Die Basics der Architekturfotografie.
Erfahre, warum Architekturfotografen die Tageszeit, das Wetter und den Blickwinkel berücksichtigen müssen, um beeindruckende Aufnahmen von Kathedralen, Häusern, Wolkenkratzern und anderen Gebäuden zu machen.
Tipps für bessere Architekturfotos.
Von Aufnahmen von historischen Gebäuden bis hin zu Bildern von bescheidenen Behausungen – zur Architekturfotografie zählen alle Fotos, die primär das Innere oder Äußere von Bauwerken der Menschen zeigen. Da die Objekte statisch und leicht zugänglich sind, ist die Architekturfotografie für viele Einsteiger in Fotografie ein guter Startpunkt. „Ich denke, die Architekturfotografie ist für Einsteiger ideal“, sagt der Fotograf Nick Ulivieri. „Die Bauten sind ja schon da. Man muss also nur vor die Tür gehen und die gewünschten Motive fotografieren.“ Du brauchst weder ein Studio noch teure Fotolampen – zumindest nicht für Außenaufnahmen –, um tolle Aufnahmen von Gebäuden zu machen. Du brauchst keine Models. Und dein Motiv steht still, wodurch du in Ruhe ausprobieren kannst, welche Effekte das Setting auf das Bild hat. Lichtverhältnisse, Wetter und die potenziellen Perspektiven, aus denen du fotografieren kannst, sind die Variablen, die du berücksichtigen musst, wenn du dich mit der Architekturfotografie beschäftigen möchtest.
Innenräume fotografieren.
Wenn du außerhalb eines Gebäudes fotografierst, gibst du die Kontrolle zu einem großen Teil ab. „Bei hochwertigen Architekturaufnahmen liegt die Herausforderung darin, zu wissen, wann man eine bestimmte Struktur fotografieren sollte und wann nicht“, erklärt Ulivieri. „An dem Design des Gebäudes, dem Standort, den Schatten und dem Wetter kannst du nichts ändern.“ Bei manchen Arten der Fotografie kannst du die Umgebung kontrollieren und so das gewünschte Ergebnis ermöglichen. Bei den meisten Motiven aus dem Architekturbereich hängt alles davon ab, wie gut du dich an die Gegebenheiten anpassen kannst.
Der Umgang mit Tageszeit und Wetterbedingungen.
„Es gibt im Wesentlichen zwei Aufnahmen: Zum einen ein Foto, das du tagsüber aufnimmst – der Himmel ist blau, vielleicht sind ein paar Wolken zu sehen“, sagt Ulivieri. „Zum anderen gibt es die blaue Stunde.“
Die blaue Stunde ist die Zeit direkt nach Sonnenuntergang, wenn der Himmel eine rosige, blaue oder violette Färbung einnimmt. Wenn du in dieser Zeit Gebäude fotografierst, kannst du externe Lichtquellen betonen und Exterieur-Elemente wie Fassaden in ein schönes Licht rücken. Lichter im Inneren verleihen dem Gebäude darüber hinaus ein leuchtendes Aussehen. Mit den hellen Lichtern, den satten Farben und den spannenden Kontrasten werden Fotos, die in der blauen Stunde aufgenommen wurden, besonders gern für Websites, Broschüren und Werbematerialien verwendet.
Bei der Architekturfotografie stehen die künstlerischen Aspekte aber nicht immer im Vordergrund. Viele Kunden möchten Gebäude oder Immobilien – für gewerbliche Zwecke – an einem klaren Tag oder direkt nach Sonnenuntergang in Szene gesetzt haben. Vermeide bei Aufnahmen untertags direktes Sonnenlicht. Die Sonneneinstrahlung führt nämlich zu harten Kontrasten und tiefen Schatten. „Bei Außenaufnahmen ist die Tageszeit das A und O“, sagt der Fotograf Kenton Waltz. „Die goldene Stunde ist ideal zum Fotografieren, weil es keine harten Belichtungsunterschiede gibt.“ Die goldene Stunde bezeichnet die Stunde nach Sonnenaufgang und die Stunde vor dem Sonnenuntergang. Sie ist für ihr weiches, warmes Licht bekannt.
Verschiedene Gebäude sehen je nach Wetterbedingungen und Tageszeit besser aus. „Wenn du ein brutalistisches Gebäude fotografieren willst, bei dem der Kontrast zum Design gehört, bietet sich ein Shooting zur Mittagszeit an, weil es dann mehr Schatten gibt“, erklärt Waltz. Industriebauwerke aus Metall und Beton sehen im Regen besonders eindrucksvoll aus, während sich alte viktorianische Herrenhäuser bei bedecktem Himmel besonders gut machen. Und wenn du die Höhe eines Wolkenkratzers betonen möchtest, kannst du ihn ablichten, wenn sich die Spitze des Gebäudes in den Wolken befindet. Es geht immer darum, für jedes Gebäude das richtige Setting zu finden.
Den richtigen Blickwinkel finden.
Wenn du von der Straße aus fotografierst, hast du vielleicht nicht immer den besten Blickwinkel auf dein Motiv. „Wenn du einen Wolkenkratzer oder ein Gebäude mit mehr als 30 Stockwerken fotografierst, solltest du dir einen Aussichtspunkt suchen“, so Waltz. Damit dein Motiv nicht perspektivisch verzerrt wird, sollte dein Standpunkt beim Fotografieren etwa auf halber Höhe deines Motivs liegen. Wenn du an einem Gebäude hinaufschaust, laufen seine Linien wegen der Perspektive zusammen. Wenn du dich jedoch direkt gegenüber vom Gebäude befindest, kannst du die Perspektive nicht ändern. Bei besonders hohen Gebäuden ist der beste Punkt zum Fotografieren weit vom Erdboden oder einem benachbarten Gebäude entfernt. „Wenn du keinen geeigneten Aussichtspunkt findest, ist eine Drohne manchmal die beste Option“, so Waltz. Bei entsprechendem Budget sind auch Kräne und Hubschrauber eine Option.
Gebäude von außen fotografieren.
Ein Fotograf, der einen Innenraum fotografieren möchte, muss zunächst den Raum vorbereiten. Die meisten Privathäuser, Bürogebäude oder sonstigen bewohnten Gebäude sind nicht darauf ausgelegt, auf Fotos gut auszusehen. Sie sind auf das Alltagsleben ausgerichtet. Ein guter Interior-Fotograf weiß, wie er dieses Problem löst. „Das ist schon ein Running Gag unter Interior-Fotografen“, erzählt Waltz. „Aber unsere Hauptaufgabe besteht darin, Möbel zu verschieben.“
Außerdem müssen sie sich darauf einstellen, die Putzsachen auszupacken. „Jeder hat Zahnpasta am Spiegel“, berichtet Waltz. „Egal, wer du bist, egal, wie teuer dein Haus ist – es ist immer Zahnpasta auf dem Spiegel. Du musst damit rechnen, erst einmal putzen zu müssen.“
Wenn der Raum bereit ist, setze oder knie dich auf den Boden. Indem du aus geringerer Höhe fotografierst, kannst du das Wesentliche des Raumes besser einfangen. „Ich fotografiere aus der Perspektive eines Kindes“, erzählt Ulivieri. „Meine Kamera halte ich dabei etwa 80 bis 100 cm über dem Fußboden. Wenn du aus niedriger Höhe fotografierst, kannst du die Details des Raumes besser betonen.“ Bei dieser Perspektive wird die Aufmerksamkeit des Betrachters nämlich auf Stühle, Sofas und Tische gelenkt. Aus einem höheren Blickwinkel stehen eher die Wände und Türen im Fokus.
Auch bei Innenaufnahmen kann das Wetter eine Rolle spielen. Wenn du eine Immobilie an einem dunklen oder regnerischen Tag fotografierst, dringt nur wenig bis kein natürliches Licht in die Innenräume. „Egal, wie gut oder schlecht ein Raum beleuchtet ist: Mit der Komposition kannst du immer arbeiten“, sagt Ulivieri. Mit High-End-Ausrüstung, z. B. einem externem Blitz, kannst du eine schlechte natürliche Beleuchtung ausgleichen, aber die Komposition ist dennoch ein wichtiger Faktor.
Die richtige Ausrüstung für die Architekturfotografie.
Viel brauchst du nicht, um in die Architekturfotografie einzusteigen. Für richtig tolle Aufnahmen ist aber mehr nötig als nur eine digitale Spiegelreflexkamera.
- Ein Stativ ist sowohl für Innen- als auch für Außenaufnahmen unabdingbar. Oft macht ein Fotograf mehrere Aufnahmen eines Motivs aus derselben Perspektive und Höhe und fügt die besten Teile der einzelnen Bilder dann zusammen. „Bei Interior-Aufnahmen kommt es eher selten vor, dass das endgültige Foto nur aus einem Bild besteht“, berichtet Ulivieri. Stelle dich darauf ein, dass du viele Fotos aufnimmst und sie bei der Nachbearbeitung zusammensetzt.
- Weitwinkel-Objektive sind bei Innenaufnahmen besonders praktisch. Ohne Weitwinkel-Objektive sehen Innenräume auf Fotos häufig viel kleiner aus, als sie tatsächlich sind. Gute Innenaufnahmen zeigen das Potenzial des Raumes, und mit einem Weitwinkel-Objektiv kannst du das perfekt einfangen.
- Tilt-Shift-Objektive können bei Außenaufnahmen sehr hilfreich sein. Wenn du hohe Gebäude aus der Entfernung fotografierst, sehen die Linien auf den Fotos oft so aus, als würden sie schief verlaufen. Ein Tilt-Shift-Objektiv sorgt dafür, dass alle Linien gerade und der Perspektive entsprechend verlaufen. Wenn du kein Tilt-Shift-Objektiv besitzt, kannst du die Perspektive in Photoshop anpassen.
- Drohnen sind manchmal eine praktische Hilfe, wenn du bei Außenaufnahmen keinen geeigneten Aussichtspunkt findest oder architektonische Design-Elemente fotografieren musst, die sich außerhalb deiner Reichweite befinden.
Aber selbst mit kompletter Ausrüstung gilt: Das wichtigste Gut eines Architekturfotografen ist Geduld. „Man sollte nichts überstürzen“, sagt Waltz. „Es kommt vor, dass wir den ganzen Tag fotografieren und mit nur zehn Fotos nach Hause gehen.“ Du musst dazu bereit sein, mit der Umgebung, mit dem Wetter und dem Gebäude selbst zu arbeiten. Die Architekturfotografie kann ein langsamer Vorgang sein – aber er macht sich mit beeindruckenden Bildern der unterschiedlichsten Gebäude bezahlt.
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