Triff bei jeder Aufnahme eine neue Entscheidung.

Die Ausrichtung kann die Stimmung eines Fotos völlig verändern: von verspielt oder intim zu dramatisch und distanziert. Zwar gibt es einige Arten der Fotografie, in denen sich das eine Format natürlicher anfühlt als das andere, wie Querformat bei Landschaftsfotos oder Hochformat bei vertikalen Motiven. Doch die Bildausrichtung ist nicht immer intuitiv.

Die meisten Kameras – egal ob Smartphone- oder DSLR-Kamera – können nur rechteckige Bilder aufnehmen, weshalb du nur zwei Optionen hast: Hoch- oder Querformat. Erfahre, wie du aus diesen beiden Optionen den richtigen Ansatz für perfekte Aufnahmen auswählst.

Der Unterschied zwischen Hoch- und Querformat.

Bilder im Querformat werden am Horizont ausgerichtet. Das Foto ist breiter, als es hoch ist, um z. B. die Weite der Natur einzufangen. Deshalb heißt diese Ausrichtung im Englischen auch „Landscape Format“, also Landschaftsformat. Ein Beispiel für das Querformat ist dein Fernseher.

Porträts werden klassischerweise im Hochformat aufgenommen. So kann eine Person oder ein Motiv als Ganzes erfasst oder auch ein Motiv hervorgehoben werden, z. B. bei einem Close-up von einer Büsten. Entsprechende Fotos sind höher, als sie breit sind. Auf Smartphones werden Bilder standardmäßig im Hochformat angezeigt.

In der Regel funktioniert das Hochformat am besten für Motive mit starker vertikaler Ausrichtung, beispielsweise Personen, hohe Gebäude oder Wasserfälle. Bei Szenerien wie einer Berglandschaft eignet sich das Querformat besser. Das heißt jedoch nicht, dass Landschaften und Personen nicht auch im jeweils anderen Format aufgenommen werden können. Die wichtigsten Überlegungen sind, welchen Stil du verfolgen möchtest, wie du das Bild verwenden wirst und was du Betrachtenden vermitteln willst.

Überlege dir, wie du das Bild verwenden wirst.

Du musst wissen, wo das Bild am Ende landen wird, bevor du für dein Projekt ein spielendes Baby, einen funkelnden Oldtimer oder einen gewaltigen Wolkenkratzer fotografierst. Denn unterschiedliche Use Cases erfordern auch ein unterschiedliches Format.

Wenn du beispielsweise Fotos auf Instagram oder anderen Scrolling-basierten Online-Bilderseiten und -Plattformen posten möchtest, solltest du im Hochformat aufnehmen. Wenn es um einen Website-Banner für einen Desktop-Browser geht, ist das Querformat die offensichtliche Wahl. Doch für die mobile Version derselben Website sind Bilder im Hochformat besser geeignet. Hier ein paar allgemeine Tipps.

A collage of different photos: a house next to cobblestone road, a flower, a desert rock cavern, and a person posing while standing in a wall of plant leaves

Für die folgenden Bereiche eignet sich in der Regel das Hochformat:

  • Porträtfotografie
  • Lifestyle-Fotografie
  • Redaktionelle Fotografie

Das Querformat ist ideal für:

  • Gruppenfotos
  • Event-Fotos

Doch unabhängig von den Umständen ist die Wahl von der Kulisse und dem Auge der Fotografin bzw. des Fotografen abhängig.

Erzähle eine Geschichte, und vermittle eine Stimmung.

Wenn du weißt, wofür das Bild verwendet werden soll, kannst du das Hauptmotiv auswählen, also eine Person oder ein Objekt, auf die bzw. das du die Aufmerksamkeit lenken möchtest. Dann musst du entscheiden, was du betonen und was du ausschließen willst, um das Gefühl einzufangen, das du vermitteln möchtest.

„Wenn ich in der Stadt bin, schieße ich viele Bilder im Hochformat. Alles ist so groß und hoch, und das möchte ich auch in meinen Bildern zeigen“, so Fotograf Aaron Rashid. „Die vertikale Ausrichtung betont diese Höhe. Doch wenn ich in der Wüste bin, umgeben von weiten und offenen flachen Ebenen, dann möchte ich die Größe und die Weite betonen – deshalb verwende ich hier das Querformat.“ Die horizontale Ausrichtung betont den Raum und die Ruhe von Ackerflächen, Steppen, Waldlandschaften und anderen Naturszenerien.

Weitere Überlegungen betreffen den Stil der Aufnahmen, ihre Komposition, die Perspektive der Szene, die Entfernung zum Motiv, die Gesamtszene (Vorder- und Hintergrund) sowie die Betonung, die du auf das Motiv legen möchtest.

„Ich versuche immer, auf irgendeine Weise den goldenen Schnitt in meine Bilder zu integrieren“, beschreibt Aaron. „Ich suche nach Möglichkeiten, das Foto nach der Drittel-Regel aufzuteilen.“

A photo looking up at a person wearing a yellow romper while standing in front of a building

Verinnerliche die klassische Drittel-Regel.

Stelle dir jedes Foto als Raster neun gleich großer Zellen vor. Das hilft dir bei der Bildkomposition. Bei vielen Kameras kannst du ein entsprechendes Raster einblenden, um die Zellen sichtbar zu machen.

Während du dir das Hauptmotiv deines Bildes ansiehst, überlege dir, welcher Abschnitt am besten deine Botschaft vermittelt. Positioniere das Hauptmotiv zum Beispiel im unteren Drittel des Bildes und dann in der linken mittleren Zelle. Mache auch ein paar Schnappschüsse, auf denen sich das Hauptmotiv an den Schnittpunkten der Rasterlinien befindet. Diese Positionen erzeugen oft die stärkste emotionale Wirkung.

„Wenn du dir unsicher bist, wie du das Bild zuschneiden sollst, dann kannst du das Hauptmotiv einfach auf diesen Schnittpunkten oder in einer dieser Ecken positionieren. Meiner Erfahrung nach bist du damit auf der sicheren Seite“, rät Photoshop-Experte Jesús Ramirez.

Verwende verschiedene Kameramodi, um das Bild einzufangen.

Mithilfe vorprogrammierter Kameraeinstellungen können Einsteigende lernen, worauf sie bei den manuellen Einstellungen ihrer Kamera achten müssen. So empfiehlt es sich unabhängig vom Format, den Hintergrund weichzuzeichnen, um die Aufmerksamkeit auf das Motiv zu lenken. Das Hochformat deiner Smartphone-Kamera verringert die Tiefenschärfe automatisch, damit das Motiv im Fokus bleibt, während der Hintergrund weichgezeichnet wird. Wenn du eine DSLR- oder eine spiegellose Kamera im manuellen Modus verwendest, musst du den Fokusbereich deines Objektivs kennen. Gehe möglichst nahe an dein Motiv heran. Zoome so weit wie möglich ein. Wähle auf der Kamera die größte verfügbare Blendeneinstellung aus.

Two photos: one photo of a child holding a puppy in their arms and another of a child smiling
Kleinere Blendeneinstellungen sorgen dafür, dass alles in deinem Bild scharf aussieht. Größere Einstellungen werden hingegen oft verwendet, um den Hintergrund von Porträts mit einem Bokeh-Effekt weichzuzeichnen. Verwende für Landschaften eine niedrigere Blendeneinstellung. Und stelle deine Kamera auf ein Stativ, damit du längere Verschlusszeiten verwenden kannst.

Bearbeite das Bild nach dem Shooting.

Wenn die Bildkomposition vom Shooting später doch nicht optimal ist, kannst du das Format, das Seitenverhältnis und die Größe des Bildes ganz einfach in Adobe Lightroom oder Adobe Photoshop anpassen. Und wenn dein Foto etwas schief ist, kannst du mit diesen Programmen auch das korrigieren.

Perfektioniere deine Komposition.

„Du musst beim Zuschneiden deines Bildes den Zweck im Hinterkopf behalten“, so Jésus. „Vielleicht benötigt dein Bild negativen Raum oben oder rechts, damit man später Text hinzufügen kann.“

Die Drittel-Regel hilft dir dabei, deine Komposition zu optimieren. Und wenn du mehr Himmel über deinem Motiv willst, kannst du die inhaltsbasierte Füllung in Photoshop verwenden, um den fehlenden Bereich auszufüllen. Dieses Werkzeug wurde zwar ursprünglich dafür entwickelt, unerwünschte Objekte aus einem Bild zu entfernen, indem sie durch Details aus dem umliegenden Bereich ersetzt werden. Es kann jedoch auch leere Bereiche ausfüllen.

Spiegele dein Bild.

Manchmal empfiehlt es sich, die Perspektive deines Bildes zu ändern. Zum Beispiel kann das Foto eines rennenden Gepards in einem Magazin bedrohlich wirken, wenn es durch die Seitenausrichtung neben dem Porträt eines Kleinkinds auf einer Schaukel auftaucht. Dieses Problem kannst du lösen, indem du das gesamte Bild horizontal spiegelst, damit die Raubkatze vom Kind wegläuft. Mit den Befehlen für Bilddrehungen kannst du das Bild auch vertikal spiegeln.

Schneide die Form deines Fotos zu.

Du kannst die Bildkomposition mit dem Freistellung-Werkzeug verändern.

The Adobe Photoshop Crop tool selecting a landscape section of an image of an orange building
  1. Klicke auf das Icon für das Freistellung-Werkzeug in Photoshop (oder drücke die C-Taste).

  2. Verwende die Griffpunkte, um per Klick ein Freiformfeld zu ziehen und den Teil des Bildes auszuwählen, den du behalten möchtest.

  3. Wähle „Bild › Freistellen“.

Vergewissere dich, dass das Kontrollkästchen „Außerhalb liegende Pixel löschen“ deaktiviert ist. Ansonsten gehen die Pixel außerhalb des ausgewählten Bereichs verloren.

Du kannst auch die Funktion „Zuschneiden“ verwenden, um transparente Pixel oder Hintergrundpixel einer bestimmten Farbe aus dem oberen, unteren, linken oder rechten Bildbereich zu entfernen.

Ändere das Seitenverhältnis.

Unterschiedliche Anwendungen erfordern auch unterschiedliche Seitenverhältnisse, beispielsweise 1:1 (Quadrat) oder 16:9 (Breitbild). Du kannst über das entsprechende Dropdown-Menü ein bestimmtes Seitenverhältnis auswählen oder das ursprüngliche Seitenverhältnis verwenden. Mit der X-Taste kannst du das Seitenverhältnis auch vom Quer- ins Hochformat drehen. Klicke alternativ auf das Symbol für Spiegeln.

Two images: One image being cropped for a portrait orientation and one being cropped with a landscape orientation

Begradige das Bild.

Ein schiefes Foto erzeugt visuelle Spannung. Das kann dramatisch wirken. Aber es kann auch irritieren, wenn du eigentlich kein Gefühl von Ungleichgewicht oder Chaos vermitteln möchtest. Wenn deine horizontalen und vertikalen Linien gerade sein sollten, aber es nicht sind, dann kannst du sie in Lightroom oder in Photoshop korrigieren.

Klicke hierzu in Lightroom auf das Icon für das Bedienfeld „Zuschneiden“ (oder drücke die R-Taste), um die Rasterüberlagerung anzuzeigen. Klicke auf ein Dreh-Icon (Pfeil mit zwei Spitzen) direkt außerhalb des Feldes, und drehe das Bild. Orientiere dich dabei an den Rasterlinien. Lightroom bietet im Bedienfeld „Zuschneiden“ außerdem einen Regler zur Begradigung. Klicke zunächst doppelt auf die Mitte des Reglers. Passe die Begradigung bei Bedarf an.

Mit dem perspektivischen Freistellung-Werkzeug in Photoshop kannst du rund um ein Objekt, das schief ist, aber gerade sein sollte, ein Feld ziehen, damit das Objekt automatisch begradigt wird. Du kannst den Mauszeiger auch außerhalb der Eckgriffpunkte bewegen und dann klicken und ziehen, um alles auszurichten.

Jésus empfiehlt, Camera Raw in Photoshop zu verwenden, um die Perspektive eines Bildes anzupassen.

A person standing in front of a building with colorful curtains and the Adobe Photoshop Lightroom Geometry windowpane superimposed over it
  1. Wähle „Filter › Camera Raw-Filter › Geometrie“.

  2. Klicke auf das Icon „Mit Hilfslinien“.

  3. Ziehe zwei oder mehr Hilfslinien auf dem Bild, um die Perspektive anzupassen.

  4. Klicke auf „OK“.

Du kannst eine Freistellungsvorgabe erstellen, wenn du bestimmte Abmessungen häufig verwendest.

  1. Wähle im Dropdown-Menü die Option „Neue Freistellungsvorgabe“ aus.

  2. Photoshop fügt automatisch einen Namen hinzu. Alternativ kannst du im Datenfeld des Dialogfelds einen eigenen Namen eingeben.

  3. Klicke auf „OK“.

Wenn du das Dropdown-Menü beim nächsten Mal öffnest, sind deine Freistellungsvorgaben unten im Menü verfügbar.

Lerne vom Profi.

Fotograf Chris Burkard fängt Landschaften auf der ganzen Welt ein, um Betrachtende Orte erfahren zu lassen, die sie vielleicht niemals besuchen werden. Chris verrät dir Tipps zur Skalierung und Perspektive und stellt dir Möglichkeiten vor, die verschiedenen Fotoausrichtungen zu nutzen.

Deine Wahl ist nicht immer endgültig.

Es braucht Geduld, Übung und Intuition, um tolle Bilder zu erstellen. Experimentiere also einfach herum. Lasse dich nicht von der Frage „Hoch- oder Querformat?“ zurückhalten. Bei einem Foto-Shooting entscheidet der Kontext, wie du deine Bilder ausrichtest. Du kannst dich auf das Hauptmotiv konzentrieren und alles andere ausschließen. Du kannst die weiten und offenen Räume betonen. Oder du verwendest eine Mischung aus beiden Perspektiven.

Denke daran, dass du ein Kunstwerk erschaffst, das eine Geschichte erzählen und Emotionen wecken soll. Verwende das Format, das deine Story am besten vermittelt.


Mitwirkende.

Aaron Rashid


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