Barrierefreiheit mit Adobe Acrobat – ein Überblick
Adobe Acrobat XI und Adobe Reader unterstützen den barrierefreien Zugang zu PDF-Dokumenten. Adobe Acrobat XI Pro enthält alle Werkzeuge um PDF-Dokumente aus beliebigen Quellen für den barrierefreien Zugang zu bearbeiten. Hier erhalten Sie Informationen über die Zielgruppen, Aufgaben und Elemente des barrierefreien Zugangs und die Werkzeuge von Adobe Acrobat Pro.
Neuigkeiten bei Acrobat XI Pro:
Acrobat XI Pro wurde komplett für das Thema Barrierefreiheit überarbeitet. Neu in Acrobat XI Pro ist die mitgelieferte Aktion "Barrierefrei machen". Mit dieser Aktion wird den Anwender an die Hand genommen und die wichtigsten erforderlichen Schritte werden abgearbeitet.
Ersatztexte für Bilder lassen sich über einen Wizard leicht in den Text einbauen.
Mit dem Werkzeug Touchup Leserichung kann man nun auch die Strukturtype im Text sichtbar machen
Daneben ist ein neuer Prüfengine für den neuen ISO Standard PDF/UA und WGAC 2.0 in Acrobat XI Pro integriert.
Das Ergebnis des Prüfengines ist als Ergenisliste sichtbar ...
... und kann als interaktiver Report ausgegeben werden.
Adobe PDF ist das Standardformat zur digitalen Wiedergabe von Drucksachen. Anspruchsvolles Layout kann mit Adobe Acrobat durch digitale Funktionalität ergänzt werden. Diese Funktionalität macht PDF-Dokumente für Alle, insbesondere Menschen mit Einschränkungen und Nutzer von Hilfstechnologien gut zugänglich. Wichtige Funktionalitäten sind:
- Navigation und Internetlinks
- Digitale Sprachausgabe
- Vergrößerung mit Leseführung
- Volltextsuche auch für bedingte Abfragen ,
- Kommentieren und Austausch der Kommentare mit Partnern
- Ausfüllen von Formularen ggf. mit direkten Auswertungen
- Digitale Signatur
Menschen mit verschiedenen Einschränkungen können PDF-Dokumente leichter lesen und bearbeiten als die Papierfassung. Vergrößerung mit Leseführung erleichtert Sehbehinderten wie Nutzern kleiner Bildschirme das Lesen.
Blinde, Menschen mit anderen Lesestörungen, Nutzer sehr kleiner Bildschirme nutzen die digitale Sprachausgabe von Adobe Reader oder spezieller Hilfstechnologien.
Einen Überblick geben folgende Vorträge
Acrobat XI Online Show
Adobe Fokustag
„Barrierefreie PDF-Dokumente und Formulare“ (PDF, 410K). Die Vortrags-„Folien“ enthalten einen Schritt für Schritt sichtbaren Volltext. (Der Vortrag ist barrierefrei mit der Acrobat Formulartechnik gestaltet.)
Zwei barrierefreie Broschüren geben einen direkten Eindruck von Zielgruppen der Barrierefreiheit:
Deutscher Gehörlosenbund:
Hörbehinderte Kinder mit Zukunft (PDF, 3.3M).
Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband:
Der Weg geht weiter: Ratgeber für ein Leben mit nachlassendem Sehvermögen (PDF, 1.5M).
Dokumente für die Barrierefreiheit vorbereiten
Schon bei der Layoutgestaltung sollte auf gute Lesbarkeit geachtet werden. Zweispaltiger Text ist z.B. im DIN A4-Format besser lesbar und am Bildschirm gut zu vergrößern. Auch Formulare können oft sehr gut zweispaltig gestaltet werden.
Werden Formatvorlagen in der Layout-Software verwendet, können zahlreiche digitale Funktionen für die PDF-Fassung vorbereitet werden. Mit Adobe Acrobat sind dann ggf. nur noch wenige Arbeitsschritte auszuführen.
So können aus MS-Office-Anwendungen mit dem Acrobat-PDF-Maker (Bestandteil von Adobe Acrobat) hochwertige PDF-Dokumente erzeugt werden, die bereits fertige Lesezeichen, ggf. verlinkte Inhaltsverzeichnisse und Register enthalten und mit Tags für die digitale Sprachausgabe versehen sind.
Siehe Broschüre: Barrierefreie PDF aus Word und Acrobat XI Pro (PDF, 2.7M).
Open-Office-Anwendungen können ebenfalls PDF-Dokumente exportieren, die in Acrobat nur noch kontrolliert ggf. korrigiert und mit anderen Dokumenten verbunden werden müssen.
Adobe FrameMaker (Handbücher, wissenschaftliche Publikationen), Adobe InDesign (Zeitschriften, Prospekte…), sind sehr gut geeignet für die Vorbereitung komplexer barrierefreier PDF-Dokumente.
Adobe Indesign CS6 verfügt überhervorragende WErkzeuge zur Erzeugung
barrierefreier PDF Dokumente.
Vortrag: Barrierefreie PDF Dokumente mit Adobe Indesign CS6
Fertige PDF-Dokumente aus fast jeder Quelle, einschließlich Scanner können mit Adobe Acrobat für eine attraktive, barrierefreie Bildschirmpräsentation bearbeitet werden.
Adobe Acrobat Pro für barrierefreie PDF-Bearbeitung
Mit Adobe Acrobat kann man Dokumenten zahlreiche Funktionen hinzufügen.
- Hinzufügen oder Bearbeiten von Links für Verzeichnisse und Verweise und Internetlinks, z.B. kann ein Information wie „Informationen zur Barrierefreiheit von Adobe Acrobat unter www.Adobe.de“ mit einem zielgenauen Link hinterlegt werden.
- Hinzufügen oder Bearbeiten von Lesezeichen im Lesezeichenfenster: So kann die Einstellung der Seitenanzeige mit Doppelseiten oder Einzelseiten, ganze Seite oder Seitenbreite vorgegeben werden. Ebenso können Lesezeichen z.B. ergänzend zum Text Internetlinks enthalten.
- Hinzufügen oder Bearbeiten der „Acrobat-Artikelfunktion“ für die vergrößerte Leseführung, insbesondere bei mehrspaltigem Text, Vergrößerung von Tabellen und Abbildungen bei Klick mit dem Hand-Werkzeug.
- Hinzufügen oder Bearbeitung von Tags für die richtige Folge der digitale Sprachausgabe. Hinzufügen von unsichtbarem Ersatztext für Abbildungen. und Bedienungshinweise. Die Tags ermöglichen auch eine sehr starke Vergrößerung mit flexiblem Zeilenumbruch. Ein Kontrollwerkzeug hilft z.B. beim Aufspüren von Bildern ohne Ersatztext.
Am Ende jeder PDF-Bearbeitung steht die Erteilung erweiterter Rechte mit Acrobat Pro oder AcrobatServer für den kostenlosen Adobe Reader, damit das leistungsfähige Kommentarwerkzeug genutzt und ausgefüllte Formulare gespeichert werden können.
Für vertiefende Information zur Barrierefreien Bearbeitung nutzen Sie das Handbuch „Erstellen von barrierefreien PDF-Dokumenten mit Adobe Acrobat (PDF, 4.3M) - Handbuch zur Veröffentlichung von PDF-Dokumenten für Benutzer mit Behinderungen“.
Für vertiefende Informationen zum Lesen barrierefreier PDF-Dokumente nutzen Sie das „Lesen von barrierefreien PDF-Dokumenten mit Adobe Reader (PDF, 48K) - Handbuch für Benutzer mit Behinderungen“
Adobe Acrobat Pro für barrierefreie PDF-Formulare
Mit Adobe Acrobat können PDF-Fassungen von Formularen mit Formularfeldern für die Eingabe von Formulardaten versehen werden. Das Formular kann dann die Einträge auf verschiedenen Wegen zum Herausgeber übertragen oder auch direkt auswerten.
Die Formularfelderkennung von Adobe Acrobat kann Textfelder und Checkboxen erkennen und diese Felder anlegen. Dabei wird die Beschriftung als „Quickinfo“ importiert und ggf. dann weiter bearbeitet. (Quickinfos werden sichtbar, wenn der Mauszeiger auf einem Formularfeld steht).
Quickinfos und Feldeinträge werden von der digitalen Sprachausgabe des Betriebssystems und von Hilfstechnologien im Tab-Lesemodus vorgelesen. Neben einfachen Textfeldern können auch u.A. Auswahlfelder und Felder für digitale Signatur angelegt werden. Damit können die Formulare auch von Blinden und Menschen mit starken Bewegungseinschränkungen rechtsgültig unterschrieben werden.
Zahleneinträge in Formularfelder können für Berechnungen wie Additionen, Multiplikationen und Mittelwerte herangezogen werden. Mittels JavaScript sind auch komplexe Auswertungen möglich. Das erspart Nebenrechnungen und senkt damit für alle Nutzer Bearbeitungsbarrieren.
Formularfeldern, Insbesondere Buttons, können zahlreiche Funktionen hinzugefügt werden, z.B. Versand, Auswertung, Drucken ausgewählter Seiten. Diese Funktionen können beim Herstellen der Formulare teilweise aus umfangreichen Menüs ausgewählt oder als JavaScripte hinterlegt werden. Im Ergebnis wird der Umgang mit den Formularen erleichtert.
Zum Abschluss der Formularbearbeitung werden mit Adobe Acrobat Tags zu den Formularfeldern hinzugefügt, die Tab-Reihenfolge festgelegt und die Berechtigung zum Speichern der Einträge mit Adobe Reader erteilt. Nicht nur für Menschen, die zur Formularbearbeitung längere Zeit benötigen, ist das eine wichtige Hilfe und ein großer Vorteil gegenüber Online-Formularen.
Durch diese Funktionalität nicht nur Nutzern mit Einschränkungen die Arbeit mit Formularen erleichtert und die Barrierefreiheit gesichert..
Gute Beispiel PDF´s für Barrierefreiheit finden Sie beispielsweise hier (PDF, 4.3M)
Adobe LiveCycle Designer für barrierefreie PDF-Formulare
Die eigenständige Software Adobe LiveCycle Designer war im Lieferumfang von Adobe Acrobat X Pro enthalten und kann für Acrobat XI Pro Update Kunden als kostenloses Update angefordert werden.
Acrobat XI Pro Neukunden können den Adobe LiveCycle Designer einzeln erweben.
Mit dem LiveCycle Designer können neue Formularlayouts, Formularfelder und Quickinfos in einem Arbeitsgang angelegt werden.
Neben einer umfangreichen Auswahl fertiger Funktionen können JavaScripts zum Einsatz kommen.
Anders als mit den Formularfunktionen von AdobeAcrobat Pro können
- LiveCycle Designer -Formulare mit dynamischen Erweiterungen ausgestattet und als Formulare in XML-Umgebungen exportiert werden.
- Daher kann man diese LifeCycle PDF-Formulare nicht mit Acrobat bearbeiten und z.B. in andere PDF-Dokumente integrieren.
Erweiterte Rechte zum Speichern in Adobe Reader können mit Adobe Acrobat und Acrobat Sever erteilt werden.
Gesetzliche Grundlagen der Barrierefreiheit international und im
deutschsprachigen Raum
International W3C
International beruhen die verschiedenen Konzepte für barrierefreie Webangebote und die Ausführungsbestimmungen auf den Konzepten der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), bekannt unter dem Kürzel W3C.
Das W3C-Konzept ist ursprünglich eher für HTML-Angebote entwickelt worden. Mit PDF-Dokumenten sind einige Anforderungen an die Anpassbarkeit der Anzeige nicht immer perfekt erfüllbar. Mit dem Interaktivitätsangebot von Formularen und insbesondere mit dem mächtigen Acrobat/Reader-Kommentarwerkzeug haben Menschen mit Einschränkungen besonders gute Möglichkeit an professionellen Arbeits- und Austauschprozessen über Dokumente teilzunehmen, ohne dass diese Interaktivität von W3C bisher gefordert wird.
Allgemeine Ziele zur Barrierefreiheit enthält die UN-Konvention über die Rechte der Behinderten, hier die deutsche Fassung.
Deutschland
Seit 2002 fordert das Behinderten Gleichstellungsgesetz und vergleichbare Landesgesetze für die Behörden des Bundes und der Länder sowie öffentliche Träger die Bereitstellung barrierefreier Internetzugänge. Diese Forderung erstreckt sich auch auf PDF-Dokumente, die nach HTML das zweitwichtigste Internetformat sind.
Nähere Bestimmungen ergeben sich aus der BITV von 2005, die 2010 in überarbeiteter Fassung vorliegen wird.
Umfangreiche Informationen zur Barrierefreiheit enthält der Behindertenbericht 2009, ein barrierefreies PDF mit zahlreichen weiterführenden Links.
Österreich
Für Österreich gilt das „Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz, Fassung vom 23.07.2009“, als Überarbeitung einer Fassung vom Juli 2005 (als PDF). Weitere relevante Bestimmungen enthält das E-Government-Gesetz, das EU-Recht umsetzt (s.U):
„Abschnitt 1, §1, (3) Bei der Umsetzung der Ziele dieses Bundesgesetzes ist Vorsorge dafür zu treffen, dass behördliche Internetauftritte, die Informationen anbieten oder Verfahren elektronisch unterstützen, spätestens bis 1. Jänner 2008 so gestaltet sind, dass internationale Standards über die Web-Zugänglichkeit auch hinsichtlich des barrierefreien Zugangs für behinderte Menschen eingehalten werden.“ (E-Govermment-Gesetz)
Schweiz
„Seit 1.1.2004 ist das Behindertengleichstellunggesetz (BehiG) im Zusammenhang mit der Behindertengleichstellungverordnung (BehiV) in Kraft. Nach Art. 10 BehiV müssen Internetangebote des Bundes explizit so gestaltet sein, dass behinderte Menschen diese barrierefrei nutzen können.“**)
**)„P028 – Richtlinien des Bundes für die Gestaltung von barrierefreien Internetangeboten – Version 2.0“ ist in Vorbereitung. Sie soll von den Gebietskörperschaften wie die Bestimmungen zuvor übernommen werden.
Europäische Union
Die EU-Dienstleistungsrichtlinie sieht für alle EU-Länder und ihre Körperschaften den Online-Zugang zu Informationen und Formularen vor. Natürlich müssen diese dann ebenfalls barrierefrei vorliegen. Wichtigste Aussage:
„Artikel 8, Elektronische Verfahrensabwicklung: (1) Die Mitgliedstaaten stellen sicher, dass alle Verfahren und Formalitäten, die die Aufnahme oder die Ausübung einer Dienstleistungstätigkeit betreffen, problemlos aus der Ferne und elektronisch über den betreffenden einheitlichen Ansprechpartner oder bei der betreffenden zuständigen Behörde abgewickelt werden können.“
Ein EU-Aktionsplan von 2006 bis 2016 enthält auch Aussagen zu Bildschirmmedien.
Zusammenfassung
Mit Adobe Acrobat barrierefrei bearbeitete Dokumente und Formulare sind besonders nutzerfreundlich und repräsentativ. Acrobat Pro ermöglicht die Umsetzung der gesetzlichen Bestimmungen und W3C -Empfehlungen zur Barrierefreiheit bei PDF-Dokumenten.
Darüber hinaus dokumentieren barrierefreie Dokumente die soziale Verantwortung der Herausgeber und können, da gut am Bildschirm lesbar und bearbeitbar durch Papiervermeidung einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.