Einmal um die ganze Welt: Lerne die Grundlagen der Reisefotografie.
Tipps professioneller Fotografen zeigen dir, wie du fremde Landschaften, Städte und Personen mit der Kamera festhältst.
Der Fotograf als Geschichtenerzähler.
Ganz gleich, ob du Landschaften, Wildtiere oder Straßenszenen fotografierst: Jede Aufnahme, die du auf einer Reise machst, zählt zur Reisefotografie. Ähnlich wie die Dokumentarfotografie zeigt uns die Reisefotografie etwas über die Wirklichkeit unserer Welt. „Ich sehe es einfach als eine Möglichkeit, meinen Blick auf die Welt mit anderen zu teilen”, so die professionelle Reisefotografin Tiffany Nguyen. „Ich reise an verschiedene Orte, betrachte die Welt durch meine Kamera und erzähle mit meiner Fotografie Geschichten.“
Jede Reise beginnt zu Hause.
Um dich der Reisefotografie zu widmen, musst du weder deine Stelle kündigen noch all deinen Besitz verkaufen. „Ich würde im eigenen Garten anfangen“, rät Nguyen. „Ich habe zuerst nur kurze Wochenend-Trips unternommen. Mit der Zeit fand ich immer mehr Gefallen daran und wurde auch besser im Fotografieren, sodass ich auch in anderen Ländern auf Foto-Tour gehen wollte.“ Erstelle zunächst jedoch eine Liste interessanter Orte in deiner Nähe, die du innerhalb eines Nachmittags erreichen kannst.
Recherche muss sein.
Mit etwas Vorausplanung sparst du Zeit und Mühe – und erhältst bessere Bilder. „Du musst schon eine Idee im Kopf haben, wenn du ankommst“, meint der Reisefotograd Forrest Smith. „Ich erstelle vorab gern ein Moodboard, um genau das Bild zu finden, das ich mir vorstelle.“
Nguyen recherchiert viel im Internet und nutzt dabei Blogs, Google Earth und die Bildersuche von Google. Außerdem sucht sie auf Instagram gezielt nach unterschiedlichen Winkeln und Perspektiven. „Die sozialen Medien sind eine riesige Ressource, besonders die Hashtags auf Instagram“, erklärt sie. „Sie sind eine große Hilfe, wenn man die aktuellen Bedingungen an einem bestimmten Ort herausfinden möchte. Wenn ich z. B. einen Wasserfall fotografieren möchte, verschwende ich nur meine Zeit, wenn er gerade trocken ist. Also suche ich nach dem Hashtag des Wasserfalls, um eine genaue Vorstellung vom Wasserstand zu bekommen.“
Neben den Wetterbedingungen kannst du durch Online-Recherchen auch herausfinden, wie beliebt ein Reiseziel ist, wie du am besten hinkommst und zu welcher Tageszeit es vermutlich am wenigsten überlaufen ist. „Ich recherchiere, wie weit ich laufen muss, welcher Höhenunterschied dabei zu überwinden ist und auf welche Hindernisse oder Herausforderungen ich mich einstellen muss“, sagt Nguyen.
Das richtige Equipment.
Erstelle eine Packliste, damit du am Tag deiner Exkursion nichts vergisst. Denke an Ersatzakkus, eine zusätzliche Speicherkarte, eine Stirnlampe, Notfallverpflegung, Regenschutz für dich und deine Ausrüstung sowie zusätzliche Objektive. Überlege dir, ob du ein Tele-Objektiv wirklich brauchst, wenn du weißt, dass du weite Strecken laufen musst.
„Mir ist wichtig, dass die Ausrüstung leicht und kompakt ist“, sagt Nguyen, die eine spiegellose Sony-Kamera verwendet. Im Gegensatz zu DSLRs haben diese Kameras keinen Spiegel, der das Licht auf den optischen Sucher zurückwirft. „Gehäuse und Objektive sind viel kleiner als bei den DSLR-Kameras. Trotzdem bieten sie eine extrem hohe Qualität und Auflösung“, so Nguyen. Sie nutzt verschiedene Objektive, darunter eines mit 24–70 mm und f/2,8 und eines mit 16–35 mm und f/2,8 für Weitwinkelaufnahmen. Außerdem hat sie ein Festobjektiv (ein Objektiv mit fester Brennweite) für Astrofotografie oder Low-Light-Aufnahmen und ein leichtes Stativ aus Carbon dabei. Wenn sie sich nicht weit vom Auto entfernt, nimmt sie auch ein Tele-Objektiv mit 70–200 mm und einem Blendenwert von f/2,8 mit.
Sowohl Nguyen als auch Smith setzen Drohnen für Luftaufnahmen ein, wenn sie wissen, dass diese vor Ort erlaubt sind. (In den US-amerikanischen Nationalparks z. B. ist der Einsatz von Drohnen verboten.) Smith bevorzugt für seine Arbeit die DSLR Canon 5D Mark IV. Wie Nguyen verwendet er ein 24–70 mm-Objektiv mit einem Blendenwert von f/2,8. „Wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin, will ich flexibel sein. Dann habe ich noch ein Festobjektiv mit 24 mm oder 100 mm dabei“, erklärt Smith. Im Gepäck hat er außerdem Neutraldichtefilter. „Die sind super, wenn du Wasser fotografierst.“
Der richtige Zeitpunkt.
Teil deiner Recherchen sollte auch sein, wann die beste Tageszeit für Aufnahmen an deinem Ziel ist und wie lang du brauchst, um dort hinzukommen. „Ich nutze gern natürliches Licht und fotografiere am liebsten während der Goldenen Stunde bei Sonnenuntergang“, so Nguyen. „Ich versuche, Aufnahmen zur Mittagszeit zu vermeiden. Das Licht ist dann sehr hart und macht sich auf den Fotos nicht so gut. Außerdem sind mehr Leute unterwegs.“ Wenn du in einem Nationalpark oder an anderen vielbesuchten Zielen leere Landschaften fotografieren möchtest, empfiehlt es sich, schon vor Sonnenaufgang vor Ort zu sein.
Halte immer Ausschau nach unverhofften Motiven. „Man muss zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen inneren Einstellung am richtigen Ort sein“, weiß Smith. „Halte die Augen offen. Es gibt immer eine Geschichte zu erzählen. Egal, ob im Herzen von New York City oder in der entlegenen Wildnis von Utah: Irgendetwas passiert immer. Wenn du offen für deine Umgebung bist, kannst du unglaubliche Storys erzählen.“
Smith empfiehlt, immer eine Kamera dabei zu haben – und sei es nur eine Polaroid oder ein Smartphone. Durch ständiges Fotografieren schulst du dein kreatives Auge. „Ob beim Besuch einer Sehenswürdigkeit oder bei einem Spaziergang in der Nachbarschaft, achte auf mögliche Kompositionen und gutes Licht. Diese spontan aus der Hüfte geschossenen Bilder sind oft viel aussagekräftiger als sorgfältig geplante Aufnahmen“, meint er.
Mit Ungewissheiten leben.
Zu jeder Reise gehört ein Element der Ungewissheit. Vielleicht gelingt dir das Bild deines Lebens – oder es zieht Nebel auf und du wirst klatschnass. Nimm Widrigkeiten wie schlechtes Wetter, eine Straßensperrung oder einen verpassten Zug gelassen.
Es hilft, einen Plan B und für alle Fälle noch einen Plan C zu haben. So bleiben dir immer Alternativen, wenn etwas schiefläuft. „Versuche, bei deinen Erwartungen und allem, was du nicht kontrollieren kannst, realistisch zu bleiben. So fällt es dir leichter, flexibel zu sein und auf einen anderen Plan umzusteigen“, rät Nguyen.
Geschichten erzählen.
Jedes Reisefoto erzählt eine Geschichte über einen bestimmten Zeitpunkt und Ort. „Den Betrachter mit auf die Reise zu nehmen ist für mich der wichtigste Teil der Reisefotografie“, erklärt Smith. „Ziel ist es nicht nur, einen Ort abzubilden, sondern authentische Momente zu finden, die ein Bild erst lebendig machen.“
Scheue dich nicht, bekannte Motive zu fotografieren. Deine Fotos erzählen einzigartige Storys – auch dann, wenn das Reiseziel schon unzählige Male abgelichtet wurde. „Wenn du zehn Fotografen an denselben Ort schickst, kommen sie mit zehn völlig verschiedenen Bildern zurück“, sagt Nguyen. „Sie sind auf unterschiedliche Art bearbeitet und erzählen unterschiedliche Storys, weil jeder einen eigenen Blick hat.“
Fotografieren im Ausland.
Auslandsreisen erfordern viel Vorbereitung, da man seine Zeit dort natürlich optimal nutzen möchte. Man muss aber auch akzeptieren, dass nicht jede Minute geplant werden kann. „Gerade das Spontane trägt sehr stark zum Spaß und Erfolg deiner Erfahrungen bei“, findet Nguyen. „Du weißt nie, wann und wo dir etwas Unvorhergesehenes passiert. Also musst du mit der Situation mitgehen und mit dem arbeiten, was sich dir bietet.“
Gehe offen auf Einheimische zu. Versuche, an ihrer Kultur und ihren Bräuchen teilzuhaben, statt sie nur von außen zu beobachten. „Die Menschen machen den Unterschied. Sie haben ihre eigenen Geschichten zu erzählen, und du kannst viel von ihnen lernen“, erklärt Nguyen.
Verhalte dich stets respektvoll. Wenn du Personen fotografieren möchtest, sprich sie an. Lerne sie etwas kennen, und frage sie dann um Erlaubnis. „Meistens reagieren sie sehr erfreut und unterhalten sich auch gern mit dir“, so Nguyen. „Die Leute haben Spaß daran, weil ihnen so etwas nicht jeden Tag passiert.“
Üben, üben, üben.
Die beste Methode, ein besserer Reisefotograf zu werden, besteht darin, immer wieder neue Orte aufzusuchen und zu fotografieren. „Investiere Zeit und Sorgfalt, und mache so viele Aufnahmen wie möglich“, empfiehlt Nguyen. Erweitere fortlaufend dein Portfolio. Wenn du eine Karriere als professioneller Fotograf anstrebst, überlege dir genau, welche Fotos du teilst Du solltest bei jedem Foto genau wissen, welche deiner Kompetenzen du damit demonstrieren willst.
Tipps zur Nachbearbeitung deiner Fotos.
Mit der Bildbearbeitungs-Software Adobe Photoshop Lightroom lässt du aus guten Fotos herausragende Bilder entstehen. Lightroom bietet intuitive Funktionen, um z. B. einem Foto den richtigen Drive in Richtung Drittel-Regel zu geben oder eine Horizontlinie gerade auszurichten. Für schnelle Korrekturen an Stadt- und Naturaufnahmen gibt es Vorgaben, die mehrere Einstellungen enthalten. Unsere Tutorials zeigen dir von der Bildschärfung bis zur Entfernung unerwünschter Elemente alles, was du für die Bildoptimierung wissen musst.
Lasse dich bei jeder Reise mit deiner Kamera bewusst auf das Abenteuer und die damit verbundene Ungewissheit ein. Sei geduldig mit dir selbst und deiner Umgebung. Mit jedem Foto sammelst du wertvolle Erfahrungen und erzählst ein neues Kapitel deiner Story.
Mitwirkende.
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