Bilder von Lukas Kosslow
Fotografie.
Manche Bereiche einer Szene wirken für deine Kamera heller oder dunkler als für das menschliche Auge. Erfahre, wie, wann und warum du dieses Problem mit den Erfassungs- und Mischtechniken von HDR-Software lösen kannst, um jede Aufnahme gleichmäßig ausgeleuchtet zu präsentieren.
HDR steht für High Dynamic Range, also Hochkontrastbilder. Bilder dieser Art enthalten mehr Belichtungsstufen, als dies einer Kamera normalerweise mit einer einzigen Aufnahme gelingt.
Wenn du deiner Kamera beim Fotografieren eines Sonnenuntergangs die Belichtung überlässt, wird der Vordergrund des Bilds vermutlich zu dunkel. Passt du die Belichtung an das Motiv im Vordergrund an, wird der Himmel hingegen zu hell und verwaschen. Ein HDR-Foto derselben Szene bewahrt jedoch sowohl die Details des Sonnenuntergangs als auch die des Vordergrunds.
Bestimmte Szenen müssen mit HDR erfasst und bearbeitet werden, wenn sie auf dem Foto so wie mit bloßem Auge betrachtet wirken sollen. Kameras erfassen einen geringeren Tonwertumfang bzw. weniger Belichtungsstufen als das menschliche Auge. HDR-Techniken sind daher eine großartige Möglichkeit, den Wirkungsgrad unserer Kamera zu erweitern.
„Das menschliche Auge kann einen Dynamikumfang verarbeiten, der etwa 30 Blendenstufen entspricht, während selbst Spitzenkameras nur einen Dynamikumfang von 12 bis 15 Blendenstufen haben“, erklärt Fotograf Lukas Kosslow. Das menschliche Auge blickt auf eine Szene und passt sich blitzschnell den Schatten- und Lichtbereichen dieses dynamischen Bereichs an – Kameras können das nicht.
Bilder von Lukas Kosslow
HDR-Techniken werden oft in der Landschafts- und Architekturfotografie eingesetzt. Der Himmel ist bei der Aufnahme eines Gebäudes oder einer Landschaft an einem sonnigen Tag meist zu hell. Auch bei Innenaufnahmen kann das Licht, das durch die Fenster scheint, ein Foto ruinieren. Wenn du aber eine Belichtungsreihe fotografierst und die Bilder zusammenführst, entsteht ein einzelnes Foto, das sowohl die Details des Innenraums als auch die Landschaft zeigt.
Für die HDR-Bildbearbeitung müssen mindestens drei Fotos derselben Szene mit unterschiedlichen Belichtungen aufgenommen werden, um Lichter, Mitteltöne und Schatten zu erfassen. Diese Bilddaten mischst du dann mit Fotobearbeitungs-Software wie Adobe Photoshop oder Lightroom zum endgültigen Bild.
Bilder von Lukas Kosslow
Für diese Aufnahmen brauchst du ein Stativ, um die Kamera ruhig zu halten, damit die Bilder später zueinander ausgerichtet werden können. Nimm nacheinander in schneller Abfolge die folgenden drei Fotos auf:
Viele Kameras haben eine Bracketing-Funktion für automatische Belichtungsreihen mit drei oder auch mehr Aufnahmen. „Die Kamera nimmt ein Basisbild auf, dann ein leicht unterbelichtetes Bild und zum Schluss ein leicht überbelichtetes Bild“, erklärt Lukas. „Sobald du den Auslöser drückst, werden diese drei Bilder direkt hintereinander aufgenommen.“
Je nach Kamera kannst du das Belichtungsspektrum der Aufnahmen auch anpassen. Ein Bracketing mit Stufe 1,0 bedeutet eine Belichtungsabweichung vom Basisbild von -1,0 für die dunklere Aufnahme und +1,0 für die hellere Aufnahme.
Bild von Lukas Kosslow
Wenn du ein hochwertiges HDR-Bild erhalten möchtest, ist das Wichtigste, dass sich beim Aufnehmen der Belichtungsreihe nichts ändert. So lassen sich die drei Bilder besser zu einem qualitativ hochwertigen HDR-Foto zusammenführen. Nimm die Bilder daher in möglichst schneller Abfolge hintereinander auf, und achte zudem auf Folgendes:
Bild von Lukas Kosslow
Für jedes HDR-Projekt benötigst du eine geeignete Nachbearbeitungs-Software, mit der die Belichtungen zum endgültigen HDR-Foto zusammengefügt werden. Spezielle HDR-Programme oder Plug-ins sind jedoch nicht erforderlich. Für die meisten Projekte bieten dir Adobe Photoshop und Lightroom die besten HDR-Optionen.
Diese Schnellanleitung zeigt dir, wie du HDR-Fotos in Lightroom zusammenfügst.
Wähle mehrere Fotos einer Belichtungsreihe in der Ansicht „Fotoraster“, „Quadratraster“ oder „Detail“ aus.
Wähle „Foto › Zusammenfügen von Fotos › HDR-Zusammenfügung“ aus.
Im Menü zur HDR-Zusammenfügung kannst du die automatische Ausrichtung auswählen, automatische Einstellungen anpassen und die Geistereffekt-Beseitigung (Deghosting) regulieren.
Klicke auf „Zusammenfügen“, um das zusammengefügte Foto mit den gewählten Einstellungen als DNG-Datei zu speichern.
Führe die folgenden Schritte aus, um HDR-Fotos in Lightroom Classic zu erstellen.
Importiere deine Bilder, und markiere die Fotos einer Belichtungsreihe im Bedienfeld „Bibliothek“, um sie auszuwählen.
Wähle „Foto › Zusammenfügen von Fotos › HDR“ aus. Alternativ kannst du Strg+H (Windows) bzw. Befehl+H (MacOS) drücken.
Lasse „Automatisch ausrichten“ aktiviert. Das erleichtert die Ausrichtung. Lasse „Automatischer Tonwert“ aktiviert. Damit erhältst du bereits ein sehr gutes Ausgangsbild. Nach dem Zusammenfügen kannst du das Bild noch fein abstimmen.
Unscharfe Stellen aufgrund von Bewegungen zwischen den Aufnahmen kannst du mit den Einstellungen zur Beseitigung von Geistereffekten korrigieren: „Niedrig“, „Mittel“ oder „Hoch“. Lightroom findet diese Stellen automatisch und übernimmt dafür nur die Informationen des Basisbilds, um die Verwischungen zu entfernen.
Die Dateien werden zusammengefügt, und das Foto wird als DNG-Datei gespeichert.
Öffne dein neues HDR-Bild im Entwicklungsmodul, und passe Einstellungen wie die Belichtung und Sättigung manuell an.
Auch in Photoshop kannst du Bilder zu einem HDR-Foto zusammenfügen.
Wähle in Photoshop „Datei › Automatisieren › Zu HDR Pro zusammenfügen“ aus. Wenn du Bilder aus Adobe Bridge importieren möchtest, wähle „Werkzeuge › Photoshop › Zu HDR Pro zusammenfügen“ aus.
Wähle im Menü „Zu HDR Pro zusammenfügen“ die Bilder aus, die du zusammenfügen möchtest. Wenn die Bilder ohne Stativ aufgenommen wurden, empfiehlt sich eventuell die Einstellung „Quellbilder nach Möglichkeit automatisch ausrichten“.
Zur Auswahl stehen die Optionen 32-Bit, 16-Bit und 6-Bit. Hinweis: Bei 32-Bit kann der Dynamikumfang eines HDR-Bildes vollständig gespeichert werden.
Wähle eine Einstellung zur Geistereffekt-Beseitigung und die gewünschte Methode der Farbtonzuordnung aus. Dadurch wird der Tonwert des finalen Fotos entsprechend der gewählten Größe der Ausgabedatei angepasst.
Speichere deine Tonwert-Einstellungen als Voreinstellungen, um die Stapelverarbeitung zu erleichtern.
Bilder von Lukas Kosslow
Mit Lightroom auf dem Smartphone oder Tablet kannst du in Echtzeit HDR-ähnliche Fotos erstellen – mit nur einem Tap. Dazu startest du die In-App-Kamera auf einem kompatiblen Gerät und aktivierst den HDR-Modus.
Verwende für HDR-Bilder möglichst ein Stativ, oder lehne dein Smartphone an einen stabilen Gegenstand, damit das Foto nicht verwackelt.
Nimm die einzelnen Ausschnitte einer Panoramaszene jeweils als Belichtungsreihe mit identischen Einstellungen auf. Lightroom fügt die Belichtungsreihen dann in einem Schritt zu HDR-Fotos zusammen und kombiniert die Szenenausschnitte zu einem HDR-Panorama.
Mit intuitiven Benutzeroberflächen und einer großen Auswahl an Online-Tutorials bieten Adobe Photoshop und Lightroom alles, was du für die Erfassung kontrastreicher Szenen in atemberaubenden HDR-Fotos brauchst. Lege gleich los.
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