeit mit.
Last, but not least: Bleib cool und vergiss nicht, die Hochzeit zu genießen. Eine Hochzeit ist schließlich nichts anderes als eine große Feier, und du hast das Vergnügen, den ganzen Spaß zu filmen.
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