Nimm dir Zeit für Langzeitbelichtung.
Durch die Anpassung der Verschlusszeit können Fotografen die Zeit kontrollieren. Erfahre, wie du mit Langzeitbelichtungen Sterne in leuchtende Lichtspuren und rauschende Flüsse in weiche Wasserbetten verwandeln kannst.
Lerne die Feinheiten der Langzeitbelichtung kennen.
Mit einer kurzen Verschlusszeit können Fotografen Szenen einfrieren und eine Momentaufnahme der Welt erstellen. Bei längerer Belichtung ändert sich dieses Zeitgefühl: Das Foto wird dynamischer. „Bei der Langzeitbelichtung gestattest du dem Sensor deiner Kamera, das Licht länger zu erfassen. Ein wesentliches Ziel dabei ist, mehr Details in den dunkleren Bereichen der Szene sichtbar zu machen“, erklärt der Fotograf Nick Ulivieri. „Wenn es um kreativere Bilder geht, kannst du mit der Langzeitbelichtung in deinen Fotos ein Gefühl von Bewegung transportieren.“
Das durchschnittliche Foto wird mit einer Verschlusszeit von 1/60 s aufgenommen. Wenn du die Verschlusszeit änderst und den Verschluss der Kamera länger offen lässt, kann die Kamera nicht nur mehr Licht, sondern auch mehr Details erfassen. Aber der offene Verschluss wirkt sich auf die anderen Kameraeinstellungen aus, darunter die Blende und der ISO-Wert. Mit einer längeren Belichtung kannst du beeindruckende Bilder aufnehmen. Damit das gelingt, musst du aber erst ein bisschen experimentieren und Testfotos machen, um die richtige Belichtungszeit herauszufinden.
Die technischen Details.
Wenn die Landschaftsfotografie oder die Nachtfotografie dein Ziel ist, ist es wichtig, die technischen Zusammenhänge der Langzeitbelichtung zu verstehen. Bei schwachem Licht, z. B. direkt nach Sonnenuntergang, wenn der Himmel voller Farben ist, wirst du diesem tollen Anblick mit einem Schnappschuss bei kurzer Belichtung nicht gerecht. Aber einfach eine lange Verschlusszeit einzustellen, bringt dir auch nicht das gewünschte Ergebnis.
Sorge für die richtige Ausrüstung.
Eine perfekte Langzeitbelichtung benötigt neben viel Übung auch ein umfassendes Verständnis deiner Kamera und sonstigen Ausrüstung. Damit das Bild gelingt, musst du vermeiden, dass die Kamera wackelt. „Das Stativ ist das Allerwichtigste. Wenn du kein Stativ hast und deine Kamera von einer Windböe erfasst wird, erhältst du ein verwackeltes Bild“, so der Fotograf und Professor Adam Long. Kameraverwacklungen können schon entstehen, wenn du nur den Auslöser betätigst. Mit einem externen Auslöser kannst du eine Zeit festlegen und die Aufnahme auslösen, ohne die Kamera berühren zu müssen.
Im manuellen Modus fotografieren.
Keine Kamera ist wie die andere. Aber DSLRs und Digitalkameras verfügen über einen manuellen Modus, in dem Fotografen die Einstellungen für Blende, Verschlusszeit und ISO selbst auswählen können. Für Langzeitbelichtungen ist bei manchen Kameras eine Verschlusszeit von bis zu 30 Sekunden möglich. Um länger zu belichten, musst du den Bulb-Modus verwenden. In diesem Modus wird das Bild so lange belichtet, wie du den Auslöser gedrückt hältst.
Zwischen Verschlusszeit, Blende und ISO besteht ein enger Zusammenhang. Alle drei Werte wirken sich auf die Belichtung deines Fotos aus. Wenn du einen dieser Werte änderst, müssen sich die anderen beiden ebenfalls ändern. Wenn du eine große Blendenzahl einstellst, wird die Blende (die Öffnung) deiner Kamera sehr klein, wodurch weniger Licht am Kamerasensor ankommt. Bei einer kleineren Blende brauchst du daher eine längere Verschluss- und Belichtungszeit und musst evtl. einen höheren ISO-Wert (d. h. eine höhere Lichtempfindlichkeit) auswählen. Je höher der ISO-Wert, desto körniger wird allerdings auch das Foto.
Die meisten Langzeitbelichtungen werden mit einer großen Blendenzahl aufgenommen, um eine Überbelichtung des Fotos zu verhindern. Du kannst auch mit einer kleinen Blendenzahl Langzeitbelichtungen aufnehmen. Dazu sind aber ein paar zusätzliche Schritte nötig.
Filter für neutrale Dichte, auch als ND-Filter oder Graufilter bekannt, werden vor dem Kameraobjektiv angebracht, um die Lichtmenge zu reduzieren, die in die Kamera eintritt. Damit kannst du eine niedrige Blendenzahl und einen niedrigen ISO-Wert verwenden, wenn du mit langer Verschlusszeit fotografierst. Graufilter sind hilfreich, wenn du tagsüber fotografierst und das Licht besonders hell ist. Kurz gesagt: Mit einem Graufilter hat der Fotograf mehr Kontrolle über die Tiefenschärfe und die Verschlusszeit.
Manueller Fokus.
Anstelle des Autofokus solltest du die manuellen Fokuseinstellungen deiner Kamera verwenden. Mit dem manuellen Fokus kannst du sehr präzise auswählen, wo deine Tiefenschärfe liegt und welche Objekte scharf abgebildet werden. So kannst du vermeiden, dass deine Kamera auf das falsche Objekt im Bild scharf stellt und deine Zwei-Minuten-Belichtung ruiniert.
Entdecke die Möglichkeiten der Langzeitbelichtung.
Den technischen Hintergrund der Langzeitbelichtung kennst du nun. Zeit also, um die Möglichkeiten zu entdecken! Wie auch bei anderen Stilen der Fotografie kannst du hier nicht alles kontrollieren. „Wenn der Wind die Äste bewegt oder ein Auto durch deine Aufnahme fährt, musst du das antizipieren. Du musst dir vorher vorstellen, wie das Foto aussehen wird“, sagt Long. Diese Fähigkeit kannst du durch Übung stetig verbessern. Gleichzeitig lernst du, was du kontrollieren kannst – und wie du es kontrollieren kannst. So bist du in der Lage, in jeder Umgebung und Situation die bestmöglichen Bilder aufzunehmen.
Landschaftsaufnahmen mit Langzeitbelichtung.
Zu den besten Gelegenheiten für Langzeitbelichtungen gehört die Zeit zwischen 15 bis 60 Minuten nach Sonnenuntergang. „Da ist das schönste Licht, und der Himmel ist noch farbig. Das ist eine großartige Zeit für Langzeitbelichtungen, weil man eine gleichmäßige Belichtung zwischen dem dunkelblauen Himmel und den Lichtern der Stadt erreichen kann“, erklärt Ulivieri. Mit Langzeitbelichtungen kannst du die Atmosphäre und Stimmung eines Ortes perfekt einfangen. Ganz gleich, ob du verträumte Landschaften oder beeindruckende Meerespanoramen fotografierst – mit Langzeitbelichtungen sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Nachtaufnahmen.
„Nachtaufnahmen gehören zu den häufigsten Einsatzszenarien für Langzeitbelichtungen“, sagt Long. Da es nachts wenig Umgebungslicht gibt, brauchst du zum Ausgleich eine längere Belichtung. Gleich, ob du Sternenspuren über mehrere Stunden hinweg fotografierst oder die Lichtspuren eines vorbeifahrenden Autos aufnimmst: Nachtaufnahmen bieten die Möglichkeit, das Verstreichen der Zeit mit Langzeitbelichtungen sichtbar zu machen. Und das führt oft zu extrem schönen Fotos.
Blitz- und Gewitterfotografie.
Einzigartige Aufnahmen entstehen auch, wenn du mit Langzeitbelichtung die unberechenbare Dramatik von Blitzen und Gewittern einfängst. Den Zeitpunkt des Blitzeinschlags könne man nie genau vorhersagen, erklärt Ulivieri. „Wenn ich 12-Sekunden-Belichtungen aufnehme, wie es die Bedingungen der Situation erfordern, muss ich sie einfach immer wieder in kurzen Abständen aufnehmen und hoffen, dass ich den Moment erwische, in dem der Blitz einschlägt.“ Etwas so Dynamisches in einem einzigen Foto zu erfassen setzt viel Übung und Geduld voraus. Aber wenn du die technischen Zusammenhänge der Langzeitbelichtung verinnerlicht hast, bist du diesem Ziel ein gutes Stück nähergekommen.
Für welches Motiv du dich auch entscheidest: Mit Langzeitbelichtungen kontrollierst du die Zeit. Durch Versuch und Irrtum kannst du herausfinden, welche Einstellungen und welches Zubehör je nach Situation am besten funktionieren. Jetzt musst du dich nur noch entscheiden, was du als Erstes fotografierst.
Mitwirkende.
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