Seitenverhältnisse ändern: So leicht kannst du Videos anpassen
Die richtige Nutzung des Seitenverhältnisses spielt bei der Videobearbeitung eine große Rolle: Nutze verschiedene Aufnahmeformen und Seitenverhältnisse und passe sie mit unseren Tipps richtig an.
Was dich erwartet:
- Welche Video-Seitenverhältnisse sind die häufigsten?
- Seitenverhältnis für Videos ändern
- Wie kann ich ein Videoformat ändern?
- Wie berechnet man das Seitenverhältnis?
Gängige Bildformate: Welche Video-Seitenverhältnisse sind die häufigsten?
Als Seitenverhältnis versteht man das Verhältnis der Bildschirmseiten zueinander: Jedes Bildformat setzt sich aus verschiedenen Pixeln zusammen, deren Frame-Verhältnis die ausschlaggebende Bezeichnung liefert.
In den vergangenen Jahren gab es dank der Entwicklung diverser neuer Bildformate auch neue Seitenverhältnisse, die sich durchgesetzt haben. Als die fünf häufigsten unter ihnen gelten: 4:3, 3:2, 1:1, 16:9 und 21:9. Eine Übersicht der Seitenverhältnisse siehst du unten in der Grafik.
Großformate
Je mehr die Technik hinter den Bildschirmen voranschreitet, desto mehr Sonderformate wie CinemaScope oder IMAX werden auch entwickelt. Blockbuster wie „Godzilla“ von Gareth Edwards oder „Gravity“ von Alfonso Cuarón werden auf den überdimensionalen Leinwänden zu einer Erfahrung, die Kinobesucher in den Bann zieht.
Man ist bei den Großformaten nicht nur als Zuschauer anwesend, sondern wird mittlerweile direkt involviert. So entsteht mit den passenden Seitenverhältnissen ein Effekt, der Regisseure wie James Cameron unter anderem dazu bewegte, sein Meisterwerk „Avatar“ im größtmöglichen Format umzusetzen.
Widescreen
Das Widescreen-Format dürfte besonders Kinogängern ein bekannter Begriff sein. Mit einem Seitenverhältnis von 16:9 definiert sich das Format, um viele Details und einen großen Bildausschnitt einzufangen. In seiner Form ist es rechteckig.
Quadratisch
Ein ähnlicher Aufbau setzt sich mit dem quadratischen Bildformat durch. Hier sind die Seitenverhältnisse des Bildes auf 1:1 angelegt. Jede Seite ist in diesem Fall gleich lang. Besonders aus dem Instagram-Feed ist dieses Seitenverhältnis bekannt.
Vertikal
Das entgegengesetzte Bildverhältnis 9:16 beschreibt dagegen das Vertikal-Format. Auf Screens, die hochkant angebracht sind, oder für Mobiltelefone sowie Social Media-Plattformen wie Instagram ist das Format besonders geeignet.
„Wenn der größte Teil deiner Inhalte gerade auf Instagram zu sehen ist, dann sollte man über diesen Bereich nachdenken.“
Creative Director Toby Harriman
Vollbild
Bevor sich die Breitbild-Fernseher auf dem internationalen Markt etablierten, war das 4:3-Format für TV-Geräte der Standard. Der quadratische Aufbau setzt ein Element in das Zentrum des Bildes und spart zusätzliche Details aus.
Aufzeichnungen von Fernsehshows oder Talkformaten werden heute jedoch kaum mehr in 4:3 – auch als Vollbild bekannt – aufgezeichnet.
Anamorphisch
Eine deutlich größere Variante mit Kinofeeling bringt das anamorphische Bild mit sich. Ein Verhältnis von 2,40:1 bietet mehr Platz für Details und Panaromalandschaften. Der Unterschied zum 16:9-Aufbau besteht darin, dass die oberen und unteren Bildränder „abgeschnitten“ sind und somit einen schmaleren Ausschnitt erzeugen.
Die Frage nach der richtigen Arbeit mit Seitenverhältnisse für Videos hängt stets davon ab, welche Inhalte gezeigt werden sollen. Landschaften oder weite Panaoramabilder wirken in Widescreen oder anamorphischen Verhältnissen am besten. Vertikale oder quadratische Formate sind dagegen besonders für Personen geeignet.
„Projekte, bei denen die Umgebung eine eigene große Rolle spielt, wirken in der Vertikalen nicht so stark wie in der Horizontalen. Besser geeignet ist das vertikale Format für Filme, bei denen die Charaktere im Mittelpunkt stehen.“
Regisseur und Produzent Taylor Kavanaugh
Am besten solltest du schon bevor du die Filmaufnahmen erstellst, das passende Bildformat für dein Endresultat wählen. Je nachdem, was oder wen du filmst und wo das Video gezeigt werden soll, kannst du etwa horizontal oder vertikal filmen.
Um YouTube-Seitenverhältnisse in der Basis zu erhalten, sollte auf horizontales Filmen gesetzt werden. Instagram empfiehlt dagegen ein vertikales Seitenverhältnis zu nutzen. Im Nachhinein erleichterst du dir so die Videobearbeitung.
Seitenverhältnis für Videos ändern: 3 Tipps für Profis
Es ist nicht immer möglich im Vorfeld zu wissen, welche Ideen und Einstellungen während der Dreharbeiten eingefangen werden sollen. Besonders bei Hobby-Filmern ist das Momentum der Spontanität das Geheimnis toller Ergebnisse.
In diesen Fällen kann das Bildformat auch im Anschluss in der Nachbearbeitung ganz einfach angepasst werden, mit diesen drei Tipps:
- Letterboxing für das richtige Seitenverhältnis
Letterboxing kommt bei Nachbearbeitungen im Seitenverhältnis am häufigsten zum Einsatz. Dabei werden an den oberen und unteren Bildrand - bzw. am linken und rechten Bildrand - schwarze Balken gesetzt.
Mithilfe dieser Balken kannst du dein Video auf ein neues Format anpassen, ohne die Original-Seitenverhältnisse zu verändern. Die schwarzen Balken dienen dabei als eine Art Füllmaterial, sodass aus dem ursprünglichen Film keine Informationen verloren gehen.
- Schwenk und Scan für die Nachbearbeitung
Mit „Schwenk und Scan“ lässt sich zum Beispiel dein Breitbild-Format schnell auf ein 4:3-Verhältnis anpassen. Dabei wird nur ein Teil der Bildinformationen beibehalten, während andere Teile abgeschnitten werden. Der Bildschirm wird mit vertikalen Informationen gefüllt und lässt die Haupthandlung zentral im Bildfokus.
Außerdem kannst du Bildformate in der Nachbearbeitung mit den Schnittfenstern im Schnittprogramm neu anpassen. Eine detaillierte Anleitung, wie die einzelnen Sequenzen umgewandelt werden können, erklären wir in unserem Premiere Pro Guide zum Erstellen und Ändern von Sequenzen.
„Im Zeitalter der neuen Medien werden wir sehr selten gebeten, etwas in nur einer Größe zu machen. Eine meiner ersten Fragen, wenn wir uns mit einem Kunden zusammensetzen, ist: ‚Wo wird das gezeigt?‘ In neunzig Prozent der Fälle lautet die Antwort: ‚Wir wollen alles. Wir wollen es in vielen verschiedenen Formaten abspielen.‘“
– Taylor Kavanaugh
- Letterboxing und Schwenk und Scan in Kombination nutzen
Eine Kombination aus beiden Varianten ist in der kreativen Form ebenfalls möglich: Filmemacher Wes Anderson (unter anderem bekannt durch „The Grand Budapest Hotel“ und „Moonrise Kingdom“) kombiniert in seinen Werken gerne verschiedene Bildformate und spielt so mit ihnen. Widescreen wechselt sich mit quadratischen Formaten ab und erzeugen eine ganz eigene Bildsprache, die ihm schon mehrere Oscar-Nominierungen bescherte.
Dank seines Ideenreichtums und der Mischung aus Seitenverhältnissen, Farben und anderen filmtechnischen Aspekten hat der Regisseur seinen individuellen und unverkennbaren Stil kreiert. Seine Filme wirken dank der Effekte nicht nur interessanter, sondern passen sich auch der Zeit, in der seine Filme spielen, bestens an.
Seitenverhältnis für YouTube-Clips bearbeiten
Neue Geschichten aus dem Alltag, Trailer für neue Kinofilme und interessante oder witzige Clips werden jeden Tag auf YouTube geteilt. Wenn auch du neue YouTube Videos erstellen willst, solltest du unbedingt auf das richtige Bildformat achten.
YouTube nutzt das beliebte 16:9-Format als Seitenverhältnis, weil wir auch im Alltag unsere Umgebung meist in seitlicher Betrachtungsweise anschauen.
„Wir haben zwei Augen nebeneinander im Kopf. Der Blickwinkel von links nach rechts ist also breiter als der von oben nach unten. Ein Breitbildformat fühlt sich einfach natürlicher an.“
- Redakteur und Kolorist Gerry Holtz
Du kannst dennoch auch Aufnahmen in anderen Formaten auf YouTube präsentieren: Befolge dazu lediglich die oben genannten Schritte des Letterboxing und Schwenk und Scan, mit denen eine Formatumwandlung möglich wird.
Vertikale Videos wirken auf YouTube also nicht so gut wie horizontale. Der Bildausschnitt, der dir dort zur Verfügung steht, schränkt das Bild zu sehr ein und lässt die Wirkung deines Videos dadurch unter Umständen verblassen.
Videos mit vertikaler Ausrichtung wirken auf anderen Plattformen wie TikTok oder Instagram überzeugender. Auf diesen sozialen Plattformen ist es wiederum nicht zu empfehlen, breite Formate einzusetzen. Die Frage „Wo wird der Inhalt primär gestreamt?“ ist daher aus dem Herstellungsprozess nicht mehr wegzudenken.
Top Tipp: Plane im Vorfeld detaillierter und vermeide es, am Ende ein tolles Resultat zerschneiden zu müssen.
Wie kann ich ein Videoformat ändern? Schritt-für-Schritt-Anleitung
Ein Bildformat, das nicht mit dem Seitenverhältnis des Endmonitors übereinstimmt, muss angepasst werden. Aber wie genau geht das? Unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt dir, wie einfach die Anpassung von Seitenverhältnissen mit Premiere Pro möglich ist:
- Lege zu Beginn eine neue Sequenz an. Das Anlegen startet über den Befehl Datei > Neu > Sequenz.
- Nimm alle notwendigen Sequenz-Einstellungen vor: Unter den Menüpunkten „Erstellen“ oder „Ändern“ kannst du die Parameter schon im Vorfeld festlegen.
- Variiere das Bildformat: wähle unter dem Punkt „Einstellungen“ das Feld „Neue Sequenz“.
- Passe die Framegrößen an: Öffne dazu „Einstellungen“ und ein neues Fenster wird angezeigt.
- Gib das gewünschte Bildformat ein: In dem Feld kannst du die gewünschten Dimensionen einfügen. Premiere Pro generiert aus den Angaben automatisch das passende Seitenverhältnis.
- Erstelle einen Titel: Nun fehlt für deine Sequenz nur noch ein passender Titel. Speichere deine Einstellungen und die Sequenz ist fertig für die weitere Bearbeitung.
Verzerrungen in den Bildern solltest du mit diesen Schritten vermeiden können. Allerdings kann es vorkommen, dass die Umwandlung des Seitenverhältnisses nicht wie gewünscht dargestellt wird. Um sicherzustellen, dass fehlerhafte Sequenzen nicht im Endprodukt auftauchen, kannst du im Dialogfeld „Filmmaterial interpretieren“ eine kurze Analyse durchlaufen lassen.
Wie berechnet man das Seitenverhältnis?
Die Seitenverhältnisse zu kennen und ihre Namen zuordnen zu können, ist gut. Zu wissen, wie sich die Seitenverhältnisse berechnen lassen, ist jedoch genauso wichtig. Wie genau die Formate zu ihren Bezeichnungen kamen, erklären wir hier.
Betrachtet man ein 1:1 Format, ist zu sehen, dass alle Seiten gleich lang sind. Verändert sich die erste Zahl, bedeutet dies wiederum, dass eine Seite um das genannte Vielfache länger sein muss als die zweite Seite. Bei einer Angabe von 3:1 wäre somit der Fall gegeben, dass eine Seite um das Dreifache länger ist.
Das Beispiel 4:3 geht auf die Breite des rechteckigen Bildes in Bezug auf seine Höhe ein. Somit ist es etwas breiter als hoch angelegt. Je nach Zollangabe kann die Zentimeterlänge der Seiten berechnet werden, aus dem sich wiederum die Einheiten ergeben.
Was bedeutet das Seitenverhältnis 16:9?
Das Breitbildformat 16:9 ist nach wie vor das gängigste Format für Spielfilme. In diesem Fall bedeutet es, dass die Breite (erste Zahl) mit 16 Einheiten aufwartet und die zweite Zahl (Höhe) mit 9 Einheiten zu bewerten ist. Welche Einheiten als Grundlage gelten, ist wiederum von dem Bildschirm abhängig.
Doch keine Sorge: Die Fähigkeiten und Tools von Premiere Pro übernehmen die Rechenarbeit automatisch für dich. Mit der Anleitung, die wir in diesem Artikel erläutert haben, ist der Weg zum passenden Format nur einen Klick entfernt.
Probiere neue Formate, Filter und Kameraeffekte aus und spiele mit den Möglichkeiten. Wie kann der Inhalt mit den technischen Gegebenheiten kombiniert werden? Regisseur und Filmemacher wie Wes Anderson haben es vorgemacht und gezeigt, welche Vielfalt möglich ist.
Eine gute Story ist immer ein Anfang, doch der kreative Rahmen wird in der Nachbearbeitung auf ein neues Level gehoben. Denke immer daran, dass der Betrachter dein Video am Ende ohne Anstrengungen genießen soll. Hierbei hilft der Einsatz des richtigen Bildformates auf jeden Fall.
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