Equalizern und deren Funktion Erklärung
Ein grafischer Equalizer ermöglicht es dir, den Ton durch Verstärken oder Absenken von bestimmten Frequenzen zu verändern. Baue dein Wissen mit dieser Einführung auf und lasse dich dann von deinem Gehör leiten.
Warum du einen grafischen Equalizer verwenden solltest?
In Aufnahmen mit Musik oder gesprochenem Wort können eine Vielzahl von Tönen einfließen, doch nicht alle davon sind angenehm. Grafische Equalizer (EQ) bieten eine einfache Lösung: Sie verstärken oder reduzieren bestimmte Frequenzbereiche (machen sie also lauter oder leiser), um die Tonqualität zu verbessern. Mit ihren Schiebereglern, die sich in Dezibel (das ist der Laustärkegrad) aufwärts oder abwärts bewegen lassen, sind grafische EQs so benutzerfreundlich, dass sie sich in Autolautsprechersystemen und Heimkinos sowie in Aufnahmestudios durchgesetzt haben.
Wie funktionieren grafische Equalizer?
Die meisten grafischen Equalizer teilen den Klang zwischen 6 und 31 Frequenzbändern auf, wobei ein physischer oder virtueller Schieberegler die Lautstärke jedes Bandes regelt. Wenn z.B. die Höhen in einer Spur zu laut sind, kann eine Reduzierung der Lautstärke in einem oder zwei der höheren Frequenzbänder diese abschwächen. Wenn die Bässe die Fenster klirren lassen, kannst du einfach den Schieberegler eines der niedrigeren Frequenzbänder nach unten verschieben.
(Die Frequenz – die Geschwindigkeit, mit der eine Schallwelle einen bestimmten Punkt passiert – wird in Hertz (Hz) gemessen. Das ist die Anzahl der Wellen, die einen Punkt in einer Sekunde passieren. Tiefe Töne bewegen sich in langsamen Wellen, hohe Töne in schnellen Wellen. Die empfindlichsten menschlichen Ohren können ungefähr zwischen 20 und 20.000 Hz hören.)
Bei einem grafischen 31-Band-Equalizer liegt die Mittenfrequenz jedes Bandes eine drittel Oktave von den Mittenfrequenzen der benachbarten Bänder entfernt. Da du mit so vielen Bändern arbeiten musst, kannst du schmale Frequenzbereiche einstellen. Bei einem 10-Band-Equalizer liegen die Mittenfrequenzen eine Oktave auseinander, sodass jede Anpassung eine ganze Oktave von Tönen abdeckt. Dies ermöglicht ein einfaches Absenken und Verstärken. Aber es besteht die Gefahr, dass man Frequenzen verändert, die man gar nicht zu verändern versucht.
„Das Coole an grafischen EQs ist, wie einfach sie sind“, sagt Produzent und Toningenieur Gus Berry. „Du kannst an einem der festen Frequenzpunkte entweder nach oben oder nach unten gehen. Wenn du etwas verstärkst und dir der Klang nicht gefällt, senkst du es ein wenig ab. Wenn du etwas absenkst und die ganze Fülle des Klangs verschwindet, solltest du es vielleicht beibehalten oder sogar noch etwas mehr verstärken.“
Setze Grenzwerte mit Hochpass- und Tiefpassfiltern
Diese Filter sind wichtige Werkzeuge in jedem guten EQ-Plugin. Ein Hochpassfilter senkt die tiefen Frequenzen ab und lässt hohe Frequenzen passieren, während ein Tiefpassfilter das Gegenteil bewirkt.
Die Produzentin und Tontechnikerin Lo Boutillette verwendet Hochpassfilter, um die tiefen Bässe abzuschwächen. „Wir können sie sowieso nicht wirklich gut hören, und sie können aus dem Ruder laufen und anfangen, dein Zimmer durchzuwummern“, sagt sie. Berry macht das Gleiche. Wenn er eine Gesangsspur mischt, neigt er dazu, alles unter 100 Hz herauszufiltern. „Das Mikrofon nimmt einige Unterschallfrequenzen auf, und das bringt deinen Mix einfach durcheinander“, sagt er. „Auch wenn man es nicht hört, arbeiten die Lautsprecher dadurch härter, als sie müssen.“
Beim Mischen von Drum-Tracks verwendet Berry Tiefpassfilter, um Schnarren oder Symbol-Bleed zu vermeiden. Boutillette, Produzentin zahlreicher Podcasts, warnt davor, einen Tiefpassfilter zu niedrig einzustellen. Die menschliche Stimme liegt meist zwischen 1000 und 3000 Hz, aber Zischlaute und Konsonanten können höhere Frequenzen erreichen. „Wenn man die hohen Töne herunterzieht“, sagt sie, „besteht immer die Gefahr, dass man die Klarheit der menschlichen Stimme verliert. Man muss feinfühlig sein“.
Wenn er Gesang aufnimmt, überwacht Berry den Bereich zwischen 2000 und 4000 Hz und reduziert hier ein wenig, wenn es zu hart klingt. Er achtet auch auf den „Honkiness-Faktor“, bei dem Stimmen zu nasal klingen; dieser Faktor kann zwischen 600 und 800 Hz zum Tragen kommen.
Bei der Einstellung der EQ-Regler empfiehlt sich eine feinfühlige Handhabung.
Wenn du ein Band absenkst oder anhebst, musst du bedenken, dass du nicht nur die Verstärkung (Lautstärke) der Mittenfrequenz veränderst. Du hebst oder senkst auch den Frequenzbereich oberhalb und unterhalb an bzw. ab. Mit leichten Anpassungen kannst du den Klang enorm verändern.
Berry sagt, er senke selten mehr als ein oder zwei dB (Dezibel), weil drastische Veränderungen unnatürlich klingen. Wenn Boutillette sich zwischen Anhebung oder Absenkung entscheidet, wählt sie in der Regel eine Absenkung, und sie sagt, dass sie nicht mehr als drei dB in beide Richtungen anpasse.
Das Wichtigste sei, dass man die Ohren und nicht die Augen benutze. „Wenn du einen helleren Klang haben willst“, sagt Berry, „solltest du nicht unbedingt die hohen Frequenzen verstärken. Nimm eher einige Trübungen in den unteren Bereichen heraus, um den Klang aufzuhellen. Wenn du nach einem dunkleren Klang suchst, solltest du nicht unbedingt die Bässe verstärken. Senke eher die Höhen etwas ab.“
Probiere für eine präzise Frequenzabstimmung einen parametrischen Equalizer aus.
Grafische Equalizer eignen sich gut für die Abstimmung einer vollständigen Musikmischung, aber Toningenieure nutzen eher parametrische Equalizer, um bestimmte Frequenzen gezielt zu beeinflussen. „Du legst deine Mittenfrequenz fest, schmälerst oder verbreiterst die Bandbreite der betroffenen Umgebungsfrequenzen und passt die Steigung dieser Frequenzen an“, sagt Boutillette über parametrische Equalizer.
Oder du arbeitest mit einem Spektralanalysator, der eine visuelle Darstellung der Frequenzen einer Audiodatei bietet. Hellere Farben stellen lautere Töne dar, die du präzise senken kannst.
Grafische EQs eignen sich sowohl für Live-Aufführungen als auch für den Einsatz im Studio.
Egal, ob es sich um ein Rockkonzert oder eine Podcast-Aufnahme handelt: Bei einer Live-Performance gibt es Unterschiede in Bezug auf Schallreflexion, Raumgröße und -form sowie Umgebungsgeräusche. Boutillette meint, Grafik-EQs eignen sich gut für die Produktion von Live-Sound ohne Rückkopplung. „Man nennt es den Raum zum Klingen bringen", sagt sie. „Du willst bestimmte Frequenzen dämpfen, um die Ohren der Leute nicht zu schädigen“, sagt sie. Berry stimmt zu: „Die grafischen EQs, die für Live-Sound verwendet werden, sind sehr viel präziser. Du kannst nur ein paar Frequenzen ausblenden, im Gegensatz zu einer ganzen oder halben Oktave.“
Audiosysteme in Aufnahmestudios sind in der Regel für Aufnahmen mit Klangbearbeitung und gut platzierten Lautsprechern optimiert. Das bedeutet, dass grafische Equalizer bei der Aufnahme einen anderen Zweck erfüllen als bei Stereoanlagen für den Hausgebrauch. „In der Studiowelt werden grafische Equalizer häufiger bei Mittelton-Instrumenten wie E-Gitarre und Akustikgitarre eingesetzt“, sagt Berry. „Sie haben breitere Bänder, die für das Ohr etwas musikalischer sind.“
So kannst du deine Produktions- und Mischfähigkeiten verbessern
Fange jedes Mal neu an.
Auch wenn einige Toningenieure für bestimmte Musikrichtungen Vorlagen verwenden, ist es besser, bei jeder Abmischung bei Null anzufangen. Jedes Instrument und jede Stimme hat einen anderen Klang und ein anderes Gefühl. Also musst du jedes Mal, wenn du dich an deinen digitalen Audioarbeitsplatz setzt, mit einem offenen Geist (oder offenen Ohren!) zuhören.
Übe.
Es braucht Zeit und Übung, um ein Aufnahme- und Mixingexperte zu werden. Obwohl er seit Jahren im Audiobereich tätig ist, feilt Berry bei jeder neuen Abmischung weiter an seinem Wissen über die Frequenzbereiche bestimmter Instrumente. „Dann weiß man, welche Bereiche dieser Instrumente man lieber in Ruhe lässt und welche man herausfiltern oder verstärken kann“, sagt er.
Nimm dir Zeit, um dein Gehör zu schulen und dein Wissen zu erweitern. Experimentiere weiter mit Audio-Equalizern und du wirst dein Können ausbauen.
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