Foto von Beth Nakamura

INHALT.

Was ist Fotojournalismus?

Bedeutung des Fotojournalismus

So denken und handeln Pressefotografinnen und -fotografen

So fasst du im Fotojournalismus Fuß

Tipps für Pressefotos

Berichterstattung, Fotografie und ihr Zusammenspiel.

Bei der Berichterstattung sind Bilder enorm wichtig. Oftmals haben Fotojournalistinnen und -journalisten entscheidenden Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung eines großen Ereignisses. Sie halten aber auch alltägliche Geschehnisse fest, die auf lokaler Ebene eine Rolle spielen.

Was ist Fotojournalismus?

„Fotojournalismus“ bezeichnet das Vermitteln von Nachrichten durch Fotos. Die Bilder werden in der Regel in Print-Medien wie Zeitungen und Zeitschriften gedruckt oder auf Websites veröffentlicht. Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte und kann den Inhalt eines Nachrichtenartikels sofort verständlicher machen.

Bedeutung des Fotojournalismus in der Medienlandschaft.

Ob man seinen Namen kennt oder nicht – wenn sie an den amerikanischen Bürgerkrieg denken, haben viele Matthew Bradys Bilder der Schlachtfelder vor Augen. Das Foto Migrant Mother von Dorothea Lange ist das bekannteste Bild der Weltwirtschaftskrise. Kriegsfotografen wie Robert Capa dokumentierten die schlimmsten Konflikte des 20. Jahrhunderts. Beim Thema Ende des Zweiten Weltkriegs fällt den meisten sofort das Foto V-J Day in Times Square von Alfred Eisenstaedt ein.

Aber der Fotojournalismus hat weitaus mehr Facetten. Pressefotografinnen und -fotografen gehen allwöchentlich zur Stadtratssitzung, lichten das neue Bauprojekt einer Kommune ab, fotografieren Bauernmärkte und machen mit ihrer Kamera Straßenaufnahmen von Demonstrationen. Es ist eine ebenso lohnenswerte wie herausfordernde Sparte der Fotografie. Mit diesen Tipps kannst du im Fotojournalismus Erfolg haben, egal ob du freiberuflich Bilder an eine Nachrichtenagentur verkaufst oder zu den Mitarbeitenden einer Tageszeitung gehörst.

So denken und handeln Pressefotografinnen und -fotografen.

Fotojournalistinnen und -journalisten sind anders als die meisten Menschen. Wenn es irgendwo zu einer Notsituation kommt, rennen sie nicht weg, sondern hin – mit einsatzbereiter Kamera. Wenn bei einer öffentlichen Sitzung alle durcheinanderreden, bleiben sie wie Tierfotografierende still im Hintergrund. Bei einem Konflikt stehen sie abseits und dokumentieren das Geschehen. „Es hilft, wenn man zu den Menschen gehört, die nicht viel Raum für sich beanspruchen“, sagt die Fotojournalistin Beth Nakamura. „Ich beobachte lieber, anstatt selbst im Mittelpunkt zu stehen.“

Storefront at night as an example of photojournalism

Foto von Beth Nakamura

A photo of a person wearing a colorful flower headpiece at night.

Verschmilz mit dem Hintergrund.

„Von Reporterinnen und Reportern wird erwartet, dass sie auf sich aufmerksam machen, dass sie viel sprechen und Menschen interviewen“, sagt Kathleen Marie, die als Fotojournalistin und Art Director für die Willamette Week und den Portland Mercury gearbeitet hat. „Journalistisch tätige Fotografinnen und Fotografen bleiben im Hintergrund. Sie möchten gar nicht, dass andere wissen, dass sie da ist.“

Beobachte leise.

Im Hintergrund zu bleiben und die ruhigste Person im Raum zu sein, ist eine Grundvoraussetzung, um gute Fotos aufzunehmen. „Die Geschichten, die wir erzählen, handeln von anderen Menschen. Wir geben ihre Stimmen mehr Kraft“, sagt Beth. „Das ist sehr bereichernd. Und genau darin liegt deine Motivation. Sich zurückzunehmen und nicht im Mittelpunkt zu stehen.“

Still zu beobachten und anderen das Handeln zu überlassen, ist die große Stärke von Fotojournalistinnen und -journalisten. „Introvertiertheit, die Bereitschaft, zuzuhören, und der Instinkt, Menschen und Motiven Raum zu geben, sind wichtige Eigenschaften“, so Beth. „Ein großer Teil meiner Arbeit besteht aus Zuhören. Und etwas zu bezeugen, ist eine Form des Zuhörens. Wir beobachten unheimlich gerne. Diese Züge deiner Persönlichkeit kannst du zu deinem Vorteil nutzen.“

A photo of people mourning.

Foto von Beth Nakamura

A photo of flowers sitting against a wall outside.

So fasst du im Fotojournalismus Fuß.

Mit Presse- und Dokumentarfotografie kannst du das Beobachten zum Beruf machen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen angehende Fotojournalistinnen und -journalisten wissen, was sie antreibt und motiviert. „Am allerwichtigsten ist, dass du bei der Arbeit du selbst bist“, sagt Beth. „Lerne dich selbst kennen. Finde heraus, welche Werte, welche Themen dir wichtig sind. Und folge diesen Impulsen. Sei authentisch, sei ganz du selbst – und lasse dich davon nicht abbringen.“

1. Lerne die Branche kennen.

Der Journalismus unterliegt einem ständigen Wandel. Publikationsmodelle und Umsatzströme für Nachrichtenmedien jeder Art und Größe ändern sich immer wieder. Und diese Veränderungen betreffen alle, von der New York Times bis hin zu den regionalen Tageszeitungen. „Wir leben in einer Zeit, in der alles in Hypergeschwindigkeit abläuft“, sagt Beth. „Du musst also immer offen für Veränderungen sein.“
Einstiegende müssen neue Konzepte, neue Geschäftsmodelle und neue Technologien kennen. Traditionelle Print-Medien wie die Harper’s Weekly haben ihre Berichterstattung ins Internet verlagert und müssen überwachen, wie erfolgreich ihre Inhalte in Social Media sind – auf täglicher, oft sogar stündlicher Basis. Die Beschäftigungsbedingungen in der Branche ändern sich ebenfalls ständig. Redaktions- und Verlags-Teams überlegen Tag für Tag, wie sie der Entwicklung einen Schritt voraus bleiben können. Pressefotografinnen und -fotografen sollten dies ebenfalls tun. So rät Beth: „Wenn dir ein neues Konzept oder ein neues Tool über den Weg läuft, setze dich damit auseinander.“

2. Perfektioniere deine Fotografie- und Nachbearbeitungs-Skills.

Digitale Kameras und Bildbearbeitungs-Software werden kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert. Du musst nicht gleich jede neue Technik kaufen, aber du solltest genau wissen, wie du mit deiner Kamera auch unter schwierigen Bedingungen gute Fotos machen kannst. Lerne kleine Anpassungen kennen, mit deren Hilfe deine Fotos besser vermitteln können, was du mit eigenen Augen gesehen hast.

3. Stelle ein Portfolio zusammen.

Wenn du mit den Grundlagen vertraut bist, fange an, zu fotografieren. Stelle nach und nach ein Portfolio an journalistischen Bildern zusammen. Zeige diese Fotos auf einer Website, damit sich potenzielle Arbeit- und Auftraggebende einen Eindruck von deiner Arbeit verschaffen können. Manche Pressefotografinnen und -fotografen sind in Vollzeit bei einem Verlag angestellt, andere arbeiten freiberuflich und verkaufen ihre Aufnahmen an verschiedene Medien. Mit einer Portfolio-Website bist du für beides gut aufgestellt.

4. Vernetze dich.

Nimm an Branchen-Events teil. Schließe dich journalistischen Vereinigungen und Initiativen an. Eine Anlaufstelle ist beispielsweise der Bundesverband Deutscher Pressefotografen. Nutze auch Social Media, um mit anderen aus der Branche Kontakt aufzunehmen und Fotos aus deinem Portfolio zu teilen. Denke darüber nach, ein paar Fotos unentgeltlich für gemeinnützige Organisationen zur Verfügung stellen. Damit sammelst du Erfahrung und kannst in deinem Lebenslauf eine zusätzliche Referenz angeben.

A photo of two people sitting and chatting in an office.

Tipps für Pressefotos.

1. Ganz gleich, ob du freiberuflich oder in Festanstellung arbeitest – als Fotojournalistin bzw. Fotojournalist musst du deine Kamera stets zur Hand haben.

Du weißt nie, wann etwas passiert, wann du zum Fotografieren losgeschickt wirst oder wann du sofort losknipsen musst. Sei bereit, auch Ereignisse und Vorfälle zu dokumentieren, die außerhalb deiner Komfortzone liegen. Lasse dich nicht davon abhalten, politische Themen zu behandeln, auch wenn du normalerweise Gemeindeveranstaltungen fotografierst.

Für jemanden, der redaktionelle Autorität über Bilder hat, ist irgendein Foto besser als gar kein Foto. Mit DSLR- oder spiegellosen Kameras aufgenommene, qualitativ hochwertige Fotos sind natürlich ideal, aber die Nachrichtenhäuser wissen vorab nie, was Resonanz erzeugt. „Dokumentiere einfach, damit ich weiß, was du beobachtet hast“, sagt Kathleen. „Egal welche technische Ausrüstung du dabei hast: Fotografiere einfach. Und wenn es ein Screenshot von einem Livestream ist – Hauptsache, das Geschehen wurde dokumentiert.“

Wenn du beruflich unterwegs bist, solltest du deine Kamera immer griffbereit haben. Sobald dir ein potenzielles Motiv begegnet, musst du dann nur noch die nötigen Kameraeinstellungen vornehmen.

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2. Mache dich mit Kameraobjektiven vertraut.

Je genauer du deine Kameraobjektive und ihre Eigenschaften kennst, umso schneller weißt du im Ernstfall, welches davon in der jeweiligen Situation am besten geeignet ist. Bei einem Objektiv mit fester Brennweite kannst du mit schnellen Verschlussgeschwindigkeiten arbeiten und damit auch bei schlechtem Licht bewegte Szenen festhalten. Allerdings musst du dich vom Motiv entfernen oder näher herangehen, wenn du den Bildausschnitt ändern möchtest. Ein 50-mm-Objektiv ist eine gute Wahl, sowohl für Fotos einer ganzen Szene (Totale) als auch für Porträts. Mit einem Zoom-Objektiv bist du flexibler. Es ist aber in der Regel sperriger und schwerer als ein Festobjektiv.

Wenn du mit einer DSLR-Kamera arbeitest, achte auf einen scharfen Autofokus. Dafür ist eine regelmäßige Objektivkalibrierung wichtig. Bei einer nagelneuen Kamera sollte das Objektiv perfekt funktionieren. Aber mit der Zeit wirken deine Fotos vielleicht ein wenig verschwommen. Riskiere nicht, dass ein verstellter Fokus ein potenziell perfektes Bild ruiniert.

3. Befasse dich mit den Kameraeinstellungen.

Welche Kameraeinstellungen optimal sind, hängt von der Situation ab. Bei Außenaufnahmen mit viel Bewegung ist eine schnelle Verschlusszeit wichtig. Beginne mit einer Einstellung von 1/125 oder 1/200, und sieh dir die Ergebnisse genau an. Bei guten Lichtverhältnissen bist du mit einer Blendenzahl zwischen f/5 und f/8 in der Regel gut beraten. So bleibt der Hintergrund als Kontext für dein Motiv ausreichend scharf. Bei wenig Licht musst du vielleicht auf f/2,8 gehen.

  • Wenn du die Verschlusszeit nicht ausreichend beschleunigen kannst, ist eine höhere Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors die Alternative.
    Bei einer neueren Kamera kannst du es mit einem ISO-Wert von bis zu 400 bei Sonnenschein bzw. 800 oder vielleicht sogar 1600 im Schatten oder im Dunkeln versuchen. Mache am besten ein paar Probeaufnahmen, und passe die Einstellungen dann entsprechend an.
  • Überlasse im Zweifelsfall deiner Kamera die Auswahl der Einstellungen.
    Du kannst zu Beginn auch die Programmautomatik deiner Kamera nutzen und die passende Kombination aus Verschlusszeit und Blende automatisch auswählen lassen. Sollten die Ergebnisse nicht optimal aussehen, kannst du die Einstellungen immer noch manuell anpassen. Meist gibt es verschiedene Programme mit jeweils leicht unterschiedlichen Einstellungen.
  • In sehr hektischen Situationen empfiehlt sich die Autofokus-Einstellung AF-C (Autofocus Continuous).
    So bleiben sich schnell bewegende Motive scharf. Eine andere Möglichkeit ist der Blendenprioritätsmodus, in dem du selbst die Blende auswählst und die Kamera die Verschlussgeschwindigkeit automatisch darauf abstimmt.
A photo of a person with a camera in one hand, using a laptop with their other hand.

4. Bleibe organisiert.

Halte fest, wann du deine Fotos aufnimmst, und kennzeichne sie entsprechend. „Organisiere alles nach Datum“, rät Kathleen. „Organisiere alles nach Jahr, Monat, Tag – alles. Metadaten sind auch extrem wichtig. Und stelle sicher, dass deine Fotos aussagekräftigere Namen tragen als ,Screenshot‘ oder Ähnliches.“

Software zur Fotoverwaltung erleichtert dir das Speichern und Verwalten deiner Fotos. Bei Adobe Photoshop Lightroom lassen sich Fotos in Alben und Ordner sortieren. Mit intelligenten Bildsuchen auf der Basis von Machine Learning findest du das Gesuchte schneller wieder.

Wie viele Redaktions- und Kreativ-Teams, die mit Bildern arbeiten, hält sich auch Kathleen an spezifische Regeln für die Formatierung und Benennung eingereichter Fotos. Gute Fotojournalistinnen und Fotojournalisten sind mit den Konventionen von Herausgebenden und Redaktionen vertraut und halten sie ein.

5. Rechne damit, deine Fotos in ungewohntem Kontext zu sehen.

Dein Foto erscheint neben Artikeln und anderen Inhalten. „Wenn Fotografierende sich entscheiden, welche Fotos sie einreichen möchten, geben sie damit letztendlich einer anderen Person den redaktionellen Zugriff auf ihre Bilder“, sagt Kathleen. Das heißt, ihre Fotos könnten z. B. neben dem Text von jemand anderem erscheinen.

Wie beeindruckend ein Foto auch ist – seine volle Kraft entfaltet es erst, wenn es in einem Artikel oder als Foto-Essay veröffentlicht wird. „Beim Fotojournalismus geht es nicht darum, die richtigen Bilder aufzunehmen“, sagt Kathleen. „Vielmehr muss man in der Lage zu sein, hinterher die Fotos auszuwählen, die Geschichten erzählen.“

6. Kenne deine Grenzen – und deine Rechte.

Pressefotografinnen und -fotografen sind keine Spione. Verhalte dich respektvoll. „Bitte immer um Erlaubnis, nicht um Verzeihung. Zugang ist für Fotojournalistinnen und Fotojournalisten so wichtig“, sagt Kathleen. Sie hatte schon mit Fotografierenden zu tun, die Veranstaltungsorte oder Situationen verlassen mussten, weil sie nicht berechtigt waren, dort zu sein. „Das schadet dem Fotojournalismus im Allgemeinen“, sagt sie. „Wenn du keine Erlaubnis bekommst, bleibe in sicherer Entfernung, und halte dich an die geltenden Rechte.“

Fotojournalismus ist Dokumentation. Daher können sich überall und jederzeit gute Gelegenheiten ergeben, auch wenn du noch wenig Erfahrung hast. Ganz gleich, wer du bist und welche Ausrüstung du hast: Gehe in die Welt hinaus! Es gibt viel zu sehen und zu beobachten – in den schmalen Gassen in kleinen Dörfern ebenso wie auf den belebten Straßen der Großstadt.


Mitwirkende.

Beth Nakamura, Kathleen Marie


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