Konzertfotografie mit allem Tamtam.
Mit den Tipps unserer Experten für Musikfotografie kannst du die Atmosphäre und die Energie von Live-Musik perfekt einfangen.
Bild von Mark Tepsic
Konzertfotografie als Hobby oder Beruf.
Heutzutage kann bei einem Live-Konzert jeder schnell sein Smartphone zücken, um ein paar Fotos zu schießen. Doch viele Veranstalter verbieten solche Aufnahmen – und mitten in der Menschenmenge stehen die Chancen für ein gutes Foto ohnehin nicht gut. Um für Dokumentationen oder journalistische Zwecke perfekte Konzertfotos zu schießen, ist einiges an Beinarbeit erforderlich. „Es ist ein formeller Prozess“, erklärt Fotograf Mark Tepsic. „Man braucht die erforderlichen Berechtigungen, die richtigen Skills und auch einiges an Erfahrung.“
Idealerweise fängt diese Art der Musikfotografie das Gefühl und die Atmosphäre der Show ein und gibt sie genau wieder. Auf diese Weise werden die Künstler und ihre Live-Performances gewürdigt und Menschen, die das Event nicht besuchen konnten, können sich mit Artikeln über das Konzert sowie mit passenden Fotos einen Eindruck davon verschaffen, was sie verpasst haben.
„In der Regel musst du vorab die Genehmigung von einem Publisher, Veranstalter oder Künstler einholen. Und du musst die Regeln und den Prozess rund um Aufnahmen bei Konzerten kennen. Außerdem musst du wissen, wie diese Fotos bearbeitet, veröffentlicht und an Endverbraucher verteilt werden können“, so Tepsic.
Erkunde die Live-Musik-Szene.
Kleine oder große Veranstaltungsorte
Um perfekte Konzertfotos zu schießen, musst du in der Lage sein, dich der Umgebung anzupassen. Für eine intime Show in einem kleinen Jazz-Club braucht es eine andere Strategie als für ein Pop-Konzert in einem Fußballstadion oder ein riesiges Outdoor-Festival mit mehreren Bühnen. Wenn du in die Konzertfotografie einsteigst, solltest du also unbedingt den Veranstaltungsort berücksichtigen – ebenso wie die Musikrichtung und die Art des Publikums.
„Wenn du gerade in die Konzertfotografie einsteigst und ein Portfolio aufbauen möchtest, solltest du mit kleinen Veranstaltungsorten und lokalen Bands beginnen“, rät Tepsic. „Hier ist es in der Regel erlaubt oder sogar erwünscht, dass du deine Kamera mitbringst und Fotos schießt. Du wirst dafür zwar nicht bezahlt, aber du kannst dein Portfolio zusammenstellen. Das hilft der Band, es hilft dem Veranstalter und es gibt keine Einschränkungen.“
Indoor- oder Outdoor-Events
Bei Konzerten in Innenräumen fühlen sich Fotos oft dynamischer an – aufgrund des hellen künstlichen Lichts, das auf die Musiker gerichtet ist. Doch in kleineren Veranstaltungsräumen ist häufig nur wenig Licht verfügbar, wodurch sich optimale Aufnahmen schwierig gestalten. „Mit einem Portfolio, das gute Aufnahmen bei schlechtem Licht enthält, zeigst du Publishern, dass du für sie die richtigen Fotos schießen kannst“, so Tepsic.
Das Wetter und das Timing von Outdoor-Performances können sich auf deine Arbeit als Konzertfotograf auswirken. Shows, die tagsüber im Freien stattfinden, eignen sich hervorragend für den Einstieg, da die meisten DSLR-Kameras mit mehr Licht auch bessere Bilder liefern. Natürliches Licht ist der beste Freund des Fotografen. Dennoch solltest du auf jeden Fall die richtige Kamera-Ausrüstung einpacken und sie schützen, falls Regen vorhergesagt wurde.
Vorbereitung auf das Konzert.
Hole die richtigen Genehmigungen ein.
Du brauchst einen entsprechenden Ausweis, um bei Konzerten professionell Fotos zu schießen. Um diesen Ausweis zu erhalten, kannst du vor der Show Publisher, Promoter, Autoren und Veranstalter kontaktieren und ihnen hierbei dein Portfolio senden. Indem du mit etablierten Unternehmen und Personen zusammenarbeitest, kommst du leichter an die nötigen Genehmigungen. Suche dir zum Einstieg einen Mentor, der dich der Community vorstellen und dir dabei helfen kann, die nötigen Kontakte zu knüpfen.
Recherchiere vorab die Band.
Während der Vorbereitung auf das Konzert solltest du mehr über die Band und ihre Künstler in Erfahrung bringen. Die Größe der Band, ihre Musikrichtung und die verwendeten Instrumente wirken sich allesamt darauf aus, wie du die Show dokumentierst. Recherchiere auch die Setlist der Band und siehe dir Aufnahmen vorheriger Konzerte an, damit du dir eine Vorstellung davon machen kannst, was du wie fotografieren möchtest. Und du solltest auf jeden Fall herausfinden, welche Songs zuerst gespielt werden, da hiervon die Beleuchtung und das Bühnen-Setup abhängen.
Verschaffe dir einen Eindruck vom Veranstaltungsort.
Je nach Veranstaltungsort musst du das Konzert von der Seite der Bühne fotografieren. Vielleicht musst du deine Fotos sogar aus dem abgesperrten Bereich zwischen Bühne und Publikum aufnehmen, dem sogenannten Pit. An anderen Veranstaltungsorten stehst du im Front of House (FOH), also dem Ort, an dem Sound-Techniker während des Konzerts die Tonqualität und die Audiopegel regeln.
Bild von Mark Tepsic
Wenn du vom FOH aus fotografieren musst, bist du in der Regel etwas weiter von der Bühne entfernt. Packe also dein Teleobjektiv ein, damit du gute Nahaufnahmen der Künstler einfangen kannst. Von wo aus du deine Fotos aufnimmst, hängt von den Einschränkungen des Veranstaltungsortes sowie von den Vorlieben der Künstler ab.
Berücksichtige Branchenstandards.
„Die Regeln für die meisten Konzerte folgen einem Branchenstandard. Das wird in fast jeder Bestätigungs-E-Mail erwähnt. Wenn du das Konzert fotografieren darfst, dann wahrscheinlich nur die ersten drei Songs und ohne Blitz“, erklärt Tepsic. Sofern nicht anderweitig angegeben, decken Fotoausweise nur die ersten drei Titel des Konzerts ab. Danach müssen Musikfotografen den jeweiligen Bereich verlassen.
Der Fokus der Show liegt auf der Band und dem Publikum. Deshalb wollen Veranstalter nicht, dass helle Blitze beim Fotografieren einen großen Auftritt oder die gesamte Atmosphäre ruinieren. Wenn du einen guten Eindruck hinterlassen willst, dann halte dich stets an die Regeln.
Packe die richtige Kamera-Ausrüstung ein.
Wie bei jeder Art der Fotografie musst du auch für Konzerte die richtige Ausrüstung einpacken. Du brauchst eine Kamera, die gut in Situationen mit wenig Licht funktioniert. Nimm also eine DSLR-Kamera wie eine Canon oder eine Nikon mit und packe auch einige unterschiedliche Objektive ein. „Um für alle Situationen gerüstet zu sein, empfehle ich ein Zoom-Objektiv mit 24–70 mm, bei dem sich eine hohe Blende einstellen lässt, sowie eine DSLR- oder eine spiegellose Kamera. Das reicht erst einmal an Ausrüstung, um tolle Fotos für dein Portfolio zu schießen“, so Tepsic.
Viele erfahrene Fotografen packen verschiedene Kameras ein, jede mit eigenem Objektiv, damit sie während des Konzerts nicht die Objektive wechseln müssen. Da es bei Konzerten oft rasant und aufregend zugeht, kannst du mit dieser Methode wertvolle Zeit sparen, um die perfekte Aufnahme einzufangen.
Neben der Kamera und dem Objektiv solltest du auch zusätzliche Akkus und Speicherkarten für deine Kamera mitnehmen. Denke auch an Ohrstöpsel, da du wahrscheinlich nahe an den Boxen stehen wirst und daher dein Gehör schützen solltest – gerade wenn aus der Konzertfotografie ein Vollzeit-Job wird.
„Meine Vorbereitung beginnt in der Regel am Vorabend. Ich komme von einer Show nach Hause und lade sofort meine Fotos auf den Computer hoch. Dann lade ich die Akkus und bereite alles für den nächsten Tag vor“, erklärt Derek Brad. „Ich vergewissere mich, dass alles auf meinen Computer übertragen wurde, und sichere die Inhalte auf zwei verschiedenen Festplatten. Dann lösche ich die Speicherkarten, damit meine Kameras einsatzbereit sind.“
Wichtige Punkte während des Shootings.
Passe die Kameraeinstellungen an.
Bereite dich darauf vor, Blende, Verschlussgeschwindigkeit und ISO-Einstellungen anzupassen, um die individuellen Anforderungen des Konzerts zu erfüllen. Bei den meisten Konzerten herrscht wenig Licht, weshalb du eine große Blende brauchst, damit die Belichtung richtig funktioniert. Wenn du im Modus mit Blendenpriorität (oder Blendenvorwahl) die Blende der Kamera änderst, werden die anderen Einstellungen wie erforderlich angepasst.
Verlasse dich nicht auf die Autofokus-Einstellungen deiner Kamera. Da Bandmitglieder sich oft schnell auf der Bühne herumbewegen, musst du in der Lage sein, sie mit der Kamera zu verfolgen und hierbei den Fokus anzupassen, ohne dass deine Kamera die Kontrolle übernimmt. „Ich muss schnell reagieren, da ich im manuellen Modus fotografiere. Es ist also nie die Schuld der Kamera, wenn das Foto nichts wird. Das geht immer auf meine Kappe“, so Tepsic.
Fange die Atmosphäre ein.
Bei Konzerten dreht sich alles um die Eindrücke und die Stimmung, die Besucher erleben. Versuche also einzufangen, wie es sich anfühlt, vor Ort zu sein. Nimm hierzu verschiedene Fotos auf, die das Konzert perfekt abbilden. „Ich nehme mir die Zeit, um die Stimmung beim Konzert einzufangen. Und bei Bands versuche ich immer, ein oder zwei Bilder von jedem Bandmitglied aufzunehmen“, sagt Brad.
Konzertfotografie ist eine Form von Journalismus. Denke also daran, zwischendurch einen Schritt von deiner Kamera zurückzutreten, und das Gesamtbild zu betrachten. So kannst du gewährleisten, dass du keine wichtigen Elemente übersiehst. Bei Konzerten passieren oft interessante und unerwartete Dinge – achte also auf deine Umgebung, um vielleicht ein einmaliges Foto zu schießen.
Konzentriere dich auf die Komposition.
Achte auf den Rahmen und die Komposition, anstatt einfach nur Unmengen an Fotos aufzunehmen. Richte dein Motiv in einigen Bildern mittig aus und übe in anderen Fotos unterschiedliche Winkel und Bildeinstellungen (wie die Drittelregel). So erhältst du am Ende vielfältige Aufnahmen, aus denen du wählen kannst, um deinen persönlichen kreativen Stil zu entwickeln.
„Wenn du die Drittelregel anwendest, veränderst du damit völlig die Komposition. Wenn ich sehe, dass sich ein Künstler auf der Bühne von links nach rechts bewegt, halte ich ihn auf der linken Seite des Bildes, damit er sich in Richtung der anderen Bildseite bewegt“, erklärt Tepsic. „Aber weil alles so schnell geht, passieren Fehler und ich muss am Ende einige Bilder aussortieren. Und es gibt Bilder, deren Komposition nicht genau dem entspricht, was ich eigentlich wollte.“
Bild von Mark Tepsic
Respektiere das Event und seine Besucher.
Wenn du ein Konzert fotografierst, bist du dort, um einen Job zu erledigen. „Ich versuche, den Fans nicht im Weg zu stehen. Oder ich ducke mich, damit sie das sehen können, wofür sie gekommen sind“, so Brad. Denke an die Besucher, die ein Ticket gekauft haben und die Show genießen wollen. Achte darauf, dass du ihnen nicht die Sicht versperrst. Bei kleineren, intimeren Konzerten solltest du außerdem das Klicken deiner Kamera berücksichtigen.
Darüber hinaus solltest du auch die Künstler respektieren. „Wenn du Konzerte fotografierst, hast du oft die Möglichkeit, den Künstlern sehr nahe zu kommen. Doch hierbei solltest du den Bogen nicht überspannen. Wenn sich der Künstler direkt vor dir befindet, versuche nicht, nach ihm zu greifen“, warnt Tepsic. Außerdem solltest du Künstler nicht ablenken. Schalte das orangefarbene Fokuslicht und den Blitz deiner Kamera aus und versuche nicht, nach den ersten drei Songs heimlich weitere Fotos zu schießen. Wenn du die Regeln brichst, verlierst du möglicherweise deine Zugangsberechtigung und darfst bei künftigen Events an diesem Veranstaltungsort nicht mehr fotografieren.
Achte auch auf andere Personen, die bei dem Konzert arbeiten. Gib anderen Fotografen ausreichend Raum und besetze nicht über alle drei Songs hinweg den besten Platz im Pit. „Ich achte bei meiner Arbeit immer darauf, andere möglichst nicht zu stören“, so Brad. „Ein weiterer guter Tipp ist es, immer nett zu sein. Über die Jahre habe ich mich sogar mit den Security-Mitarbeitern im Pit angefreundet.“ Alle, die bei dem Konzert arbeiten, müssen ihre individuelle Aufgabe erfüllen – und mit der Zeit wirst du die Menschen hinter den Kulissen kennenlernen.
Optimiere deine Fotos in der Postproduktion.
Wenn es an die Bearbeitung deiner Bilder geht, kannst du zwischen einem journalistischen oder einem künstlerischen Ansatz wählen. Journalistisch gesehen, solltest du darauf achten, dass deine Bilder möglichst unverfälscht bleiben, und sie nur ganz subtil verbessern. Doch aus kreativer Sicht ist es in Ordnung, mit Adobe Photoshop störende Objekte wie die Hand eines Fans oder ein Mikrofonkabel zu entfernen.
„Ich erledige einen Großteil meiner Arbeit in Adobe Photoshop Lightroom. Bei Konzertfotos sind es ungefähr 90 %“, so Tepsic. Du kannst den Kontrast anpassen, eine eigene Vorgabe anwenden oder die Helligkeit des Bildes anpassen, um deine Fotos auf subtile Weise zu optimieren.
„Ich bearbeite meine Fotos nicht allzu stark, da ich sie für journalistische Zwecke nutze. Ich möchte immer das Gefühl der Show wiedergeben“, erklärt Brad. Wenn du überlegst, wie stark du dein Bild bearbeiten möchtest, solltest du deinen Kunden und seine Anforderungen berücksichtigen. Wenn ein Verleger dich dafür bezahlt, Fotos zu schießen, dann solltest du wissen, welche Art von Bildern der Kunde erwartet. Wenn trockener Journalismus gefragt ist, solltest du Bilder nur leicht bearbeiten. Bei redaktionellen Werken hast du vielleicht mehr Spielraum für Kreativität.
Mit der Konzertfotografie kannst du auf spannende Weise deine Fähigkeiten verbessern und ein interessantes Portfolio aufbauen. Und nebenbei hörst du noch wunderschöne Musik. Egal, ob du in kleinen, intimen Clubs oder in riesigen Stadien fotografierst – konzentriere dich auf den Moment und richte deine Energie auf die Performance.
Mitwirkende
Adobe Photoshop Lightroom besser nutzen.
Bearbeite deine Fotos schnell und einfach mit Lightroom-Presets und Super Resolution. Teile Fotos von jedem Gerät. Greife mit der Cloud-basierten Foto-Speicherverwaltung von überall auf deine Projekte zu.
Das könnte dich auch interessieren:
Dokumentiere besondere Anlässe – Event-Fotografie.
Erfahre von professionellen Event-Fotografen, wie flüchtige Momente optimal festhältst.
Die Grundlagen der Dokumentarfotografie.
Dokumentiere mit dieser Mischung aus Kunst und Fotojournalismus wichtige Ereignisse ebenso wie das Alltagsleben.
Einführung in die Verwendung von Weitwinkelobjektiven.
Erweitere buchstäblich deinen Horizont: Lerne die verschiedenen Arten von Weitwinkelobjektiven kennen. Erfahre, wann du sie verwendest und wie du herausragende Weitwinkelaufnahmen erstellst.
Keine „falschen“ Farben mit dem richtigen Weißabgleich.
Erfahre in dieser Anleitung mehr darüber, wie du den Weißabgleich einstellen kannst, um farblich noch mehr aus deinen Bildern herauszuholen.
Lightroom.
Bearbeite, organisiere, speichere und teile Fotos von überall.
7 Tage kostenlos, danach 11,89 €/Monat.
Foto-Abo.
Sichere dir Lightroom, Lightroom Classic, Photoshop und 20 GB Cloud-Speicherplatz. 7 Tage kostenlos, danach 11,89 € pro Monat.
Creative Cloud: Alle Applikationen.
Hole dir über 20 Desktop-Programme und Mobile Apps für Kreative.
7 Tage kostenlos, danach 66,45 €/Monat.