Mit anderen Augen sehen: konzeptuelle Fotografie.
Bei der konzeptuellen Fotografie, in der die bildenden Künste, Fotos und Fantasie vereint werden, steht die Idee im Mittelpunkt. Lerne, wie du dein Konzept mit einer Kamera und digitalen Kunst-Tools zum Leben erweckst, und hole dir Expertentipps, mit denen sich deine Arbeit von anderen abhebt.
Foto von Anya Anti
Was ist konzeptuelle Fotografie?
Die konzeptuelle Fotografie ist an kein bestimmtes Thema gebunden. Vielmehr handelt es sich um ideenbasierte Fotografie. Du beginnst mit einer Geschichte oder einem Konzept und erweckst deine Vision mithilfe einer Kamera und Kreativ-Software zum Leben. Konzeptuelle Fotos sind eine Art der Fotografie der bildenden Künste, bei der bildende Künstler die Grenzen der Dokumentation überschreiten, um eine eigene Idee vorzustellen, oder sie erstellen ein Foto mithilfe von digitalen Tools, anstatt es einfach aufzunehmen.
Obwohl sie eine eigenständige Kategorie darstellt, kann sich die konzeptuelle Arbeit vieler verschiedener Fotografie-Genres bedienen. Ein einzelnes konzeptuelles Bild kann Elemente der Landschafts-, Stillleben, Porträt- und sogar dokumentarischen Fotografie enthalten. Surrealismus und abstrakte Kunstgenres spielen zwar oftmals eine bedeutende Rolle beim Entwerfen eines konzeptuellen Fotos, dem Kreieren konzeptueller Bilder sind jedoch keine Grenzen gesetzt.
Und nur weil konzeptuelle Fotos den Interessen und Ideen des Fotografen entspringen, heißt das nicht, dass sie nicht in der kommerziellen Fotografie verwendet werden können. Werbung nutzt konzeptuelle Fotos, um Botschaften zu übermitteln und Produkte zu verkaufen, während konzeptuelle Porträts häufig für Modeaufnahmen bis hin zu Beauty-Produktkampagnen zum Einsatz kommen.
Auf die Idee kommt es an.
Das trifft zwar auf viele Formen der Kunst zu, besonders jedoch auf die konzeptuelle Kunst. „Bei einigen hapert es zwar an der Technik, wenn sie jedoch eine Vision haben, wird ihre Arbeit interessant“, sagt die konzeptuelle Fotografin Anya Anti, die viele surreale Fotos und Selbstporträts kreiert. „Andererseits sind einige, die sich viel auf die Technik statt auf die Idee konzentrieren, vielleicht technisch versiert, aber ihre Kreationen sind schlichtweg langweilig.“
Um mit einer überzeugenden fotografischen Idee aufwarten zu können, benötigt man Inspiration. „Inspiration ist wie ein Muskel, den man trainieren muss“, sagt Anti. Stelle ihn dir wie eine Bibliothek visueller Erfahrungen vor, die du im Laufe der Zeit sammelst. Nachdem du mit der Erstellung deines Inspirationskatalogs begonnen hast, kannst du verschiedene Einflüsse, Künstler und Ideen heranziehen, um zu eigenen Kreationen zu gelangen.
„Sieh dir nicht nur Fotografie, sondern auch Kunst an und studiere sie und folge deinen konzeptionellen Lieblingskünstlern“, schlägt Anti vor. „Besuche Galerien und Museen und erlebe einfach Kunst. Die Entwicklung deines Geschmacks und deiner künstlerischen Vision ist wichtig, weil man zwar Fototechniken und Software-Bedienung erlernen kann, das Hauptproblem bei Anfängern jedoch meiner Meinung nach in der fehlenden Vision liegt.“
Ganz gleich, ob du schöne Porträts, mystische Landschaften oder surreale Lebenskompositionen erschaffen möchtest – Moodboards sind eine großartige Methode zur Entwicklung eines Konzepts. Herausragende Beispiele für konzeptuelle Fotografie lassen sich in Magazinen und im Alltag sowie auf Social-Media-Websites wie Behance finden. Du kannst auch versuchen, ein Foto, das du magst, neu zu kreieren. Dies kann eine hilfreiche Übung sein, wenn du gerade in diese Art von Fotografie einsteigst.
So erstellst du ein konzeptuelles Foto.
Nachdem du eine Inspiration gewonnen hast und dir eine Idee gekommen ist, was du kreieren möchtest, ist es Zeit für die Umsetzung.
Skizziere deine Idee und plane deine Aufnahme.
„Ich beginne mit der Visualisierung meiner Idee und skizziere sie dann in Adobe Photoshop oder Illustrator, mitunter auch in Farbe“, sagt Anti. „Das hilft mir dabei, das Konzept besser zu visualisieren. Zudem ist es sehr hilfreich, wenn man im Team arbeitet.“ Die Skizze kann ganz einfach sein und aus Strichmännchen und einfachen Notizen bestehen, oder sie kann detaillierter sein. Sie muss lediglich dabei helfen, die Idee in etwas Greifbares zu überführen.
„Zerlege deine Skizze und schlüssle sie in die verschiedenen Bildelemente auf“, sagt Fotograf Michael David Adams, der aus der Disziplin der surrealen Porträts und konzeptionellen Künste stammt. Ganz gleich, ob du eine Notiz zur Komposition, zur Farbpalette, zu Requisiten oder zur Belichtung erstellen möchtest – schreibe sie auf und plane anhand dieser Notizen das Shooting für deine Idee.
Trage die Elemente zusammen.
„In der Regel mache ich nicht nur ein Foto, sondern sammle Material, um daraus später in Photoshop etwas zu kreieren“, sagt Anti. Viele konzeptuelle Fotografen arbeiten mit Kompositionen, bei denen mehrere Bilder zusammengeschnitten und zu einem finalen Foto zusammengefügt werden. Diese Bilder sind keine perfekt zusammengestellten Frames, sondern vielmehr einfache Aufnahmen von unterschiedlichen Komponenten oder Elementen, die das finale Foto beinhalten wird.
Deine Notizen und Skizzen helfen dir dabei, die benötigten Fotomotive aufzuschlüsseln. Achte beim Erstellen einer Komposition auf Licht und Farbe. Wenn ein Foto von hinten und das andere von der Seite belichtet ist, werden die beiden Bilder nicht konsistent aussehen. Wurde ein Foto im Innenbereich bei geringerer Farbtemperatur aufgenommen und ein anderes zur goldenen Stunde im Außenbereich, werden sie gleichermaßen nicht den Anschein erwecken, dass sie zum selben Bild gehören.
Erledige möglichst viele Einstellungen an der Kamera, damit du später nicht viel Zeit für komplexe Nachbearbeitungen benötigst. „Um eine realistische Komposition zu erstellen, solltest du dein Set designen und möglichst viele Aufnahmen an diesem Set machen. Ich arbeite nur selten mit einem Bildarchiv“, sagt Anti.
Kreiere dein Foto.
Nachdem du all dein Material gesammelt hast, ist es an der Zeit, deine Kreation zusammenzusetzen. „Sobald ich mit dem Shooting fertig bin, gehe ich an den Computer. Dort findet die ganze Magie statt. Für mich ist dies der spannendste Teil, weil ich dort endlich sehen kann, wie mein Bild aussehen wird“, sagt Anti.
Einige konzeptuelle Fotos müssen zur Fertigstellung möglicherweise nur nachbearbeitet oder retuschiert werden, während bei anderen mehr Arbeit erforderlich ist, um die Vision zu realisieren. Für Adams ist die Nachbearbeitung ein einfacherer Prozess, der „lediglich die Elemente, die Maske und den Farbabgleich beinhaltet“. In diesen Photoshop-Tutorials lernst du, wie du eine Komposition erstellst, deine erste Ebenenmaske kreierst oder mithilfe von Ebenenmasken Bilder kombinierst.
Fotos von Anya Anti
Finde deinen Stil als konzeptueller Künstler.
„Eine der größten Herausforderungen besteht darin, zu wissen, wann ein Werk vollendet ist“, sagt Adams. „Es gibt immer etwas, was man noch tun kann.“ grDie Entwicklung eines kritischen Blicks gehört zu einem Fotografen der bildenden Künste, und das braucht Übung. „Lasse die Arbeit ein paar Tage liegen und betrachte sie dann mit frischem Blick“, rät Adams.
Es kann beängstigend sein, die eigene Arbeit anderen Menschen zu präsentieren. Antis rät angehenden konzeptuellen Künstlern, auf andere Menschen zu hören, sich jedoch selbst treu zu bleiben. „Tue das, woran du glaubst und was dich fasziniert“, sagt Anti.
Sorge dich beim ersten Versuch nicht zu sehr um deine Ausrüstung oder Technik. „Insbesondere bei konzeptuellen Fotografen kommt es auf die Idee an. Die Technik kommt später“, sagt Anti. Das Einzige, was du noch tun musst, ist hinauszugehen und Erfahrungen zu sammeln. Denke dir eine Idee aus, aber denke nicht zu lange darüber nach. Genieße einfach den Prozess, zu sehen, wie deine künstlerische Vision Wirklichkeit wird.
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