Fotografie.
Mit Straßenfotografie eine Geschichte erzählen.
Entdecke diese Form des ehrlichen Storytelling, und nimm Schnappschüsse des Alltags auf der Straße auf.
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Vorbereitung.
- Straßenfotografie kann eine Herausforderung sein, besonders wegen der häufigen Nähe zu Fremden.
- Wenn du dich unsicher fühlst, bewege dich mit dem Fußgängerstrom, und fotografiere die Menschen von hinten.
- Für den Anfang brauchst du nur eine gute Smartphone-Kamera. Wenn du es etwas professioneller angehen möchtest, kannst du in eine DSLR-Kamera mit integriertem Blitz investieren.
Straßenfotografie – was ist das?
Die Straßenfotografie ist eine Form des Storytelling, die den erlebten Alltag und die Vision von Fotografierenden über Bilder in die Welt transportiert. Wie beim Fotojournalismus sind die Bilder hier nicht gestellt, posiert oder geplant, und es kommen weder Models noch Studiobeleuchtung zum Einsatz. „Straßenfotografie ist oftmals eine Reaktion auf das Leben. Sie findet statt, wenn du eine Interaktion oder eine Person an einem bestimmten Ort siehst und das Ganze aufzeichnen willst“, erklärt der Fotograf und Professor Adam Long.
Da die Beleuchtung, die Motive und die Gelegenheit bei der Straßenfotografie zu einem erheblichen Teil vom Zufall abhängen, kann dieses Genre eine große Herausforderung darstellen. Aber genau diese Herausforderungen sorgen dafür, dass Straßenaufnahmen immer einzigartig sind. „Im Grunde musst du lernen, das, was du siehst, zu definieren und auf interessante Weise zu verfeinern“, erklärt der Fotograf Anthony Pidgeon. Ziel der Straßenfotografie ist, das Leben so, wie es geschieht, zu dokumentieren und zu untersuchen. Für Einsteigende bietet dieses Genre eine gute Möglichkeit, ihre technischen Fähigkeiten zu verbessern und die eigene künstlerische Perspektive weiterzuentwickeln.
Foto von Steve Simon
Den entscheidenden Moment beherrschen.
Der bekannte Straßenfotograf Henri Cartier-Bresson prägte den Begriff „entscheidender Moment“. Er bezieht sich auf das Fotografieren eines Augenblicks oder Ereignisses, das spontan ist, bei dem das Bild die Geschichte selbst erzählt. Bei der Straßenfotografie unterliegt die Umgebung nicht deiner Kontrolle – aber deine Kamera tut es. Du entscheidest, in welchem Moment genau das Foto aufgenommen wird. Der perfekte entscheidende Moment ist, wenn aus Straßenfotografie Storytelling wird.
Die Komposition und die Wahl des Bildausschnitts machen aus einem einfachen Schnappschuss eine besondere Aufnahme. „Manchmal möchtest du eine Geschichte erzählen, die sich tatsächlich vor dir abspielt. Und manchmal siehst du ein Motiv und willst mit diesem Bild eine Geschichte erzählen. Beide Ansätze haben ihre Berechtigung, und beide sind Straßenfotografie“, sagt der Fotograf Derek Boyd. Damit du die bestmöglichen Bilder aufnimmst, probiere aus, welchen Bildausschnitt du wählst, aus welchem Winkel du fotografierst, welches Licht du erfasst. All diese Aspekte dienen dazu, eine Geschichte zu erzählen. Welche Geschichte das ist, entscheidest du als Künstlerin bzw. Künstler.
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Tipps für den Einstieg in die Straßenfotografie.
Wenn du gerade erst mit der Straßenfotografie beginnst, bist du dir vielleicht noch unsicher, welche Ausrüstung du benötigst. Mit unseren Tipps gelingen dir schnell ansprechende Aufnahmen.
Die richtige Ausrüstung für die Straßenfotografie.
Bei der Straßenfotografie kommt es vor allem darauf an, dass du deine Ausrüstung problemlos transportieren und nutzen kannst. Grundsätzlich ist ein Stativ sinnvoll. Aber wenn du es mitten auf der Straße auspackst und aufstellst, erregst du möglicherweise die Aufmerksamkeit der Personen, die du fotografieren wolltest. Das ist dir vielleicht nicht recht. Alternativen sind ein Einbeinstativ oder freies Fotografieren aus der Hand.
Was die Kamera betrifft, ist eine gängige Smartphone-Kamera für den Anfang oft völlig ausreichend. Wenn du dich professioneller aufstellen möchtest, kannst du auch in eine DSLR-Kamera mit integriertem Blitz investieren.
Mache dich mit den Einstellungen deiner Kamera vertraut.
Mit diesen Tipps für die Straßenfotografie gelingen dir professionelle Aufnahmen.
Bei der Straßenfotografie hast du nur eine Chance, ein bestimmtes Foto aufzunehmen. „Es ist unheimlich wichtig, dass du die technischen Aspekte beherrschst. Es ist ja so: Du entdeckst ein cooles Motiv und musst dann in der Lage sein, es ganz schnell in ein Bild zu übertragen“, erklärt Pidgeon. Unter freiem Himmel ändern sich die Lichtverhältnisse sehr schnell. Daher musst du unbedingt wissen, wie du die Verschlusszeit, die Blende, den ISO-Wert und die Brennweite anpassen kannst, um mit der richtigen Belichtung zu fotografieren.
Wenn du möchtest, kannst du auch die Zeitautomatik nutzen. Dabei stellst du die Blende ein, und die Verschlusszeit und der ISO-Wert werden automatisch angepasst, damit die richtige Belichtung sichergestellt wird. In diesem Modus kannst du die Tiefenschärfe steuern. Wähle aber keine allzu hohe Blendenzahl aus – das birgt das Risiko, dass eine lange Verschlusszeit verwendet wird und jede unbeabsichtigte Bewegung der Kamera zu einem verschwommen Bild führt. Bewegung in deinem Foto auszudrücken mag ein erwünschter Effekt sein – aber stelle immer sicher, dass hinter deinen Entscheidungen eine Absicht steckt.
Beleuchtung und Komposition bei der Straßenfotografie.
Wenn du auf der Straße fotografierst, ist die Beleuchtung ein sehr wichtiger Faktor. Je nach Lichteinfall kann dieselbe Szene ganz unterschiedlich wirken. Ohne direktes Sonnenlicht sehen deine Bilder tendenziell nostalgisch aus. Helles Licht dagegen wirkt besonders lebendig und dynamisch.
Beachte die Linien des Straßenverlaufs, die Winkel von Gebäuden und die Position der Fotografierten im Verhältnis zu dir und deiner Kamera. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch. Sei dir einfach bewusst, dass deine Entscheidung Einfluss auf den Ausdruck deiner Aufnahmen hat.
Beschränke dich auf leichtes Gepäck, um flexibel zu bleiben.
Überlege dir gut, welches Objektiv du bei Straßenaufnahmen am besten nutzt.
Nimm zur Straßenfotografie nur die Ausrüstung mit, die du tatsächlich brauchst. Wenn du zusätzliche Objektive und Stative mit dir herumschleppst, fällst du eher auf, was sich auf deine Fotos auswirkt. Wenn du Schnappschüsse des echten Lebens aufnehmen möchtest, solltest du die Menschen in deiner Umgebung nicht ablenken. Wenig Ausrüstung dabei zu haben trägt dazu bei, dass deine Bilder ungestellt sind.
Hier gilt dasselbe wie bei der Landschaftsfotografie: Wenn du kilometerweit mit deiner Kamera herumläufst, ist es auf Dauer ermüdend, noch mehr Gerätschaften tragen zu müssen. Nimm die Sachen mit, die du wirklich brauchst – z. B. eine Ersatzspeicherkarte für die Kamera – und lasse alles andere zu Hause.
Foto von Steve Simon
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Finde heraus, was dich inspiriert.
Bei der Straßenfotografie geht es darum, dass du in einen Ort eintauchst, egal ob es sich dabei um ein berühmtes Wahrzeichen oder eine gemütliche Szenerie in einer Kleinstadt handelt. „Wenn ich etwas fotografieren will, schaue ich mir die Location vorher genau an. Wie sieht sie aus, wenn es bewölkt ist? Wie sieht sie aus, wenn die Sonne scheint? Sieht sie nachts besser aus als früh am Morgen?“, sagt Pidgeon. Wenn du Orte und Umgebungen findest, die dich inspirieren, kannst du interessantere Fotos aufnehmen.
Es lohnt sich auch, die Komfortzone zu verlassen und Straßenporträts aufzunehmen. Statt einfach schnelle Schnappschüsse zu machen, spreche ich gerne mit den Menschen, um herauszufinden, was sie an diesem Tag vorhaben. Dann nehme ich ein Porträt von ihnen auf“, sagt Long. Bei der Straßenfotografie kannst du Menschen aus der Entfernung ganz ungestellt fotografieren. Scheue dich aber nicht, auch einmal auf sie zuzugehen und ein paar einfache Outdoor-Porträtfotos aufzunehmen.
Vergiss die Nachbearbeitung nicht.
Bei der Straßenfotografie sind Schwarz-Weiß-Bilder sehr gängig. Pioniere wie Joel Meyerowitz haben aber auch die Etablierung der Farbfotografie vorangetrieben. Aber wenn du draußen fotografierst, hast du keinen Einfluss auf die Umgebung. Wenn helle Beschilderungen oder störende Lichter vorhanden sind, die du nicht vermeiden kannst, fotografiere in Farbe, und konvertiere die Bilder anschließend in Adobe Photoshop Lightroom in Schwarz-Weiß-Fotos. Das Format der Fotos bei der Nachbearbeitung zu ändern kann das Hauptaugenmerk von Betrachtenden lenken und die Geschichte betonen, die dein Bild erzählt. Die Bearbeitung eines Bildes kann die Geschichte vervollständigen oder die Aussage eines Fotos präzisieren.
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Was tun gegen Angst bei der Straßenfotografie?
Auf der Straße zu fotografieren, kann durchaus Nerven kosten. Aber mit der Zeit gewinnst du an Sicherheit und Übung.
Halte dich an die Regeln für öffentliche Plätze.
„Wenn man in der Öffentlichkeit unterwegs ist, muss man damit rechnen, fotografiert zu werden, ob von der Kamera auf einem Straßenschild oder am Geldautomat“, sagt Long. Das Fotografieren von Menschen und Objekten an öffentlichen Plätzen ist völlig legal, aber „ich denke, es ist wichtig, die Privatsphäre des Menschen zu beachten. Denn auch wenn es erlaubt und technisch möglich ist: Nicht alle lassen sich gerne fotografieren“, sagt Pidgeon. Bei der Straßenfotografie geht es darum, das Leben abzulichten. Das solltest du aber respektvoll tun. Auf Privatgrund ist die Rechtslage dagegen anders. Wenn du auf Privatgrundstücken fotografierst, gelten andere Regeln. Hier musst du vorher um Erlaubnis bitten.
Foto von Steve Simon
Sei spontan.
Straßenfotografie ist auch deshalb so aufregend, weil du oft sehr schnell sein musst. Wenn du Menschen in alltäglichen Situationen auf der Straße fotografieren willst, bleibt dir keine Zeit, dich in Ruhe zu positionieren. Und genau darin liegt der Spaß. Oft ergeben gerade diese spontanen Momente besonders spannende Bilder. Durch Einschränkungen blüht Kunst erst richtig auf, also nur nicht zögern.
Fotografiere durch ein Fenster.
Durch die Fenster von Gebäuden an belebten Straßen lassen sich oft sehr gute Straßenfotos aufnehmen. Teste die Perspektive auf einem Balkon oberhalb des Trubels, im Erdgeschoss oder auch an einem Fenster im Souterrain.
Fotografiere Menschen von hinten.
Du fühlst dich unwohl, wenn deine Motive dich direkt ansehen? Dann bewege dich mit dem Fußgängerstrom, und fotografiere die Menschen von hinten (natürlich ohne selbst zum Hindernis zu werden). So ist die Gefahr geringer, entdeckt zu werden.
Sei möglichst unauffällig.
Wenn du an dir unbekannten Orten fotografierst, wirkst du schnell wie eine Touristin bzw. ein Tourist, was ungestellte Aufnahmen erschweren kann. Hier ist ein wenig Schauspieltalent gefragt: Beobachte, wie sich die Menschen um dich herum verhalten, und passe dich an. Je wohler du dich in der Umgebung fühlst, umso weniger fällst du auf. Vielleicht ist ein schicker Hut genau das Accessoire, das du dafür brauchst?
Lasse dich von der Straßenfotografie anderer inspirieren.
Für dich ist die Straßenfotografie vielleicht neu – gesehen hast du solche Bilder aber bestimmt schon einmal. Denke beispielsweise an „Humans of New York“. Diese Sammlung von Porträts und Interviews zeigt, welch tolle Geschichten man mit der Straßenfotografie erzählen kann. Wahrscheinlich sind dir auch die Werke von Walker Evans schon einmal begegnet. Er war Fotojournalist, der beauftragt wurde, die Realität der Weltwirtschaftskrise zu dokumentieren. Seine Bilder finden sich in zahlreichen amerikanischen Geschichtsbüchern und Bildbänden. Wenn du noch mehr Inspiration suchst, sieh dir die Arbeiten der hier genannten Artists an.
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- Die historische Straßenfotografie von Fan Ho aus dem Hongkong der 1950er- und 1960er-Jahre zeigt längst vergangene Augenblicke des damaligen Alltags.
- Sehenswert sind auch die Straßenaufnahmen von Steve Simon – er bildet das Wirrwarr urbaner Landschaften übersichtlich ab und fängt auf einfühlsame Weise Szenen ein, die direkt aus dem Leben gegriffen sind.
- Nach ihrer Karriere in der Modebranche widmet sich Dimpy Bhalotia nun voll und ganz ihrer Leidenschaft, der Straßenfotografie. Sie lichtet am liebsten spontane Szenen ab und verwandelt sie in schwarz-weiße Kunstwerke.
- Terence Pang hält auf seinen Straßenfotos die farbenfrohen Feiern zum Chinesischen Neujahr fest. Durch das Fotografieren zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahresverlauf kann er sich dem entscheidenden Moment aus einer neuen Perspektive nähern.
Die Straßenfotografie ist für Künstlerinnen und Künstler eine großartige Möglichkeit, eine neue Form der Fotografie und des Storytelling auszuprobieren. Die Welt so abzubilden, wie sie ist, vermittelt Wahrheit und Realität. Mit diesen Tipps bist auch du in der Lage, solche ungestellten Fotos aufzunehmen und mit ihnen spannende Geschichten zu erzählen. Und das Gute ist: Du brauchst dafür gar nicht viel Zeit. Wenn du deine Kamera unterwegs immer dabei hast, bist du jederzeit bereit, entscheidende Momente einzufangen.
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