Einführung in den goldenen Schnitt.
Der Goldene Schnitt ist eine der bekanntesten Proportionsregeln in der Mathematik und im Design. Sie geht bis in die griechische Antike zurück und wirkt auf das menschliche Auge besonders harmonisch. Du findest den Goldenen Schnitt unter anderem in der Kunst, der Fotografie und in der Architektur. Auch in der Natur trifft man immer wieder auf ihn.
Hier erfährst du mehr über den Goldenen Schnitt und seine Rolle in unserem Alltag. Außerdem erhältst du einige hilfreiche Tipps, wie du die Gestaltungsregel selbst erfolgreich anwendest, um deine Fotos harmonischer zu gestalten.
Ein Goldener Schnitt ist ein Aufteilungsverhältnis zweier Größen zueinander. Die Zahl wird mit dem griechischen Buchstaben Phi bezeichnet und entspricht etwa einem Verhältnis von 1:1,618.
„Der Goldene Schnitt steht für das Verhältnis zwischen Leerraum und Bildbereichen, die die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen sollen. Unsere visuelle Aufnahmefähigkeit ist begrenzt. Mit diesem Kompositionsprinzip kannst du Designs auf das Wahrnehmungsvermögen und das ästhetische Empfinden des Betrachters abstimmen.“
Produktdesignerin Sara Berndt
Der Schwerpunkt liegt also nicht auf der Gleichheit der Bildteile, sondern auf der Gleichheit der Proportionen. Diese Gleichheit verleiht einem Bild – oder auch einem Bauwerk – ein Gefühl der Vollkommenheit.
Wie wird der Goldene Schnitt berechnet?
Die Formel zur Berechnung lautet: (a + b) : a = a : b ≈ 1,618
Kurz erläutert besagt die Formel Folgendes: Das Verhältnis des Ganzen zu seinem größeren Teil (a) ist gleich mit dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil (b).
In Prozent ausgedrückt ergibt sich daraus folgendes Verhältnis:
- a ≈ 61,8 %
- b ≈ 38,2 %
Der Goldene Schnitt ist also eine Proportionsregel, wobei das Wort Regel mit Vorsicht zu genießen ist. Es handelt sich eher um eine Strukturierungshilfe für deine Bilder oder dein Design, denn nicht jedes Meisterwerk muss bei seinen Proportionen den Goldenen Schnitt berücksichtigen.
Fest steht, dass es sich lohnt zu wissen, wie man ihn richtig anwendet. Vor allem bei Fotografien hilft dir das Wissen, ein harmonisches Gesamtbild zu erzeugen, und dabei Fotos freizustellen und zu begradigen.
Der Goldene Schnitt und die Fibonacci-Folge.
Besonders auffällig ist der enge Zusammenhang zwischen dem Goldenen Schnitt und der Fibonacci-Folge. Die Fibonacci-Folge ist eine Zahlenfolge, bei der jede Zahl die Summe der vorhergehenden zwei Zahlen ergibt. Dazu zählen zum Beispiel:
- 1 + 0 = 1
- 1 + 1 = 2
- 1 + 2 = 3
- 2 + 3 = 5
- 3 + 5 = 8
- etc.
Benannt wurden diese Zahlen nach dem italienischen Zahlentheoretiker Leonardo Pisano Fibonacci, der mit ihnen im Jahre 1202 das Wachstum einer Kaninchenpopulation beschrieb. Das Interessante ist, dass das Verhältnis jeder Zahl zur vorhergehenden Zahl sich zunehmend 1,618 bzw. Phi annähert – genau wie beim Goldenen Schnitt:
- 21:13 ≈ 1,6154
- 13:8 = 1,6250
- 5:3 ≈ 1,6667
Der Goldene Schnitt anhand von Beispielen.
Kunst und Design.
Der Goldene Schnitt in der Kunst wird als schön und harmonisch empfunden. Es ist also nicht verwunderlich, dass viele Künstler und Designer diese Eigenschaft nutzen. Man erkennt ihn z. B. in der Mona Lisa von Leonardo da Vinci, in Raffaels Fresko Triumph der Galatea und in Hokusais berühmten Farbholzschnitt Die große Welle vor Kanagawa.
Auch Designer von Logos setzen auf den Goldenen Schnitt. Man erkennt ihn in den Logos von Apple, Toyota und National Geographic.
Architektur.
Es gibt viele Beispiele, wie der Goldene Schnitt in der Architektur verwendet wurde. Dazu gehören unter anderem die Petersbasilika in Rom, der Kölner Dom und die Cheopspyramide. Sehr gut erkennen lässt sich die Aufteilung am Parthenon in Athen. Die Seitenverhältnisse zwischen dem Über- und dem Unterbau des 450 v. Chr. erbauten Tempels folgen den Regeln des Goldenen Schnitts.
Natur.
Die Nautilusmuschel ist ein häufig verwendetes Beispiel von Phi bzw. dem Goldenen Schnitt in der Natur. Würde man einen Querschnitt des Gehäuses abbilden, so fände man im Inneren zahlreiche Kammern, die sich im Goldenen Schnitt zu einer logarithmischen Spirale drehen.
Man findet den Goldenen Schnitt aber auch in der Anordnung von Blättern und Tannenzapfensamen. Gemäß Phi wachsen die Blätter so, dass sie gleichmäßig verteilt sind und keinen Schatten auf andere Blätter werfen. Das ist etwa bei spiralförmig angeordneten Blütenständen wie der einer Sonnenblume der Fall.
Fotografie.
In der Fotografie ist der Goldene Schnitt zusammen mit der Drittel-Regel eine beliebte Orientierungshilfe, da er bei der Komposition der einzelnen Bildelemente helfen kann. Er bringt eine angenehme Struktur in deine Bilder, ohne sie dabei zu überladen.
Bei einem Porträt wird er Kopf also nicht mittig, sondern im vorderen oder hinteren Drittel platziert. Genauso gut kann man die Regel aber auch auf Stillleben anwenden, um mehr Harmonie in Bilder zu bringen.
Nutze den Goldenen Schnitt mithilfe von Adobe Illustrator.
Der Goldene Schnitt dient dir beim kreativen Prozess als Orientierungshilfe. Wenn man ein Bild bearbeitet, das viele Elemente beinhaltet, kann dies jedoch schnell unübersichtlich werden.
„Bei einer komplexen Grafik mit vielen Elementen kommt es auf die richtige Platzierung an.”
Grafikdesigner Jacob Obermiller
Möchtest du den Regeln des Goldenen Schnitts genau folgen, dann nutze dafür am besten ein Bildbearbeitungsprogramm. Adobe Illustrator verfügt über Raster mit intelligenten Hilfslinien und Ausrichtungsoptionen, damit du deine Bilder und Grafiken ganz einfach präzise strukturieren kannst, ohne dafür Taschenrechner und Lineal zücken zu müssen.
Gehe zur Bearbeitung mit Illustrator folgendermaßen vor:
- Öffne Adobe Illustrator und klicke rechts auf das Menü Genauigkeit > Am Raster ausrichten.
- Mache das Raster sichtbar, indem du die Option Raster aktivierst.
- Jetzt kannst du die gewünschten Rastereigenschaften festlegen. Das Raster kann sowohl als Linien- als auch als Punktraster angezeigt werden.
Häufig gestellte Fragen.
Was ist der Goldene Schnitt einfach erklärt?
Der Goldene Schnitt ist eine Gestaltungsregel, die das Teilungsverhältnis einer Strecke oder einer anderen Größe bezeichnet. Das Verhältnis liegt bei 1:1,618 und wird von vielen Menschen als besonders harmonisch empfunden. Deshalb wird diese Proportionsregel auch oft in Kunst, Architektur und Design verwendet.
Was hat die Fibonacci-Folge mit dem Goldenen Schnitt zu tun?
Der Goldene Schnitt ist eng mit der Fibonacci-Folge verbunden. Stellt man die Fibonacci-Zahlen grafisch als Quadrat dar und reiht diese aneinander, erhält man eine Spirale, die sich bei jeder 90°-Drehung um den Faktor Phi verändert. Aus diesem Grund ist die Fibonacci-Spirale eine einprägsame Möglichkeit, die Formel des Goldenen Schnitts zu visualisieren.
Warum wirkt der Goldene Schnitt harmonisch?
Der Goldene Schnitt sorgt für eine Gleichheit der Proportionen, die wir im westlichen Kulturkreis oft als schön wahrnehmen. Stichfeste Beweise dafür gibt es jedoch nicht, sodass dieses Schönheitsideal möglicherweise antrainiert wurde.
Jacob Obermiller. Grafikdesigner aus Portland, Oregon mit Erfahrung in den Bereichen Logos, Web, Prints
und Signs.
Sara Berndt. Produktdesigner aus Boston mit Spezialisierung auf User Experience (UX), Grafikdesign und Industrial Design.
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