Die Brennweite.
Wähle stets das richtige Objektiv für dein Vorhaben. Hier erfährst du, was die Brennweite damit zu tun hat.
Du kannst mit nahezu jedem Equipment gute Fotos machen. Je mehr Objektive mit verschiedenen Brennweiten du allerdings besitzt, desto mehr Optionen hältst du dir als Fotograf offen.
Von Porträtaufnahmen bis zur Landschaftsfotografie – Wer das Thema Brennweite beherrscht und weiß, wann welche Brennweite die beste Wahl ist, gewinnt nicht nur künstlerische Freiheit sondern auch die Fähigkeit zur Spezialisierung. Vergleichbar ist dies mit der Wahl der richtigen Schuhe im Sport. Fußballspieler brauchen Schuhe mit Stollen, Basketballspieler benötigen griffige Sohlen für Hallenböden. Wenn du die richtige Abstimmung der Brennweite des Objektivs auf den Sichtwinkel (das, was der Kamerasensor von einem Motiv vor der Kamera erfasst) beherrschst, wirst du dich immer gut ausgerüstet fühlen.
Was ist die Brennweite – und was ist sie nicht?
Objektive mit kurzer Brennweite (z. B. 18 mm) ermöglichen Fotos mit einem größeren Sichtwinkel. Bei Objektiven mit längeren Brennweiten (z. B. 200 mm-Objektive) ist der Sichtwinkel kleiner.
Die Brennweite eines Objektivs ist die optische Entfernung zwischen dem Punkt, an dem sich die Lichtstrahlen innerhalb des Objektivs treffen, und dem Sensor der Kamera. Sie wird normalerweise in Millimetern angegeben.
„Du kannst mit einem Smartphone heranzoomen, aber das ändert nicht die Brennweite. Du schneidest im Prinzip das Foto nur zu, bevor du die Aufnahme machst“, erklärt der Fotograf Derek Boyd. „Die optische Brennweite wird gewöhnlich in Millimetern angegeben und bestimmt, wie groß oder klein der Sichtwinkel des Fotos ist.“
Das war die technische Seite. Kommen wir nun zur Praxis.
Das Prinzip der Festbrennweite.
Es gibt eine Menge Objektive mit speziellen Anwendungsbereichen, vom Teleobjektiv bis zum superbreiten Fischauge. Optionen sind immer gut – sie sind gewissermaßen das Salz in der Suppe des Lebens und der Fotografie. Wenn es aber um den Ausbau deiner Kenntnisse und Fertigkeiten geht, ist ein Objektiv mit Festbrennweite das ideale Übungsobjekt.
Festobjektive haben eine fixe Brennweite. Das heißt, es sind nur Aufnahmen mit einer einzigen Brennweite möglich – es gibt kein Zoomen und keine Vergrößerung.
„Wer professionell in die Fotografie einsteigen will, dem empfehle ich für den Anfang ein Objektiv mit Festbrennweite. Man wählt am besten eine Brennweite, die einem gefällt und mit der man gut klarkommt. Mit der sollte man dann eine Weile ausschließlich fotografieren“, rät Boyd. „Du lernst, mit einer einzigen Brennweite kreativ zu werden, weil du überlegen musst, wie du deine Kamera einsetzt. Du denkst mehr über die Einstellungen nach. Du nimmst dir mehr Zeit – du wirst langsamer. Wenn man ein Zoom-Objektiv hat, kann man der Versuchung, alles heranzuzoomen, kaum widerstehen. Bei einer Festbrennweite musst du dich selbst bewegen.“
„Du lernst, mit einer einzigen Brennweite kreativ zu werden, weil du überlegen musst, wie du deine Kamera einsetzt. Du denkst mehr über die Einstellungen nach. Du nimmst dir mehr Zeit.“
Wenn du auf die Straße gehst – oder wohin auch immer deine Neugier dich treibt – und mit der Festbrennweite beständig übst, absolvierst du einen sehr wichtigen Schritt auf dem Weg, ein guter Fotograf mit einem guten Auge zu werden.
„Die Wahl der Objektive und Brennweiten bestimmt letztendlich den eigenen Stil“, meint Hochzeitsfotograf Kilen Murphy. „Sie beeinflusst, wie man fotografiert und wie das Endprodukt aussieht.“
Sobald du dich stilistisch weiterentwickelst, wird es Zeit für einen Wechsel der Perspektive. Das Experimentieren mit verschiedenen Brennweiten ist ein lehrreicher Prozess, der den eigenen Stil festigt. Es ist besonders wichtig, die Vorteile der verschiedenen Brennweiten zu verstehen, wenn man vorhat, am Ende einen Objektivgürtel wie Batmans Waffengurt zu besitzen, um für jede fotografische Aufgabe gerüstet zu sein.
Andere Brennweite, andere Welt.
Das Fotografieren bei Veranstaltungen ist ein Crashkurs in Sachen Einfluss der Brennweite auf das fotografische Endergebnis. Du gehst hin und her, suchst nach dem perfekten Blickwinkel und musst manchmal die Brennweite ändern, um das Optimum aus einer Situation herauszuholen.
„Du musst wissen, was du fotografieren willst und welches Objektiv dafür das beste ist“, erklärt die Autorin, Designerin und Fotografin Khara Plicanic. „Du versuchst vorherzusagen, wohin sich das Motiv bewegen wird oder was als Nächstes geschieht. Du willst also im Kopf einige Schritte voraus sein, damit du nichts Wichtiges verpasst.“
In solchen Momenten greifst du dann auf deinen Superheldengürtel zurück. So bist du immer auf der sicheren Seite.
Bei Hochzeits-Shootings hat Plicanic immer drei Objektive dabei: eins mit 50 mm, eins mit 16–35 mm und eins mit 70–200 mm. Natürlich variieren die Anforderungen je nach Veranstaltung oder Shooting. Letztlich musst du, ebenso wie ein Caddy beim Golf den richtigen Schläger auswählt, genug über Brennweiten wissen, um auf der Jagd nach dem perfekten Foto erfolgreich zu sein.
Spickzettel für Objektive und Brennweiten.
Um dich bei der Wahl der richtigen Brennweite zu unterstützen, findest du hier eine Liste gängiger Objektive mit den jeweiligen Brennweiten und für welche Einsätze sie sich am besten eignen:
- Fischauge: Mit Brennweiten zwischen 7 und 16 mm liefern diese Objektive einen sehr großen Bildausschnitt und erzeugen kreisförmige oder ovale Bilder mit gekrümmten oder verzerrten Rändern. Sie eignen sich besonders für Stadtpanoramen oder die Darstellung einer gekrümmten Horizontlinie.
- Weitwinkelobjektiv: Mit 10 mm bis 42 mm Brennweite eignen sich diese Objektive perfekt für große Landschaftsaufnahmen oder Gruppenfotos.
- Standard-Objektiv: Mit Festbrennweiten von 50 mm, 85 mm und 100 mm sind dies die Objektive der Wahl für Porträts, Veranstaltungen und Stillleben.
- Tele-Objektiv: Mit Brennweiten von 100 m bis 800 mm erfassen diese Objektive Objekte noch aus vielen hundert Metern Entfernung, haben aber einen schmalen Blickwinkel und eine geringe Tiefenschärfe.
Darüber hinaus gibt es viele Spezialobjektive, z. B. Tilt-Shift-Objektive oder Makroobjektive, sowie Zoom-Objektive für verschiedene Brennweiten. Diese Liste ist aber ein guter Ausgangspunkt, um mit dem Aufbau deines Objektivarsenals zu beginnen.
Du hast nun genügend technisches Wissen, um dir zu überlegen, welche Objektive für dich und deine Ziele am besten sind. Ab jetzt geht es darum, dein Wissen in die Tat umzusetzen. Welchen Rat kann die Hochzeitsfotografin Anna Goellner hierzu geben? „Experimentieren, experimentieren, experimentieren.“ Die Welt ist dein Versuchslabor. Gehe raus, und experimentiere!
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