Mit negativem Raum verwandelst du nichts in etwas.
Bei der Fotografie des negativen Raums werden Motive auf dramatische Weise in ihren Umgebungen platziert, um mit negativem Raum und Leere eine Geschichte zu erzählen.
Bild von Will Milne
Was ist die Fotografie des negativen Raums?
Die Fotografie des negativen Raums ist verwandt mit der minimalistischen Fotografie. Sie betont nicht nur das Motiv, sondern auch den leeren Raum um das Motiv herum. Der Blick des Betrachters wird vielleicht auf eine zentrale Figur gelenkt, doch der große leere Bereich, der diese Figur umgibt und sie definiert, fällt ebenfalls ins Auge. Die Leere (egal, in welcher Form) definiert und betont das Motiv. „Wenn das Model oder das Motiv das Substantiv ist“, erklärt Fotograf Jimmy Marble, „dann ist der negative Raum das Adjektiv.“
„Es ist Minimalismus in fotografischer Form“, so Fotograf Will Milne. „Das Bild enthält einen Fokuspunkt und sehr wenige andere Elemente.“ Der Fokuspunkt oder das Hauptmotiv ist der positive Raum. Der Rest des Bildes – ob ein leerer Himmel oder ein weißer Studiohintergrund – ist der negative Raum.
Unabhängig von deinem Fokuspunkt oder Motiv darf der Raum darum herum nicht zu übersehen sein. „Der negative Raum soll dem Motiv die Schau stehlen“, rät Petecia Le Fawnhawk-Maggiori. Eine gute Faustregel ist, dass die Menge des negativen Raums mindestens die Hälfte des Fotos einnehmen sollte, um den richtigen Effekt zu erzielen. Ein Beispiel für die Fotografie des negativen Raums ist ein Landschaftsfoto, auf dem eine einzige Person in der Ferne zu sehen ist und das hierdurch ein Gefühl der Weite und Einsamkeit vermittelt.
Die Elemente von Aufnahmen mit negativem Raum.
Bei Fotos mit negativem Raum geht es um das Zwischenspiel zwischen dem Motiv und seiner Umgebung. „Ich versuche immer, meine Fotos von einem Design-Standpunkt zu betrachten“, so Marble. „Du hast einen Kasten (deinen Rahmen), in dem du alles anordnen musst.“ In diesem Rahmen nimmt das Motiv in der Regel weniger als die Hälfte des Bildes ein – der Großteil des verbleibenden Platzes wird dem negativen Raum überlassen.
Fotografen, die mit negativem Raum arbeiten, verwenden dennoch die Regeln fotografischer Komposition, wie die Drittelregel. Doch der Stil erlaubt einen einzigartigen Ansatz für diese Richtlinien. „Versuche, deine Bilder auf kreative Weise zu dritteln“, rät Marble. „Auf meinen Bildern habe ich gerne Objekte ganz weit im Vordergrund und ganz weit im Hintergrund.“
Bild von Will Milne
Da diese Fotos in der Regel nur sehr wenige Elemente enthalten, müssen diese Elemente sehr viel Gewicht tragen. Jeder Aspekt muss gut umgesetzt werden. „Du musst dir sicher sein, dass deine Motive wirklich stark sind“, so Milne. „Diese Art der Fotografie wirkt zwar auf den ersten Blick recht einfach, doch du musst nicht nur den Vorder- und Hintergrund im Blick behalten, sondern auch störende Elemente beachten und dir überlegen, wie du sie entfernen kannst.“
Beispiele für negativen Raum.
Negative Räume sind meist einfarbige Hintergründe, wie eine Betonwand, Rollen mit buntem Papier oder ein schwarzer Studiohintergrund. Aber das ist nur der Anfang: Leere kann viele Formen annehmen.
Negative Räume müssen nicht einfarbig sein. Auch Gras kann ein negativer Raum sein, obwohl es eine deutliche Struktur aufweist. Ebenso kann Wüstensand mit seinen erkennbaren Variationen oder ein wolkiger Himmel als dramatischer, leerer Raum dienen – trotz ihrer Mehrfarbigkeit. Bei der Fotografie des negativen Raums geht es um die Beziehung zwischen dem Motiv und seiner weiten Umgebung – egal, ob eine endlose Graslandschaft, eine riesige Wüste oder ein offener Himmel. Das Gefühl der Weite sowie ausreichend Raum für das Motiv spielen bei dieser Art der Fotografie eine deutlich größere Rolle als die exakte Art des negativen Raums. Die Möglichkeiten umfassen viel mehr als nur minimalistische einfarbige Hintergründe.
Bilder von Will Milne
Auswirkung von Licht auf den negativen Raum.
„Du kannst Licht und Schatten nutzen, um negativen Raum zu schaffen“, rät Marble. Mit der richtigen Beleuchtung kannst du Motive auf krasse und dramatische Weise darstellen und Schatten, die sich bis in den Hintergrund erstrecken, können die Beziehung des Motivs zu seiner Umgebung betonen. Das funktioniert am besten mit hellem und direktem Licht.
„Nur mit hartem Licht hast du die Möglichkeit, dich wirklich auf die Form deines Motivs zu konzentrieren“, erklärt Milne. Weicheres Licht erzeugt auch weichere Schatten – und dieser Effekt kann dem scharfkantigen Look im Weg stehen, der viele Fotos mit negativem Raum ausmacht.
Schaffe deinen eigenen negativen Raum.
„Schränke dich bei negativen Räumen nicht selbst ein, sondern bleibe offen für neue Ideen. Es gibt alle möglichen Arten negativer Räume, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.“ Der negative Raum kann sogar durch Änderung der Kameraeinstellungen erzeugt werden. Eine geringe Tiefenschärfe kann einen verschwommenen Hintergrund erzeugen, vor dem dein Motiv richtig wirken kann. Und mit der richtigen Komposition kannst du jede Szenerie in einen negativen Raum umwandeln, der sofort die Blicke der Betrachter auf sich zieht. Bei der Fotografie des negativen Raums geht es um Kontrast und Weite. Ein erfahrener Fotograf kann diesen Effekt mit Bokeh- oder anderen Effekten erzielen, die einen Teil des Bildes in einen verschwommenen negativen Raum verwandeln, der das scharfkantige Motiv umgibt.
Fotos von Leere können jedes Thema behandeln. Der negative Raum lässt sich in verschiedensten Arten der Fotografie einsetzen: in der Food- oder Modefotografie, in der Straßenfotografie an einer belebten New Yorker Ecke, in Porträts professioneller Models und sogar in der Produktfotografie. Das Motiv muss nur in einem offenen Bereich platziert und von ausreichend leerem Raum umgeben sein, um damit zu interagieren. So kann jeder Fotograf den negativen Raum verwenden, um überwältigende Bilder zu schaffen.
Das Gefühl von Bildern mit negativem Raum.
Das Wichtigste an Fotos mit negativem Raum ist das Gefühl, das sie Betrachtern vermitteln. Eine Person, die von Leere umgeben ist, zeigt die Beziehung zwischen dieser Person und ihrer Szenerie. In den meisten Fällen ist diese Szenerie und der umgebende Raum größer und gewaltiger als das Motiv – buchstäblich und im übertragenen Sinne. Die Kombination aus positivem und negativem Raum erzeugt einen faszinierenden Effekt.
Eine gute Möglichkeit, diesen Effekt zu verinnerlichen und deine Fähigkeiten rund um Fotos mit negativem Raum zu erweitern, besteht darin, viele verschiedene Räume zu erkunden. Durch Erkundung und Erfahrung gewinnst du ein Gefühl für den emotionalen Inhalt eines Raums. Das hilft dir letztlich dabei, dieses Gefühl einzufangen. „Nutze alles, was die Natur zu bieten hat. Finde heraus, was es bedeutet, klein zu sein“, so Le Fawnhawk-Maggiori. „Entdecke weitere Features. Du kannst den Raum nur darstellen, indem du ihn erfährst.“
Sorge für die nötige Leere. Da Bilder mit negativem Raum oft sehr minimalistisch sind, muss alles klar und perfekt aussehen und zum allgemeinen Effekt beitragen. Deshalb solltest du alle störenden Elemente wegschneiden. Was wie ein weiter und leerer Bereich aussieht, ist oft das Ergebnis stundenlanger Arbeit, bei der Fotografen Ablenkungen in Adobe Photoshop entfernen. Indem sie das Bild zuschneiden, aufräumen und sorgfältig bearbeiten, ziehen sie den Blick der Betrachter auf den Fokuspunkt und sorgen dafür, dass die einsame Person in der Leere perfekt zur Geltung kommt.
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