Eine Kunst für sich: Künstlerische Fotografie im Überblick.
Die künstlerische Fotografie weist zum Teil ähnliche Merkmale auf wie die Landschafts- und die Portraitfotografie und viele andere Genres. Aber sie zeichnet sich durch den spezifischen Ansatz aus, den ein Künstler beim Fotografieren verfolgt.
Was genau ist künstlerische Fotografie?
Bei der Beschäftigung mit der künstlerischen Fotografie stellt man sich unweigerlich die viel diskutierte Frage: „Was ist Kunst?“ Das ist eine Fangfrage und letztendlich hängt es von der Intention des Künstlers ab. Kunst zeichnet sich durch den Ansatz aus, den ein Künstler beim Erstellen seiner Werke verfolgt. „Die künstlerische Fotografie ist die zielgerichtete Nutzung der Fotografie als künstlerisches Medium der Wahl, um eine konzeptuelle Idee umzusetzen“, erläutert die Professorin und Fotografin Ariel Wilson. Diese Intention unterscheidet künstlerische Fotos von Schnappschüssen.
Eine Abgrenzung besteht auch zum Fotojournalismus und zur kommerziellen Fotografie: „Bei der künstlerischen Fotografie werden bestimmte Interessen des Künstlers umgesetzt, die nicht von einer anderen Partei beeinflusst werden“, erklärt der Fotograf und Professor Adam Long. Kommerzielle Fotos werden für einen bestimmten Zweck aufgenommen: um Produkte zu präsentieren und Umsatz zu generieren. Bei der Reportagefotografie und der Dokumentarfotografie geht es darum, Wahrheiten abzubilden und ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Szene so vorurteilsfrei wie möglich zu dokumentieren. „In der Kunst haben wir es mit einem anderen Konzept zu tun“, merkt Long an.
Die Fotografie als Kunstform kennenlernen.
Die künstlerische Fotografie bietet Künstlern die Möglichkeit, Ideen zu erkunden und zu kommunizieren. Die Aufnahmen, die dabei entstehen, können Landschaften, Portraits, Stillleben oder abstrakte Bilder zeigen. Aber bevor du loslegst und deine eigenen künstlerischen Fotos aufnimmst, ist es wichtig, von den Profis zu lernen und sich mit dem Genre auseinanderzusetzen. Wenn du dir die Werke anderer Künstler anschaust, findest du heraus, welche Fotos du selbst kreieren möchtest.
Beschäftigung mit der Landschaftsfotografie.
Von historischen Landschaftsfotografen wie Ansel Adams hin zu zeitgenössischen Profis wie Dan Tom – das Fotografieren von Landschaften fällt oft in den künstlerischen Bereich. Diese Künstler geben mit ihren Bildern die Wahrheit einer Szene wieder und möchten sie an die Welt weitergeben. Aus den Werken von Landschaftsfotografen kann man viel über die Umwelt und die Natur lernen.
Die künstlerische Portraitfotografie.
Portraitfotos können ein wunderbares Beispiel für Kunst sein, aber nicht alle Portraits gelten als Kunst. Portraits, die z. B. für die Website eines Unternehmens aufgenommen werden, würde man nicht als Kunst bezeichnen. Aber Portraits, hinter denen eine bestimmte Intention steht, wie die von Justin Dingwall oder die Aufnahmen des legendären Robert Mapplethorpe, möchten die Welt zeigen und einen Versuch darstellen, sie zu verstehen. Menschen schauen gerne andere Menschen an und Portraits und Selbstportraits bieten eine gute Gelegenheit, die Erfahrung der menschlichen Existenz abzubilden.
Ruhige Wahrheiten in Stillleben.
Ein Stillleben zeigt eine Zusammenstellung unbelebter Objekte, die als Motiv einer Komposition arrangiert wurden. Die Museen dieser Welt sind voll mit berühmten Malereien und fotografischen Aufnahmen von Stillleben. Heute finden Stillleben häufig bei der Produktfotografie Anwendung. Aber wenn man aus diesen Gewohnheiten ausbricht, wie die Künstlerin Elise Mesner, kann man einzigartige und ansprechende Kunstwerke kreieren. Wenn du ein einfaches Motiv auf ausgefallene Art umsetzt, kannst du einen unverwechselbaren Stil entwickeln und das Objekt aus einer neuen Perspektive betrachten.
Deiner Leidenschaft nachgehen.
Die Welt der Fotografie ist praktisch endlos, und das sind nur wenige Beispiele, in welcher Form künstlerische Fotos auftreten können. Wenn du dich für Straßenfotografie, Modefotografie oder Astrofotografie interessierst, recherchiere und entdecke die berühmten Werke aus diesen Disziplinen, um dich von ihnen inspirieren zu lassen. Damit du deine Fähigkeiten verbessern kannst, ist es extrem hilfreich, von Profis zu lernen.
Tipps für gute künstlerische Fotos.
Kunst ist zwar subjektiv, doch dieselben Regeln, die für ein gelungenes Werbe- oder Produktfoto gelten, lassen sich auch auf künstlerische Fotos anwenden. Die Fotografin und Lehrerin Tina Tryforos schlägt vor, sich auf „attraktive Inhalte, die die Aufmerksamkeit des Betrachters gewinnen, überzeugende Bildkompositionen und angenehmes Licht“ zu konzentrieren.
„Herausragende künstlerische Fotos zeichnen sich oft durch drei Merkmale aus“, erklärt die Fotografin und Professorin Ariel Wilson. „Sie sind ästhetisch und visuell ansprechend, gut komponiert und aufgenommen und setzen sich konzeptionell mit einem Thema auseinander.“ Wenn du ein interessantes Bild aufnimmst, das gut komponiert ist und ein breiter gefasstes Konzept bedient, erstellst du künstlerische Fotos.
Die Rolle der Nachbearbeitung.
Du musst dein Bild nicht perfekt mit der Kamera einfangen. Mit Nachbearbeitungsprogrammen wie Adobe Photoshop oder Lightroom kannst du deine Fotos entwickeln und verbessern. „Verwende alle Mittel, die nötig sind, damit dein Bild die gewünschte Aussage erhält“, sagt Long. Wenn es um Fotos und digitale Kunst geht, bleibt alles der Interpretation überlassen. Es ist immer Kunst. Beispielsweise ist ein Foto eines Apfels kein Apfel – sondern die Darstellung eines Apfels. Und je nach Licht, Belichtung und Komposition des Bildes ändert sich die Intention des Fotos.
Tipps für den Einstieg in künstlerische Fotografie.
Lerne deine Werkzeuge kennen.
Um tolle künstlerische Fotos aufzunehmen, musst du die Werkzeuge verstehen, die du dafür verwendest. Beschäftige dich mit deiner Kamera und probiere die verschiedenen Einstellungen aus. Wenn du die Feinheiten von Tiefenschärfe, Brennweite und Verschlusszeit verstanden hast, kannst du deine Werkzeuge effektiver einsetzen und deine Ideen besser umsetzen.
Wechsle die Perspektive.
Versuche einmal, ein ganz alltägliches Objekt hundertmal zu fotografieren. So siehst du, welche Wirkung die unterschiedlichen Perspektiven auf ein Bild haben. Auch wenn 95 Prozent dieser Aufnahmen zu nichts zu gebrauchen sind – du verstehst deine Werkzeuge jetzt besser und hast obendrein vielleicht sogar fünf spannende Fotos geschossen. Wenn du normalerweise Farbbilder aufnimmst, versuche doch einmal, zur Abwechslung Schwarz-Weiß-Fotos zu machen. Indem du beim Fotografieren verschiedene Methoden anwendest, kannst du deine Ideen besser realisieren und neue Blickwinkel gewinnen.
Beherrsche die Kunst der Komposition.
Wenn du die Regeln für den Bildaufbau verstehst, z. B. die Drittelregel, kannst du bewusst gegen sie verstoßen, um deine Vorstellungen besser zu übermitteln. Mache beim nächsten Shooting doch einmal ein paar zusätzliche Fotos aus ungewohnten oder interessanten Blickwinkeln. Wenn du Bilder vergleichst, die die gängigen Regeln für den Bildaufbau einhalten oder dagegen verstoßen, entdeckst du neue Möglichkeiten, um die Aufmerksamkeit der Betrachter zu gewinnen oder Ideen zu kommunizieren.
Konzentriere dich auf deine Interessen.
Die besten künstlerischen Fotos gelingen dann, wenn der Künstler Themen fotografiert, für die er sich begeistert. „Künstlerische Fotos können die Politik von Repräsentation und Wesentlichkeit bestätigen“, sagt Wilson. Du als Künstler bestimmst, welche Konzepte du verfolgen und erkunden möchtest. Aber es ist einfacher, lohnenswerte Werke auszuarbeiten, wenn dir diese Konzepte am Herzen liegen.
Der Kunst der Fotografie nachgehen.
Kunstgalerien, Museen, Unternehmen und Privathäuser sind die häufigsten Orte, an denen künstlerische Fotos ausgestellt werden. Um in der künstlerischen Fotografie erfolgreich zu sein, ist es wichtig, hochwertige Drucke der künstlerischen Fotos anzufertigen. Egal, ob du deine Fotos in einer Dunkelkammer entwickelst oder Abzüge deiner digitalen Bilder bestellst: Stelle sicher, dass du deine Fotos in physischer Form überprüfst. Die Wirkung eines Fotos ist ganz unterschiedlich, je nachdem, ob es auf dem Display eines Smartphones oder an der Wand einer Galerie betrachtet wird. Die Größe, Skalierung und Körperlichkeit ändern die Art und Weise, wie ein Betrachter dein Kunstwerk interpretiert.
„Nicht jeder kann ausschließlich künstlerischer Fotograf sein. Viele Fotografen machen verschiedene Dinge“, sagt Tryforos. Da Kunst in der Regel nicht zu kommerziellen Zwecken geschaffen wird, können sich die meisten Menschen nicht darauf beschränken, Kunstwerke zu erschaffen. Das heißt aber nicht, dass du es nicht tun solltest.
Ob du die Fotografie als Hobby betreibst oder als Profifotograf nebenbei Kunst schaffst – du kannst weiterhin Fotos aufnehmen, um deine Ideen in die Welt zu schicken. Das Konzept der künstlerischen Fotografie unterscheidet sich von dem anderer fotografischer Disziplinen, da in der Kunst die Interessen, Ideen und persönlichen Ziele des Künstlers entscheidend sind. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um deine Leidenschaften zu erkunden und künstlerische Fotos aufzunehmen, die du spannend findest.
Mitwirkende.
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