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„The Fast and the Photogenic“.

Vom Muscle-Car aus den 1960er oder 1970er Jahren bis zur Mercedes-Luxusklasse oder dem neuesten Lamborghini: Autos sind eine Leidenschaft. Die professionelle Autofotografie – zur Dokumentation von technischen Neuerungen, Tuning-Maßnahmen, Autotreffen und vielen anderen Themen – hat an Fahrt aufgenommen und ist zu einer eigenen Kunstrichtung geworden. Sie ist eine Liebeserklärung an das Fahren mit dem Auto und an dessen Ausstattungsdetails, eine Mischung aus Produktaufnahmen und der Möglichkeit, im Bild festzuhalten, wie Handwerk und Technik perfekt miteinander verschmelzen.

„Du versuchst, die richtigen Winkel beim Auto zu finden. Du versuchst, diesen dann mit dem richtigen Hintergrund und dem richtigen Licht in Einklang zu bringen – es gibt eine Menge, was in ein gutes Foto einfließt“, erläutert der Fotograf Aedan Petty.

Egal ob dein Interesse für Autos auf die Geschwindigkeit, das Aussehen oder die aufgemotzten Modifikationen zurückgeht: Die Autofotografie kann dich in Kontakt mit schönen Maschinen und den Gleichgesinnten bringen, deren Leidenschaft auch den Autos gilt.

„Die Autofotografie fängt das ein, was Autoliebhabende wirklich lieben – das Styling, das aggressive Aussehen, all die Umbauten, die die Leute vornehmen, und die Leidenschaft der Leute“, so Aedan. „Es ist ein Weg, um die Schönheit der Maschine einzufangen, und es geht auch darum, Action einzufangen, wenn man bewegte Aufnahmen macht.“

Autofotografierende müssen mit dem Networking beginnen.

Du kannst tolle Autofotos von jeder Art von Fahrzeug machen. Aber wenn du das aufregende Erlebnis haben willst, Luxusautos oder besondere Oldtimer zu fotografieren, musst du wohl zunächst Kontakt mit den Besitzenden aufnehmen. Und dabei geht es vor allem darum, die Wertschätzung für diese Fahrzeuge zu kultivieren und zu zeigen. „Wenn du Automobilfotografie betreibst, musst du definitiv eine Leidenschaft für Autos haben“, weiß Aedan.

Wenn du nicht gerade Bekannte mit Ferraris, Porsches oder umgebauten Mazda-Rennmodellen hast, solltest du dich auf Automessen begeben und andere Autoenthusiasten treffen, z. B. Mechanikerinnen und Mechaniker aus der Tuning-Branche, Verkaufende von exotischen Autos oder andere stolze Autobesitzende. Halte Ausschau nach Automessen oder Oldtimer-Treffen in deiner Nähe, und bringe deine Kamera mit.

Wie man Kundinnen und Kunden für die Autofotografie findet.

„Viele Leute trauen sich nicht, Autobesitzende anzusprechen, weil sie befürchten, dass die Leute nicht fotografiert werden wollen“, erzählt der Fotograf Brooks Li. „Aber davon sollte man sich nicht abhalten lassen.“ Wenn du mit deiner Kamera zu Automobil-Club-Treffen oder Automessen gehst, wirst du Autobesitzende anlocken, die mit dir arbeiten wollen.

Autobesitzende sind in der Regel sehr stolz auf ihre Maschinen, und das ist eine Gemeinsamkeit, die du mit allen Autoliebhabenden teilen kannst. Für alle, die Autobesitzenden helfen können, tolle Aufnahmen von ihrem Baby zu machen, sollte es ein Leichtes sein, Zugang zu ihnen finden.

„Ich empfehle immer Automessen wie hier bei uns die ‚Cars & Coffee‘. Sprich mit den Besitzenden. Sie sind alle super freundlich. So habe ich damals angefangen“, berichtet Brooks. „Sei so kontaktfreudig wie möglich, und versuche dein Bestes, um mehr Praxis zu bekommen.“

Wie man sich auf ein Foto-Shooting mit Autos vorbereitet.

Sobald du die richtigen Kontakte geknüpft und ein Shooting geplant hast, erfordert eine erfolgreiche Session einige Nachforschungen über das Timing und die Location. Sprich mit deiner Kundin bzw. deinem Kunden über Marke, Modell und Farbe des Autos, damit du vorausplanen kannst. Vielleicht gibt es spezielle Umbauten und Details, die du während des Shootings festhalten sollst.

A car next to a train

Bild von Brooks Li

Wähle eine Location, die zum Auto passt.

Je nach Auto sind unterschiedliche Gelände und Einstellungen angebracht. Wenn du einen Jeep fotografierst, der sich gut jenseits der ausgetretenen Pfade macht, solltest du ihn auf felsigem Terrain platzieren, sofern es die Sicherheit zulässt. Dagegen könnte ein tiefergelegtes Auto auf einer glatten Stadtstraße oder vor einer alten Backsteinmauer einer Fabrik am besten aussehen.

Auch die Farbe des Autos hilft dabei, die beste Einstellung für das Shooting zu bestimmen. „Schwarze und weiße Autos sind wirklich die einzigen, die man so ziemlich überall präsentieren kann. Wenn du es mit einer speziellen Farbe zu tun hast, wird es schon schwieriger“, weiß Aedan Petty. „Ich würde sagen, die härteste Lackfarbe bei einem Auto ist Lila. Lila ist eine Farbe, die sich wirklich nur sehr schwer gut einfangen lässt. Du musst die richtige Beleuchtung finden.“

Suche nach einem Hintergrund, der einen Kontrast zum Farbton des Autos bietet. „Dunklere Autos sehen vor helleren Hintergründen toll aus“, so Brooks. „Wenn ich Autos fotografiere, die heller sind – etwa ein orangefarbenes Auto – würde ich an einem dunkleren Ort fotografieren, entweder bei Sonnenuntergang oder wo es einen Schatten gibt.“

Plane deine Shootings für die goldene Stunde.

Die Tageszeit kann einen großen Unterschied ausmachen. Wie bei den meisten Arten der Außenfotografie kann direktes Sonnenlicht zu Blendeffekten, starker Schattenbildung oder verfälschten Farben führen. Fotografiere Autos während der goldenen Stunde – das ist die Stunde nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang –, um die intensiven Blend- und Schatteneffekte zu begrenzen, die durch die Mittagssonne verursacht werden. Wenn du mittags fotografieren musst, umgehe hartes Licht mithilfe von Bäumen und Gebäuden, in deren Schatten du das Auto platzieren kannst.

Hilfreiche Ausrüstung, die du zur Hand haben solltest.

Um als Autofotografin bzw. -fotograf erfolgreich zu sein, musst du verschiedene Blickwinkel und Aufnahmearten beherrschen. Ob eleganter BMW oder schnittiger Chevy Camaro – es gibt einige Ausrüstungsgegenstände, die du bei jedem Auto-Shooting dabei haben solltest.

A camera on a tripod with two people and a sports car in front of it

Die Basics.

Ein Stativ, um ruhige Aufnahmen zu machen, ist immer ein wertvolles Hilfsmittel, vor allem um deine Kamera bei Nacht ruhig zu halten. Es lohnt sich auch, nach einem einfachen Reflektor-Set zu schauen, um das Sonnenlicht manipulieren zu können.

Die Objektive.

„Ich fotografiere mit einem Objektiv mit 24 mm bis 70 mm Brennweite. Das ist super vielseitig und super einfach zu bedienen. Du hast deinen Weitwinkel – und dann hast du dein Tele am anderen Ende der Skala“, empfiehlt Aedan. „Ich würde sagen, 35 mm und 50 mm eignen sich am besten für die Autofotografie. Diese Einstellung sehe ich oft bei Leuten, die damit anfangen.“

Blitz.

Für Außenaufnahmen kann ein Reflektor, der natürliche Lichtquellen einfängt und auf das Auto richtet, alles sein, was du brauchst. Aber die Autofotografie umfasst oft auch Innenaufnahmen. „Ich habe einen Kamerablitz sowie ein Stablicht“, so Aedan. „Es ist super hilfreich, einen Blitz zu haben, weil der wirklich den Innenraum beleuchtet und die Farben der verschiedenen Details zeigt.“

Achte aber darauf, dass du einen weicheren Blitz verwendest, damit du eine gute Beleuchtung ohne harte Schatten bekommst. „Verwende keinen zu starken Blitz, denn dann bekommst du überall weiße Linien auf dem Leder“, erklärt Aedan. „Du willst schließlich, dass der Innenraum schön gleichmäßig aussieht.“

Lichtbegrenzer.

Die meisten Autolacke fangen Licht ein und reflektieren es, was ohne die richtige Ausrüstung ein Problem sein kann. Ein Neutraldichtefilter begrenzt das Licht. Er ist fast so etwas wie eine Sonnenbrille für dein Objektiv. Du kannst auch einen Zirkularpolarisator verwenden, der darauf spezialisiert ist, Blendeffekte zu reduzieren.

„Wenn du keinen Zirkularpolarisator hast, wirst du zahlreiche Reflexionen von der Windschutzscheibe und der Seite des Autos haben, die definitiv nicht so gut aussehen werden“, sagt Aedan.

Reinigungswerkzeuge.

Wenn du nicht gerade einen Geländewagen fotografierst, sind Schmutz und Flecken keine schöne Ergänzung zu den Autoaufnahmen. Bringe auf jeden Fall Poliertücher und Reinigungs-Detailer mit. „Staub oder Schmutz können entstehen, wenn du das Auto für eine Nahaufnahme der Räder auch nur um ein paar Meter bewegst“, so Aedan. „Deshalb solltest du unbedingt Putzmittel zur Hand haben.“

Wichtige Tipps für gute Autoaufnahmen.

Bereite dich darauf vor, alle Blickwinkel zu erfassen.

Achte darauf, immer erst die klassischen „Posen“ abzulichten, bevor du kreativ wirst. Fotografiere das Auto von vorne auf Augenhöhe und von allen Seiten. Mache auch von jeder Ecke des Autos Fotos aus einem Winkel von 45 Grad.

Photo of the back view of a sports car
Photo of the front view of a sports car

Photo of the side view of a sports car

Bilder von Aedan Petty

Photo of the front view of a sports car

„Einer der wichtigsten Tipps, den ich Einsteigenden gebe: Achte auf den Winkel“, erklärt Aedan. „Jedes Auto sieht in der Dreiviertel-Schrägansicht am besten aus. Das ist das Nonplusultra. Du kannst mit jedem Auto üben – es muss kein besonders schickes Auto sein. Es kann dein eigenes Auto sein, mit dem du jeden Tag fährst. Spiele einfach mit den Winkeln herum, und finde heraus, welche am besten aussehen.“

Sobald du gute Winkel des gesamten Fahrzeugs eingefangen hast, gehst du zu den Ausschnitten über. Du kannst die Seite des Autos aus einem niedrigen Winkel aufnehmen, der zum Beispiel am Vorderrad beginnt. Widme dich als Nächstes den Details. Mache Nahaufnahmen der Scheinwerfer, des Emblems auf der Motorhaube, der Zierleisten, der Seitenschweller und der Spiegel – alles, was dieses spezielle Auto ausmacht.

Wenn die Location nicht passt oder dich daran hindert, die Drittel-Regel (oder andere Best Practices für die Bildkomposition) zu befolgen, kannst du mit der Positionierung des Autos spielen. Behalte immer die Szenerie und deine Komposition im Hinterkopf. Nur weil dein Motiv kein Mensch ist, heißt das nicht, dass du es (und seine Besitzerin bzw. seinen Besitzer) nicht für dich arbeiten lassen kannst, um die richtige Pose zu finden.

Insider-Informationen zu Innenaufnahmen.

Ob durch getönte Scheiben oder geschlossene Türen: Das Innere eines Fahrzeugs ist oft schummrig. Ein weicher Blitz oder eine andere Lichtquelle kann hier hilfreich sein. Habe keine Angst davor, Türen und Fenster zu öffnen, um mehr Licht hereinzulassen. Und passe deine Kameraeinstellungen entsprechend an.

„Für Innenaufnahmen brauchst du meistens eine längere Verschlusszeit, weil es dunkler ist“, weiß Brooks. „Du hast nicht wirklich viel zusätzliches Licht, mit dem du arbeiten kannst. Und du kannst wahrscheinlich kein Stativ einsetzen, also musst du lernen, wie du deine Kamera ruhig halten kannst.“

A customized steering wheel and dashboard of a sports car

Bild von Brooks Li

Innenaufnahmen sind bei Autos mit Rücksitz relativ einfach. Bei Zweisitzern kann es schwieriger werden, die Kamera so zu platzieren, dass du die gewünschte Aufnahme erhältst. Du kannst auch versuchen, Innenaufnahmen von außen zu machen. Lasse die Scheiben herunter, oder öffne die Tür, und fotografiere durch das Fenster hindurch.

„Habe keine Angst, den ISO-Wert zu erhöhen. Der Innenraum ist tendenziell dunkel“, rät Aedan. „Es ist wichtig, seine Kamera zu kennen und zu wissen, bis zu welchem ISO-Wert man in bestimmten Situationen gehen kann, ohne zu viel Rauschen und Körnung zu bekommen.“

Detailaufnahmen sind entscheidend für gute Innenaufnahmen. Erfasse das Lenkrad, die Nähte an den Sitzen und alle anderen besonderen Merkmale. Und vergiss nicht, auch Fotos von dem zu machen, was unter der Haube steckt. Auto-Fans lieben Aufnahmen von stylischen Details. Aber auch Bilder von der Technik sind wichtig.

Fotografiere Autos auch während der Fahrt.

Während viele Autofotos geparkte Fahrzeuge zeigen, möchtest du vielleicht auch einfangen, wie die Autos ihre PS zeigen. Du kannst tolle Aufnahmen von Autos auf der Straße machen, indem du in einem anderen Auto mitfährst. Verabrede dazu ein Shooting mit zwei Inhabenden desselben Automodells. Lasse dich von einer Person fahren, während du Fotos vom Auto der anderen Person machst, und wechsle dann. Aufnahmen aus einem fahrenden Fahrzeug können zu Bewegungsunschärfe durch Verwackeln der Kamera führen. Suche dir also möglichst glatte Straßen für diese Aufnahmen.

A photo of the side view of a sports car driving down a roadway superimposed over a photo of a sports car driving down a highway

Bilder von Aedan Petty

Wenn du Fotos von fahrenden Autos von der Ziellinie oder einer anderen stationären Position aus machst, ist die Action-Fotografie eine großartige Fähigkeit, die du lernen solltest, um Autos in Bewegung zu erfassen. Schwenktechniken helfen dir dabei, ein sich bewegendes Motiv zu fokussieren und im Fokus zu halten, um ein Standbild zu liefern, das die Bewegung mit einem unscharfen Hintergrund hervorhebt.

Organisiere und verfeinere deine Aufnahmen in Adobe Photoshop Lightroom.

Um die perfekten Aufnahmen eines Fahrzeugs zu finden, musst du unter Umständen eine Vielzahl von Fotos sichten. Lightroom macht es dir leicht, deine Arbeit zu organisieren und deine Favoriten zu finden. Du kannst auch filterähnliche Lightroom-Presets deiner besten Bearbeitungen auf ganze Stapel von Aufnahmen desselben Fahrzeugs anwenden.

„In der Nachbearbeitung spiele ich mit dem Bild herum. Ich nehme individuelle Bearbeitungen am Auto und an der Location vor“, erklärt Aedan.

In der Nachbearbeitung kannst du auch ablenkende Elemente herausschneiden. „Oftmals entferne ich verschiedene Masten und andere Dinge aus dem Hintergrund“, fügt Aedan hinzu. Lasse nicht zu, dass Objekte, die du einfach wegschneiden kannst, deinem Motiv die Aufmerksamkeit entziehen.

Wenn die Beleuchtung auf den Autoscheiben sie zu hell macht, kannst du sie mit einem transparenten grauen Pinsel abdunkeln. Damit wird das Glas gleichmäßiger, ohne unrealistisch zu wirken.

Du kannst nicht wissen, welche Arten von Bearbeitungen du brauchst, bis du mit den Aufnahmen beginnst. Erst in der Praxis wirst du merken, welche Tipps, Tricks und Anpassungen für dich funktionieren. Gehe raus, und nimm so viele Bilder von schicken Fahrzeugen auf, wie du kannst, bis deine Fähigkeiten und Erfahrungen mit deiner Leidenschaft für Autos gleichauf sind.


Mitwirkende.

Aedan Petty, Brooks Li