Anleitung von Manga und Anime Zeichnungen

Erfahre mehr über den einflussreichen visuellen Stil japanischer Comics und lerne das Zeichnen von Mangas und Animes.

Braunhaariger wütend aussehender Manga Mann mit roten Augen

Was sind Mangas?

Manga ist ein Überbegriff für japanische Comics. Wie auch bei Comics aus Nord- und Südamerika und Europa beinhaltet Manga eine schier unendliche Anzahl an verschiedenen Genres und Stilen. Manga umfasst Science Fiction wie die Cyberpunk-Dystopie Akira von Katsuhiro Otomo, historische Fiktion wie Osamu Tezukas Buddha und Superhelden-Actionkomödien wie One-Punch Man von ONE und Yusuke Murata. Dramen, Schulkomödien, Romanzen und Horrorgeschichten existieren als Mangas.

In Japan wurden Mangas historisch gesehen in Kategorien unterteilt, etwa nach Geschlecht und Altersgruppe, wobei die beiden wichtigsten Kategorien Shonen (für Jungen) und Shojo (für Mädchen) heißen. Die Trennlinien zwischen diesen Kategorien sind in den letzten Jahren immer unschärfer geworden und existieren außerhalb von Japan praktisch nicht.
 

Es gibt charakteristische visuelle und erzählerische Konventionen im Manga und eine ganze Generation an Fans und jungen Künstlern zieht ihre Inspiration aus dem Stil und der Bildsprache der japanischen Comics. Medien wie Avatar: Die Legende von Aang, Steven Universe und moderne Disney-Zeichentrickfilme wie Baymax – Riesiges Robowabohu zeigen deutliche Manga-Einflüsse.  

Manga Frau in Weltall mit Spaceshuttle
Manga Mädchen lächelnd in Kirschblütenbaum

Erste Schritte für das Zeichnen im Manga-Stil

Aufstrebende Manga-Künstler können ihre Fähigkeiten erweitern, indem sie bestimmte Comics oder Cartoons nachahmen, die sie inspirieren. „Im ersten Schritt sollte man sich eine Phase zugestehen, in der man einfach keine Originalität erreicht“, sagt Autor und Manga-Lehrer Mark Crilley. „Sieh dich als Schüler, der vom Meister lernt.“ Die Autorin und Illustratorin Mildred Louis hat auf dieselbe Weise begonnen. „Ich habe im Grunde damit angefangen, Animes zu kopieren“, sagt sie. 

„Während du die Fertigkeiten lernst, solltest du dich als Schüler sehen, der vom Meister lernt.“

Das schärft nicht nur den Blick, sondern hilft auch, die Hand an den Stift oder Touchpen zu gewöhnen. „Deine Muskeln sind noch nicht trainiert und beim Zeichnen geht es ganz entscheidend um das Muskelgedächtnis“, gibt der Comic-Künstler Ethan Young zu Bedenken.
 

Das Kopieren ist aber streng zu trennen vom Plagiat. Zwar darf man Werke von anderen nachbilden, um zu üben, aber natürlich darf man das Ergebnis nicht als das eigene Werk ausgeben.

 

Proportionen im Manga verstehen

Die anatomischen Proportionen von Manga-Charakteren sind ein wichtiger charakteristischer Teil dieser Kunstform. Die Augen im Manga sind oft deutlich größer, Münder werden häufig kleiner dargestellt. Auch Kinnhöhe, Nasenansatz und Stirn unterscheiden sich wesentlich von der Realität. Haare im Manga widersprechen oft komplett der Schwerkraft und Gesichtsausdrücke funktionieren nach ganz anderen Regeln als in Kunstformen mit größerem Anspruch an Realismus. Diese Stilisierung macht das Zeichnen von Mangas aber keineswegs einfacher.

„Als ich mit dem Zeichnen von Manga-Gesichtern anfing, geschah das in zwei Phasen“, sagt Crilley. „Zuerst dachte ich: ‚Das kann doch nicht so schwer sein. Es sind Cartoons.‘ Wenn man aber tatsächlich mit dem Zeichnen anfängt, merkt man, dass es sehr schwierig ist. Bei den Gesichtszügen gibt es ein empfindliches Gleichgewicht, auf das man sehr achten muss – wenn man danebenliegt, fällt das ganze Bild auseinander.“

„Das Beste, was ich empfehlen kann, ist Aktzeichnen.“

Das hört sich vielleicht widersinnig an, aber man sollte das Zeichnen realistischer anatomischer Proportionen üben. „Das Beste, was du machen kannst, ist Aktzeichnen“, sagt Louis und merkt an, dass in vielen Städten Kurse angeboten werden, die für jedermann zugänglich sind. „Du brauchst ein gutes Verständnis der Proportionen, damit du sie besser anpassen kannst, wenn du ganz zum absolut Stilistischen übergehst.“ 

Crashkurs für das Zeichnen im Manga-Stil

In der ersten dieser drei Kurseinheiten kannst du Mark Crilley dabei zusehen, wie er in seinem Live-Tutorial-Video auf Behance die einzelnen Schritte durchgeht.

Gezeichnete Manga in Aktion auf Leinwand

Erlerne die Bildsprache von Mangas

In Comics und Cartoons werden visuell vereinfachte Bilder genutzt, um Emotionen, Handlungen und Ideen zu vermitteln. In englischsprachigen Comics und Cartoons kommt etwa einer schlafenden Figur eine Reihe von Zetts aus dem Mund. Hat eine Figur eine plötzliche Idee, erscheint manchmal eine Glühbirne über ihrem Kopf.
 

Im Manga gibt es solche visuellen Symbole ebenfalls. Eine riesige Schweißperle auf dem Kopf einer Figur bedeutet, dass sie verärgert oder frustriert ist. Eine Schleimblase aus der Nase bedeutet, dass die Figur schläft. Bewegungslinien hinter einem Charakter deuten auf seine Bewegung hin, sie können aber auch bedeuten, dass die Figur eine dramatische Aussage macht oder jemand ganz besonders entschlossen ist, eventuell sogar bis hin ins Lächerliche. Ist eine Figur peinlich berührt, stirbt sie (kurzzeitig) und verwandelt sich in einen Geist.

Drei Mädchen in Manga Geschichte schwarzweiß
Mann und Frau sitzen neben Geländer

Viele dieser Symbole begannen als buchstäbliche Übertragungen, bevor sie sich zum Abstrakten entwickelten. „Das Symbol für Wut begann als eine Abbildung einer hervortretenden Ader“, sagt Crilley. „Das hat sich zu einem Symbol mit drei oder vier Kurvenlinien entwickelt. Für den Außenseiter wirkt es vielleicht wie ein Glitzern oder eine Sternenform.“

 

Diese Bildsprache umfasst auch das Spiel mit den verschiedenen visuellen Stilen innerhalb ein- und desselben Comic-Albums. Eine aggressive Figur wird eventuell realistischer oder detailreicher dargestellt, um ihren Stress oder ihre Wut widerzuspiegeln, während eine Figur, auf deren Kosten ein Witz gemacht wird, eher cartoon-ähnlich erscheint. Wirf einen Blick auf einige der bekanntesten Manga-Comics wie Naruto, Case Closed oder Oh! My Goddess, um dich mit diesen visuellen Stilelementen besser vertraut zu machen. Oder lies die Ausgaben des Anthologiemagazins Shonen Jump. Dort erkennst du sehr gut die unterschiedlichen, künstlerischen Stile.

 

Entwickle deinen eigenen Manga-Stil

Jeder etablierte Manga-Künstler hat seinen eigenen Stil. Es gibt einen starken Kontrast zwischen den dunklen futuristischen Illustrationen von Yukito Kishiros Battle Angel Alita im Vergleich zu der Abenteuerkomödie One Piece von Eiichiro Oda.

 

Für Young bedeutet als Künstler zu wachsen, seine Fehler zu akzeptieren. Perfektioniere unvollkommene Elemente, um deinen eigenen Stil herauszuarbeiten.

Person zeichnet Manga Frau grün/blau

„Mit Cartoons, Comics und Storytelling erzählst du die Geschichte anhand von vielen Hundert Illustrationen“, so Young. „Und es muss alles zu einem großen Ganzen zusammenkommen, damit es über die 96 Seiten oder so nicht langweilig wird. Junge Künstler müssen einfach die Tatsache akzeptieren, dass sich ihr Stil von Seite 1 bis Seite 96 verändert. Das ist in Ordnung – man arbeitet eben dann gleich beim nächsten Buch weiter daran.“
 

Welchen Stil du immer auch entwickelst, im Manga findest du deinen Platz. Manga bietet so vieles, von Samurai-Geschichten über Steampunk bis hin zu Katzenmädchen. Es gibt keinen „richtigen“ Stil und das bedeutet, dass du - mit Mut und viel Übung - einen Platz für deinen eigenen Stil finden kannst.

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