Fotografie.
Negativer Raum – mehr als nur Nichts.
Nutze Leere als Storytelling-Instrument. Lerne, wie Negativraum Motive auf dramatische Weise in den Mittelpunkt stellt.
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Dramatische Effekte mit Negativraum.
Mit diesem minimalistischen Fotografiestil gelingen dir ästhetische Bilder. Halte dich an folgende Tipps:
- Ablenkende Elemente identifizieren und entfernen
- Mit Tiefen und Lichtern den Fokus verstärken
- Motiv und Umgebung per Drittel-Regel arrangieren
- Mit geringer Tiefenschärfe einen verschwommenen Hintergrund erzeugen
- Durch Negativraum Emotion und Intention vermitteln
Was ist Negativraum in der Fotografie?
Die Fotografie mit Negativraum ist verwandt mit der minimalistischen Fotografie. Sie betont nicht nur das Motiv, sondern auch den leeren Raum um das Motiv herum. Der Blick von Betrachtenden wird vielleicht auf eine zentrale Figur gelenkt, doch der große leere Bereich, der diese Figur umgibt, fällt ebenfalls ins Auge. Diese Leere (egal, in welcher Form) definiert und betont das Motiv. „Wenn das Model oder das Motiv das Substantiv ist“, erklärt Fotograf Jimmy Marble, „entspricht der negative Raum dem Adjektiv.“
„Es ist Minimalismus in fotografischer Form“, so Fotograf Will Milne. „Das Bild enthält einen Fokuspunkt und sehr wenige andere Elemente.“ Der Fokuspunkt oder das Hauptmotiv ist der positive Raum. Der Rest des Bildes – ob leerer Himmel oder weißer Studiohintergrund – ist der negative Raum.
Unabhängig von deinem Fokuspunkt oder Motiv darf der Raum darum herum nicht zu übersehen sein. „Der negative Raum soll dem Motiv die Schau stehlen“, rät Petecia Le Fawnhawk-Maggiori. Eine gute Faustregel ist, dass der Negativraum mindestens die Hälfte des Fotos ausmachen sollte, um den richtigen Effekt zu erzielen. Ein Beispiel für Fotografie mit Negativraum ist ein Landschaftsfoto, auf dem eine einzige Person in der Ferne zu sehen ist, und das hierdurch ein Gefühl der Weite und Einsamkeit vermittelt.
Die Elemente von Aufnahmen mit negativem Raum.
Bei Fotos mit Negativraum geht es um das Zwischenspiel zwischen Motiv und Umgebung. „Ich versuche immer, meine Fotos von einem Design-Standpunkt zu betrachten“, so Jimmy. „Du hast einen Kasten (deinen Rahmen), in dem du alles anordnen musst.“ In diesem Rahmen nimmt das Motiv in der Regel weniger als die Hälfte des Bildes ein – der Großteil des verbleibenden Platzes wird dem negativen Raum überlassen.
Fotografen und Fotografinnen, die mit negativem Raum arbeiten, halten sich an Richtlinien für die Bildkomposition, z. B. die Drittel-Regel. Doch der Stil erlaubt einen einzigartigen Ansatz für diese Richtlinien. „Versuche, deine Bilder auf kreative Weise zu dritteln“, rät Jimmy. „Auf meinen Bildern habe ich gerne Objekte ganz weit im Vordergrund und ganz weit im Hintergrund.“
Bild von Will Milne
Beispiele für negativen Raum.
Negative Räume sind meist einfarbige Hintergründe, wie eine Betonwand, großformatiges Papier oder ein schwarzer Studiohintergrund. Aber das ist nur der Anfang: Leere kann viele Formen annehmen.
Negativraum muss nicht einheitlich oder einfarbig sein. Auch Gras kann ein negativer Raum sein, obwohl es eine deutliche Struktur aufweist. Ebenso können changierender Wüstensand oder ein wolkiger Himmel als dramatischer, leerer Raum dienen – trotz ihrer Mehrfarbigkeit. Bei Negativraum in der Fotografie geht es um die Beziehung zwischen dem Motiv und einer weitreichenden Umgebung – ob endlose Graslandschaft, riesige Wüste oder offener Himmel. Egal wie der negative Raum genau entsteht – wichtig sind das Gefühl von Weite sowie ausreichend Raum für das Motiv im Bild. Die Möglichkeiten umfassen viel mehr als nur minimalistische, einfarbige Hintergründe.
Bilder von Will Milne

Die Auswirkung von Licht auf Negativraum.
„Du kannst Licht und Schatten nutzen, um negativen Raum zu schaffen“, schlägt Jimmy vor. Mit der richtigen Beleuchtung kannst du Motive auf krasse und dramatische Weise herausstellen. Schatten, die sich bis in den Hintergrund erstrecken, können die Beziehung des Motivs zu seiner Umgebung betonen. Das funktioniert am besten mit hellem und direktem Licht.
„Die Form eines Motivs lässt sich nur mit hartem Licht hervorheben“, erklärt Will. Weicheres Licht erzeugt weichere Schatten – und dieser Effekt kann dem scharfkantigen Look im Weg stehen, der viele Fotos mit negativem Raum ausmacht.
Schaffe deinen eigenen negativen Raum.
„Schränke dich bei der Arbeit mit Negativraum nicht ein, sondern bleibe offen für neue Ideen. Es gibt alle möglichen Arten von Negativraum, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.“ Negativer Raum kann sogar durch Änderung der Kameraeinstellungen erzeugt werden. Eine geringe Tiefenschärfe kann einen verschwommenen Hintergrund erzeugen, vor dem dein Motiv richtig wirken kann. Und mit der richtigen Fotokomposition kannst du jede Szenerie in einen negativen Raum umwandeln, der sofort die Blicke von Betrachtenden auf sich zieht. Bei der Fotografie mit Negativraum geht es um Kontrast und Weite. Erfahrene Fotografierende können diesen Effekt mit Bokeh- oder anderen Effekten erzielen, die einen Teil des Bildes in einen verschwommenen negativen Raum verwandeln, der das scharfkantige Motiv umgibt.
Fotos von Leere können jedes Thema behandeln, z. B. Essen oder Mode. Mache Aufnahmen mitten in der belebten Stadt New York, Porträts von professionellen Models oder Produktfotos. Das Motiv muss nur in einem offenen Bereich platziert und von ausreichend leerem Raum umgeben sein, um damit zu interagieren.
Das Gefühl von Bildern mit negativem Raum.
Das Wichtigste an Fotos mit negativem Raum ist das Gefühl, das sie Betrachtenden vermitteln. Eine Person, die von Leere umgeben ist, zeigt die Beziehung zwischen dieser Person und ihrer Szenerie. In den meisten Fällen ist diese Szenerie und der umgebende Raum größer und gewaltiger als das Motiv – buchstäblich und im übertragenen Sinne. Die Kombination aus positivem und negativem Raum erzeugt einen faszinierenden Effekt.
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Eine gute Möglichkeit, diesen Effekt zu verinnerlichen und deine Fähigkeiten rund um Fotos mit negativem Raum zu erweitern, besteht darin, viele verschiedene Räume zu erkunden. Durch Erkundung und Erfahrung gewinnst du ein Gefühl für den emotionalen Inhalt eines Raums. Das hilft dir letztlich dabei, dieses Gefühl einzufangen. „Nutze alles, was die Natur zu bieten hat. Finde heraus, was es bedeutet, klein zu sein“, so Petecia. „Erkunde und forsche. Du kannst den Raum nur darstellen, indem du ihn erfährst.“
Sorge für die nötige Leere. Da Bilder mit negativem Raum oft sehr minimalistisch sind, muss alles klar und perfekt aussehen und zum allgemeinen Effekt beitragen. Deshalb solltest du alle störenden Elemente wegretuschieren. Was wie ein weiter und leerer Bereich aussieht, ist oft das Ergebnis stundenlanger Arbeit, z. B. des vorsichtigen Entfernens von störenden Elementen in Adobe Photoshop. Indem Fotografierende ein Bild zuschneiden, bereinigen und sorgfältig bearbeiten, ziehen sie den Blick von Betrachtenden auf den Fokuspunkt und sorgen dafür, dass die einsame Person in der Leere perfekt zur Geltung kommt.