Bokeh-Effekt: Unschärfe in Bildern einsetzen.
Lerne alles über den Bokeh-Effekt und spiele mit der Schärfentiefe, um in deinen Fotos faszinierende Ergebnisse zu erzielen. Mit der Bokeh-Fotografie nutzen viele Fotografen gezielt eine Hintergrundunschärfe, die dem Hauptmotiv im Fokus noch stärkere Bedeutung verleiht. Aber wie wird dieser Effekt richtig eingesetzt? In unserem Guide erhältst du erste Einblicke und hilfreiche Tipps von den Fotografinnen Khara Plicanic und Carli Davídson.
Was dich erwartet:
- Was ist der Bokeh-Effekt?
- Die richtigen Einstellungen für den Bokeh-Effekt.
- In 5 Schritten zum Bokeh-Effekt.
- Bokeh-Effekt mit Adobe Photoshop bearbeiten.
- Fotografie-Tipps für den Bokeh-Effekt.
- Häufig gestellte Fragen.
Was ist der Bokeh-Effekt?
Ursprünglich stammt die Bezeichnung Bokeh aus dem Japanischen (ボケ) und lässt sich mit „Nebel” oder „Schleier” übersetzen. Dieses Wort beschreibt den Effekt so gut, weil er dank der Unschärfe auf Bildern durchaus wie ein Nebel wirkt, der sich durch das Motiv zieht. Wie stark die Hintergrundschärfe eingesetzt wird, hängt vom Künstler selbst ab.
Wenn du dich für Fotografie und Kunst interessierst, ist dir der Bokeh-Effekt garantiert auch schon in vielen Fällen bewusst oder unbewusst begegnet. Der unscharfe Hintergrund rückt das Motiv im Vordergrund noch stärker in den Mittelpunkt. Bokeh wird deshalb häufig für Porträt- und Modeaufnahmen verwendet, aber auch Nahaufnahmen und Fotos von Essen können davon profitieren.
Du kannst den Bokeh-Effekt beim Fotografieren mit diesen drei Hilfsmitteln erzielen:
- Große Kamerasensoren
- Teleobjektiv
- Offene Blende
Für noch stärkere Effekte kannst du diese drei Methoden miteinander kombinieren, z.B. indem du eine Vollformatkamera mit einem starken Teleobjektiv und einer Blendenzahl von 2,8 verwendest.
Die richtigen Einstellungen für den Bokeh-Effekt.
Du solltest dich gut mit deiner eigenen Kamera auskennen, bevor du die Einstellungen veränderst. Sobald du einen Überblick darüber hast, kannst du beim Fotografieren den interessanten Bokeh-Hintergrund auf Bildern erzeugen. Die folgenden drei Einstellungen sind dabei besonders wichtig.
Blendenöffnung.
Je offener die Blende, desto unschärfer erscheint der Hintergrund. Für einen guten Bokeh-Effekt eignen sich z. B. die Blendenwerte 1,4 oder 2,8. Kleinere Blenden mit einer höheren Blendenzahl sind weniger geeignet. Die Blendenwerte 8 oder 16 würden den Hintergrund viel zu scharf darstellen.
Objektiv.
Um diesen Effekt zu erzeugen, brauchst du ein lichtstarkes Objektiv mit einer großen Blendenöffnung. Ein Teleobjektiv ist dafür geeigneter als ein Weitwinkelobjektiv. Ein Objektiv mit mehr Blendenlamellen – sieben oder neun sind ideal – liefert ein schönes, kreisförmiges Ergebnis.
Brennweite.
Eine längere Brennweite führt in der Regel zu einem unschärferen Hintergrund, da der Bildwinkel bei ihr schmaler wird. Das ist auch der Grund dafür, dass Zooms mit 70-200 mm Brennweite bei der Blendengröße 2,8 für Bokeh-Effekte genutzt werden.
In 5 Schritten zum Bokeh-Effekt.
1. Nutze statische Motive.
Damit du die Verlagerung von Hintergrundunschärfe und scharfem Frontmotiv erhältst, übe am besten erst mit einem statischen Motiv. Stillleben, Porträts oder Detailaufnahmen eignen sich für erste Versuche. Fotomotive mit Bewegung sind schwieriger festzuhalten – nutze sie daher erst, nachdem du bei den statischen Motiven bereits gute Ergebnisse erzielt hast.
Durch erste Probeaufnahmen findest du heraus, wie scharf oder unscharf der Hintergrund werden sollte. Wenn dort keine Kontur zu erkennen ist, hast du den Effekt ausgereizt. Bei einer guten Bokeh-Fotografie sollte man noch erahnen können, was sich im Hintergrund befindet.
2. Achte auf Verschlusszeiten
Unter der Verschlusszeit verstehen Fotografen den Zeitraum, in dem das Licht durch den offenen Verschluss auf den Sensor oder Film gelangt. Je länger belichtet wird, desto mehr Licht gelangt auf den Sensor deiner Kamera, was wiederum das Bild heller macht. Wenn du in dunklen Räumen fotografierst, möchtest du also länger belichten als draußen bei Sonnenschein, z. B. mit der Einstellung 1/60 Sekunde.
Das Zusammenspiel von Blendenöffnung und Verschlusszeit sorgt für den gewünschten Unschärfeeffekt. Du wirst sehen, wie sich Veränderungen dieser beiden Einstellungen bemerkbar machen. Experimentiere am besten, bis du deine gewünschte Tiefenschärfe gefunden hast.
3. Überprüfe die Blendenöffnung
Die Blendenöffnung orientiert sich an der Ausstattung der Kamera. Wenn dir ein Objektiv zur Verfügung steht, kannst du mit der Blendenöffnung die Unschärfe maximieren. Schalte hierzu erst die Zeitautomatik der Kamera ein. Im Anschluss musst du die Blende manuell festlegen, damit die Kamera die passende Belichtungszeit errechnet.
Ein maximaler Bokeh-Effekt wird mit der größtmöglichen Blende erreicht. Jedoch ist eine komplett geöffnete Blende eher nicht zu empfehlen: Das fokussierte Motiv im Vordergrund wird bei offenen Blenden noch schärfer und zeichnet sich zu sehr vor dem Hintergrund ab. Im Gesamteindruck wirkt das Bild dadurch unnatürlich komponiert. Je nach Objektiv sind die Blenden 1,4 bis 3,3 die passende Wahl für dein Foto.
4. Halte die Position
Bewegungen solltest du beim Fotografieren vermeiden. Nur wenn die Kamera still bleibt und der Fokus beibehalten wird, kannst du den Bokeh-Effekt einfangen. Ein Stativ ist daher absolut notwendig. Das Stativ hilft dir auch, den richtigen Abstand zum Fotomotiv zu halten. Die Distanz zwischen der Kamera und dem Motiv beeinflusst das Ergebnis.
Die Entscheidung, ob mehr Details im Vordergrund zu sehen sein sollen oder ob der Übergang in die Unschärfe im Zentrum deines Fotos stehen soll, triffst allein du. Probiere verschiedene Abstände aus und finde heraus, welches Ergebnis dich am meisten überzeugt.
5. Behalte dein Motiv im Fokus
Fotografie ist Handarbeit. Bei der Wahl des richtigen Fokus solltest du für ein individuelles Ergebnis den Autofokus abschalten. Nutze die Einstellungen und rücke dein Motiv in das gewünschte Licht.
„Du willst bestimmen, was im Fokus stehen sollte, und nicht die Kamera. Der Unterschied kann sehr groß sein.“
Fotografin Khara Plicanic.
Diese fünf Schritte solltest du bei der Bokeh-Fotografie prüfen und im Zweifel korrigieren. Jede Veränderung am Motiv setzt eine Neueinstellung der Kamera voraus. Nimm dir deshalb Zeit und bringe Ruhe und Geduld mit zum Fotoshooting.
Bokeh-Effekt mit dem Smartphone.
Smartphones können den Bokeh-Effekt künstlich erzeugen. Neuere Modelle des iPhone oder Google Pixel errechnen die Tiefenunschärfe im Porträtmodus, sodass der Vordergrund scharf abgelichtet wird, während der Hintergrund verschwommen wirkt.
Für den physikalisch erzeugten Effekt brauchst du eine große Blende, ein großes Aufnahmeformat, ein lichtstarkes Objektiv und längere Brennweiten.
Bokeh-Effekt mit Adobe Photoshop bearbeiten.
Wandele dein Bild in ein Smart-Objekt um.
Bevor du größere Änderungen in Adobe Photoshop vornimmst, sichere dein Originalbild und arbeite mit einer Kopie. Deine Fotografie solltest du als Smart-Objekt anlegen, um verschiedene Fortschritte und Änderungen bei Bedenken rückgängig machen zu können. Durch das Zuschalten von verschiedenen Ebenen verleihst du deinem Bild mehrere Schichten.
Schritt für Schritt tastest du dich so mit verschiedenen Werkzeugen an die finale Version heran. Bedenke aber: Lege für jede Änderung eine neue Ebene an.
Zeichne deinen Hintergrund weich.
Mit Adobe Photoshop kannst du in wenigen Klicks ein weichgezeichnetes Bild erhalten. Dein gesamtes Bild soll nicht hinter einem Schleier verborgen sein, sondern punktuelle Unschärfen aufzeigen.
Weichzeichner und unterschiedlich gesetzte Weichzeichnungs-Pins bestimmen die Bereiche, die unscharf erscheinen sollen. Anhand der Skala kannst du den Weichzeichner-Grad variieren. Für die Atmosphäre und die Wirkung eines Bokeh-Bildes ist es wichtig, dass verschiedene Schärfestufen darin vorhanden sind. So schaffst du Abwechslung und verleihst dem Bild deine persönliche Note.
Füge Bewegungsunschärfe hinzu.
Der Einsatz von Bewegungsunschärfe suggeriert beim Betrachter Bewegungen im Bild und lässt sie dynamischer erscheinen. Du erzielst sie mit Unschärfen, die sich alle in eine Richtung ausrichten. Anders als die Unschärfe im Hintergrund, die mit Tiefenverhältnissen spielt, wird die Bewegungsunschärfe von links nach rechts oder rechts nach links festgelegt.
Erfahrene Fotografen, die Motive in Bewegung fotografieren, erzeugen auf ihren Fotos mit diesem Hilfsmittel Schnelligkeit, Tempo und Spannung – eine Option, die bewusst eingesetzt werden sollte.
Optimiere und definiere dein Bild.
Mit der Auswahl deines Fokusbildes, der Eingrenzung des Unschärfebereichs und der Bewegungsunschärfe hast du bereits einen großen Einfluss auf die Wirkung deiner Fotos. Einige Segmente eines Bildes strahlen jedoch durch ihre Ursprünglichkeit zwischen den bearbeiteten Flächen einen besonderen Reiz aus. Die Isolation solcher Fotobereiche ist wichtig.
Meist sind der Bildfokus und der isolierte Bereich eine Einheit. Durch etwas Ausprobieren kannst du deine Arbeit stetig verbessern und immer weitere Anpassungen vornehmen.
Lege Pfade an.
Um deinem Foto mehr Dynamik und Bewegung zu verleihen, bietet es sich an, Pfade zu integrieren. Anhand der Bewegungsrichtungen kannst du somit verschiedene Abläufe simulieren. Statt der einseitigen Bewegungsunschärfe integrierst du mit jedem Pfad eine neue Bewegungsrichtung.
Besonders bei Personen kann das Anlegen von Pfaden großartige Ergebnisse erzielen. Tänzer vereinen verschiedene Bewegungsrichtungen innerhalb von einer Sekunde. Die Arme gehen nach oben, während Beine in eleganter Ausführung zur Seite schwingen. Diese Abläufe lassen sich auf einem statischen Bild nicht festhalten. Wenn du aber Pfade anlegst, kannst du die Bewegungen in deiner Momentaufnahme reproduzieren.
Fotografie-Tipps für den Bokeh-Effekt.
„Ich musste diese Schritte immer wieder wiederholen, bis es in Fleisch und Blut überging. Wenn man lange daran arbeitet, wird das Auge irgendwann zum Lichtmessgerät. Man begreift immer mehr, welcher Einstellungen es bedarf, um einen bestimmten Effekt zu erzielen.“
Carli Davidson
- Die richtige Kamera. Eine gute Kamera mit lichtstarkem Objektiv und einer großen Blendenöffnung ist ideal.
- Benutze ein Stativ. Vermeide ungewollte Bewegungen und halte dabei den richtigen Abstand zum Motiv.
- Übe an statischen Motiven. Vor allem, wenn du noch am Anfang deiner Bokeh-Reise stehst, solltest du den Effekt an unbewegten Objekten üben.
- Experimentiere mit manuellen Kameraeinstellungen. Automatische Einstellungen können praktisch sein, doch werden sie dich auf Dauer nicht voranbringen.
- Optimiere deine Bilder in der Nachbearbeitung. Je näher du dem finalen Ergebnis bereits beim Fotografieren durch die richtigen Kameraeinstellungen kommst, desto besser. In der Nachbearbeitung kannst du oft noch mehr aus deinen Fotos holen.
Häufig gestellte Fragen.
Wie bekomme ich den Bokeh-Effekt?
Für den physikalischen Bokeh-Effekt brauchst du eine ruhige Hand, sowie eine gute Kamera mit einem lichtstarken Objektiv, einer großen Blende und einer längeren Brennweite. Mit dem Smartphone lässt sich diese Unschärfe nur künstlich erzeugen.
Welche Brennweite für unscharfen Hintergrund?
Für mehr Unschärfe im Hintergrund ist eine längere Brennweite von Vorteil. Das heißt also, je länger die Brennweite, desto geringer ist auch die Schärfentiefe deiner Bilder. Erfahre mehr zu den richtigen Kameraeinstellungen.
Welche Objektive und Einstellungen eignen sich am besten?
Um den perfekten Bokeh-Effekt zu erzeugen, brauchst du ein lichtstarkes Objektiv. Teleobjektive eignen sich meist besser als Weitwinkelobjektive. Ebenfalls hilfreich sind eine große Blende und eine lange Brennweite.
Über Adobes Bokeh-Effekt-Partner.
- Carli Davidson ist Tierfotografin, die vor allem für ihre Shake-Fotoserie bekannt ist. Du findest sie auch auf Instagram.
- Khara Plicanic ist Fotografin und Autorin. Sie bietet unter anderem Photoshop- und Fotografie-Tutorials und Kurse an.
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