Die faszinierende Welt der Modefotografie.
Erfahre, was du bei der Modefotografie beachten musst. Außerdem erhältst du wertvolle Tipps von Experten für erfolgreiche Mode-Shootings – von der Definition deiner Vision bis hin zur Bearbeitung deiner Fotos.
Die Modefotografie ist die Konvergenz mehrerer Genres.
Sie ist eine Kombination aus Produkt-, Portrait- und künstlerischer Fotografie und stellt damit ein Genre dar, bei der Kunst und Kommerz aufeinandertreffen. „Bei der Modefotografie nutzen Fotografen ihre eigenen Augen und ihre eigene Perspektive, um Aspekte der Modeindustrie herauszustellen, zu kuratieren oder anzusprechen“, sagt die Fotografin Flo Ngala. „Die Modefotografie hat viele Facetten – Aufnahme im E-Commerce-Stil mit Studiobeleuchtung, Shootings in der Wüste oder Fotos auf den Straßen von New York.“
Der Kern der Modefotografie ist das Storytelling. Und dafür, wie diese Geschichten erzählt werden, gibt es unzählige Möglichkeiten. „Bei den erfolgreichsten Modefotografen steht hinter allem, was sie tun, eine Geschichte“, erzählt die Fotografin Grace Rivera. „Und das Beste ist: Du kannst das Narrativ jederzeit ändern, wenn du willst. Es gilt nur eine Regel: Du brauchst eine Story.“ Lies dir diese Tipps durch, um die Merkmale dieser Kunstform kennenzulernen.
Bevor du die Kamera in die Hand nimmst:
Bevor du loslegst, recherchiere erst einmal, was die Profis der Modefotografie machen. So kannst du dir Inspirationen holen und eine Vision für deine eigenen Aufnahmen entwickeln. Die richtige Planung ist entscheidend. „Bilder sehen immer besser aus, wenn sie durchdacht gestaltet sind“, so Ngala.
Suche immer nach Bildern, die dich inspirieren.
Bevor sie mit der Fotografie begann, verfolgte Ngala intensiv diverse Fashion-Magazine mit innovativen Street-Style-Aufnahmen und redaktionellen Modefotos – nicht nur die Vogue und die Elle, sondern auch weniger bekannte Zeitschriften. Schaue dir Bilder an, die deine Kreativität anregen, stöbere auf Website mit interessanten Produktaufnahmen und scrolle durch Plattformen wie Instagram. „Du musst dir Bilder ansehen, um herauszufinden, was du attraktiv findest. Dann kannst du dir überlegen, wie du das auf deine eigene Art und Weise umsetzen kannst“, sagt sie.
Erstelle ein Moodboard und eine Liste der geplanten Aufnahmen.
Erstelle eine Collage mit Bildern, die dich inspirieren, und eine Liste aller Fotos, die du aufnehmen möchtest. Verwende beides während des Shootings immer wieder als Referenz, damit du nicht von deinem Plan abweichst. „Ich notiere mir gerne bestimmte Adjektive, z. B. ,erdig‘ oder ,hell‘, an denen ich mich orientieren kann“, sagt Ngala. „Die Farblehre ist ebenfalls wichtig.“ Um Komplementärfarben für ihre Fotos zu finden, verwendet sie die Farbrad-Funktion von Adobe Color.
Einige Grundlagen der Modefotografie.
Eine Karriere in der Modefotografie kann ganz unterschiedliche Schwerpunkte verfolgen: von Produktfotografie für den Online-Handel über Studio-Aufnahmen oder Lifestyle-Fotos von Kleidung, die gerade getragen wird (z. B. für das Lookbook einer Marke), bis hin zu redaktionellen High-Fashion-Bildern mit Supermodels und Visagisten (wie in der Vanity Fair oder im Harper’s Bazaar). Ungeachtet dieser Vielfalt sind die folgenden spezifischen Fotografie-Tipps hilfreich für die ersten Schritte.
Übe, um Selbstvertrauen zu gewinnen.
Beginne mit ungezwungenen Shootings, bei denen du selbst oder eine Freundin als Model fungiert. Ob es um die Beleuchtung oder das Styling geht: Übung macht auch hier den Meister. Probiere verschiedene Beleuchtungsoptionen und Bildkompositionen aus, um zu sehen, wie sie sich auf das Ergebnis auswirken. Es ist nicht schlimm, wenn du anfangs nicht die richtige Bekleidung zur Verfügung hast. „Drapiere einfach irgendwelche Stoffe um dein Model herum und experimentiere mit dem, was vorhanden ist“, sagt Rivera. „Wenn du aus nichts ein tolles Foto machen kannst, bist du spitze.“
Eine überzeugende Story ist wichtiger als Perfektion.
Viele erfolgreiche Modemarken entsprechen nicht den gängigen Vorstellungen von Glanz und Schicklichkeit. Viel wichtiger als ein perfektes oder schickes Aussehen ist es, eine Geschichte zu präsentieren, die etwas Besonderes ist und das Interesse der Betrachter weckt. „Viele Marken prägen die Kultur, weil sie eben nicht extrem ,Fashion‘ sind“, erläutert Ngala. „Etwas, das es wert ist, beherrscht zu werden, ist das Erzeugen von Atmosphäre.“
Sorge dafür, dass sich deine Models wohlfühlen.
Wenn du mit Fashion-Models zusammenarbeitest, musst du sicherstellen, dass sie sich wohlfühlen. Das gilt insbesondere für Portraitaufnahmen. Wenn du zum ersten Mal mit einem Model zusammenarbeitest, nimm dir erst einmal ein bisschen Zeit, um das Eis zu brechen. „Die Schönheit der Modefotografie liegt darin, dass die Menschen auf den Bildern sie selbst sind“, so Ngala. Übe mit einer Person aus deinem Umfeld, bevor du mit Models arbeitest. Finde heraus, wie du die Person vor der Kamera anweisen musst, um die gewünschten Fotos zu bekommen. Versuche, in den Momenten, in denen sich die Person unbeobachtet fühlt, ungestellte Fotos zu machen.
Achte auf die Qualität beim Styling und bei den verwendeten Produkten.
Die Qualität der Kleidung ist auf Fotos immer erkennbar. „Ob es dir passt oder nicht: Die Kleidung bestimmt, wie ein Bild aussieht und welches Gefühl es vermittelt“, sagt Ngala. Achte auch auf das Styling der Bekleidung. Wie sieht es am Model aus? Ist es verknittert? Könnte man interessantere Kombinationen von Kleidungsstücken ausprobieren? „Die beste Beleuchtung und die beste Location bringen dir nichts, wenn das Styling nichts taugt“, erklärt Rivera.
Tipps für das Shooting.
Für den Einstieg brauchst du nicht sonderlich viel Ausrüstung: Neben deiner Kamera solltest du nur noch eine Lichtquelle und eine Kulisse parat haben – dabei kann es sich auch um ein helles Fenster und ein Bettlaken handeln. Wenn du dich selbst fotografieren willst, ist zusätzlich ein Stativ empfehlenswert. Beginne mit einfachen Aufnahmen und halte dich an die folgenden Strategien, um Fortschritte zu machen.
Experimentiere mit Licht.
„In meinen Augen ist die Beleuchtung das A und O“, sagt Ngala. „Sie macht den Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Foto aus.“ Informiere dich über Methoden für die Portraitbeleuchtung, um Ideen für die Beleuchtung deiner Innenaufnahmen zu sammeln. Überlege, welche Investitionen dir möglich sind. „Ich verwende immer ein bis zwei Blitzlichter und V-Flats“, erzählt Rivera. Die V-Flats dienen hier als Diffusor für das Blitzlicht. Als Rivera in die Modefotografie einstieg, hatte sie Zugang zu einem Fotostudio. „Ich konnte an den Wochenenden ins Studio gehen und mit der Beleuchtung experimentieren“, berichtet sie. „Ich probiere auch heute noch viel aus.“
Verwende die richtigen Kameraeinstellungen.
Im Gegensatz zur künstlerischen Fotografie und zur Portraitfotografie bietet die Modefotografie nicht viel Spielraum für den Fokus. „Ich nehme am liebsten Fotos mit einer sehr geringen Tiefenschärfe auf. Aber wenn ich bei einem Fashion-Shooting eine richtig kleine Blende verwende, sind die Kleidungsstücke vielleicht nicht komplett scharf, also muss ich die Einstellungen anpassen“, sagt Ngala.
Es ist wichtig, die Einstellungen beim Shooting anzupassen. „Viele meiner Fehler hängen mit den Einstellungen der Kamera zusammen – wenn ich zu schnell fotografiere und hektisch werde“, berichtet Rivera. Wenn du einfache Studio-Aufnahmen machst, bei denen alle Bildbereiche scharf und im Fokus sein müssen, probiere die folgenden Einstellungen und passe sie ggf. an:
- Blende: 7,1 oder 8
- Verschlusszeit: rund 160
- ISO: 160 bis 200
- Blitzlicht: ungefähr 8
Mache bei jedem Shooting Testfotos.
Teste deine Beleuchtung, bevor die Models eintreffen. Mache ein paar Testaufnahmen von dir selbst oder einer anderen Person und nimm ggf. Änderungen vor. So kannst du sicherstellen, dass deine Beleuchtungs- und Kameraeinstellungen passen.
Bleibe nicht nur hinter der Kamera stehen.
Vergiss nicht, zwischendurch innezuhalten, durchzuatmen und deine Fotos anzusehen. Überprüfe auch deine Produkte oder Models auf etwaige Styling-Probleme. Es ist leichter, beim Shooting eine Falte zu glätten oder eine lose Haarsträhne zu fixieren, als diese Makel später bei der Bearbeitung zu korrigieren. Wenn du die Möglichkeit dazu hast, ist ein Stylist am Set hilfreich, der auf solche Details achtet.
Die Bearbeitung der Fotos.
Während es beim Fotografieren um Planung und Intuition geht, steht bei der Bearbeitung die Sorgfalt im Mittelpunkt. „Der Auswahlprozess selbst ist unglaublich wichtig“, so Ngala. „Bei manchen Fotografen erkennt man, dass sie ein gutes Auge haben. Aber sie treffen nicht die richtige Auswahl oder bearbeiten die Fotos nicht ideal.“ Damit dir das nicht passiert, haben wir ein paar hilfreiche Tipps zusammengestellt:
Verwende Adobe Lightroom für die Bearbeitung und Adobe Photoshop für die Retusche.
Ngala empfiehlt, deine Fotos in Lightroom auszuwählen. Gehe deine Aufnahmen mit einem kritischen Blick durch und wähle die Bilder aus, bei denen sich die Bearbeitung lohnt. Es kann durchaus vorkommen, dass dies nur auf 40 von 100 Fotos zutrifft. Dann kannst du die grundlegende Bearbeitung in Lightroom mit Werkzeugen wie der Gradationskurve vornehmen, bevor du in Adobe Photoshop mit der Retusche fortfährst.
Passe die Sättigung mit dem Schwamm-Werkzeug an.
Das Schwamm-Werkzeug in Photoshop ist eine gute Möglichkeit, um die Farbe in bestimmten Bildbereichen selektiv zu betonen. So kannst du z. B. das Grün eines Pullovers hervorheben, ohne den Hautton der Person übermäßig zu sättigen.
Mode ist überall. Fotografiere sie.
Dank des Internets und Kameras auf allen Geräten kann jeder in dieses Genre hineinschnuppern, das sich ständig weiterentwickelt. „Das Schöne an Mode ist, dass es sich hier um ein Medium handelt, das wir alle nutzen, ob beabsichtigt oder nicht“, sagt Ngala.
„Sieh dir Bilder an, suche Fotografen, deren Werke dir gefallen, und dann lege einfach los“, so Rivera. „Man kommt nur ans Ziel, wenn man auch einmal Fehler macht. Du musst nur genügend Zeit investieren, umfassend recherchieren und so viel fotografieren wie möglich. Selbst wenn es nur mit dem Handy ist.“ Plane ein Shooting zu Hause, plane Zeit für die Bildbearbeitung ein, wiederhole das Ganze ... und freue dich, wenn du Fortschritte feststellst.
Mitwirkende.
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