VIDEO.
Postproduktion: Filmmaterial schneiden und nachbearbeiten.
Tauche ein in die Welt der Filmproduktion, und erfahre, wie du Szenen für die große Leinwand kombinierst und perfektionierst. Hole dir Profi-Tipps zu den Grundlagen der Videobearbeitung – von der Vorbereitung bis zum Final Cut.

Wie geht es nach den Dreharbeiten weiter?
Einem fertigen Film oder Video-Clip sieht man meist nicht an, wie viel Zeit und Aufwand im Dreh und in der Nachbearbeitung stecken. Doch ohne Schnitt, Audioproduktion und Farbkorrektur nach den Hauptdreharbeiten würde es kein Kinoerlebnis geben.
In der Postproduktion werden die unzähligen Video- und Audio-Clips, die bei der Aufnahme entstanden sind, zur Bearbeitung auf einen Computer übertragen. Deine Aufgabe als Editor oder Editorin besteht darin, all diese Dateien – vom Videomaterial über visuelle und Live-Effekte – zu synchronisieren und zu einem stimmigen Gesamtwerk zusammenzuführen.
„Aus Erfahrung kann ich sagen, dass sich die Nachbearbeitung über einen Monat oder sogar über ein Jahr hinziehen kann, je nach Projekt und Umfang“, berichtet Filmregisseur Jay Holben. Abhängig von der Art des Films kann die Bearbeitungszeit variieren; die grundlegenden Schritte zum Schneiden und Fertigstellen eines Projekts sind in der Regel aber immer gleich.
Einblicke in den Workflow.
Der erste Schritt jeder Videoproduktion ist die Vorproduktion. In dieser Phase wird die Grundlage für das gesamte Projekt geschaffen – von der Finanzierung über die Planung bis zur Rekrutierung der Crew. Außerdem müssen geeignete Drehorte gefunden und ein Drehbuch erarbeitet werden. Sobald die Vorproduktion abgeschlossen ist, kannst du deinen Plan in der Produktionsphase umsetzen. Bei den Hauptdreharbeiten wird das Footage am Drehort bzw. in einem Filmstudio aufgenommen.

Aufgaben bei der Postproduktion:
- Produktion/Regie: Übertragung des Rohmaterials an einen sicheren Speicherort
- Bearbeitung und Schnitt: Zusammenstellung und Bearbeitung von Bildern und Rohmaterial
- Kamera: Anpassung der Farben und Stimmung an den Stil des Films
- Sound-Mixing, Sound-Design, Sound-Editing und Geräusche: Bearbeitung sämtlicher Audiomaterialien von Dialogen bis hin zu Sound-Effekten
- Komposition/Musikbetreuung: Komposition oder Beschaffung des Soundtracks
- VFX-Team: Erstellung visueller Effekte
- Farbkorrektur: Anpassung und Korrektur von Farben
- Bearbeitung und Schnitt: Hinzufügen von Titeln, Abspann und Grafiken
Alle Schritte und Techniken der herkömmlichen Postproduktion lassen sich auch bei der Erstellung von Werbevideos anwenden. Der Hauptunterschied zum Workflow für Spielfilme besteht darin, dass der Editor bzw. die Editorin des Werbefilms aus Kostengründen oft mehrere Rollen wie Regie, Aufnahme und Bearbeitung übernimmt.
Hinter den Kulissen.
Abgesehen von den Bearbeitungstechniken an sich ist das Editing ein aufwändiger Prozess, weil sehr viel Content involviert ist. Es müssen zahllose Entscheidungen getroffen werden. Moderne Kameras machen den Videoschnitt durch die automatische Organisation der Aufnahmen zwar etwas einfacher, doch dafür sind andere Schritte komplexer geworden.
„Früher waren wir bei den Dreharbeiten sehr vorsichtig, weil die Kosten so hoch waren“, erklärt Regisseur und Drehbuchautor Steven Bernstein. „Wir haben jede Einstellung akribisch geplant, die Anzahl der Takes begrenzt und sie mit Kreide oder Markern auf einer Filmklappe festgehalten. Mit Digitalkameras verfügen wir über elektronische Klappen, um die Aufnahmen zu kennzeichnen. Allerdings ist man versucht, die Kamera einfach laufen zu lassen, weil digital weniger kostet als Film. Das hat zur Folge, dass beim Schnitt mehrere Hundert oder Tausend Stunden Material anfallen.“
Als Editorin oder Editor musst du Berge von Clips durchsuchen, um genau das Material zu finden, mit dem gewünschte Wirkung beim Storytelling erzielt wird. Sobald du eine Auswahl an Rohmaterial zusammengestellt hast, kannst du mit der Bearbeitung beginnen.
Wähle die passenden Aufnahmen aus.
Bei den Hauptdreharbeiten entstehen viele verschiedene Arten von Aufnahmen. Ein Film beginnt oft mit einer Totale, die den Schauplatz der Szene zeigt. Mit dieser Art von Aufnahme kannst du die Aufmerksamkeit deines Publikums gewinnen und einen Aspekt des Hauptcharakters näher beleuchten. Großaufnahmen einer Person von der Hüfte aufwärts zeigen den Gesichtsausdruck und wie sie mit anderen interagiert. Nahaufnahmen lenken den Fokus auf Handlung und Gefühlsregungen.
„In einer Totale entsteht kein persönlicher Bezug zu einer Figur“, so Bernstein. „Aber wenn man richtig nah herangeht und eine Träne über die Wange kullert, eine Augenbraue zuckt, eine Spur von Traurigkeit in den Augen liegt, oder wenn sich der Mundwinkel ängstlich verzieht – da werden Emotionen geweckt.“ In dieser Anfangsphase der Bearbeitung wird normalerweise entschieden, wann eine Totale, eine Großaufnahme oder eine Nahaufnahme verwendet wird.
Beginne mit dem Schnitt.
Im nächsten Schritt arbeitet ein Editor bzw. eine Editorin an der ersten Version des Films, dem so genannten Rohschnitt. In dieser Phase – der Montage – wird das Rohmaterial grob zusammengestellt. Der Film ist noch zu lang, die Aufnahmen sind nicht präzise, und das Timing ist ungenau – aber alles befindet sich in der richtigen Reihenfolge. Der Rohschnitt wird dann vom Regieverantwortlichen überprüft.

Der Regisseur bzw. die Regisseurin legt fest, was beibehalten werden kann, was geändert werden muss, und bringt weitere Ideen ein. Anschließend wird der Film noch einmal überarbeitet. Bei einem Spielfilm kann dieser Prozess zehn Wochen oder länger dauern.
Auf den Rohschnitt folgt der Feinschnitt, bei dem jede Szene perfektioniert und das Timing präzise abgestimmt wird. Nach Fertigstellung des Schnitts wird eine Edit Decision List (EDL) erstellt. Dabei wird eine niedrig auflösende Kopie des Originalmaterials bearbeitet, die weniger Speicherplatz auf dem Computer beansprucht.
„Die EDL wird auf dem Computer eingelesen, ruft die hochauflösenden Originaldateien ab und reproduziert alle Bearbeitungsschritte im Schnittfenster“, erläutert Bernstein. „Und schon hat man hochwertiges Material, das bereit ist für die Weitergabe an ein Labor, Studio oder ein VFX-Team.“
Füge Spezialeffekte hinzu.
Nach dem Schnitt kann das VFX-Team visuelle Effekte (VFX) oder Computer-generierte Bilder (CGI) hinzufügen, zum Beispiel mit After Effects. Da visuelle Effekte meist mit hohen Kosten verbunden sind, wird bei der Produktion darauf geachtet, dass nur die Szenen und Momente mit Spezialeffekten bearbeitet werden, die letztendlich im fertigen Film erscheinen.
Ziehe das Kamera-Team zurate.
Wenn der Filmschnitt abgeschlossen ist, kann die Farbkorrektur oder das Color Timing beginnen.
Der Kameramann oder die Kamerafrau sieht sich den geschnittenen Film auf einer Leinwand an und setzt verschiedene Techniken und Geräte ein, um die Bilder farblich abzustimmen. Beim Color Timing werden beispielsweise Helligkeit und Dunkelheit der Bilder angepasst, die Farbbalance geändert, bestimmte Bereiche abgedunkelt und die Frame-Größe angepasst.
Anschließend werden die Farbkorrekturen von der Regie abgenommen. Dieser Prozess läuft oft parallel zur Tonbearbeitung.
Mische den Sound.
Wenn die Regie mit der Farbkorrektur zufrieden ist, geht es an die Tonmischung. Dabei werden die ursprünglichen Tonaufnahmen bearbeitet und durch verschiedene Arten von Audio ergänzt.
Die Tonmischung oder Tonbearbeitung erfolgt nach der Filmbearbeitung. An dieser Stelle kommen Foley-Artists ins Spiel, die Geräusche nachvertonen. Manchmal werden auch einzelne Szenen neu gedreht. Nachdem unerwünschte Geräusche entfernt wurden, fügt das Team für Tontechnik Hintergrundgeräusche, Voiceover, Musik und Sound-Effekte hinzu. Beim Sounddesign werden Musik, Dialoge und Foley-Effekte zu Audio-Tracks zusammengestellt, die in den finalen Mix integriert werden.
Das Sounddesign kann bis zu drei Wochen dauern. Es beginnt aber normalerweise erst nach dem fertigen Filmschnitt. „Der Kreis schließt sich beim Editor bzw. der Editorin, weil er bzw. sie den finalen Export erstellt und versendet“, erläutert Video-Editor Cody Liesinger. „Es ist die Aufgabe dieses Teams in der Postproduktion, das Gesamtwerk mit all seinen Komponenten – Motion Design, Retusche, Tonmischung, Farbkorrektur und Musik – zu überprüfen und zu harmonisieren.“
Alles im Kasten.
Nachdem der fertige Sound mit dem farblich abgestimmten Material kombiniert wurde, werden noch die Titel hinzugefügt, und der Film ist bereit für die große Leinwand.
Jetzt kennst du die einzelnen Phasen der Postproduktion und kannst deine eigenen Videos, Kurzfilme oder Dokumentationen mit Software für Videobearbeitung wie Adobe Premiere Pro erstellen. Wenn du Inspiration brauchst, sieh dir einfach nochmal deine Lieblingsfilme an. Beim Filmen und Bearbeiten gibt es immer etwas Neues zu entdecken.