Tipps für den Einstieg in die Vogelfotografie.

Im frühen 20. Jahrhundert wurde die Beobachtung von Wildvögeln immer populärer. Die ersten Kameras waren langsam und sperrig. Daher war es im Gegensatz zu anderen Motiven der Naturfotografie besonders schwer, gute Fotos von lebenden Vögeln zu machen. Die meisten Vogelbeobachtenden haben lediglich das Verhalten von Vögeln untersucht. Selbst mit der Einführung des Autofokus in den 1980er Jahren war die Vogelfotografie durch die mit den Teleobjektiven und Filmen verbundenen Kosten für die meisten Naturfotografinnen und ‑fotografen zu teuer.

Die meisten modernen Digitalkameras bieten schnelle und exakte Autofokus-Systeme und Verschlussgeschwindigkeiten von weniger als einer Millisekunde. Dank dieser Geschwindigkeit in Kombination mit den besseren ISO-Funktionen können mehr Vogelfotografierende scharfe Bildern von Vögeln in Bewegung machen. Darüber hinaus kannst du mit dem Burst-Modus (Aufnehmen mehrerer Fotos in schneller Abfolge) und durch die Unabhängigkeit von teuren Filmen mehrere hundert kostenlose Fotos machen, um den einen perfekten Schnappschuss zu bekommen.

Close-up photo of a baby bird

Fotos von Gerrit Vyn

Aerial shot of a flock of flamingos taking off over a brown shoreline

Die Ausrüstung ist entscheidend.

Qualitativ hochwertige Fotos von Vögeln lassen sich zwar mit jeder Digitalkamera realisieren, aber Profis empfehlen Folgendes, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Die Ausrüstung ist entscheidend.

Qualitativ hochwertige Fotos von Vögeln lassen sich zwar mit jeder Digitalkamera realisieren, aber Profis empfehlen Folgendes, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Kameras.

Deine Kamera kann eine digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) oder spiegellos sein, sie muss jedoch eine Verschlussgeschwindigkeit von 1/2000 einer Sekunde erreichen können. Bei dieser Geschwindigkeit kannst du sogar die Flügel eines Kolibris ohne Bewegungsunschärfe aufnehmen.

Genauso wichtig ist die Fokuserfassung. Dabei handelt es sich um die Geschwindigkeit, mit der sich die Motoren in der Kamera und das Objektiv auf das Motiv fokussieren. Je schneller du mehrere Bilder aufnehmen kannst, desto wahrscheinlicher erfüllt eines davon deine Anforderungen an das Motiv. Es ist hilfreich, eine Kamera mit Burst-Modus zu haben, mit dem sich sechs bis neun Frames pro Sekunde (FPS) aufnehmen lassen und die genügend Puffer zum Verarbeiten umfangreicher Serienbilder hat, bevor sie die Aufnahme pausieren muss.

Objektive.

Lange Objektive können teuer und schwer sein. Für scharfe Nahaufnahmen benötigst du jedoch eine lange Brennweite. Du kannst die Brennweite mit einem Telekonverter verlängern. Dies ist ein sekundäres Objektiv, das zwischen dem Kameragehäuse und einem weiteren Objektiv angebracht wird.

Für seine Vogelaufnahmen verwendet der Natur- und Landschaftsfotograf Joseph Filer eine Spiegelreflexkamera mit einem 800-mm-Objektiv. Der Fotograf Gerrit Vyn sagt, dass es sowohl auf eine große Brennweite als auch auf die Nähe zum Vogel ankommt. „Um einen Falken aus 20 Metern Entfernung in voller Bildgröße aufzunehmen, benötigt man ein 500‑mm-Objektiv und einen 1.4x‑Telekonverter“, merkt Gerrit an. „Um einen 12 bis 15 cm langen Waldsänger zu fotografieren, muss man 5 Meter von ihm entfernt sein.“

ISO.

Die ISO-Einstellung bestimmt die Lichtmenge, die der Kamerasensor aufnimmt. Bei der Porträtfotografie (Fotos von stillstehenden Vögeln) ist eine geringe ISO-Einstellung, z. B. ISO 400, möglich, und die Verschlussgeschwindigkeit kann reduziert werden, um möglichst viele Details zu erfassen. Bei Vögeln in Bewegung kann man die Einstellung auf ISO 800 oder mehr erhöhen. Die Einstellung muss so hoch sein, dass in einem winzigen Bruchteil einer Sekunde viel Licht aufgenommen werden kann. „Wenn ich auf ein bestimmtes Verhalten warte, verwende ich eine höhere ISO-Einstellung und eine höhere Verschlussgeschwindigkeit, um auf diesen Moment vorbereitet zu sein“, sagt Gerrit.

Blende.

Die Blende beschreibt die Öffnung im Objektiv, durch die das Licht zum Kamerasensor gelangt. Sie wird in der Blendenzahl gemessen. (Beachte Folgendes: Je niedriger die Blendenzahl ist, desto größer ist die Öffnung.) Der Blendenprioritätsmodus ist eine Kameraeinstellung (A oder Av am Kamerawählrad), mit deren Hilfe du die Blende manuell einstellen kannst. Deine Kamera wählt daraufhin automatisch die für diese Einstellung optimale Verschlussgeschwindigkeit aus. Wenn die Kamera zu viel Licht erkennt, erhöht sie die Verschlussgeschwindigkeit.

Stativ.

Wenn du sitzende Vögel, Vögel in Nestern oder im Wasser stehende Vögel fotografieren möchtest, kannst du mit einem Stativ bessere Fotos erzielen. Die zusätzliche Stabilität ermöglicht dir das Verringern der Verschlussgeschwindigkeit und eine Erhöhung der Tiefenschärfe. „Es macht mehr Spaß, sich ohne Stativ zu bewegen“, sagt Joseph, „aber wenn man ein Porträt aufnehmen möchte, macht es Sinn.“

Für die Aufnahme von fliegenden oder sich schnell am Boden bewegenden Vögeln ist eine stabile Kamera unverzichtbar, aber ein Stativ kann dabei zu sperrig sein. Mit einem leichteren 200–500-mm-Telezoom-Objektiv und einer höheren Verschlussgeschwindigkeit kannst du auch ohne Stativ gute Fotos machen.

Photo of a white crane bird resting on a branch

Fotos von Joseph Filer

A photo of a bird flying on top of a photo of a bird standing in shallow water

Tipps aus der Praxis.

Nimm dir für eine optimale Bildqualität die folgenden Ratschläge zu Herzen, bevor du dich zu einem Vogelfoto-Shooting aufmachst.

Plane im Voraus.

Ganz gleich, ob du es auf weit verbreitete Vögel oder seltene Arten abgesehen hast – recherchiere zu den Vögeln, die du fotografieren möchtest. Es gibt preiswerte Bestimmungsbücher, in denen du erfährst, wo du die Vögel antriffst und wann sie zur Paarungszeit die prächtigsten Farben haben. Erkunde dann deine Umgebung. „Es gab nicht viele Exkursionen, bei denen ich Landschaftsaufnahmen gemacht und dann festgestellt habe: ‚Oh, da ist ein Tier. Ich werde es fotografieren’“, sagt Joseph. „So funktioniert es nicht. Man muss ein Ziel haben.“

Joseph empfiehlt, an Stränden oder in Naturschutzgebieten zu beginnen oder an einem Fotografie-Workshop teilzunehmen, bei dem Fotoverstecke eingerichtet sind. Fotoverstecke sind Zelte oder dauerhafte Bauten, die Fotografinnen und Fotografen vom Sichtfeld der Tiere abschirmen.

Passe dich an den Lebensraum des Vogels an.

Deine Anpassung hängt einerseits von den Vögeln ab, die du fotografieren möchtest, und andererseits davon, wie tolerant sie gegenüber der Nähe von Menschen sind. „Wenn du einen Sumpfzaunkönig fotografieren möchtest, kannst du dich zwischen die Rohrkolben setzen, und er lässt sich eventuell ganz in deiner Nähe nieder“, sagt Gerrit.

Bei Gartenvögeln kannst du in der Nähe natürlicher Sitzplätze Futterhäuser aufstellen und in Deckung warten, bis sich die Vögel niederlassen. Bei Enten kannst du dich an den Rand eines Teichs in einen Ansitz setzen oder eine andere Tarnung verwenden und warten. „Es hängt grundsätzlich vom Lebensraum, von der Art und von der Jahreszeit ab. Daher verbessert ein umfassendes Wissen über das Leben der Vögel deine Möglichkeiten, Vögel zu finden, nah an sie heranzukommen und die gewünschten Bilder zu bekommen“, sagt Gerrit.

Mache dich früh oder spät auf den Weg.

Mache keine Aufnahmen am Tag. „Du musst am frühen Morgen oder am späten Nachmittag draußen sein, wenn die Sonne in einem niedrigen, weichen Winkel steht“, sagt Joseph. Wenn du versuchst, einen weißen Vogel in der Mittagszeit zu fotografieren, ist der Kontrast zwischen den Federn des Vogels und dem Himmel zu schwach.

A distant silhouette photo of a bird photographer taking photos of a few of birds flying by

Fotografiere Vögel auf Augenhöhe.

Wenn du Vögel von oben oder von weit unten fotografierst, bekommst du keine tollen Bilder. „Du musst auf dem Bauch liegen, wenn sich der Vogel in einem Teich oder auf dem Boden befindet, und du darfst nicht zu weit nach oben fotografieren, wenn du einen Vogel in einem Baum aufnehmen möchtest“, sagt Gerrit.

Fotografiere im RAW-Format.

„Im RAW-Format sind Töne viel detaillierter und haben deutlich mehr Varianz als im JPEG-Format“, sagt Joseph. „Die Datenmenge ist einfach höher, und je mehr Daten dieses Foto zu Farbverläufen und zu Tönen und Farben aufweist, desto besser ist es.“

Adjusting settings of a photo of a peacock in Adobe Photoshop Lightroom

Bearbeite deine Bilder in Adobe Photoshop Lightroom.

Entwickle deine Vogelfotos in Lightroom. Mit Tutorials zu Themen wie dem Scharfzeichnen bis hin zu Methoden zum Bearbeiten von Fotos mit Farbverläufen kannst du dir leicht neue Fertigkeiten aneignen.

Joseph verwendet den RAW-Converter von Lightroom und arbeitet im 32-Bit-Modus, um seine Bearbeitungen vorzunehmen. Gerrit verwendet Photoshop Lightroom sowohl für die Bildbearbeitung als auch für die Metadaten. Er fügt die Namen der Vogelarten, den Standort und die Uhrzeit ein, zu der das Foto aufgenommen wurde. „Lightroom ist definitiv die ultimative Software“, so Gerrit. „All die Funktionen für Tagging und Beschriftung machen es so einfach.“

Übung macht den Meister.

Je mehr Fotos du machst, desto besser wirst du. „Du wirst experimentieren und Misserfolge haben, und du wirst daraus lernen“, sagt Joseph. „Mittlerweile sind fast keine Fotos mehr aus meinen ersten Jahren übrig. Sie wurden durch bessere ersetzt. Aber das gehört dazu: Man versucht einfach, immer besser zu werden.“


Mitwirkende.

Joseph Filer


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