Vollformat oder Crop-Sensor: Welches Format passt besser zu mir?

Digitalkameras unterscheiden sich in der Sensorgröße, und die beiden gängigsten sind Vollformat und Crop-Format. Lerne die Unterschiede kennen und wähle die beste Kamera für deine Anforderungen aus.

Nahaufnahme des Sensors einer DSLR-Kamera

Mache dich mit dem Thema Kamerasensoren vertraut.

Beim Kauf einer Digitalkamera ist deine erste und wichtigste Entscheidung die Wahl der Sensorgröße. Die Welt der Digitalfotografie kennt zwei Kameratypen: Kameras mit Crop-Sensoren und Vollformatkameras.

 

Jede Sensorgröße hat Vor- und Nachteile, und je nachdem, was du mit deiner Kamera erreichen willst, ist eine Crop-Sensor- oder eine Vollformatkamera besser für dich geeignet. Nur wenn du die Eigenschaften beider Kameratypen kennst, kannst du den richtigen für dein fotografisches Vorhaben auswählen.

 

Vollformat und Crop-Sensor im Detail.

Der Sensor ist das physische Rechteck im Zentrum deiner DSLR-Kamera, das das Bild vom Objektiv liest. Je größer der Sensor der Kamera, desto mehr Licht und Details kann sie im Allgemeinen erfassen und desto höher ist die Bildqualität. Der Sensor einer Vollformatkamera hat die Größe einer Kamera mit 35-mm-Filmformat (24 mm x 36 mm).

Ein Crop-Sensor neben einem Vollformatsensor

Funktionsweise eines Crop-Sensors.

Ein Crop-Sensor ist kleiner als das standardmäßige 35-mm-Format. Fotos mit dieser Kamera werden daher mit einem Crop-Faktor aufgenommen. Dies bedeutet, dass die Ränder der Fotos zugunsten eines engeren Sichtfelds abgeschnitten werden. Verwendest du beispielsweise ein 50-mm-Objektiv auf einer Crop-Sensor-Kamera mit einer 1,5-fachen Multiplikatorwirkung, entspricht deine Brennweite der eines 75-mm-Objektivs.

 

„Jede Kameramarke hat ihren eigenen Crop-Faktor“, erklärt Fotografin Whitney Whitehouse. „Canon verwendet einen 1,6-fachen Crop-Faktor. Bei Nikon, Sony, Sigma und Pentax beträgt der Faktor 1,5. Panasonic und Olympus nutzen den Faktor 2.“

 

Das Äquivalent des Blickwinkels eines Objektivs für ein Crop-Sensor-Gehäuse berechnest du ganz einfach durch Multiplikation dieses Vergrößerungsfaktors mit der Brennweite des Objektivs. Die beiden gängigsten Crop-Sensor-Größen sind APS-C und Micro Four Thirds mit einem Crop-Faktor von 1,6 bzw. 1,5.

 

Vorteile von Vollformatkameras.

 

Dynamikumfang.

Dynamikumfang bezeichnet den vollständigen Bereich der Belichtungswerte eines Bildes vom dunkelsten bis zum hellsten Wert. Neuere Vollformat-DSLRs bieten dir den größten Dynamikumfang. Damit kannst du Hochkontrastbilder aufnehmen. Aber nicht nur das: Eine Vollformatdatei (besonders im RAW-Format) gibt dir bei einem versehentlich über- oder unterbelichteten Foto auch mehr Spielraum, um verwaschene Lichter oder zu dunkle Schatten zu korrigieren.

Sternenhimmel über einer Gebirgs- und Waldlandschaft
Haus am See mit felsigem Gebirge im Hintergrund

Low-Light-Verhalten.

„Mit einem Crop-Sensor erreichst du keinesfalls die gleiche Low-Light-Performance wie mit einem Vollformat. Vollformataufnahmen sind wesentlich schärfer und klarer. Sie enthalten mehr Details und sind weniger verrauscht“, erklärt Fotograf Felipe Silva.

 

Astrofotografie ist ein Low-Light-Szenario, bei dem größere Sensoren wirklich brillieren. „Mit einem Crop-Sensor einen Nachthimmel wirklich gut aufzunehmen ist ein Kunststück. Denn der Sensor ist kleiner und lässt von dem ohnehin schon schwachen Licht noch weniger einfallen“, erklärt Felipe.

 

Eine hohe ISO-Leistung geht Hand in Hand mit einer guten Low-Light-Performance. Da auf einen größeren Sensor mehr Licht einfällt, musst du das fehlende Licht nicht durch deine ISO-Einstellung ausgleichen, was wiederum das mit einem hohen ISO-Wert verbundene Rauschen verhindert.

Nahaufnahme eines Blatts
Nahaufnahme von Blütenzweigen

Flachere Tiefenschärfe.

Obwohl Tiefenschärfe in erster Linie durch das Objektiv und seine maximale Blende bestimmt wird, kann auch die Kamera zu einem wunderschönen verschwommenen Bokeh-Effekt beitragen. Vollformatsensoren lassen eine flachere Tiefenschärfe als ihre kleineren Pendants zu.

 

Für Porträts, Food-Fotografie und andere fotografische Genres, die durch einen verschwommenen Hintergrund an Ausdrucksstärke gewinnen, ist das Vollformat besser geeignet.

 

Details und Auflösung.

Die Kamera ist nicht der einzige Faktor, der die Bildqualität bestimmt. Aber mit einem Vollformatsensor erhältst du ein solides Fundament. Als professioneller Fotograf oder auch, wenn du großformatige Fotos drucken willst, bietet dir ein Vollformatsensor den höchsten Standard an Auflösung und Detail. Mehr Megapixel bedeuten, dass du das Bild beträchtlich zuschneiden kannst und trotzdem eine brauchbare Qualität erhältst.

Frühlingswiese und Gebirgswald vor einem schneebedecktem Berggipfel

Größeres Sichtfeld.

Da Vollformatsensoren keinen Crop-Faktor haben, „erhältst du mit deinem Objektiv ein weiteres Sichtfeld“, erklärt Whitney. „Wenn du Landschaften oder etwas anderes fotografierst, für das ein weites Bild erforderlich ist, beispielsweise Architektur oder Immobilien, solltest du dich für das Vollformat entscheiden.“

 

Nachteile von Vollformatkameras.

 

Hoher Gesamtpreis.

Vollformatkameras erfüllen die Bedürfnisse von Enthusiasten und professionellen Fotografen, und die bessere Leistung spiegelt sich auch im Preis. Berücksichtige bei deiner Entscheidung für eine Vollformatkamera auch, dass du für diese Kamera Vollformatobjektive brauchst, die genauso viel, wenn nicht sogar mehr kosten können als die Kamera selbst.

 

Größe.

Auch wenn die Gehäuse von spiegellosen Kameras immer schlanker werden, ist eine Vollformatkamera auf jeden Fall die sperrigere Alternative. Zum großen Teil ist dies der Größe des Sensors geschuldet. Wenn du für Reise- oder Straßenfotografie oder als Fotojournalist viel mit deiner Kamera unterwegs bist, sind Vollformatkameras ein ziemlich unhandlicher Ballast.

 

Große Dateien.

Mehr Pixel bedeuten größere Dateien. Du musst also auch in geeignete Speicher investieren – von schnelleren Speicherkarten bis hin zu Cloud-Speicher oder Sicherungslaufwerken.

 

Vorteile von Crop-Sensor-Kameras.

 

Praktischere Größe.

„Wenn du nicht bereit bist, das Geld für ein Vollformat auszugeben, solltest du mit einem Crop-Sensor anfangen – auch weil dieses Format kleiner und leichter ist. Spiegellose Crop-Sensor-Kameras sind die ideale Lösung, wenn du etwas Superportables suchst“, meint Whitney.

Felsige Berglandschaft mit Gebirgswald

Crop-Faktor.

Der Nachteil des Crop-Faktors kann sich auch als Vorteil erweisen, wenn die Vergrößerung für Szenarien erwünscht ist, bei denen du so nah wie möglich herankommen willst. „Durch den kleineren Sensor erhält dein Objektiv eine zusätzliche Reichweite. Für Wildtier- oder Sportfotografie ist eine Crop-Sensor-Kamera perfekt“, meint Felipe.

 

Nachteile von Crop-Sensor-Kameras.

 

Geringere Bildqualität.

Ein Crop-Sensor kann allein aufgrund seiner kleineren Oberfläche nicht so viele Bildinformationen in einer Datei speichern wie ein Vollformatsensor. In der Praxis macht sich dies jedoch nur in bestimmten Situationen bemerkbar, beispielsweise bei schlechten Lichtverhältnissen. Mit fortschreitender Entwicklung der Kameratechnologie wird sich die Qualitätslücke zwischen dem Crop-Format und dem Vollformat weiterhin verringern.

 

Engerer Bildausschnitt.

Der Crop-Faktor mag zwar ein praktischer Kniff zur Erweiterung deiner Telereichweite sein, die Kehrseite sind jedoch dessen Einschränkungen im Weitwinkelbereich. „Da ein Crop-Sensor in eine Szene hineinzoomt, ist es wirklich schwierig, in die Weite zu gehen“, meint Felipe. „Bei einem Crop-Sensor bräuchtest du schon ein sehr starkes Weitwinkelobjektiv, um die Weite der Landschaft um dich herum aufs Bild zu bekommen. Bei solchen Objektiven ist aber auch die Verzerrung sehr stark.“

Blick auf gebirgige Fjorde mit Fotografin im Vordergrund

 

So holst du das Optimum aus jeder Kamera:

Mit den folgenden Tipps gelingen dir unabhängig von der Wahl deiner Kamera die besten Fotos, die deine Ausrüstung hergibt.

 

Investiere in Vollformatobjektive.

„Auch wenn du dich für einen Crop-Sensor entschieden hast, tust du dir etwas Gutes, wenn du in Vollformatobjektive investierst“, meint Felipe. „Letzten Endes ist das Objektiv wichtiger als alles andere.“ Objektive behalten ihren Wert länger als Kameras und sind mindestens genauso entscheidend für die Bildqualität wie die Kamera.

 

„Du kannst ein Vollformatobjektiv auf einem Crop-Sensor verwenden, umgekehrt aber ein Objektiv für einen Crop-Sensor nicht auf einer Vollformatkamera“, fügt Whitney hinzu. Wenn du im Augenblick mit einem Crop-Sensor noch Geld sparen möchtest, später aber vielleicht zu einem Vollformat wechseln möchtest, ist die Investition in hochwertige Linsen auf lange Sicht günstiger. Du kannst deine Fotoausrüstung so nach und nach erweitern, ohne die teuren Komponenten wieder verkaufen oder ersetzen zu müssen.

 

Fotografiere im RAW-Format.

Unkomprimierte RAW-Dateien erfassen wesentlich mehr Informationen als das komprimierte JPG-Format. Die gute Nachricht: Sowohl Vollformat- als auch Crop-Sensor-Kameras können im RAW-Format aufnehmen. Zur Optimierung der Bildqualität solltest du möglichst immer im RAW-Format fotografieren. In RAW-Dateien kannst du Lichter und Schatten bei der Nachbearbeitung wiederherstellen – Informationen, die in JPGs unwiederbringlich verloren gehen.

 

Die Kamera allein macht noch keinen guten Fotografen.

Letzten Endes ist eine Kamera nicht mehr als ein Werkzeug, so wie der Pinsel ein Werkzeug für den Maler ist. Sowohl mit deinem Smartphone als auch mit einer Leica für 10.000 Euro kannst du gute Fotos aufnehmen. Das Wichtigste beim Fotografieren ist das Auge des Fotografen. Berücksichtige die grundlegenden Komponenten guter Fotografie – Licht, Komposition, Farbe und Kontrast – und das Ergebnis wird ein beeindruckendes Foto sein, unabhängig von der Kamera, die du in der Hand hältst.

 

 

Welche Sensorgröße ist die richtige für dich?

Auch wenn Vollformatkameras allgemein als der Standard für professionelle Fotografen gelten, stehen so viele hervorragende Kameras zur Auswahl, dass sich die Entscheidung nach den individuellen Anforderungen und Zielen des Fotografen richten sollte.

 

„Crop-Sensor-Kameras werden immer besser, und die Bildqualität allein ist schon längst kein Grund mehr, sich für ein Vollformat zu entscheiden“, meint Whitney. Häufig ist Vollformat mehr Kamera, als du brauchst – zumindest jetzt noch. Denke an deine Anforderungen und wäge dann die Vor- und Nachteile beider Kameratypen ab.

 

„Denke in erster Linie an die Motive und die Art deiner Fotografie“, rät Whitney. „Viele Menschen fotografieren im Vollformat, obwohl sie das gar nicht brauchen. Ein Crop-Sensor ist ein guter Anfang. Denn damit erhältst du eine großartige Bildqualität zu einem günstigeren Preis.“

 

Mit deinem neu gewonnenen Wissen über die Sensorgrößen wird es dir leicht fallen, die beste Kamera für deinen Stil zu wählen. Vergiss nicht: Technische Daten sind wichtig, aber nicht alles. Wenn die Kamera dich inspiriert, nach draußen zu gehen und zu fotografieren, dann ist sie die richtige für dich.

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