Fußballfotografie: Expertentipps von

Fotograf Sascha Steinbach.

Von Sportfotograf Sascha Steinbach

Wer schon mal ein Fußballspiel hautnah im Stadion erlebt hat, weiß, wie es sich anfühlt, wenn die Spieler ihr Bestes für den Sieg geben. Die Erfolgsmomente eines Spiels fotografisch festzuhalten, ist bei den schnellen Bewegungen gar nicht so einfach. Sportfotograf Sascha Steinbach verrät seine Tipps für die besten Fußballfotos.

Colorful townhomes reflected in a large puddle of water on a sidewalk
A person standing in the middle of a roadway leading to a snow-covered mountain range

Das Schöne an der Fußballfotografie ist, dass sie genau das sagt, was sie ist: Fotografie rund um den Fußball. Ob vor dem Spiel, während des Matches oder danach in der Mannschaftskabine: Fußballfotografen sind immer zur Stelle, um nah an der Mannschaft zu sein und das Geschehen auf und abseits des Rasens festzuhalten.

Fußballfotografie ist immer wieder eine neue Herausforderung, weil man nie weiß, was als Nächstes passieren wird. Alles ist möglich: Sieg oder Niederlage? Elfmeterschuss oder unerwarteter Pass? Flexibilität und Spontanität sind fester Bestandteil der Fußballfotografie. Dabei hat jeder Fotograf seine eigene Arbeitsmethode und seinen eigenen Stil, den er bevorzugt. 

Dies gilt sowohl für die Arbeit am Spielfeldrand als auch für die Nachbearbeitung. Wie die meisten Fotografen ziehe ich es zwar vor, meine Bilder selbst zu bearbeiten, da ich gerne meinen eigenen Stil präsentieren will. Oft werden Bilder jedoch anders nachbearbeitet, als ich es mir vorstelle – und auch das ist Teil des Jobs eines Sportfotografen. 

Tipps für hochwertige Fußballfotos.

Um die emotionalen Momente auf dem Spielfeld zu erkennen oder Situationen schon im Vorfeld einordnen zu können, braucht man Erfahrung und ein Gefühl für den Sport. Ein guter Fotograf verfolgt das Spiel leidenschaftlich und bereitet sich immer auf den nächsten Moment vor. 

Ich nutze einige Tricks, um mich besser auf das Spiel und das Geschehen einzulassen. Schon vor dem Spiel zu wissen, welche Möglichkeiten das Feld oder Stadion bietet und welche Verhältnisse und Beschaffenheiten vor Ort herrschen, geben mir mehr Freiraum für hochwertige Fotos.

Warum die Veranstaltungsorte für Fußballfotos wichtig sind.

A person holding up a camera lens through which a part of a bridge is showing

Die Atmosphäre und die Fanbindung in der Ersten Liga sind gerade im Ruhrgebiet und im Rheinland sehr speziell und loyal – das gilt auch für uns Fotografen. Klar, dass mein Herz schwarz-gelb ist und für den BVB schlägt. Wenn man während solcher Spiele fotografiert, lässt man sich auch schnell selbst mitreißen und verleiht seinen Bildern so zusätzliche Emotionalität. 

 

Ich war damals der erste Fotograf, den Jürgen Klopp in Dortmund im Fahrstuhl getroffen hat, als er auf der Suche nach der Pressekonferenz war. Ich habe ihm den Weg gezeigt, da ich mich im Stadion sehr gut auskannte. Die Location ist einfach großartig: Wenn man sich die Südtribüne anschaut, kann man kaum glauben, dass sie mit 20.000 Menschen gefüllt wird. Ein tolles Bild!

 

Es gibt viele großartige Stadien, in denen ich gerne fotografiere. Ich habe jedoch definitiv einen Lieblingsort: Das Grotenburg-Stadion in Krefeld. Es ist eine eher kleine Spielstätte und war der Austragungsort des ersten Spiels, das ich mit meinem Vater besucht habe. Ich habe immer noch großartige Erinnerungen an diesen Tag und das Spiel vor Ort. 
 

Welcher Winkel ist der beste?

 

Aus welchem Winkel die Bilder geschossen werden sollten, ist immer die Entscheidung des Fotografen und kommt auf den Moment an. Es gibt jedoch einige Anhaltspunkte, die dir helfen herauszufinden, ob es am besten ist, von oben, von unten oder parallel zu den Spielern zu fotografieren.

Die Ecke.

A lighthouse on a small grassy hillside and its reflection in a water puddle in front of it

Normalerweise erhältst du einen besonderen Winkel, wenn du die Position an der Ecke einnimmst. In den letzten Wochen und Monaten, als die Pandemie ihren Höhepunkt erreicht hatte, war es aber nicht immer einfach, die gewünschte Position zu übernehmen. Im Moment sind nur bis zu sechs Fotografen im Stadion erlaubt und die Plätze werden dir im Voraus zugewiesen. 

 

Der Manager.

A lighthouse on a small grassy hillside and its reflection in a water puddle in front of it

Besonders glücklich ist man, wenn man auf der Seite der Manager sitzen darf, da du ihre Reaktionen so viel besser einfangen kannst. Zudem hat man einen weiten Überblick über das gesamte Spielfeld und kann das Geschehen einwandfrei überblicken. Ich fotografiere normalerweise mit einem 400 mm Objektiv. Persönlich ziehe ich Objektive mit einer größeren Blende vor. 

Vom Boden.

A lighthouse on a small grassy hillside and its reflection in a water puddle in front of it

Die Verwendung eines offenen Winkels mit einem kurzen Objektiv ist allgemein am besten: Fotografen sitzen gerne so tief wie möglich, um vom Boden die beste Perspektive zu erhalten. Hier muss man jedoch sehr auf die Umgebung achten: Hindernisse und Banner, die im Weg sein können, können deine Sicht einschränken. 

In vielen deutschen Stadien sind die Werbetafeln etwa bis zu 1,50 Meter hoch. Man muss also damit rechnen, dass eine bodennahe Sichtachse sich damit kaum realisieren lässt.

Bei Wind und Wetter fotografieren.

Nicht immer herrschen die idealen Wetterbedingungen und Sonnenschein, wenn ein Spiel beginnt. Wie die Spieler sind auch Sportfotografen den Wetterumständen ausgeliefert und müssen mit grauen Wolken oder Unwetter leben. Besonders wenn es regnet, fotografiere ich nur sehr ungern. 

Besondere Licht- und Wetterbedingungen sind oft schwerer zu bearbeiten - aber die digitale Spiegelreflexkamera gibt Fotografen die Möglichkeit, besondere Lichtverhältnisse auch zu ihrem Vorteil zu nutzen. Das gelingt mit sogenannten Spotmessungen besonders gut: Sie können spezielle Stile kreieren, weil sie den hellsten Punkt im Rahmen messen, sodass die gesamte Umgebung am Ende dunkler erscheint. 

Wenn ich etwa ein dunkles Spielfeld fotografiere, bei dem die hohe Tribüne das natürliche Licht verdeckt und nur ein Lichtspot auf einen Spieler fällt, kann das besonders dramatisch wirken. Der Spieler steht noch mehr im Fokus und hebt sich vom Hintergrund ab.

Herausforderungen der Fußballfotografie.

A lighthouse on a small grassy hillside and its reflection in a water puddle in front of it

Eine jubelnde Menge, ein glücklicher Spieler, die Tränen der Gegner: Es gibt viele Momente, die für emotionale Aufnahmen sorgen. Doch es gehört mehr als nur Timing dazu, um ein perfektes Bild zu schießen. Folgende Faktoren beeinflussen das Endergebnis. 

Licht.

Licht ist der wesentlichste Faktor, um eine Stimmung oder Atmosphäre in Fußballfotos zu erzeugen. Ich bin kein Fan von „flachem“ Licht und verwende keine Blitzlichter an meiner DSLR. Der Blitz erzeugt keine Atmosphäre und lässt das Bild künstlich aussehen. 

A lighthouse on a small grassy hillside and its reflection in a water puddle in front of it

Besonderes Licht entsteht, wenn die Sonne zum Beispiel am Abend tiefer steht, weil das mehr Tiefe in einem Foto schafft und sich die Schatten länger ziehen. Es kann auch schön wirken, gegen das Licht zu fotografieren, denn so entstehen Flares für einen individuellen Touch: Mit diesen einfachen Mitteln kann ich meinen eigenen Stil einfließen lassen.

Geschwindigkeit.

Noch vor 30 oder 40 Jahren war die Geschwindigkeit von Fußballspielen ganz anders als heute: Früher hielten die Spieler den Ball bis zu 8 Sekunden lang. Mittlerweile geht im Fußball alles so schnell, dass man schon beim Blinzeln einen entscheidenden Moment verpassen kann. In vielen Fällen hat sich die Situation bereits verändert, bis man seine Kamera fokussiert hat.

In der Fußballfotografie kommen daher in den meisten Fällen nur kurze Verschlusszeiten zum Einsatz. Wer zeigen will, wie schnell Spieler laufen, muss die Einstellungen auf eine kürzere Verschlusszeit ändern. Je nach Lichtverhältnissen kann das bis zu einer 1/10 oder 1/8 einer Sekunde sein.

Manuelle Einstellungen.

A lighthouse on a small grassy hillside and its reflection in a water puddle in front of it

Es ist keine Herausforderung, mit einem Standardobjektiv zu fotografieren, das voreingestellt ist. Viel spannender finde ich es, lange Objektive zu verwenden und zu antizipieren, was als Nächstes passieren könnte. Es gibt so viele Fälle, die eintreten könnten: das letzte Tor des Spiels, ein fieses Foul oder eine verpasste Torchance. Ich konzentriere mich in diesen Momenten auf die mögliche Situation – und werde oft überrascht, wenn plötzlich etwas ganz Unerwartetes am anderen Ende des Spielfelds geschieht.

Man muss auch etwas Glück haben, um in der richtigen Position zu sein. Aber ich bin nur ein Teil einer großen Gruppe von Fußballfotografen vor Ort - und wir alle wollen diese eine besondere Aufnahme erzielen. Als Teil eines Kollektivs, in dem die Kollegen ihre besten Ergebnisse mit mir teilen können, ist es spannend zu sehen, wenn andere Fotografen diese eine besondere Aufnahme schießen.

Mein persönlicher Anspruch ist es, ein vollständiges und objektives Bild zu machen, das eine aussagekräftige Geschichte erzählt. Anderes Licht, ein anderer Winkel, andere Emotionen: Jedes Spiel und jedes Foto ist einzigartig.

Tipps zur Nachbearbeitung von Fußballbildern.

A lighthouse on a small grassy hillside and its reflection in a water puddle in front of it

Ich arbeite für eine Agentur und wir haben einen gewissen Spielraum für Kreativität. Bei der Bearbeitung des Champions-League-Finals habe ich schon bis 3 Uhr morgens mehrere Hundert Fotos bearbeitet. Es ist ein immenser Zeitdruck, die Bilder schnell zu bearbeiten und dabei die besten Resultate zu erzielen.

Ich gehe daher Schritt für Schritt vor. Meine Routine ist wichtig, damit der Prozess reibungslos abläuft:

  1. Aussortieren. Ich treffe die Vorauswahl der besten Bilder.
  2. Fokus. Ich frage mich: Was ist das Wichtigste am Spiel? War es eine Gelbe Karte oder eine Verletzung? Wie war die Reaktion des Managers?
  3. Auswahl. Ich lege die finale Bildauswahl fest.
  4. Technische Bearbeitung. Ich achte auf die Belichtung und Farbverfälschungen, die möglicherweise beim Fotografieren entstanden sind.
  5. Bilder teilen. Für die Bearbeitung bleiben mir oft nicht mehr als 30 Sekunden pro Bild, weil ich meine Fotos auch richtig beschriften muss, bevor sie an die jeweiligen Redakteure weitergegeben werden.

Die Herausforderung besteht darin, alle Fotos für die Nachrichten schnell auszuwählen und zu bearbeiten. Zweifellos ist es aber auch eine technische Herausforderung. Manchmal kann ich sogar nur 15 Sekunden für die Bearbeitung eines Bildes aufwenden, was nur dank meiner Erfahrung möglich ist.

Ich nenne mich selbst auch scherzhaft „das Zuschneidemonster“, weil ich meine Fotos meistens im Nachhinein sehr stark zuschneide. Mein Ziel ist es dabei, das Geschehen so nah wie möglich abzubilden.

Die richtigen Kameraeinstellungen für Fußballbilder.

A lighthouse on a small grassy hillside and its reflection in a water puddle in front of it

Jeder Fotograf hat seine eigenen Präferenzen und Vorlieben, wenn er fotografiert. Dies sind meine bevorzugten Settings:

Objektive mit hoher Brennweite. Besonders beim Fußball oder auch Tennis verwende ich ein 400mm f/2.8 Objektiv. Die richtige Brennweite ermöglicht es mir, den Spieler vom Hintergrund zu deutlich zu trennen. Manchmal hätte ich gerne ein 180-400-mm-Objektiv. Aber die Dinge passieren so schnell, dass man in der Lage sein muss, das Objektiv innerhalb weniger Handgriffe zu wechseln.

Offenblende. Ich verwende immer lichtstarke Objektive, bei dem die offene Blende bei 2,8 steht. Für mich ist wichtig: Nur manuelle Einstellungen nutzen. Ich verwende nie Programmautomatiken.

Kurze Verschlusszeit. Ich fotografiere immer mit kurzer Verschlusszeit, um den passenden Moment einzufangen. Nie länger als 1/600 Sekunde.

Angepasste ISO-Einstellungen. Wenn es im Stadion dunkel wird, sollte auf 4000 oder 5000 ISO gesetzt werden. Wenn die Sonne scheint, eignen sich 100 bis 800 ISO. Dank der immer weiter optimieren Rauschunterdrückung ist es zudem viel einfacher, bei geringem Licht zu fotografieren. Aber Achtung: Wenn in den Stadien das Flutlicht mit unterschiedlicher Farbtemperatur flackert, entsteht dabei ein Effekt, den wir Fotografen nicht lieben: ein sogenannter „Farbkipper“, der sich nur sehr schwer korrigieren lässt.

Welche Kamera ist am besten geeignet?

Ich verwende grundsätzlich lieber eine etwas schwerere DSLR-Kamera als eine spiegellose Kamera. Die DSLR hat einen optischen Sucher, während spiegellose Kameras einen elektronischen Sucher haben, der eine konstante Stromversorgung benötigt. Neben den viel kürzeren Akkulaufzeiten leiden elektronische Sucher zurzeit leider noch unter Problemen in Hinblick auf die Bildschirmaktualisierungsrate.

Spiegellose Kameras sind dafür aber deutlich leichter und eignen sich in Verwendung mit kleineren Objektiven hervorragend für kurze Aufnahmedistanzen, z.B. wenn die Spieler sehr nah vor der Kamera stehen. Der größte Nachteil für mich ist jedoch, dass beim Objektivwechsel schnell Staub auf dem Sensor landet und störende Staubpartikel auf den Fotos entstehen, anders als bei der DSLR, wo sich noch ein Spiegel vor dem Sensor befindet und so einen gewissen Schutz bietet.

Wie wird man Fußballfotograf?

A lighthouse on a small grassy hillside and its reflection in a water puddle in front of it

Der Weg zum Fußballfotograf ist individuell und kann auf ganz unterschiedlichen Bahnen verlaufen. Meine Karriere begann, als ich eine Ausbildung zum Fotolaboranten ablegte. Die praktischen Erfahrungen in der Dunkelkammer, auch während meines Fotodesign-Studiums in Dortmund, haben mir später bei meiner Arbeit mit Photoshop enorm geholfen.

Mein erstes großes Event war tatsächlich gleich 2006 die WM in Deutschland. Das war etwas ganz Besonderes für mich. Als ich zum ersten Mal hörte, dass Deutschland Gastgeber sein würde, war ich sofort Feuer und Flamme. Damals arbeitete ich für die NRZ/WAZ. Die Zeitung gab mir die Chance, bei dem Event dabei zu sein. Ich bin sehr dankbar, dass ich damals zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.

Neben unzähligen Finalspielen war das Champions-League Finale Barcelona - Juventus in Berlin ein weiteres Highlight. Eines meiner schönsten Motive, das dabei entstand, war ein absoluter Glücksmoment: Ich habe den Pokal und die Sieger, umrandet von einer Schar von Fotografen, von hinten fotografiert, ohne dass die Gesichter im Bild zu sehen waren.

Bei dem für mich bedeutsamsten Ereignis im Fußball war ich leider nicht dabei, beim WM-Spiel Deutschland gegen Brasilien und dem späteren Gewinn des Endspiels im Jahr 2014. Ich trauere diesem verpassten, einmaligen Ereignis heute noch nach.

Über den Autor

A lighthouse on a small grassy hillside and its reflection in a water puddle in front of it

Sascha Steinbach wurde 1973 geboren und begeisterte sich schon in seiner Jugend für die Fotografie. Er war für verschiedene deutsche Print-Medien im Einsatz, bevor er 2013 zu Getty Images wechselte. Seit 2017 gehört er zum Team der epa. FIFA, UEFA, DFB oder DFL: Sascha Steinbach fotografierte schon zahlreiche nationale und internationale Fußballspiele und zählt zu den etablierten Fotografen auf dem Gebiet der Fußballfotografie.

Mehr Informationen zu Sascha Steinbach findest du auch auf seiner der Homepage der European Press Agency oder auf Instagram.