Erfahre, wie die Betonung in der Fotografie das visuelle Storytelling unterstützt.
Lerne unterschiedliche Methoden kennen, um das Auge des Betrachters auf den Fokuspunkt deiner Bilder zu lenken. Erfahre, wie du dein Publikum fesseln und eine Geschichte erzählen kannst.
Bild von Andrew Griswold
Mit diesem Kunst- und Design-Prinzip gewinnst du die Aufmerksamkeit deines Publikums.
Du sitzt am Rande eines Feldes – die Kamera in der Hand – und blickst auf zwei Welsh Corgis, die eine Herde Schafe in Richtung eines offenen Tores treiben. Deine Komposition wird die Story beeinflussen, die deine Bilder erzählen. Zoome die Hunde heran, um Intensität und Entschlossenheit zu vermitteln. Schieße ein Bild der zerstreuten Schafherde mit dem Tor in weiter Ferne, um die Schwere der Aufgabe oder die Trostlosigkeit der Umgebung zu betonen. Verwende ein langes Objektiv, um dich auf das Hitzeflimmern zu konzentrieren und so die extremen Bedingungen zu vermitteln, in denen die Hunde arbeiten.
Dies sind nur einige Beispiele für die Betonung in der Fotografie. Die Betonung zieht den Blick der Betrachter an und hält ihn lang genug, um deine Story zu erzählen. Sie verleiht deinem Hauptmotiv eine optische Gewichtung und vermittelt Betrachtern, worauf sie sich konzentrieren sollen. Im Gegensatz zur Dokumentarfotografie, die einen unverfälschten Blick auf die Welt bietet, soll die Betonung in der Fotografie den Fokus auf einen bestimmten Bereich lenken, um die Story zu erzählen.
„Die meisten meiner Fotos entstehen, während ich reise“, so Fotograf Jonathan Lo. „Oft möchte ich Dinge dokumentieren, die ansonsten in Fernaufnahmen verloren gehen würden. Indem ich Motive betone und sie auf bestimmte Weise einfange, kann ich das Gefühl des Moments dokumentieren.“
Betonung deines Hauptmotivs.
Eine gewisse Erfahrung mit Fotokomposition hilft dir dabei, deinen ausgewählten Fokus zu betonen. Denn diese Prinzipien gelten auch für visuelle Kunst sowie für Print- und Grafik-Design – egal, ob Digital- oder SLR-Kamera.
Der Begriff „Komposition“ beschreibt, wie du die visuellen Elemente in deinem Foto anordnest, einschließlich deines Hauptmotivs. All das technische Know-how zu ISO, Verschlussgeschwindigkeit und anderen Komponenten ist zwar wichtig, um technisch perfekte Aufnahmen einzufangen. Doch mit dem Wissen um die Komposition sorgst du dafür, dass Betrachter von deinem Bild angezogen werden. „Ich achte bei meinen Fotos immer auf Licht, Komposition und Thema“, bestätigt Andrew Griswold. „Auch wenn nur einer oder zwei dieser Punkte gegeben sind, können schon gute Bilder entstehen – doch wenn du alle drei kombinierst, entstehen wirklich großartige Aufnahmen.“
Diese Elemente der Fotokomposition helfen dir dabei, die Story, die du erzählen möchtest, im Hoch- oder Querformat einzufangen – viele von ihnen gelten sowohl für Farb- als auch für Schwarz-Weiß-Bilder.
Licht
Richte das Licht auf dein Motiv oder wirf einen Schatten auf die Umgebung deines Bildes. Dunkle Bereiche verleihen deinem Bild einen dramatischeren und mysteriösen Look. Schatten helfen außerdem dabei, Tiefe zu erzeugen.
Struktur
Verwende an dem Ort, auf den sich Betrachter konzentrieren sollen, interessantere Strukturen, während im Hintergrund glattere Oberflächen zu sehen sind. Der Kontrast wird die Aufmerksamkeit der Betrachter erregen.
Bilder von Bernard Antolin
Winkel
Bei Porträts können verschiedene Positionen des Models oder auch unterschiedliche Kamerawinkel die Aufmerksamkeit auf die vielen verschiedenen Aspekte deines Motivs lenken. Indem du die Person frontal fotografierst, ziehst du Betrachter direkt in die Szene, während sie bei Seitenaufnahmen das Gefühl haben, als bloße Zuschauer einen heimlichen Blick zu erhaschen. Das Motiv wirkt klein, wenn du es von oben fotografierst, und eindrucksvoll oder erhaben, wenn du es von unten fotografierst. Ein geneigter Kamerawinkel kann ahnungsvoll oder verschmitzt wirken.
Drittel-Regel
Nutze die Drittelregel, um den wichtigsten oder interessantesten Bereich deines Motivs am Fadenkreuz des Drei-mal-drei-Rasters auszurichten, das dein Bild in gleiche Stücke aufteilt. „Von der Drittelregel ist ständig die Rede – und sie ist jetzt direkt in Smartphone-Kameras integriert“, so Griswold. „Indem du diese Raster verwendest, sie dehnst und mit ihnen experimentierst, kannst du dein Motiv auf kreativere Weise einfangen und den Blick der Betrachter lenken.“ Während Bilder in einigen Fällen symmetrisch sein sollten, kannst du in anderen das Motiv an die Seite oder in eine Ecke verschieben, um das Bild interessanter zu gestalten.
Tiefenschärfe
Verwende eine geringe Tiefenschärfe, um den Fokus auf dein Hauptmotiv zu lenken. „Bei der Produktfotografie spielt die Tiefenschärfe eine große Rolle“, erklärt Lo. „Doch sie ist auch für Lifestyle-Aufnahmen wichtig. Die Elemente im Hintergrund sollten nicht vom Hauptmotiv im Vordergrund ablenken. Mit Tiefenschärfe kannst du den Hintergrund weichzeichnen. So bleibt zwar noch eine Struktur, doch der Blick wird nicht mehr davon abgelenkt.“
Abstand
Sorge für die nötige Entfernung zwischen deinem Motiv und den anderen Elementen im Bild. Oder bewege dich physisch näher an das Motiv heran (oder zoome rein), um die Betonung einer Aufnahme zu ändern. In der Landschaftsfotografie kannst du zum Beispiel ein Teleobjektiv verwenden, um einen Berg zu betonen, der über einer Szenerie thront.
Fokussieren
Achte darauf, dass der Hauptfokus (oder sogar der einzige Fokus) auf deinem Motiv liegt, um die Aufmerksamkeit der Betrachter zu gewinnen. Indem du den Hintergrund eines Bildes mit dem Bokeh-Effekt weichzeichnest, lenkt nichts von deinem Hauptmotiv ab.
Kontrast, Klarheit und Schärfe
Du kannst den Kontrast, die Klarheit und die Schärfe erhöhen, damit das Motiv heraussticht. Hoher Kontrast ist wichtig für perfekte Silhouetten, bei denen das Hauptmotiv vor einem hellen Hintergrund positioniert wird.
Leerer Raum und Minimalismus
Verwende leeren (oder negativen) Raum, um deinen Bildern einen minimalistischen Look zu verleihen, damit der Fokus einzig auf dem Motiv liegt und kein visuelles Chaos entsteht.
Bild von Andrew Griswold
Freistellen
Wenn die Komposition auf der Kamera nicht den gewünschten Fokus erzielt, kannst du sie jederzeit anpassen. Schneide das Bild so zu, dass der entsprechende Bereich mehr Aufmerksamkeit erregt.
Farben
Indem du für Hintergrund und Motiv konträre Farben verwendest, kannst du den Fokuspunkt betonen. Nutze Komplementärfarben, wie zum Beispiel ein orangefarbenes Kajak auf einem blauen See oder ein Mädchen in einem roten Kleid, das auf einer grünen Wiese spielt, um die Aufmerksamkeit der Betrachter auf das Hauptmotiv zu lenken. Eine weitere bewährte Methode besteht darin, deinem Motiv einen Klecks Farbe zu verpassen. Das funktioniert besonders gut, indem du Farbfotos in Schwarz-Weiß-Bilder umwandelst, aber dabei das Motiv in Farbe beibehältst.
Optische Gewichtung und Skalierung
Vergewissere dich, dass dein Motiv genug Wirkung erzeugt und ausreichend Raum in der Aufnahme einnimmt. „In deinen Fotos sollte alles im Gleichgewicht sein – egal, ob Motiv oder Personen in der Umgebung“, erklärt Fotograf Bernard Antolin. Ein kleines Motiv kann hervorstechen, wenn es im Kontrast zu einer riesigen Menschenmenge steht. Und ein thronendes Gebäude wirkt noch gewaltiger, wenn unten Fußgänger wie Ameisen zu sehen sind.
Rahmen
Finde den richtigen Rahmen für dein Motiv – mit einem Objekt, einer Form oder einer Linie. Rahmen können mehr sein als nur Fenster oder eine Tür. Elemente im Vordergrund, wie Zweige oder Blätter, ein Torbogen, ein Kanalrohr oder ein Treppenhaus können Struktur für dein Motiv erzeugen.
Bild von Andrew Griswold
Formen
Formen verankern das Bild und sorgen dafür, dass Betrachter bemerken, wie sie das Motiv ergänzen oder ins Gleichgewicht bringen. Dreieckige Formen können als Pfeile dienen, die auf etwas zeigen. Kreise können ein Motiv in einem Bild hervorheben.
Leitlinien
Diese vertikalen, horizontalen und zusammenlaufenden Linien lenken die Aufmerksamkeit der Betrachter auf dein Hauptmotiv. „Die meisten Menschen lesen von links nach rechts. Bei vielen Betrachtern ist das Auge und das Gehirn entsprechend gepolt“, merkt Griswold an. „Ich kann beispielsweise einen Sonnenstrahl verwenden, um den Blick der Betrachter auf das Motiv zu lenken.“
Konzentriere dich auf die vier wichtigsten Aspekte.
Wenn du dir nicht diese ganze Liste merken kannst, dann behalte einfach nur die folgenden Aspekte der Betonung im Hinterkopf:
Farbe, Komposition, Zuschneiden, und Kontrast.
Bild von Jonathan Lo
Verwende diese vier Prinzipien der Kunst als Bausteine für deine fotografischen Kreationen. Und wenn du dich mit den Bausteinen auskennst, kannst du weitere Foto-Skills hinzufügen. Licht, ein wichtiger Aspekt der Betonung in der Fotografie, ist ein guter Ausgangspunkt.
„Mit Licht können langweilige Objekte überwältigend aussehen“, bemerkt Antolin. „Wenn das Objekt richtig positioniert und ausgeleuchtet ist, kann es das ganze Bild ausmachen.“
Übung macht den Meister.
All diese Prinzipien helfen dir dabei, deine Bildkomposition zu optimieren und deinen Fokuspunkt zu betonen – doch es braucht Zeit, um sie zu perfektionieren. Während du ein Auge für Betonung entwickelst, kannst du folgende Strategien testen:
- Schule dein Auge darin, die Momente zu erkennen, in denen du Objekte betonen kannst – auch wenn du deine Kamera gerade nicht zur Hand hast.
- Wenn du bei etwas festhängst, gehe einen Schritt zurück und betrachte das Gesamtbild. Finde heraus, welche Elemente um die Aufmerksamkeit kämpfen, und passe sie entsprechend an. Gehe in der Szene herum, um einen anderen Blickwinkel zu finden.
- Wenn du dir nicht sicher bist, wo die optische Gewichtung oder der stärkste Punkt liegt, wandle dein Bild in Graustufen um und achte darauf, welche Aspekte zuerst deine Aufmerksamkeit erregen.
„Die richtige Komposition findet sich mit der Zeit, je mehr du fotografierst“, ermutigt Antolin. „Fotografiere einfach so viel wie möglich – dann findet sich dein Stil.“
Egal, welche Art von Fotografie du verfolgen möchtest – verwende diese Prinzipien und Strategien rund um Betonungstechniken und schon bald erzählst auch du einnehmende visuelle Geschichten.
Mitwirkende
Adobe Photoshop Lightroom besser nutzen.
Bearbeite deine Fotos schnell und einfach mit Lightroom-Presets und Super Resolution. Teile Fotos von jedem Gerät. Greife mit der Cloud-basierten Foto-Speicherverwaltung von überall auf deine Projekte zu.
Das könnte dich auch interessieren:
Erlerne die Kunst, Stillleben zu gestalten, und vertiefe dein Know-how im Bereich der Fotokomposition.
Alles im Fokus mit Objektivkalibrierung.
Lerne, wie du das Objektiv deiner DSLR-Kamera kalibrierst, um sicherzustellen, dass dein Autofokus die schärfsten Bilder produziert.
Do-it-yourself-Tipps für Fotografie: Techniken und Ideen.
Lerne Umgehung von Problemen für Fotoprojekte kennen – mit unseren Tipps von professionellen Fotografen.
Lightroom oder Photoshop: Erfahre, wann sich welches Adobe-Programm am besten eignet.
Lerne die Unterschiede zwischen diesen branchenführenden Fotoeditoren kennen und erfahre, wie der ideale Bearbeitungs-Workflow aussieht.
Lightroom.
Bearbeite, organisiere, speichere und teile Fotos von überall.
7 Tage kostenlos, danach 11,89 €/Monat.
Foto-Abo.
Sichere dir Lightroom, Lightroom Classic, Photoshop und 20 GB Cloud-Speicherplatz. 7 Tage kostenlos, danach 11,89 € pro Monat.
Creative Cloud: Alle Applikationen.
Hole dir über 20 Desktop-Programme und Mobile Apps für Kreative.
7 Tage kostenlos, danach 66,45 €/Monat.