Bilder von Chris Sidla
Fotografie.
Bewegungsunschärfe gibt Action-Bildern eine künstlerische Note. Erhalte Tipps und Ratschläge, wie du dein nächstes Foto mit Bewegungsunschärfe perfektionierst.
INHALT.
Storytelling mit Bewegungsunschärfe
Die richtigen Kameraeinstellungen für Bewegungsunschärfe
Tipps zum Aufnehmen von Bewegungsunschärfe
Durch Bewegungsunschärfe erzählen deine Bilder interessantere Geschichten. Erfahre, wie du mit den richtigen Kameraeinstellungen optimale Ergebnisse erzielst: Durch langsame Verschlusszeiten Unschärfe erzeugen, die passende Belichtung wählen und Bildrauschen durch einen niedrigeren ISO-Werts reduzieren. Bei der Nachbearbeitung in Photoshop kannst die Unschärfeeffekte weiter verstärken.
Bewegungsunschärfe ist eine Technik für die Langzeitfotografie, mit der du das Gefühl von Bewegung oder Handlung in einem Standbild vermitteln kannst. „Sie gibt uns die Möglichkeit, Dinge so zu sehen, wie wir es allein nicht können“, erklärt Fotograf Chris Sidla.
Während bei Action-Aufnahmen oft ein bewegtes Motiv mit schnellen Verschlussgeschwindigkeiten eingefroren wird, sind für Bewegungsunschärfe langsame Verschlusszeiten gefragt. So entstehen Fotos mit Langzeitbelichtung, die den Bewegungszeitpunkt weichzeichnen.
Ganz gleich, ob du anhand der Heckleuchten auf einer Autobahn bei Nacht ein Gefühl von Geschwindigkeit erzeugen möchtest, oder ob du die abstrakte Wirkung von Menschen erfassen willst, die eine geschäftige Kreuzung überqueren – mit Bewegungsunschärfe kannst du eine neue Sicht auf die Realität ausdrücken.
Es gibt keine allgemeingültige Anwendung für Bewegungsunschärfe. Stattdessen, so erklärt Fotograf Chris Low, „ist es eine Technik, mit der man Geschichten erzählen kann.“ „Man kann sie benutzen, um Emotionen auszudrücken oder eine Verbindung herzustellen. Meine Erfahrung mit Bewegungsunschärfe kommt hauptsächlich aus der Sportfotografie.“ Weitere beliebte Beispiele für Bewegungsunschärfe sind Automobilfotografie, geschäftige Stadtszenen und konzeptionelle Aufnahmen.
Chris Sidla arbeitet besonders bei Landschaftsbildern mit Bewegungsunschärfe, vorzugsweise beim Fotografieren von Wasserfällen oder dem Meer. „Sie hilft, das Wasser zu glätten, während es über die Klippe fließt, oder Wellen an einem Strand“, so Sidla. „Ich habe viele Bekannte, die Sternspuren aufnehmen, um die Rotation des Universums um uns herum zu erfassen.“
Meist wird durch Bewegungsunschärfe nicht der gesamte Frame weichgezeichnet. Im Fokus ist entweder das Motiv oder der Hintergrund, während das jeweils andere unscharf bleibt. Egal welchen Effekt du erzielen möchtest – Spezialausrüstung oder komplexe Techniken sind nicht erforderlich, um mit Bewegungsunschärfe zu arbeiten. Alles, was du brauchst, sind eine Kamera, ein wenig Know-how und Zeit zum Ausprobieren.
Fotograf: Chris Sidla
Bei der Bewegungsunschärfe kommt es vor allem auf die Verschlusszeit und die Interaktion mit dem Licht an. Mit einer langsamen Verschlusszeit erzeugst du Unschärfe. Je langsamer die Verschlusszeit (manchmal auch als lange Verschlusszeit bezeichnet), desto mehr Licht gelangt auf deinen Kamerasensor. Da der Verschluss länger geöffnet ist, werden mehr visuelle Informationen erfasst, z. B. Bewegungsunschärfe. Dies kann auch bei schwachem Licht hilfreich sein, aber meist musst du andere Einstellungen anpassen, um die Lichtmenge in deinem Frame zu begrenzen und das Überbelichtungspotenzial einer Langzeitbelichtungsaufnahme auszugleichen.
Um größtmögliche Kontrolle zu haben, erstellst du deine Aufnahme im manuellen Modus. Du kannst mit fast jeder DSLR- oder Filmkamera arbeiten, wenn du dein Belichtungsdreieck aus Verschlusszeit, Blende und ISO anpassen kannst. Wenn du nicht vollständig manuell arbeiten möchtest, kannst du im Zeitvorwahlmodus die Verschlusszeit auswählen. Die Kamera passt die anderen Einstellungen an.
Schnelle Verschlussgeschwindigkeiten wie 1/1000 Sekunde frieren bewegte Objekte ein, während eine langsame Verschlusszeit für deine gewünschte Weichzeichnung sorgt. Je nachdem, wie viel Unschärfe du möchtest, wie schnell sich das Motiv bewegt und wie viel Licht vorhanden ist, kann eine längere Verschlusszeit zwischen 1/60 Sekunde und 30 Minuten liegen.
Für die meisten Tageslichtszenen ist ein höherer Blendenwert erforderlich, d. h., weniger Licht gelangt durch eine kleinere Blendenöffnung. Wenn du jedoch bei schwachem Licht arbeitest, könnte eine größere Blende gut funktionieren. Sobald du weißt, wie lange der Verschluss geöffnet sein muss, um die gewünschte Bewegung zu erfassen, kannst du die Blende anpassen, um das Foto richtig zu belichten.
Die ISO-Einstellung steuert die Lichtempfindlichkeit deiner Kamera. Um weniger Licht einfallen zu lassen, benötigst du einen niedrigeren ISO-Wert. Ein niedrigerer ISO-Wert hilft dir auch, dein Foto nicht zu körnig werden zu lassen. Generell solltest du so nahe an ISO 100 wie möglich arbeiten, aber wenn du bei Aufnahmen im Dunkeln mehr Licht brauchst, kannst du durchaus auch 800 oder 1600 verwenden.
Fotograf: Chris Sidla
Du musst wahrscheinlich viel ausprobieren, um perfekte Bewegungsunschärfe zu erzielen, egal wie viel Erfahrung du mitbringst. Kurz gesagt, „Plane so viel wie möglich. Lege vorab fest, was im Fokus liegen soll und wie viel Unschärfe du willst. Und mache so viele Aufnahmen, wie du brauchst“, so Low.
„Wenn du Bewegungsunschärfe verwendest, musst du deine Aufnahmen perfekt gestalten“, ergänzt Sidla. „Sonst sieht es womöglich einfach nur verwackelt aus.“
Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert passen die Belichtungszeit an. Nimm also viele Fotos auf, um herauszufinden, was für deine Situation am besten geeignet ist. „Du musst jede Situation unabhängig betrachten und entscheiden, was für dieses Szenario am besten funktioniert“, erklärt Low.
„Fotografiere frühmorgens oder in den späten Abendstunden. Um diese Zeit ist es am wahrscheinlichsten, ein perfektes Ergebnis zu erzielen“, empfiehlt Sidla. Die goldene Stunde – unmittelbar vor Sonnenuntergang und nach Sonnenaufgang – ist ideal für Fotoaufnahmen. Dies hat viele Gründe, aber gerade bei Bewegungsunschärfe hilft diese Tageszeit, die Umgebungslichtpegel niedrig zu halten.
Ein Neutraldichtefilter (ND) sorgt dafür, dass du länger am Tag mit Bewegungsunschärfe fotografieren kannst. ND-Filter werden häufig bei Landschaftsaufnahmen verwendet, um die Lichtmenge zu verringern, die auf deinen Sensor trifft, sodass du mit einer langsameren Verschlusszeit oder einer breiteren Blende aufnehmen kannst, ohne die Belichtung bei Tageslicht zu sprengen. „Ich wünschte, ich hätte mich früher für die Verwendung eines Graufilters entschieden“, so Chris.
Wenn deine Kamera über IBIS (In-Body Image Stabilization) verfügt, kann es möglich sein, sie ohne zu viele unerwünschte Kamerabewegungen mit der Hand zu halten. Ein Stativ hält deine Komposition stabil, was bei weiteren Teleaufnahmen oder Zoom-Objektiven von Hand sehr schwer zu bewerkstelligen ist.
Schwenken ist eine weitere Möglichkeit, Bewegung in einer Aufnahme darzustellen. Statt deine Aufnahme mit einem Stativ zu stabilisieren und ein Motiv in Bewegung weichzuzeichnen, verwendest du die Schwenktechnik, um die Kamera zusammen mit dem Motiv zu bewegen und es vor einem weichgezeichneten Hintergrund im Fokus zu halten.
Bilder von Chris Sidla
„Erzeuge mit der Kamera so gute Aufnahmen wie möglich, und nutze deine Werkzeuge für die Nachbearbeitung, um deine Arbeit zu perfektionieren“, rät Low. Auf diese Weise bist du nicht versucht, dich zu sehr auf die Bearbeitung zu verlassen, um großartige Aufnahmen zu erhalten.
Du kannst dein finales Bild sowohl in Adobe Photoshop als auch in Photoshop Lightroom retuschieren. Wenn du jedoch den Effekt verstärken möchtest, kannst du in Photoshop einen Bewegungsunschärfeeffekt nachbilden. In diesem Tutorial erfährst du, wie das geht.
„Die beste Methode, alles für deine Fotos herauszuholen, ist es, einfach immer wieder zu probieren“, erklärt Chris. „Probiere Dinge aus, und wenn sie nicht klappen, lasse dich nicht entmutigen. Nutze jeden Misserfolg als Chance, dich zu verbessern.“
Besonders bei Techniken wie Bewegungsunschärfe sind glückliche Zufälle häufiger, als man meinen möchte. Experimentiere, sei kreativ bei deiner Komposition und offen für Gelegenheiten, wenn sie sich bieten.
„Nutze diese Wiederholungen. Es kommt vor allem auf die Übung an – und auf die Arbeit, die du hineinsteckst“, erklärt Low. „Deine Fotos werden beweisen, welchen Aufwand du betrieben hast.“
Mitwirkende.